Altlast V7: Bäckerei Kopf

Auf dem Altstandort „Bäckerei Kopf“, der eine Fläche von rd. 500 m² aufweist, wurden ab 1952 über einen Zeitraum von 55 Jahren Backwaren hergestellt. Zur Energieversorgung des Backofens und zur Beheizung des Gebäudes wurde Heizöl Leicht verwendet. Ausgehend vom Altstandort und einer Undichtigkeit an dessen Heizungsanlage liegt eine erhebliche Untergrundverunreinigung durch Heizöl Leicht vor.

Auf einer Fläche von 2.000-2.500 m² schwimmt Heizöl auf dem Grundwasser auf. Der Grundwasserschwankungsbereich in etwa 4-5 m Tiefe ist im Ausmaß von 2.500-3.000 m³ erheblich verunreinigt. Im Abstrombereich der Untergrundverunreinigung sind die Belastungen des Grundwassers gering.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Dornbirn,
Dornbirn,
Dornbirn,
8568/5, 8569/4, 8570/2, 8571/3, 8571/4, .1143/1, .1143/2, .2305
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Herstellung von Nahrungsmitteln
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 2.800 m²
Volumen Altlast (m³): 2.750 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (Diesel/Heizöl)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.10.2021
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.10.2021
Priorität: 3
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen (Phasenabschöpfung (LNAPL), pump & treat (GW-Sanierung))

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort „Bäckerei Kopf“ befindet sich in zentraler Lage im Stadtgebiet von Dornbirn und umfasst eine Fläche von etwa 500 m².

Auf dem Standort wurde im Zeitraum von 1952 bis 2007 eine Bäckerei betrieben. Die Backstube mit dem Backofen befand sich im nördlichen Gebäudeteil, welcher nicht unterkellert ist.

Die betriebliche Energieversorgung erfolgte vermutlich ab den 1960er Jahren bis 1997 mit Heizöl Leicht. Der Lagertank befand sich im südlichen Gebäudeteil im Untergeschoß.

Im April 1994 wurde im Liftschacht eines unmittelbar nördlich angrenzenden Metzgereibetriebes Mineralöl angetroffen. Als Ausgangspunkt wurde eine an mehreren Stellen punktuell durchgerostete Ölleitung hinter einer Abdeckung des Bäckereiofens angenommen. In der Wand des Liftschachts wurden Horizontalbohrungen durchgeführt und ein weiterer Mineralölzutritt aus dem angrenzenden Untergrund beobachtet. Insgesamt wurden aus dem Liftschacht rd. 1.800 Liter Heizöl abgepumpt.

Im Jahr 1996 wurde anlässlich einer Lift-Revision neuerlich Öl-Wasser-Gemisch im Liftschacht festgestellt.

Untergrundverhältnisse

Das Gelände des Altstandortes befindet sich auf etwa 432 m ü. A. und weist wie das umliegende Gelände ein geringes Gefälle in nordwestlicher Richtung auf. Der Standort ist vollständig bebaut bzw. versiegelt.

Der Standort befindet sich im Bereich des Schwemmfächers der Dornbirner Ache. Unter der Oberflächenversiegelung oder der Humusauflage wird der Untergrund durch rasche Wechsel von gut durchlässigen Sedimenten (Kies, Sand, Steine) und gering durchlässigen Schichten (Ton, Schluff, Feinsand) geprägt. Lokal ist der natürliche Untergrund durch geringmächtige mineralische Anschüttungen ersetzt.

Das Grundwasser wird in Tiefen ab etwa 4 m unter GOK angetroffen. Lokal liegen gespannte Grundwasserverhältnisse und getrennte Grundwasserhorizonte vor. Die Grundwasserströmung erfolgt bei einem Gefälle von 0,5-1 % nach Nord bis Nordnordwest. Die hydraulische Durchlässigkeit variiert in den grundwasserführenden Schichten zwischen etwa 1×10-3 m/s und 5×10-5 m/s.

Die spezifische hydraulische Fracht der obersten 5 m der wassergesättigten Zone wird mit max. 1 m³ pro Tag je Querschnittsmeter abgeschätzt.

Das Niederschlagswasser bzw. die Dachwässer werden am Altstandort in die Kanalisation eingeleitet. Die Sickerwassermenge im Bereich des Altstandortes ist insgesamt als sehr gering anzunehmen. Im Umfeld des Altstandorts versickert ein Teil der Niederschlagswässer in den Grünflächen und die Dachwässer werden entweder in die Kanalisation abgeführt oder punktuell versickert (Sickerschacht).

