Altlast ST29: Deponie Schwarzl

Die Altablagerung "Deponie Schwarzl" ist eine ehemalige Schottergrube, die zwischen 1964 und 1968 vom Wirtschaftshof der Stadt Graz mit Hausmüll, Sperrmüll, Bauschutt und Aushub ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz verfüllt wurde. Die Fläche der ehemaligen Deponie beträgt etwa 15.000 m² und das Volumen bis zu ca. 88.000 m³. Die Ablagerungen weisen ein erhöhtes Schadstoff- und Reaktionspotenzial auf.

Im Grundwasserabstrom ist eine Beeinflussung des Grundwassers vor allem durch den bei Hausmüllablagerungen typischen Parameter Ammonium festzustellen. Es ist auch in Zukunft mit einer erhöhten Deponiegasproduktion und mit einer erheblichen Beeinflussung der Grundwasserqualität durch Sickerwasseremissionen aus der Altablagerung zu rechnen. Die Altablagerung "Deponie Schwarzl" stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird eine Einstufung in die Prioritätenklasse 3 vorgeschlagen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Graz-Umgebung,
Premstätten,
Unterpremstätten,
237, 238, 239, 241, 244/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Bauschutt,
Aushubmaterial/Abraum
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 15.000 m²
Volumen Altlast (m³): 88.000 m³
Schadstoff(e) Deponiesickerwasser (Ammonium)
Deponiegas (Methan, Kohlendioxid)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.01.2014
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.01.2014
Priorität: 3

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Deponie Schwarzl“ befindet sich in der Gemeinde Unterpremstätten, südlich des Freizeitzentrums Schwarzl, innerhalb des „Österreichischen Skulpturenparks“.

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine ehemalige Schottergrube, die in den Jahren 1964 – 1968 vor allem mit Hausmüll, Sperrmüll, Bauschutt und Aushub der Stadt Graz verfüllt wurde. Die Größe der Fläche beträgt rund 15.000 m². Die Mächtigkeit der Ablagerungen kann mit rund 5 m bis 6 m und das Volumen auf bis zu 88.000 m³ abgeschätzt werden, wobei der Hausmüllanteil mit etwa 55.000 m³ angegeben werden kann. Die Ablagerungen erfolgten ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz. Das deponierte Material wurde nach Abschluss der Ablagerungstätigkeiten abgedeckt.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung befindet sich im Bereich der pleistozänen Würm-Niederterrasse des Grazer Feldes auf etwa 333 m ü.A. Der Untergrund wird aus etwa 15 m bis 20 m mächtigen sandigen Kiesen aufgebaut, die als Grundwasserleiter angesprochen werden können. Darunter folgen tertiäre Tone und Schluffe. Diese stellen den Grundwasserstauer dar.

Der Grundwasserspiegel liegt im Bereich der Altablagerung auf durchschnittlich 326 m ü.A. Der Flurabstand beträgt etwa 6 m bis 7 m. Die Grundwasserströmung ist nach Südosten gerichtet. Die Grundwassermächtigkeit kann im Anstrom der Altablagerung mit rund 8 m und im Abstrom der ehemaligen Deponie mit 9 m bis 15 m angegeben werden. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt etwa 0,3%. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters kann mit etwa 10-3 bis 10-4 m/s angegeben werden. Während der Grundwasseruntersuchungen wurden Grundwasserspiegelschwankungen von etwa 20 cm festgestellt.

Der spezifische Grundwasserdurchfluss (Abstrombreite = 1 m) kann mit 0,02 l/s (1,5 m3/d) angegeben werden. Entsprechend der gesamten Breite der Altablagerung von 165 m ergibt sich ein Grundwasserdurchfluss von etwa 190 m³/d (ca. 2 l/s) und ist als gering zu bewerten. Bei einem mittleren Jahresniederschlag von 840 mm beträgt die Sickerwasserrate ca. 10 m3/d. Aus dem Verhältnis von Grundwasserdurchfluss und Sickerwassermenge ergibt sich ein Verdünnungsfaktor von ca. 1:20.

Schutzgüter und Nutzungen

Die Altablagerung liegt innerhalb des „Österreichischen Skulpturenparks“. Die ehemalige Deponie ist großteils bewaldet. Es existieren auch Wiesenflächen sowie unbefestigte Wege und verstreut sind Skulpturen aufgestellt. Die Altablagerung wird nördlich, östlich und südlich vom Gelände des „Österreichischen Skulpturenparks“ umschlossen. Unmittelbar östlich der Altablagerung befindet sich ein nicht unterkellertes Gebäude, in dem ein Restaurant untergebracht ist sowie ein künstlich angelegter Teich, der in den Bereich der ehemaligen Deponie reicht. Westlich der „Deponie Schwarzl“ befindet sich die befestigte Einfahrtsstraße zum „Freizeitzentrum Schwarzl“, das nördlich und westlich an den „Österreichischen Skulpturenpark“ grenzt. Etwa 20 m südlich der Altablagerung befindet sich eine Bauschuttablagerung mit einem Volumen von etwa 2.000 bis 3.000 m³.

