Sanierte Altlast W16: Rembrandtin Donaufelderstraße

Der 1 ha große Altstandort wurde von 1911 bis 1989 von mehreren Firmen als Produktionsstandort für Lacke und Farben genutzt. Auf dem Gelände befanden sich diverse Betriebsgebäude sowie Lagertanks. Auf der gesamten Fläche wurden zudem Anschüttungen festgestellt, zum Teil verunreinigt mit produktionsspezifischen Abfällen wie z.B. Lackresten und Lackgebinden. Ausgehend von Untergrundverunreinigungen kam es zu einem Schadstoffeintrag in das Grundwasser.

Von 1989 bis 1993 erfolgten Sanierungsarbeiten, die den Abbruch von Gebäuden und unterirdischen Anlagenteilen sowie einen Aushub von kontaminiertem Untergrund und Ablagerungen umfassten. Im Zuge der Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses mit Tiefgarage fanden weitere Aushubarbeiten statt. Durch die Aushubmaßnahmen wurde vermutlich der kontaminierte Untergrund weitgehend entfernt. Bei aktuellen Grundwasseruntersuchungen wurden keine relevanten Verunreinigungen festgestellt. Es ist auch zukünftig mit keinen erheblichen Schadstoffeinträgen in das Grundwasser zu rechnen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wien 21.,Floridsdorf,
Wien,
Donaufeld,
1166/2, 1559/2
Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wien 21.,Floridsdorf,
Wien,
Leopoldau,
1150/54, 2428/1, 2428/4
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Farben- und Lackindustrie
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 10.000 m²
Schadstoff(e) Phenole
Anorganische Schadstoffe (Cyanide)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.06.1993
Datum der Prioritätenfestlegung: 26.07.1993
Priorität: 2
Datum Ausweisung dekontaminiert: 01.12.2020
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (vollständige Räumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.12.2020

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

 

Der rund 1 ha große Altstandort ist im Bereich des "Donaufeldes" im 21. Wiener Gemeindebezirk, unmittelbar an der Donaufelder Straße situiert. Vor der Bebauung des Geländes wurde die Fläche zur Schottergewinnung verwendet bzw. die entstandenen Schottergruben wieder verfüllt.

Von 1911 bis 1989 wurde der Standort von mehreren Lackfirmen als Produktionsstandort genutzt. Die Firma Rembrandtin befand sich seit 1937 auf dem Altstandort und stellte im Februar 1989 die Produktion ein.

Im Rahmen der Nutzung befanden sich auf dem gesamten Altstandort diverse Betriebseinrichtungen bzw. -gebäude der Lackfirmen, unter anderem auch ober- und unterirdische Lagertanks und Sickerschächte. Bei der langen gewerblichen Nutzung kam es zu Verunreinigungen des Untergrundes und zur Ablagerung von produktionsspezifischen Stoffen und Abfällen.

Untergrundverhältnisse

Aus geologischer Sicht liegt der Altstandort im Bereich der Donauschotter im Grundwasserkörper "Marchfeld", in der Zone der rezenten Mäander. In diesem Bereich lagern auf den Sedimenten des Jungtertiärs Donauschotter mit einer Mächtigkeit von mehreren Metern. Den natürlichen Abschluss zur Geländeoberfläche bilden generell unterschiedlich mächtige Aulehmschichten, die heute durch Anschüttungen überlagert sind.

Den Hauptgrundwasserleiter stellen die Donauschotter dar, die im Bereich des Altstandortes    6 – 8 m mächtig sind. Die Grundwassermächtigkeit beträgt 3 – 5 m mit einem Flurabstand von rund 2 – 6 m. Insgesamt fließt das Grundwasser im Bereich des Altstandtortes in Richtung Osten mit einem Grundwasserspiegelgefälle von 0,05 %. Die hydraulische Durchlässigkeit lässt sich mit 1 – 5 x 10-3 m/s abschätzen, der spezifisch hydraulisch Durchfluss bei einer mittleren Grundwassermächtigkeit von 5 m liegt bei 0,2-1,0 m³/(d*m). Der Durchfluss über die gesamte Abstrombreite des Altstandortes (etwa 300 m) kann mit rund 60 – 300 m³/d abgeschätzt werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Standort ist heute bis auf den nördlichen Teil vollständig mit einer Gewerbe- und Wohnhausanlage überbaut, unter der zumindest in Teilbereichen eine 2-stöckige Tiefgarage situiert ist. Westlich und östlich schießen sich zwei weitere Hausanlagen an. Nördlich liegen Grünanlagen bzw. Brachflächen vor, auf denen Ablagerungen in einer teilverfüllten Grube anzutreffen sind.