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort wird als Wohnhaus und teilweise durch einen nördlich angrenzenden Fleischgroßhandelsbetrieb gewerblich genutzt. Ebenfalls nördlich angrenzend befindet sich weiterhin ein Metzgereibetrieb. Die umliegenden Flächen werden vorwiegend als Wohngebiet genutzt (ca. 50 % unversiegelte Flächen).

Der Standort liegt im Grundwasserkörper „Rheintal“ (GK 100149) und befindet sich in keinem Grundwasserschutz- oder Grundwasserschongebiet. 

Südlich bzw. anstromig des Altstandortes befinden sich mehrere Nutzwasserbrunnen (z.B. Wärmepumpenbetrieb). Der nächstgelegene Nutzwasserbrunnen im Abstrom ist rd. 450 m entfernt. Trinkwassernutzungen sind im Umfeld des Standorts nicht bekannt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Auf dem Altstandort „Bäckerei Kopf“, der eine Fläche von rd. 500 m² aufweist und vollständig bebaut bzw. versiegelt ist, wurden ab 1952 über einen Zeitraum von 55 Jahren Backwaren hergestellt. Zur Energieversorgung des Backofens und zur Beheizung des Gebäudes wurde Heizöl Leicht verwendet. Der Lagertank befand sich im Untergeschoß.

Beim Backofen und vermutlich an zumindest einer weiteren Stelle in nicht einsehbaren (unterirdischen) Teilen der Ölleitung kam es zu einem Austritt von Heizöl in den Untergrund. Das Heizöl breitete sich in der ungesättigten Zone unter dem Bäckereigebäude aus und gelangte über bevorzugte Wegsamkeiten, insbesondere in der Hinterfüllung eines Liftschachts im nördlich angrenzenden Gebäude, in den Grundwasserschwankungsbereich in etwa 4-5 m unter GOK. Es ist anzunehmen, dass der Ölaustritt bis zur Feststellung des Schadens im Jahr 1994 über einen Zeitraum von mehreren Jahren unbemerkt erfolgte und daher der Eintrag in den Untergrund zumindest teilweise vor 1990 stattfand.

Das Heizöl breitete sich entsprechend seiner chemisch-physikalischen Eigenschaften als am Grundwasser aufschwimmende Mineralölphase entlang der Grundwasserfließrichtung nach Nordnordwesten aus. Die eingetragene Heizölmenge wurde anlässlich einer Untergrunderkundung im Jahr 1997 mit mehr als 30.000 Liter abgeschätzt. Im Zuge einer Sanierung mittels hydraulischer Maßnahmen wurden zwischen 1997 und 2003 etwa 13.000 Liter Heizöl aus dem Untergrund entfernt.

Die Ergebnisse der Untergrunderkundung im Jahr 2019 zeigen, dass nach der Sanierung noch erhebliche Mineralölmengen im Untergrund verblieben sind. Die Ausdehnung der Mineralölphase wird aktuell, bei einer Länge von rd. 100 m und einer Breite von 20-30 m, mit 2.000-2.500 m² abgeschätzt. Die Mächtigkeit der Mineralölphase liegt im Millimeterbereich.

Die Fläche des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches – Ölphase und/oder Gesamtgehalt an Mineralölkohlenwasserstoffen (MKW) >500 mg/kg TS – ist mit 2.500-3.000 m² nur wenig größer als die aktuelle Ölphase und entspricht dem 1997 festgestellten Flächenausmaß. Unterschiede in der Ausdehnung zwischen 1997 und 2019 können auf den Sanierungseffekt und den Detaillierungsgrad der Abgrenzung zurückzuführen sein. Eine signifikant erweiterte Ausbreitung der Ölphase ist im Vergleich zu 1997 nicht festzustellen. Die Mobilität der Ölphase ist aufgrund von Alterungsprozessen und der Barrierewirkung von gering durchlässigen Untergrundschichten (Ton, Schluff, Feinsand) eingeschränkt.

Die Mächtigkeit des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches beträgt rd. 1 m und entspricht dem Grundwasserschwankungsbereich. Das Ausmaß des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches, der eine mittlere MKW-Belastung (KW-Index) von rd. 1.400 mg/kg TS aufweist, kann mit 2.500-3.000 m³ abgeschätzt werden.