Die Altablagerung liegt im Grundwasserschongebiet Kalsdorf. Im unmittelbaren Abstrom der Altablagerung befinden sich zwei Hausbrunnen (Nutzwasser), im weiteren Abstrom gibt es keine Trink- oder Nutzwasserversorgungsanlagen.

Die Altablagerung liegt im südwestlichen Bereich des Grundwasserkörpers „Grazer Feld“. Das Grazer Feld umfasst eine Fläche von 166 km². Ausgehend von der Talenge des Murtales im Norden weitet sich der Talboden bis auf 9 km Breite zum Grazer Feld. Die Längserstreckung liegt bei etwa 27 km. Im Westen wird das Grazer Feld durch den Plabutsch-Buchkogel-Zug begrenzt, im Süden durch die Kaiserwaldterrasse und im Osten durch die Berge des oststeirischen Hügellandes.

 

UNTERSUCHUNGEN

Zwischen Mai 2008 und März 2011 wurden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Orientierende Deponiegasuntersuchungen an 41 Messstellen sowie Entnahme und Untersuchung von Feststoffproben
  • Errichtung von 3 stationären Deponiegasmessstellen und Absaugversuche an 2 Terminen sowie Entnahme und Untersuchung von Feststoffproben
  • Oberflächenemissionsmessungen an 6 Messpunkten
  • Errichtung von 7 Grundwassermessstellen sowie Entnahme und Untersuchung von Feststoffproben
  • Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben an 4 Terminen
  • Mehrstündige Pumpversuche an einem Termin

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine ehemalige Schottergrube, die vom Wirtschaftshof der Stadt Graz mit Hausmüll, Sperrmüll, Bauschutt und Aushub verfüllt wurde. Im Zeitraum von 1964 bis 1968 wurden auf der rund 15.000 m² großen Fläche bis zu 88.000 m³ Abfälle ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz und ohne Deponiegaserfassung abgelagert. Die Fläche, wo vorwiegend Hausmüll abgelagert wurde, kann mit rund 11.000 m² und das Volumen der Hausmüllablagerungen mit rund 55.000 m³ abgeschätzt werden. Die Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt vermutlich durchschnittlich 5 bis 6 m. Die Deponiesohle liegt wahrscheinlich im Grundwasserschwankungsbereich. Die Altablagerung wird derzeit als Ausstellungsfläche genutzt und stellt einen Teil des „Österreichischen Skulpturenparks“ dar.

Im Zuge der Sondierungen für die orientierenden Deponiegasuntersuchungen wurde vorwiegend Hausmüll und untergeordnet Bauschutt angetroffen. Die Deponiegasuntersuchungen ergaben zum Teil deutlich erhöhte Deponiegaskonzentrationen. Die Ablagerungen mit dem höchsten Reaktionspotenzial befinden sich im südwestlichen und südöstlichen Zentralbereich der ehemaligen Deponie. Die Fläche des reaktiven Kernbereiches kann mit rund 5.000 m² abgeschätzt werden. Die Absaugversuche bestätigen, dass eine dauerhafte Deponiegasproduktion stattfindet. Austritte von Deponiegas an die Oberfläche konnten nicht festgestellt werden. In diesem Zusammenhang gab es auch keine Hinweise auf Vegetationsschäden, Risse oder Setzungen. Den Messergebnissen entsprechend ist davon auszugehen, dass insbesondere im südwestlichen und südöstlichen Zentralbereich der Altablagerung ein hoher Anteil an Hausmüll und hausmüllähnlichen Abfällen abgelagert worden ist.

Die Analytik der Feststoffproben lässt auf ein erhöhtes Schadstoffpotenzial der abgelagerten Abfälle schließen. Es wurden erhöhte Schwermetallgehalte, im Besonderen Blei, Kupfer und Zink und zum Teil erhöhte Kohlenwasserstoffkonzentrationen gemessen. Bei Letzteren handelt es sich vorwiegend um Mineralölkohlenwasserstoffe der höher siedenden Fraktion.

Die Ablagerung rund 20 m südlich der „Deponie Schwarzl“ umfasst entsprechend der durchgeführten Sondierungen ein Volumen von rund 5.300 m³. Die Ablagerung besteht aus Abfällen mit sehr geringem Schadstoffpotenzial. Die Deponiegasuntersuchungen ergaben keine Hinweise auf größere Mengen organisch abbaubarer Abfälle. 

