Sanierte Altlast N50: Betriebsdeponie Wilhelmsburger Eisenwerke

Bei der Altablagerung „Betriebsdeponie Wilhelmsburger Eisenwerke“ handelt es sich um eine Kiesgrube, die ab den frühen 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts bis 1989 verfüllt wurde. Die Fläche der Ablagerungen betrug etwa 15.000 m², das Volumen rund 40.000 m³. Es wurden vorwiegend Gießereirückstände (Sande, Schlacken) abgelagert.

Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden die Ablagerungen ausgehoben und entsorgt, lediglich im südlichen Teil verblieben geringe Mengen an Ablagerungen mit geringfügig erhöhtem Schadstoffpozenzial im Untergrund. Nach Ende der Räumung wurden im Grundwasser keine erheblichen Schadstoffemissionen mehr nachgewiesen und sind aufgrund der fast vollständigen Entfernung der Ablagerungen auch zukünftig nicht zu erwarten. Von der ehemaligen Altablagerung gehen keine erheblichen Gefahren für die Umwelt mehr aus, die Altlast ist daher als saniert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Sankt Pölten (Land),
Wilhelmsburg,
Göblasbruck,
1177/1, 1177/36
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll
Fläche Altlast (m²): 16.000 m²
Volumen Altlast (m³): 50.000 m³
Schadstoff(e) Teeröl (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.11.2002
Datum der Prioritätenfestlegung: 14.04.2003
Priorität: 3
Datum Ausweisung dekontaminiert: 10.04.2009
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (vollständige Räumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 14.04.2003

BESCHREIBUNG DER ALTABLAGERUNG

Die ehemalige Betriebsdeponie der Wilhelmsburger Eisenwerke befindet sich am südlichen Ortsrand von Wilhelmsburg zwischen der Lilienfelderstraße und der Bundesstraße B 20 unmittelbar westlich der Traisen.

Auf einer Fläche von ca. 15.000 m² wurde zwischen 1973 und 1989 eine Kiesgrube mit vorwiegend Gießereirückständen der Wilhelmsburger Eisenwerke und untergeordnet mit hausmüllähnlichem Gewerbemüll, Bauschutt und Sperrmüll verfüllt. Insgesamt wurden ca. 40.000 m³ abgelagert. Die Ablagerungen reichen bis in einer Tiefe von ca. 3,5 - 4 m unter Ge­lände.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung befindet sich geologisch im Bereich der niederösterreichischen Flyschzone. Der Flysch wird hauptsächlich aus einer Folge von marinen Sandsteinen, Tonen, Tonschiefern Mergelschiefern und Mergelkalken aufgebaut. Am Areal der Altablagerung besteht der Unter­grund aus quartären Sanden und Kiesen. Darunter folgen in einer Tiefe von rund 5 bis 6 m Tonmergel und Kalksandsteine, die den Grundwasserstauer bilden. Der Flurabstand des Grundwassers beträgt rund 3 bis 4 m. Die Ablagerungen liegen daher teilweise im Grundwasserschwankungsbereich.

Der Grundwasserkörper weist eine Mächtigkeit von rund 2 m und eine gute Durchlässigkeit auf (kf-Werte 10-4 bis 10-2 m/s). Die Grundwasserströmung verläuft generell nach Ost bis Nordost und wird durch örtliche Grundwasserentnahmen und die Stauhaltung der Traisen maßgeblich beein­flusst. Der Grundwasserdurchfluss über die gesamte Abstrombreite der Altlablagerung ist gering und kann mit ca. 200 bis 300 m³/d abgeschätzt werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Die Fläche der Altablagerung wird derzeit nicht genutzt. Südlich des angrenzenden Weges be­finden sich Einfamilienhäuser. In der unmittelbaren Umgebung des Standortes befinden sich Wohngebiete bzw. Brach- und Industrieflächen. Unmittelbar westlich der Altablagerung befindet sich der Standort der ehemaligen Wilhelmsburger Eisenwerke (Altlast N 47 "Wilhelmsburger Eisenwerke").

Das Grundwasser im An‑ und Abstrom wird durch Nutzwasserbrunnen genutzt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Im Bereich der Altablagerung „Betriebsdeponie Wilhelmsburger Eisenwerke“ wurde eine Kies­grube mit ca. 40.000 m³ Abfällen verfüllt. Abgelagert wurden vor allem Gießereirückstände (Sande, Schlacken). Im Bereich der Ablagerungen waren keine deponietechnischen Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers vorhanden. Anfallende Sickerwässer konnten weitgehend ungehindert in das Grundwasser gelangen.

Die Ablagerungen waren mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) verun­reinigt, stellenweise wurde ein erhöhter Metallgehalt (Blei, Zink) festgestellt. Die festgestellten Schadstoffgehalte lagen zum Teil über den Prüfwerten der ÖNORM S 2088-1, Maßnahmenschwellenwerte wurden nicht überschritten. In den Eluaten der Ablagerungsproben wurden PAK und Metalle nachgewiesen, die Konzentrationen lagen teilweise über den Prüfwerten der ÖNORM S 2088-1.

Die Sohle der Ablagerungen lag im Grundwasserschwankungsbereich. Bei höheren Grundwasserständen waren Teile der Ablagerungen im Grundwasser. Im Grundwasseranstrombereich wies das Grundwasser bereits eine erhöhte Mineralisierung auf (Leitfähigkeit, Sulfat). Vereinzelt wurden auch Schadstoffe im Grundwasser nachgewiesen (z.B. Phenole). Ursache dieser Beein­flussung der Grundwasserqualität waren die Altlast N 47 "Wilhelmsburger Eisenwerke" westlich der Betriebsdeponie sowie untergeordnet die Ablagerungen unmittelbar südlich im Bereich der Einfamilienhaussiedlung.