Der Standort liegt in keinem Schutzgebiet, Trinkwasserbrunnen existieren keine. Brunnen zur Bewässerung sind vermutlich im Bereich mehrerer Gärtnereien ca. 150 m im Abstrom vorhanden.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Im Bereich des gesamten Altstandortes wurden mehrere Meter mächtige Verfüllungen festgestellt. Abgelagert wurden Aushubmaterial, Bauschutt, Aschen, Schlacken und auch produktionsspezifische Abfälle, wie z.B. Lackreste und Lackgebinde.

Die Untersuchungen der Ablagerungen und des Untergrundes ergaben Kontaminationen insbesondere mit Phenolen und Cyaniden. Bei der Ermittlung von Gesamtschadstoffgehalten in den Untergrundproben wurden weiters in einzelnen Proben stark erhöhte Werte für Summe Benzol, Toluol, Ethylbenzol, Xylole (ΣBTEX, um 200 mg/kg TS) und Summe Polychlorierte Biphenyle (ΣPCB, um 100 mg/kg TS) festgestellt.

Zusammenfassend war festzustellen, dass die Ablagerungen und der Untergrund lokal stark kontaminiert waren. Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen zeigten, dass es zu einem Schadstoffeintrag in das Grundwasser gekommen war.

 

SANIERUNGSMAßNAHMEN

Ziel der Sanierungsmaßnahmen war es, durch Entfernung der Kontaminationen einen Eintrag von Schadstoffen ins Grundwasser sowie dessen weitere Ausbreitung mit dem Grundwasserstrom zu verhindern.

Im Dezember 1989 wurden die Sickerschächte und kontaminiertes Erdreich im Bereich der Sickerschächte entfernt.

Von September 1992 bis Juni 1993 wurden alle auf dem Areal befindlichen Gebäude abgebrochen und unterirdische Anlagenteile entfernt. Abfallanschüttungen und kontaminierte Untergrundbereiche wurden bis zu einer Tiefe von 5,5 m ausgehoben und entfernt.

Im Zuge der Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses am Altstandort im Zeitraum von Anfang 1999 bis November 2001 wurde zur Errichtung einer Tiefgarage der Untergrund großflächig bis 6,5 m Tiefe ausgehoben.

Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen

Der Bereich der Sickerschächte wurde im Dezember 1989 ausgehoben, die Schächte abgebrochen und entsorgt. Im Anschluss erfolgte im Herbst 1992 der Abbruch aller oberirdischen Gebäude. Im Jänner 1993 wurde dann mit dem Abbruch der unterirdischen Anlagenteile sowie dem Aushub und der Verfuhr der Anschüttungen und des kontaminierten Untergrundes begonnen. Insgesamt wurde alles Material, dessen Eluat die ehemaligen Grenzwerte der Eluatklasse IIb der ÖNORM S 2072 überschritt entsorgt. Unabhängig davon wurden alle Aushubmaterialien entsorgt, welche organoleptisch auffällig waren.

Die Räumung erfolgte lokal bis ca. 1 m unter den Grundwasserspiegel (5,5 m u GOK). Die ungefähren ehemaligen Räumtiefen sowie die Lage der relevanten Aushubbereiche lassen sich aus der nächsten Abbildung ablesen.

Vorbereitend zur Räumung wurden 60 Untergrundproben und 5 Grundwasserproben (Schöpfproben aus Vorerkundungsschürfen) analysiert. Insgesamt wurden im Anschluss bei den Sanierungsarbeiten 1992/93 rund 10.000 t Material (Eluatklasse III) und ca. 2.500 t (Eluatklasse II) ausgehoben und entsorgt. Kontaminationsherde wurden vermutlich weitgehend entfernt, im Bereich der südwestlichen Grundstücksgrenze verblieb eine Verunreinigung außerhalb des Altstandortes unterhalb des angrenzenden Fußweges.

Im Zuge der anschließenden Bebauung wurde auf einem Großteil des Altstandortes der Untergrund vollflächig bis 6,5 m u. GOK (ca. 1,5 m unter NGW) ausgehoben und die heutige Tiefgarage errichtet. Insgesamt wurden ca. 50.000 m³ Material entsorgt.

Beurteilung der Maßnahmen

Durch die Aushubmaßnahmen 1992/93 und 1999/2000 im Zuge der Errichtung einer Tiefgarage wurde der verunreinigte Untergrund im Bereich des Altstandortes vermutlich weitgehend entfernt. Insgesamt wurden ca. 50.000 m³ Untergrund bis auf eine Tiefe von 6,5 m entfernt. Im südwestlichen Bereich außerhalb des Altstandortes verblieben Kontaminationen im Untergrund.

Im Grundwasser wurden bei aktuellen Untersuchungen keine Auswirkungen durch die verbliebenen Kontaminationen festgestellt. Es ist daher davon auszugehen, dass die verbliebenen Kontaminationen nur ein geringes Ausmaß und eine begrenzte Intensität aufweisen. Es ist auch zukünftig mit keinen erheblichen Schadstoffeinträgen in das Grundwasser zu rechnen.

 

Datum der Texterstellung: November 2019