Sanierte Altlast ST9: AGIP St. Michael

Im Bereich einer Altablagerung war im Zeitraum von 1965 bis 1984 von der Firma AGIP ein Tanklager betrieben worden. Der Altstandort befindet sich im Bereich der Einmündung des Liesingtales in das Murtal unmittelbar westlich der Unterführung der Südbahn unter der Phyrnautobahn.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Leoben,
Sankt Michael in Obersteiermark,
Liesingthal,
333/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Mineralöl-, Treibstofflager
Fläche Altlast (m²): 4.800 m²
Schadstoff(e)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 30.11.1992
Datum der Prioritätenfestlegung: 20.05.1997
Priorität: 3
Datum Ausweisung dekontaminiert: 20.11.1997
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 24.11.1997

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Die Mächtigkeit der anthropogenen Anschüttungen im Bereich der Altlast beträgt im Durchschnitt etwa 4 m bzw. bis zu 7 m. Abgelagert wurden vor allem Aushubmaterialien, Bauschutt und Schlacken unbekannter Herkunft. Die Altablagerung bzw. die Betriebsanlagen des Tanklagers umfassten eine Fläche von etwa 4.700 m².

Das Gelände der Altlast befindet sich am ebenen Talboden des Murtales auf etwa 593 bis 595 m ü.A. Unmittelbar nördlich bis nordwestlich des Standortes beginnen die steil einfallenden, bewaldeten Hangbereiche des Liesingberges. Der lokale Untergrundaufbau im Murtal wird von quartären Sedimenten geprägt. Bis in eine Tiefe von etwa 15 m sind durchgehend sandige Kiese bzw. kiesige Sande anzutreffen, in die vereinzelt geringmächtige Blockwerksablagerungen eingelagert sind. Ab einer Tiefe von rund 15 m unter Gelände sind Wechsellagerungen sandiger und kiesiger Schichten anzutreffen, die jeweils einen hohen Feinkornanteil (Schluffe) aufweisen. Etwa in einem Tiefenbereich von 26 bis 28 m unter Gelände (ca. 565 bis 568 m ü.A.) befindet sich eine Konglomeratschicht. Die Oberkante der Konglomeratschicht steigt in Richtung der angrenzenden Hangbereiche des Liesingberges bzw. Richtung Norden an.

Der Grundwasserspiegel befindet sich etwa 25 bis 26 m unter Gelände (ca. 568 bis 569 m ü.A.). Die lokalen Strömungsverhältnisse des Grundwassers im Bereich der Altlast sind im Detail nicht bekannt. Auf Grund der geologischen Situation ist jedoch davon auszugehen, dass das Grundwasser generell Richtung Süden bis Osten abströmen kann. Aus den nördlich der Altlast gelegenen Hangbereichen kommt es zu einer Einspeisung von Hangwasser in das Grundwasser des Talbereiches. In Abhängigkeit von den unterschiedlichen, jahreszeitlich gegebenen Niederschlagssituationen fließen die Hangwässer der Oberkante des Konglomerates folgend ab. Dementsprechend ist die Mächtigkeit des Grundwassers im nördlichen Bereich jahreszeitlich wechselnd sehr gering und beträgt maximal 0,4 m. Unmittelbar südlich der Altlast beträgt die Mächtigkeit des Grundwassers über das ganze Jahr zwischen 2,5 und 3,4 m. Das Grundwasser befindet sich dabei im Bereich wenig durchlässiger, schluffig-sandiger Schichten mit Durchlässigkeitsbeiwerten von 10-5 bis 10-6 m/s.

Die Altlast befindet sich in einem Gebiet, das für ein Wasserschongebiet ("Liesingtal") vorgesehen ist. In der näheren Umgebung bestehen keine Trinkwassernutzungen. Südlich der Altlast bzw. der Südbahn befinden sich bewaldete sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Gefährdungsabschätzung

Im Bereich einer Altablagerung kam es durch den Betrieb eines Tanklagers in Zusammenhang mit dem Umschlag und der Lagerung von Mineralölen zu Verunreinigungen des Untergrundes. Bei Bodenluftuntersuchungen im Jahr 1991 wurden vor allem im Bereich ehemaliger unterirdischer Lagertanks und kleinflächig im Bereich der ehemaligen Umfüllstation an den Gleisanlagen deutliche Belastungen des Untergrundes mit Mineralölen beobachtet.

Für die Beurteilung von Mineralölverunreinigungen sehen sowohl die ÖNORM S 2088-1 als auch die Empfehlungen des österreichischen Arbeitskreises "KW-belastete Böden" für Kohlenwasserstoffe in der Bodenluft ein Maßnahmenschwellenwert von 50 mg/m³ vor. Dieser Orientierungswert wurde bei den Untersuchungen im Jahr 1991 an drei Probenahmepunkten im Bereich der ehemaligen unterirdischen Tanks und an einem Probenahmepunkt im Bereich der Umfüllstation überschritten. Die Größenordnung des verunreinigten Bereiches kann mit rund 500 m² angegeben werden.