Im Vergleich mit dem Grundwasseranstrom war im unmittelbaren Grundwasserabstrombereich der Altablagerung generell eine deutliche Erhöhung der Mineralisierung und ein erheblich reduzierter Sauerstoffgehalt erkennbar. Diese Veränderung der Grundwasserqualität wurde bei allen Probenahmeterminen festgestellt. Bei den ersten vier Probenahmeterminen, bei denen der Grundwasserspiegel ungefähr auf der Höhe der Ablagerungssohle lag, wurden im Abstrom vereinzelt Schadstoffe nachgewiesen. Im Vergleich mit den Messswerten im Grundwasseranstrom war jedoch kein erheblicher Schadstoffeintrag aus dem Ablagerungsbereich erkennbar. Im Gegensatz dazu wurden bei den beiden letzten Probenahmeterminen während des Hochwasserereignisses im Sommer 2002 im Grundwasserabstrombereich mehrere Schadstoffe in Konzentrationen über den Prüf- bzw. Maßnahmenschwellenwerten der ÖNORM S 2088-1 nachgewiesen (PAK, Phenole, Zink, Mineralölkohlenwasserstoffe). Die Grundwasseruntersuchungsergebnisse zeigten, dass bei starken Niederschlagsereignissen und bei höheren Grundwasserständen ein erheblicher Eintrag von Schadstoffen aus den Ablagerungen in das Grundwasser stattfand.

Zusammenfassend ergab sich aus den Untersuchungsergebnissen, dass von der Altablagerung zumindest zeitweise Schadstoffe in erheblicher Menge in das Grundwasser emittierten und eine Beeinträchtigung des Grundwassers verursachten. Die Altablagerung stellte daher eine erhebliche Gefahr für das Grundwasser dar.

 

SANIERUNGSMAßNAHMEN

Zwischen November 2003 bis Oktober 2004 wurden die gesamten Ablagerungen der Altlast sowie kontaminierter Untergrund ausgehoben und entsorgt. Der ausgehobene Bereich wurde anschließend bis 1 m über dem höchsten Grundwasserstand mit sauberem Material wiederverfüllt.

Vor Beginn der Aushubmaßnahmen wurde die gesamte Fläche der Betriebsdeponie gerodet und die Baustelleneinrichtung (Schwarz-Weiß Anlage, Büro-, Aufenthalts- und Lagerräume) sowie eine temporäre Baustellenausfahrt errichtet. Der Aushub der Ablagerungen erfolgte mittels Bagger und direkter Verladung auf LKW unter Kontrolle der örtlichen Bauaufsicht. Wasserhaltungsmaßnahmen waren aufgrund der vorherrschenden Grundwasserverhältnisse nicht notwendig, sämtliche Aushubmaßnahmen wurden als Trockenbaggerung ausgeführt.

Der Großteil der ausgehobenen Ablagerungen entsprach nicht gefährlichem Abfall im Sinne der Festsetzungsverordnung. Im südwestlichen Bereich der Betriebsdeponie wurden insgesamt 30 zum Teil noch gefüllte Fässer mit pastösem Inhalt angetroffen. Nach analytischer Bestimmung der Fassinhalte wurden diese als gefährlicher Abfall entsorgt. Generell wurden die Ablagerungen und der darunterliegenden kontaminierte Untergrund bis zur Materialqualität Bodenaushub gemäß Deponieverordnung (1996) ausgehoben und entsorgt. Im südlichen Bereich der Betriebsdeponie verblieb Material mit geringfügig erhöhtem Schadstoffgehalt vor Ort.

Insgesamt wurden bei der Räumung der Betriebsdeponie folgende Mengen ausgehoben und entsorgt:

  • 11.800 to Baurestmassen*
  • 45.800 to Reststoff*
  • 17.700 to Massenabfall*
  • 87 to nicht deponierbar*
  • rd. 9 to gefährlicher Abfall (Fassinhalte und kontaminierte Fässer)

*.......gemäß Deponieverordnung

Die gesamt ausgehobene Kubatur betrug rund 40.000 m³. Im südlichen Bereich wurden ein Teil der Ablagerungen aufgrund der darüberliegenden Stichstrasse zu den Siedlungen nicht entfernt, ein Aushub wäre mit sehr hohen Kosten verbunden gewesen. Die verbliebenen Ablagerungen weisen die Qualität Baurestmassen gemäß Deponieverordnung auf.

Nach der Räumung wurde die Sohle in einem Raster von 10x10 m beprobt. Nach erfolgtem Nachweis der Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte (Bodenaushub gem. Deponieverordnung + Phenolindex < 0,1 mg/kg im Eluat) wurde der ausgehobene Bereich bis 1 m über den höchsten Grundwasserstand mit sauberem Material wiederverfüllt.

Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen

Nach Räumung der ehemaligen Betriebsdeponie der Wilhelmsburger Eisenwerke ist nur mehr eine geringfügig erhöhte Mineralisierung im Grundwasserabstrom gegeben. Organische Schadstoffe sowie Metalle sind im Grundwasser nur mehr vereinzelt in Spuren nachweisbar. Auch bei höheren Grundwasserständen war kein verstärkter Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser nachweisbar. Die mit dem Grundwasserstrom ausgetragenen Schadstofffrachten nach Ende der Sanierungsmaßnahmen sind als sehr gering zu bewerten. Aufgrund der fast vollständigen Entfernung der Ablagerungen ist zukünftig eine weitere Verbesserung der Grundwasserqualität zu erwarten. Die Altlast kann daher als saniert bewertet werden.

 

Datum der Texterstellung: November 2008