Gesicherte Altlast ST23: Alpenteer

Beim Altstandort „Alpenteer“ handelt es sich um einen Teerverwertungsbetrieb, der von Anfang des 20. Jahrhunderts bis 1965 existierte. Das ehemalige Betriebsareal weist eine Fläche von 26.000 m² auf. Neben flächenhaften, oberflächennahen Verunreinigungen wurden vor allem im Bereich der ehemaligen Teerbehälter massive Verunreinigungen des Untergrundes mit Teeröl bis in den Grundwasserleiter festgestellt. Ausgehend von den Untergrundverunreinigungen fand ein erheblicher Schadstoffeintrag in das Grundwasser statt.

Im Zeitraum von Juli 2009 bis August 2011 erfolgten Sicherungs- und Sanierungsarbeiten, die den Abbruch von Gebäuden und den Aushub des kontaminierten Untergrundes umfassten. Durch die Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen wurden die Untergrundverunreinigungen weitgehend beseitigt. In Teilbereichen verblieben Restbelastungen, die teilweise immobilisiert wurden. Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen zeigen eine deutliche Reduktion der Belastungen im Grundwasser. Der Altstandort kann als gesichert bewertet werden.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Graz,
Graz,
Gries,
1737/2, 1904/1, 1904/5, 1905/1, 1905/3, 1905/4, 1905/5, 1906/1, 1906/4
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Verarbeitung von Teer und Teerprodukten und bituminösen Produkten
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 28.000 m²
Schadstoff(e) Teeröl (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.10.2008
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.10.2008
Priorität: 2
Datum Ausweisung dekontaminiert: 15.07.2016
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (vollständige Räumung),
In‐situ‐Immobilisierung

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort „Alpenteer“ liegt im Grazer Stadtteil Gries zwischen der Mur im Osten und einem Mühlgang im Westen. Bei dem Altstandort handelt es sich um einen ehemaligen Teerverwertungsbetrieb, in dem u.a. Dachpappe erzeugt wurde. Das gesamte Betriebsareal umfasste eine Fläche von insgesamt 26.000 m².

Das gesamte Areal wurde seit Anfang des 20. Jahrhunderts als Teerverwertungsbetrieb genutzt, im Jahr 1951 wurden zusätzliche Anlagenteile wie die Steinkohleteerdestillation, Teerbehälter, die Dachpappenfabrikationshalle und das Dampfkesselhaus in Betrieb genommen.

Der Antransport des Rohteers und der Abtransport der Destillationsprodukte erfolgte dabei über drei Gleiskörper, in deren Bereich im Rahmen einer Begehung des Betriebs im Jahr 1963 starke Verunreinigungen des Untergrundes festgestellt wurden.

Der Rohteer wurde bis zur Weiterverarbeitung in unterirdischen, aus Beton hergestellten Sammelbehältern gelagert, für die Destillationsprodukte (u.a. Leichtöl) wurden oberirdische Behälter, die zum Teil in Betonwannen aufgestellt waren, verwendet.

Im Zuge der Begehung 1963 wurde im südlichen Teil des Betriebsstandortes eine ca. 100 m² große Grube mit einer Tiefe von ca. 1,5 m angetroffen, die in keinem Plan verzeichnet war und mit „öl-, bitumen- und teerhältigem Abfall“ gefüllt war.

Im Jahr 1965 wurde der Betrieb der Teerverwertungsbetrieb eingestellt. Bei einer Begehung im Jahr 1972 wurde festgestellt, dass alle Betriebsanlagen des ehemaligen Betriebs noch vorhanden waren. Das gesamte Gelände zeigte oberflächliche Verunreinigungen mit Teerprodukten.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort befindet sich im Bereich der Talaue der Mur auf etwa 344 m ü.A. Der Untergrund wird aus sandigen Kiesen aufgebaut, die den Grundwasserleiter darstellen. Unter diesem Grundwasserleiter folgen in einer Tiefe von etwa 26 m unter Gelände tonige bis schwach tonige Schluffe, die als Grundwasserstauer angesprochen werden können.

Der Grundwasserspiegel liegt auf etwa 336,5 m ü. A. Der Flurabstand beträgt rund 7,5 m. Es muss unter anderem auch durch den Einfluss von Wasserspiegelschwankungen der Mur von Grundwasserspiegelschwankungen von etwa 2,5 m ausgegangen werden. Der Grundwasserleiter ist etwa 19 m mächtig. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters beträgt etwa 10-3 m/s. Die Grundwasserströmung ist generell parallel zur Mur nach Südsüdosten gerichtet. Das Gefälle beträgt im nördlichen Bereich des Altstandortes rund 2,2 ‰ und verändert sich in Richtung Süden auf ca. 2,4 ‰.

Der spezifische Durchfluss des Grundwasserkörpers kann für eine Abstrombreite von 1 m somit mit ca. 3,8 m³/d abgeschätzt werden. Ausgehend von der Breite des betroffenen Grundwasserstroms von ca. 100 m ergibt sich ein Grundwasserdurchfluss für die gesamte Aquifermächtigkeit in der Größenordnung von ca. 380 m³/d (4,4 l/s).

