Altlast N103: Sportzentrum Vösendorf*

Bei der Altlablagerung „Sportzentrum Vösendorf“ handelt es sich um eine ehemalige Lehmgrube, welche von 1960 bis 1970 mit Abfällen verfüllt wurde. Auf einer Fläche von rund 40.000 m² wurden insgesamt rund 330.000 m³ Hausmüll, vermischt mit mineralischem Bodenaushub und Baurestmassen, ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz abgelagert.

Der südliche Bereich der Altablagerung mit einer Fläche von etwa 11.000 m² und einem Volumen von rund 160.000 m³ weist hohe Schüttmächtigkeiten und einen erhöhten Hausmüllanteil und dadurch ein erhöhtes Deponiegasbildungspotential auf. Eine Ausbreitung von Deponiegas in nahegelegene Keller ist nicht anzunehmen. Es wurde keine Deponiegasmigration an der Oberfläche der Altablagerung festgestellt. Die Schadstoffmenge ist lokal erhöht. Das Grundwasser im Bereich der Lehmgrube wird durch die Ablagerungen verunreinigt. Aufgrund des geringen Grundwasserdurchflusses sind die Schadstofffrachten im Abstrom als gering zu beurteilen. Für den erheblich kontaminierten Teil ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

* Die Verdachtsfläche "Sportzentrum Vösendorf" wurde vorab in das Altlastenverzeichnis aufgenommen. Eine rechtsverbindliche Ausweisung in der Altlastenatlasverordnung wird erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Mödling,
Vösendorf,
Vösendorf,
1304/58
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 11.000 m²
Volumen Altlast (m³): 160.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altlablagerung „Sportzentrum Vösendorf“ befindet sich südlich des Ortszentrums von Vösendorf, rund 1 km südlich von Wien. Rund 800 m westlich liegt der Autobahnknoten Vösendorf. Bei der Altablagerung handelt es sich um eine ehemalige Lehmgrube. Auf rund 40.000 m² Fläche wurde im Zeitraum von 1960 bis 1970 Hausmüll, vermischt mit mineralischem Bodenaushub und Baurestmassen, mit einem Volumen von rund 330.000 m³ abgelagert. Die mittlere Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt rund 9,0 m. Die maximale Ablagerungsmächtigkeit liegt bei 19 m. Die tiefsten Grubenbereiche befinden sich im südlichen Bereich der Altablagerung

Die Fläche mit großer Ablagerungsmächtigkeit kann mit rund 11.000 m² abgeschätzt werden. Die Verfüllung der Grube erfolgte ohne Basisabdichtung, Sickerwassererfassung und Deponiegaserfassung. Die Grube wurde bis 0,5 bis 2,0 m unter GOK verfüllt und anschließend mit einer im Mittel 0,8 m mächtigen Schicht aus lehmigem Material abgedeckt. Im Zuge der Herstellung von Untergrundaufschlüssen im Bereich der Altablagerung wurde ab einer Tiefe von durchschnittlich 3 m Wasser angetroffen.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung ist im Grundwasserkörper des "Südlichen Wiener Beckens" situiert. Die Entfernung zum rechten Petersbachufer beträgt rund 400 m. Der Untergrund besteht aus tief gelagerten, jüngeren Deckenschottern, welche von einer mächtigen Schicht aus Löss und Lehm überlagert werden. Diese, bis in eine Tiefe von mindestens 20 m anstehenden, tonigen Schluffe werden lokal auch als "Inzersdorfer Tegel" bezeichnet. Zum Teil sind im Bereich der Altablagerung in diese tonigen Schluffe 2 oder 3 schwach schluffige Feinsandlagen eingelagert. In den besser durchlässigen Feinsandlagen wurde zum Teil Schichtwasser angetroffen.

Die Durchlässigkeit der Feinsandlagen kann mit maximal 10-6 bis 10-5 m/s angegeben werden. Im Zuge der Untergrundaufschlüsse wurde im Bereich der Altablagerung Grundwasser in Form von Schichtwasser in Tiefen zwischen 1,2 m und 8,7 m unter Geländeoberkante angetroffen.

Die Mächtigkeit der Schichtwässer in den besser durchlässigen Feinsandlagen betragen maximal wenige Meter, im Bereich der Altablagerung beträgt die Mächtigkeit im Mittel 5,5 m. Die auf Basis der Abstichmessungen ermittelte lokale Grundwasserströmungsrichtung ist nach Nordnordost bis Nordost gerichtet. Aufgrund der ermittelten Durchlässigkeit und der Mächtigkeit der durchlässigen Schichten kann der Durchfluss mit maximal 10 m³/d grob abgeschätzt werden und ist als sehr gering zu bezeichnen.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Bereich der Altablagerung wird als Sportzentrum genutzt. Auf der Altablagerung befinden sich im Süden ein Teil des Hauptfußballfeldes sowie einer Laufbahn. Im Westen existiert ein weiterer Trainingsfußballplatz. Im Osten ist die Fläche mit Tennisplätzen überbaut. Weiters liegt in diesem Bereich ein kleines Klubhaus, inklusive eines asphaltierten Vorplatzes und einer Parkplatzanlage. Im Norden schließt an die Tennisanlagen ein weiterer Parkplatz an. Im Norden der Altablagerung ist ein Eisstockplatz (asphaltiert) inklusive einem zweiten Klubhaus gelegen. Im nördlichsten Bereich der Ablagerung befindet sich eine BMX-Bahn. Insgesamt ist rund ein 1/6 der Gesamtfläche versiegelt. Im Bereich der Altablagerung existieren diverse unterirdische Schächte. Die auf der Altablagerung gelegenen Gebäude sind nicht unterkellert.