Bei der Errichtung einer Bodenluftabsauganlage wurden an drei Bohrungen Bodenproben gezogen und Eluatuntersuchungen durchgeführt. Die Empfehlungen des österreichischen Arbeitskreises "KW-belastete Böden" sehen für die Beurteilung von Kohlenwasserstoffen im Eluat (filtriert) von Bodenproben ein Maßnahmenschwellenwert von 0,2 mg/l vor. Überschreitungen des Orientierungswertes konnten im Bereich der früheren unterirdischen Tanks bis etwa 12 m Tiefe festgestellt werden.

Im Zuge der Grundwasseruntersuchungen im Jahr 1995  konnte an den Wasserproben der beiden Grundwassersonden südlich der Altlast  deutliche Hinweise auf eine anthropogene Beeinflussung der Qualität festgestellt werden.

Insbesondere an den Wasserproben einer Messstelle waren im Vergleich der Analysenergebnisse bei allen vier Beprobungsterminen für mehrere Parameter (z. B. elektrische Leitfähigkeit, Gesamthärte, Calcium, Sulfat, Bor, DOC) deutlich erhöhte Messwerte nachzuweisen. Erhöhte Messwerte für Kohlenwasserstoffe konnten an keiner Wasserprobe beobachtet werden.

Unter Berücksichtigung der hydrogeologischen Gegebenheiten in Zusammenhang mit den Ergebnissen der Grundwasserbeweissicherung ist davon auszugehen, dass die Qualität des Grundwassers sowohl durch Einträge aus der Landwirtschaft als auch durch die im Bereich der Altlast abgelagerten Abfälle (Bauschutt, Schlacken etc.) beeinflusst wird. Eine Beeinflussung durch Kohlenwasserstoffe bzw. Mineralöl war nicht gegeben.

Zusammenfassend ergab sich aus den vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnissen, dass im Bereich der Altlast etwa 15.000 m³ Abfälle abgelagert wurden und es durch den späteren Betrieb eines Tanklagers zu eine Verunreinigung des Untergrundes mit Mineralöl gekommen war. Die Mineralölverunreinigung war relativ kleinflächig (ca. 500 m²) und reichte zumindest in Teilbereichen bis zu 12 m tief bzw. bis zu 8 m in den natürlichen gewachsenen Boden. Eine Beeinträchtigung des Grundwassers durch die Altlast bzw. insbesondere durch Mineralöl war nicht gegeben.

Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen

Ziel der Sanierungsmaßnahmen war die Herstellung eines Zustandes, bei dem keine weitere Gefährdung des Grundwassers durch Mineralöl gegeben ist bzw. keine weitere Ausbreitung von Kohlenwasserstoffen im Untergrund möglich ist.

Zu diesem Zweck wurden zur Dekontamination des Untergrundes über den Zeitraum von Herbst 1993 bis Sommer 1994 zwei Bodenluftabsauganlagen betrieben.

Anfangs wurden an den Absaugpegeln AP I und AP II Absauganlagen installiert und betrieben. Anfang April 1994 wurde eine Absauganlage vom Absaugpegel AP II auf den Absaugpegel AP III umgestellt.

Zur Kontrolle der Wirksamkeit der Maßnahmen wurden die Gehalte an Kohlenwasserstoffen in der abgesaugten Bodenluft anfangs täglich und in weiterer Folge wöchentlich mit Gasprüfröhrchen überprüft. In folgender Tabelle sind Ergebnisse dieser Kontrollen zusammenfassend dargestellt.

Datum Absaugpegel I Absaugpegel II Absaugpegel III
  KW in mg/m³ KW in mg/m³ KW in mg/m³
16. September 1993 960 720 ---
27. September 1993 480 432 ---
27. Oktober 1993 240 240 ---
26. November 1993 192 144 ---
23. Dezember 1993 144 96 ---
28. Jänner 1994 96 72 ---
28. Februar 1994 72 24 ---
28. März 1994 24 24 24*
25. April 1994 24 --- 24
16. Mai 1994 24 --- 24

 

Am 16. Mai wurden parallel zur Überprüfung der abgesaugten Bodenluft mittels Gasprüfröhrchen auch Bodenluftproben gezogen und im Labor gaschromatographisch analysiert. Diese Analysen ergaben für die abgesaugte Bodenluft Kohlenwasserstoffgehalte von 37 bzw. 26 mg/m³. Dementsprechend wurde der Betrieb der Absauganlagen eingestellt. Die Einstellung der Bodenluftabsaugung erfolgte nachdem auf Grund der dauerhaften Unterschreitung des bereits zitierten Maßnahmenschwellenwertes von 50 mg KW/m³ (Vergleich sh. Tabelle ) ein Nachweis zum Erfolg der Sanierung gegeben war.

Datum der Texterstellung:    November 1997