Gemäß den Feststoff-, Ölphasen- und Grundwasseruntersuchungen sind die erheblichen Verunreinigungen durchwegs auf MKW aus dem Mitteldestillat- und dem Schmierölbereich zurückzuführen, entsprechend Heizöl Leicht. Hinweise auf weitere Eintragsstellen von Heizöl Leicht außerhalb des Altstandortes liegen nicht vor. Die nach der Sanierung im Untergrund verbliebene Heizölmenge kann aufgrund der Untersuchungsergebnisse mit >15.000 Liter abgeschätzt werden.

Durch Schwankungen des Grundwasserspiegels und versickerndes Niederschlagswasser werden MKW in die gesättigte Zone eingetragen. Im Bereich der erheblichen Verunreinigungen wird der Prüfwert der ÖNORM S 2088-1 für den KW-Index (60 µg/l) in Grundwasserpumpproben bis zum 300-fachen überschritten. Die Mobilität der MKW ist allerdings durch Alterungsprozesse und – wie die Vergleichsuntersuchungen an trüben und klaren Proben zeigen – durch Adsorption an die feinkörnigen Anteile des Aquifers eingeschränkt. Zudem ist von einem mikrobiellen Abbau der gelösten MKW auszugehen. Dementsprechend sind im unmittelbaren und nahen Abstrom des erheblich verunreinigten Bereiches in den quartalsweise entnommenen Pumpproben und im Rahmen von Pumpversuchen zwar Hinweise auf den MKW-Abbau vorhanden (Sauerstoffzehrung, erhöhte Eisenwerte), jedoch keine MKW nachweisbar. Die aus dem erheblich verunreinigten Bereich abströmende MKW-Fracht ist als gering einzuschätzen. Der Anstrom zum Altstandort weist keine MKW-Vorbelastungen auf.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass ausgehend vom Altstandort „Bäckerei Kopf“ und dessen Heizungsanlage eine erhebliche Untergrundverunreinigung durch Heizöl Leicht vorliegt. Auf einer Fläche von 2.000-2.500 m² schwimmt Heizöl auf dem Grundwasser auf. Der Grundwasserschwankungsbereich in etwa 4-5 m Tiefe ist im Ausmaß von 2.500-3.000 m³ erheblich verunreinigt. Im Abstrombereich der Untergrundverunreinigung sind die Belastungen des Grundwassers gering.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: erheblich 
Auf einer Fläche von 2.500-3.000 m² ist der Untergrund vor allem im Grundwasserschwankungsbereich erheblich mit Mineralölkohlenwasserstoffen bzw. Heizöl Leicht verunreinigt. Dabei schwimmt auf einer Fläche von 2.000-2.500 m² eine Mineralölphase auf dem Grundwasser auf. Das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches kann mit 2.500-3.000 m³ abgeschätzt werden. Heizöl Leicht weist aufgrund der stofflichen Eigenschaften ein hohes Gefährdungspotential für das Grundwasser auf und ist als schädlich einzustufen. Unter Berücksichtigung der Art der Schadstoffe und des Ausmaßes der Verunreinigungen ergibt sich insgesamt ein erhebliches Schadstoffpotential. 

Schadstoffausbreitung: lokal
Aufgrund der Untergrundverhältnisse und der Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen kann die Länge der Schadstofffahne mit deutlich unter 100 m abgeschätzt werden. Die mit dem Grundwasser abströmende Fracht an Mineralölkohlenwasserstoffen ist als gering einzuschätzen. Die Schadstoffausbreitung ist daher insgesamt als lokal zu beurteilen. Eine weitere Schadstoffausbreitung ist mittel- und langfristig nicht zu erwarten. 


Schutzgut: nutzbar
Der Altstandort und der Bereich mit erheblicher Mineralölbelastung befinden sich in keinem wasserwirtschaftlich besonders geschützten Gebiet. Im Umfeld bis 500 m Entfernung befinden sich mehrere Nutzwasserbrunnen. Trinkwassernutzungen sind im Umfeld des Standorts nicht bekannt. Eine Gefährdung bestehender Nutzungen zu Wasserversorgungszwecken ist nicht gegeben. Das Grundwasserdargebot ist als mäßig ergiebig zu beurteilen. 


Prioritätenklasse: Vorschlag: 3
Entsprechend der Beurteilung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich die Prioritätenklasse 3. 

 

Datum der Texterstellung: April 2021