Direkt nördlich grenzt an die Altlablagerung eine Wohnhausanlage mit einem Parkplatz an. Weiters liegt, rund 30 m nördlich der Altablagerung, das unterkellerte Hauptklubhaus der Sportanlage. Südlich der Altablagerung befindet sich das Hauptfußballfeld, westlich und östlich liegen landwirtschaftlich genutzte Felder. Die Wohnhausanlage nördlich der Altablagerung ist mit Kellern ausgestattet. Das Sportzentrum Vösendorf liegt im Schongebiet der Heilquelle Oberlaa, welche die ergiebigen Thermalwässer in rund 350 bis 450 m Tiefe erschließt. Aufgrund der anstehenden Geologie existieren im nahen Abstrom der Altablagerung keine relevanten Grundwassernutzungen.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung "Sportzentrum Vösendorf" handelt es sich um eine ehemalige Lehmgrube. Auf rund 40.000 m² Fläche wurde im Zeitraum von 1960 bis 1970 Hausmüll, vermischt mit mineralischem Bodenaushub und Baurestmassen, mit einem Volumen von rund 330.000 m³ abgelagert. Die mittlere Mächtigkeit Ablagerungen beträgt rund 9,0 m. Die maximale Ablagerungsmächtigkeit liegt bei 19 m. Im Zuge der Herstellung von Untergrundaufschlüssen im Bereich der Altablagerung wurde ab einer Tiefe von durchschnittlich 3 m Wasser angetroffen.

In einem historischen Luftbild aus dem Jahr 1956 ist ersichtlich, dass der tiefste Grubenbereich im südlichen Bereich der Altablagerung liegt, was durch die hergestellten Untergrundaufschlüsse bestätigt wird. Die Fläche und das Volumen jenes Teils der Altablagerung kann mit etwa 11.000 m² bzw. 160.000 m³ abgeschätzt werden.

Die durchgeführten temporären Deponiegasmessungen zeigten vor allem im südlichen Ablagerungsbereich stark erhöhte Methangaskonzentrationen von mehr als 60 Vol.-% bzw. einen deutlichen anaeroben Abbau von organischen Abfällen. Bei aktuellen Absaugversuchen in diesem Bereich wurden ebenfalls sehr hohe Deponiegaskonzentrationen mit bis zu 70 Vol.-% bestimmt, die im Verlauf jedoch wieder abnahmen. Generell zeigten die Absaugversuche in der Vergangenheit sowie die aktuellen Messungen, dass in Teilbereichen noch eine dauerhafte Deponiegasproduktion stattfindet. Dabei muss berücksichtigt werden, dass aufgrund des hohen Wasserspiegels innerhalb der Ablagerungen bei diesen Messungen nicht der gesamte Ablagerungskörper, sondern nur die obersten Meter dieses Körpers erfasst wurden. In den Untergrundaufschlüssen wurden aber auch in größeren Tiefen Hausmüllanteile angetroffen. Die Deponiegasuntersuchungen hinsichtlich leichtflüchtiger Kohlenwasserstoffe waren generell unauffällig. Es ergeben sich keine Hinweise, dass im ungesättigten Bereich der Altablagerung größere Mengen Abfälle mit leichtflüchtigen Schadstoffen abgelagert wurden.

Bei den vergangenen sowie aktuellen Raumluftmessungen im Bereich der Altablagerung zeigten sich in Kellern oder anderen Gebäudeteilen keine Hinweise auf Deponiegas. In Schächten wurden vor allem im südlichen Bereich der Altablagerung erhöhte Methan- und Kohlenstoffdioxidkonzentrationen sowie verminderte Sauerstoffkonzentrationen angetroffen. Aufgrund des dichten Untergrundes sind weitreichende Deponiegasmigrationen nicht wahrscheinlich.

Die Oberflächenemissionsmessungen erbrachten keinen Nachweis von Deponiegas an der Oberfläche der Altablagerung.

Bei der Untersuchung von Bodenproben wurde für eine Teilfläche (Kinderspielplatz) eine gering erhöhte Belastung durch Benzo(a)pyren festgestellt. Grundsätzlich lagen die Ergebnisse der Referenzflächen in ähnlicher Größenordnung wie die der Teilflächen auf der Altablagerung. Aufgrund der Ergebnisse ist davon auszugehen, dass die Oberflächenabdeckung der Altablagerung keine signifikante zusätzliche Schadstoffexposition verursacht.