Durch die im Bereich der „Deponie Schwarzl“ abgelagerten Abfälle konnte eine Beeinflussung des Grundwassers festgestellt werden. Im Zusammenhang mit dem erhöhten organischen Anteil in den Ablagerungen wurden im Abstrom der ehemaligen Deponie stark reduzierende Verhältnisse sowie deutlich erhöhte Ammoniumkonzentrationen gemessen. Auch in einem Brunnen rund 100 m im Abstrom der Altablagerung konnte noch eine signifikante Erhöhung beim Parameter Ammonium nachgewiesen werden. Bei mehrstündigen Pumpversuchen wurden weder für die beurteilungsrelevanten Parameter Ammonium und Sauerstoff noch für die übrigen Parameter nennenswerte Konzentrationsänderungen festgestellt.  

Der Grundwasserdurchfluss im Bereich der „Deponie Schwarzl“ ist mit etwa 190 m³/d als gering zu bewerten. Die durchschnittliche Sickerwassermenge aus Niederschlägen kann mit einer Größenordnung von etwa 10 m³/d abgeschätzt werden. Im Vergleich von Grundwasserdurchfluss und Sickerwassermenge ergibt sich somit ein Verdünnungsfaktor von ca. 1:20. Trotz der Verdünnung konnte im Abstrom der Altablagerung eine deutliche Verschlechterung der Grundwasserqualität festgestellt werden, die durch erhöhte Ammoniumkonzentrationen und stark reduzierende Verhältnisse abgebildet wird. Die Ammoniumfrachten im Grundwasser sind im unmittelbaren Abstrom und auch in einer Entfernung von 50 m erheblich. In einem Hausbrunnen rund 100 m im Abstrom der Altablagerung wurde noch eine signifikante Erhöhung der Ammoniumkonzentrationen gemessen.

Zusammenfassend ergeben die durchgeführten Untersuchungen, dass im Bereich der „Deponie Schwarzl“ Abfälle mit erhöhtem Schadstoff- und Reaktionspotenzial abgelagert wurden. Der reaktive Kernbereich umfasst eine Fläche von ca. 5.000 m² und ist mit rund 25.000 m³ abzuschätzen. Durch die aktuellen Sickerwasseremissionen aus dem Ablagerungsbereich kommt es im Abstrom der Altablagerung zu einer Beeinflussung der Grundwasserqualität bei den für Hausmülldeponien typischen Parametern. Insgesamt sind die Auswirkungen der Altablagerung auf das Grundwasser erheblich. Auch in einem Brunnen, der rund 100 m im Abstrom der Altablagerung liegt, konnte eine Beeinflussung durch die „Deponie Schwarzl“ beobachtet werden. Es ist auch künftig mit einem erheblichen Schadstoffeintrag zu rechnen. Die Altablagerung „Deponie Schwarzl“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Schutzgut Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden.

Schadstoffpotenzial: erheblich

Bei der "Deponie Schwarzl" handelt es sich um eine kommunale Altablagerung mit einem Ablagerungsvolumen von rund 88.000 m³. Der Hausmüllanteil beträgt rund 55.000 m³. Es findet ein Abbau der organischen Anteile statt. Der reaktive Kernbereich kann mit mehr als 25.000 m³ abgeschätzt werden. Ausgehend von der Stoffgefährlichkeit von Hausmüll, der abgeschätzten Hausmüllmenge und der festgestellten Reaktivität ist das Schadstoffpotenzial insgesamt als erheblich zu bewerten.

Ausbreitung der Schadstoffe: begrenzt

Durch Sickerwasseremissionen aus dem Ablagerungsbereich konnten stark reduzierende Verhältnisse und erhöhte Ammoniumkonzentrationen nachgewiesen werden. Die mit dem Grundwasser transportierte Schadstofffracht ist als erheblich zu bewerten. Signifikant erhöhte Ammoniumkonzentrationen wurden noch in einem Brunnen in einer Entfernung von rund 100 m gemessen. Insgesamt ist die Schadstoffausbreitung als begrenzt zu bewerten. Aufgrund der Art und des Alters der Kontamination ist keine weitere Ausdehnung der Schadstofffahne zu erwarten.

Bedeutung des Schutzgutes: gut nutzbar

Das Grundwasservorkommen weist eine geringe Ergiebigkeit auf und liegt innerhalb des Grundwasserschongebietes Kalsdorf. In einer Entfernung von rund 100 m befinden sich 2 Nutzwasserbrunnen. In einem Nutzwasserbrunnen konnte eine Beeinflussung durch die Altablagerung festgestellt werden. Insgesamt ist das Grundwasser im Bereich der Altablagerung als gut nutzbar einzustufen.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt vor, die Altablagerung "Deponie Schwarzl" in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

 

Datum der Texterstellung: November 2012