Schutzgüter und Nutzungen

Am nördlichen Teil des Altstandorts wird eine Abfallsortier- und –behandlungsanlage betrieben, am südlichen Teil stehen mehrere Lagerhallen, die jedoch nur noch zum Teil von Getränke- und Möbelerzeugern genutzt werden.

Der Altstandort liegt im weiteren Schongebiet des Wasserwerks Feldkirchen, das relevante Brunnenfeld liegt etwa 5 km südsüdöstlich des Altstandortes.

Etwa 200 m südlich des Altstandortes im Anstrom liegen zwei Brunnen des Grazer Fernheizwerks, aus denen zeitweise insgesamt max. 1.730 m³/d Nutzwasser zum Betrieb der Kälteaggregate entnommen werden. Am Altstandort befindet sich der Nutzwasserbrunnen „Getina“, der seit mehreren Jahren nicht mehr genutzt wird. Im näheren Abstrom des Altstandortes sind keine weiteren Grundwassernutzungen bekannt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Der Altstandort „Alpenteer“ befindet sich im Grazer Stadtteil Gries zwischen der Mur im Osten und dem Mühlgang im Westen. Von Anfang des 20. Jahrhunderts bis 1965 wurde der Standort als Teerverwertungsbetrieb genutzt. Das ehemalige Betriebsareal weist eine Fläche von insgesamt 26.000 m² auf.

Die oberflächennahen Anschüttungen am Altstandort sind flächenhaft verunreinigt. Im nördlichen Bereich des Altstandortes wurden auf einer Fläche von ca. 2.000 m² Verunreinigungen mit PAK und Mineralölkohlenwasserstoffen bis in eine Tiefe von ca. 2 m festgestellt.

Im Bereich der ehemaligen Teerbehälter reichen die Verunreinigungen des Untergrunds stellenweise bis in große Tiefen. Bohrungen in diesem Kernbereich zeigten erhebliche Verunreinigungen bis zu einer Tiefe von 15,5 m unter Gelände, und damit bis zu 8 m ins Grundwasser reichend. Die stärksten Belastungen wurden bei der Analyse der Feststoffproben im Zentrum der Kontamination mit Werten für den KW-Index von 9.400 mg/kg und für PAK16 mit 8.860 mg/kg (u.a. Naphthalin mit 212 mg/kg, Benzo(a)pyren mit 141 mg/kg) angetroffen.

Die Ausdehnung dieses Schwerpunktes der Untergrundverunreinigungen kann aufgrund der vorliegenden Untersuchungsergebnisse nur grob mit rund 600 m² abgeschätzt werden. Im Umfeld dieses tief reichenden Kontaminationszentrums wurden auf einer Fläche von rund 2.000 m² im Grundwasserschwankungsbereich erhebliche Verunreinigungen mit einer Mächtigkeit von ca. 3 m festgestellt.

Im Zuge der Grundwasseruntersuchungen konnte festgestellt werden, dass insbesondere am südlichen Rand des Altstandortes im Abstrom der ehemaligen Teerbehälter sehr hohe Belastungen des Grundwassers durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Mineralölkohlenwasserstoffe und Phenolen gegeben sind.

Im unmittelbaren Abstrom der Teerbehälter (G-GW4, G-GW5) wurden in den Pumpproben Konzentrationen an PAK15 von maximal 83 µg/l und an Naphthalin von max. 57 µg/l gemessen. Ein Vergleich mit dem Prüfwert der ÖNORM S 2088-1 für PAK15 von 0,5 µg/l zeigt, dass eine massive Verunreinigung des Grundwassers gegeben ist. Zusätzlich wurden im Zuge der Grundwasseruntersuchungen auch massive Verunreinigungen durch Mineralölkohlenwasserstoffe und Phenole festgestellt.

Im unmittelbaren Abstrom des Altstandortes ist die Schadstofffracht im Grundwasser erheblich (ca. 2 g/d PAK15, ca. 4 g/d Naphthalin).

Im Abstrombereich der oberflächenah verunreinigten Bereiche wurde auch eine Beeinflussung der Grundwasserqualität festgestellt. Es ist daher davon auszugehen, dass in diesen Bereichen die Verunreinigungen stellenweise tiefer reichen und es ebenfalls zu einem Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser kommt.

Zusammenfassend zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass neben flächenhaften, oberflächenahen Verunreinigungen vor allem im Bereich der ehemaligen Teerbehälter eine massive Verunreinigung des Untergrundes mit Teeröl existiert. Insbesondere für PAK15, Naphthalin, Mineralölkohlenwasserstoffe und Phenole ist nachgewiesen, dass ein erheblicher Schadstoffeintrag in das Grundwasser stattfindet. Der Altstandort „Alpenteer“ stellt daher eine erhebliche Gefahr für das Schutzgut Grundwasser dar.