Alle durchgeführten Untergrundaufschlüsse zeigten, dass in der Ablagerung keine reinen Hausmüllbereiche vorliegen, sondern Hausmüll vermischt mit mineralischem Bodenmaterial und Baurestmassen verfüllt wurden. Der Hausmüllanteil ist im südlichen Bereich der Altablagerung am höchsten und nimmt gegen Norden hin ab. Über die gesamte Ablagerungsfläche verteilt zeigen sich erhöhte Konzentrationen im Feststoff für die Parameter Mineralölkohlenwasserstoffe und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Dabei lässt sich eine Zunahme der Konzentrationen vom nördlichen zum südlichen Bereich der Ablagerung feststellen. Vereinzelt wurden signifikante Belastungen mit den Schwermetallen Blei, Cadmium, Kupfer, Quecksilber und Zink nachgewiesen. Die aktuellen Feststoffuntersuchungen bestätigen das Ergebnis der vergangenen Untersuchungen. Aufgrund der Ergebnisse der Feststoffuntersuchungen ist davon auszugehen, dass die Ablagerungen zum Teil erhöhte Schadstoffgehalte aufweisen.

Die Ergebnisse der Grund- bzw. Schichtwasseruntersuchungen zeigten deutlich erhöhte Konzentrationen der hausmülltypischen Parameter Ammonium, Kalium, Bor, Chlorid und Sulfat, wobei bei aktuellen Untersuchungen ein Rückgang der Kaliumkonzentrationen festgestellt werden konnte. Auch für Ammonium, das in der Vergangenheit in den Messstellen GW1 und GW3 hohe Konzentrationen zeigte, konnte eine Abnahme beobachtet werden. Aufgrund des geringen Grundwasserdurchflusses und der Lage eines Großteils der Ablagerungen im Grundwasser weist das Grundwasser innerhalb der Lehmgrube Sickerwasserqualität auf. Zu signifikanten Beeinflussungen durch Schadstoffe kommt es im zentralen und nördlichen Abstrombereich der Altlablagerung vor allem beim Parameter Benzol. Bei den aktuellen Untersuchungen wurden zusätzlich Belastungen durch Vinylchlorid sowohl im Abstrom als auch im Anstrom festgestellt. Unter Berücksichtigung des geringen Grundwasserdurchflusses sind die Schadstofffrachten im Abstrom als gering zu beurteilen. Eine weitreichende Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser ist in den gering durchlässigen Schichten nicht zu erwarten.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass der südliche Bereich der Altablagerung mit einer Fläche von etwa 11.000 m² und einem Volumen von rund 160.000 m³, der die höchsten Schüttmächtigkeiten aufweist, einen erhöhten Hausmüllanteil und dadurch ein erhöhtes Deponiegasbildungspotential aufweist. Eine Ausbreitung von Deponiegas in nahegelegene Keller ist nicht anzunehmen. Es wurde keine Deponiegasmigration an der Oberfläche der Altablagerung festgestellt. Die Schadstoffmenge ist lokal erhöht. Das Grundwasser im Bereich der Lehmgrube wird durch die Ablagerungen verunreinigt. Aufgrund des geringen Grundwasserdurchflusses sind die Schadstofffrachten im Abstrom als gering zu beurteilen.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Schutzgut Luft. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Gasemissionspotenzial: erheblich

Im Zeitraum von 1960 bis 1970 wurden im südlichen Bereich einer Lehmgrube rund 160.000 m³ zum Teil organisch abbaubare Abfälle abgelagert. Bereichsweise sind die aktuellen Deponiegaskonzentrationen hoch. Die Fläche mit stark erhöhten Deponiegaskonzentrationen kann auf etwa 11.000 m² abgeschätzt werden. Das Deponiegasbildungspotenzial ist aufgrund der abgelagerten Materialien und Mengen in diesem Bereich erhöht. Die Deponiegasbildung wird durch den Wassereinstau der Altablagerung begrenzt. Das Gasemissionspotenzial ist insgesamt erheblich. 

Gasmigration: möglich

Der Untergrund ist im Bereich der Altablagerung ist gering durchlässig. Methan wurde auf der Altablagerung in unterirdischen Einbauten nachgewiesen. Eine Deponiegasmigration in Kellerräume konnte nicht nachgewiesen werden. Eine Ausbreitung von Deponiegas im Untergrund ist grundsätzlich möglich.

Bedeutung des Schutzgutes: sonstige Nutzung

Der Bereich der Altablagerung wird als Sportzentrum genutzt. Auf der Altablagerung befinden sich keine unterirdischen Gebäudeteile. Direkt nördlich grenzt an die Altlablagerung eine unterkellerte Wohnhausanlage. Weiters liegt, rund 30 m nördlich der Altablagerung, das unterkellerte Hauptklubhaus der Sportanlage. Eine Deponiegasmigration bis in diesem Bereich kann aufgrund der Untersuchungen ausgeschlossen werden.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Beurteilung der Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich für den südlichen Teil der Altablagerung die Prioritätenklasse 3.

 

Datum der Texterstellung: Dezember 2023

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