 

SICHERUNGS- UND SANIERUNGSMAßNAHMEN

Sanierungsziele

Durch die Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen sollen die Schadstoffemissionen aus den kontaminierten Untergrundbereichen auf ein Maß reduziert werden, sodass keine erhebliche Gefahr für das Grundwasser mehr ausgeht. Im Grundwasserabstrombereich der Altlast soll das Grundwasser dauerhaft als Trinkwasser genutzt werden können.

Als Beurteilungskriterien für den Erfolg der Maßnahmen werden aufgrund der hydrogeologischen und hydrologischen Standortverhältnisse sowie der aktuellen Nutzung und Bebauung kontaminierter Untergrundbereiche neben konzentrationsbezogenen Sanierungszielwerten auch die Schadstofffrachten im Grundwasser sowie die Ausbreitung der Schadstoffe berücksichtigt.

Für die Beurteilung der Schadstoffkonzentrationen und –frachten im Grundwasser werden folgende Zielwerte für die relevanten Schadstoffe herangezogen:



 

Parameter

max. Konzentration

max. Fracht

PAK15

1 µg/l

0,5 g/d

Naphthalin

2 µg/l

1 g/d

BTEX

50 µg/l

25 g/d

Benzol

1 µg/l

0,5 g/d

KW-Index

100 µg/l

50 g/d

Cyanid gesamt

50 µg/l

25 g/d

Ammonium

2.500 µg/l

1.250 g/d

 

Beschreibung der Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen

Im Zeitraum von Juli 2009 bis Juni 2013 wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Vorarbeiten (Abtragen von Gebäuden, Rodungsarbeiten)
  • Detailerkundung und Baustelleneinrichtung
  • Aushub des kontaminierten Untergrundes über dem Grundwasserspiegel und im Bereich des Grundwassers
  • Entsorgung bzw. Behandlung von kontaminiertem Material
  • Verfestigungen von Kontaminationen im Bereich von Leitungstrassen (Kanal und Wasserleitung) durch Spezialtiefbaumaßnahmen
  • Wiedereinbau des nicht kontaminierten Aushubmaterials
  • Kontrolluntersuchungen des Grundwassers

Beurteilung der Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen und der Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen

Im Bereich des ehemaligen Teerverwertungsbetriebes erfolgte eine Teilsanierung durch Aushubmaßnahmen. Eine vollständige Sanierung durch Aushub konnte aufgrund der den Altstandort querenden Wasserleitung sowie des Kanals nicht durchgeführt werden. Aus der folgenden Tabelle kann entnommen werden, dass rund 50.000 m³ mit PAK kontaminierter Untergrund und damit im Zusammenhang eine PAK-Menge von ca. 108.000 kg entfernt wurde. Im Bereich der Wasserleitung und des Kanals wurden hoch kontaminierte Bereiche immobilisiert und geringer belastete Bereiche wurden unbehandelt im Untergrund belassen. Es kann abgeschätzt werden, dass rund 13.500 kg PAK immobilisiert wurden. Die Kubatur des unbehandelt im Untergrund belassenen kontaminierten Untergrundes kann mit rund 14.000 m³ und die verbliebene PAK-Menge kann mit rund 9.000 kg abgeschätzt werden.

Nachstehend sind die Abschätzung der Kubaturen der belasteten Bereiche am Altstandort und die entsprechenden PAK-Mengen zusammengefasst. 

 

mit PAK belasteter Untergrund

PAK-Mengen

PAK [kg]

PAK [%]

Aushub

50.000

108.000

82,8

Immobilisierung

2.500

13.500

10,3

unbehandelte Belastungen

14.000

9.000

6,9

Gesamtmenge

66.500

130.500

100

 

Insgesamt ist festzustellen, dass durch den Aushub des kontaminierten Untergrundes eine deutliche Reduktion der Schadstoffmenge im Untergrund erzielt wurde. Für die Bereiche, wo aufgrund der Nutzung kein Aushub möglich war, wurde durch Immobilisierungsmaßnahmen eine Reduktion der Restkontaminationen erreicht. Das Volumen des in diesem Bereich noch vorhandenen unbehandelten Untergrundes beträgt maximal 7 % des ursprünglich auf dem Altstandort vorhandenen kontaminierten Volumens.

Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen zeigen, dass an den letzten vier Probenahmeterminen nur mehr in einer Grundwassermessstelle leicht erhöhte PAK-Konzentrationen auftraten. Insgesamt kann festgestellt werden, dass durch die Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen eine deutliche Verbesserung der Grundwasserqualität im Vergleich mit den Grundwasserergebnissen vor Beginn der Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen eingetreten ist. Auch für die Schadstofffrachten konnte generell ein abnehmender Trend beobachtet werden.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch die Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen die Untergrund- und Grundwasserverunreinigungen deutlich reduziert wurden. Die verbliebenen Restbelastungen stellen keine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Die Altlast ST 23 „Alpenteer“ ist daher als gesichert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung: November 2015