Gesicherte Altlast ST19: Gerbereideponie Schmidt

Im Zeitraum von 1965 bis ca. 1977 wurden auf einer ca. 16.000 m² großen Fläche Abfälle im Ausmaß von rund 70.000 m³ abgelagert. Bei den abgelagerten Abfällen handelte es sich um Gerbereiabfälle in Form von Spänen und Schlämmen sowie Chemikalien- und Mineralölreste. Die Ablagerungen wiesen hohe organische Anteile und zum Teil hohe Schadstoffgehalte (z.B. Chrom) auf. Es wurde eine hohe Deponiegasbildung sowie eine deutliche Verunreinigung des Grundwassers festgestellt.

Ein Großteil der Ablagerungen wurde ausgehoben und entfernt. Der restliche Teil der Ablagerungen wurde verfestigt. Der Untergrund an der Aushubsohle ist noch in einem Ausmaß von rund 10.000 m³ erheblich mit Ammonium verunreinigt. Im Grundwasser sind die Schadstoffkonzentrationen nach Durchführung der Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen deutlich gesunken. Die Ammoniumkonzentrationen im Grundwasser sind noch immer hoch, was auf die verbliebenen Verunreinigungen des Untergrundes zurückzuführen ist. Es ist davon auszugehen, dass sich die Ammoniumkonzentrationen im Grundwasser nur langsam verringern werden.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Weiz,
Weiz,
Weiz,
740/1, 740/2, 785/1, 1367
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliches Risiko Grundwasser
Fläche Altlast (m²): 16.000 m²
Volumen Altlast (m³): 70.000 m³
Schadstoff(e) Metalle (Chrom)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 26.02.1998
Datum der Prioritätenfestlegung: 13.05.1998
Priorität: 1
Datum Ausweisung gesichert: 15.10.2021
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Räumung,
ex-situ Maßnahmen (on-site)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 17.06.1998

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Beschreibung der Altablagerung

Die Altablagerung befindet sich am südlichen Rand des Ortsgebietes von Weiz, unmittelbar westlich des Weizbaches und der Kreuzung der Bundesstraßen 64 und 72. Auf einer Fläche von rund 16.300 m² wurden im Zeitraum von etwa 1965 bis 1977 Abfälle der nahegelegenen Gerberei der Fa. Schmidt deponiert. Es gelangten Gerbereiabfälle (Fleischreste und Lederrückstände), chrom- und sulfidhältige Stoffe in Form von Spänen und Schlämmen sowie Chemikalien- und Mineralölreste in Behältern zur Ablagerung. Die Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt im Mittel etwa 3 m bzw. maximal bis zu 5 m. Das gesamte Ablagerungsvolumen kann mit rund 70.000 m³ abgeschätzt werden.

Die Abdeckung der Deponie erfolgte mit sandig-kiesigen Materialien, weist eine Mächtigkeit zwischen 0,35 und 1,7 m auf und ist zum Teil mit Holzresten und Bauschutt durchsetzt. Auf die Abdeckung wurde in geringem Umfang (maximal 20 cm) bewuchsfähiges Material aufgebracht. Die Ablagerungen erfolgten ohne technische Maßnahmen zur Basisabdichtung und Sickerwassersammlung. Die Sohle der ehemaligen Deponie liegt zum Teil ständig im Grundwasser bzw. größtenteils im Grundwasserschwankungsbereich.

Untergrundverhältnisse

Die Deponie befindet sich im Bereich eines flachen Talbodens in der Auzone des Weizbaches und liegt auf etwa 440 bis 444 m ü.A. Der Untergrundaufbau entlang des Weizbaches wird durch gut durchlässige quartäre Sedimente (sandige Kiese) geprägt. Die Kiese zeigen Mächtigkeiten zwischen 2 und 3,5 m und werden von einer maximal 1 m mächtigen Lehmschicht überdeckt. An der Basis stehen gering durchlässige tertiäre Sedimente (feinsandige Schluffe) an.

In den quartären Sedimenten ist der erste Grundwasserhorizont ausgebildet. Der Flurabstand des Grundwassers schwankt zwischen 0,7 und 2,9 m (438 bis 442 m ü.A.).

Das Grundwasser kommuniziert mit dem nahegelegenen Weizbach, wobei es wechselnden Wasserständen entsprechend sowohl zu Exfiltrations- als auch zu Infiltrationsvorgängen kommt. Die Fließrichtung des Grundwassers ist allgemein nach Südosten gerichtet. In Abhängigkeit von den allgemeinen Witterungs- und Niederschlagsverhältnissen sowie der Wasserführung des nahegelegenen Weizbaches sind Abweichungen von der generellen Strömungsrichtung zu beobachten, die gegen Osten gerichtet sind. Der Grundwasserdurchfluss für eine Abstrombreite von 160 m lässt sich mit ca. 25 m³/d abschätzen. Für die Durchlässigkeit wurde ein kf-Wert von 2*10-4 m/s bestimmt.

Im Bereich der tertiären Schichten ist in einer Tiefe zwischen 8 und 12 m unter Gelände ein zweiter Grundwasserhorizont ausgebildet. Das Grundwasser des zweiten Horizontes zeigt eine Druckhöhe die etwa 1 m über bis 1 m unter dem Grundwasserspiegel des ersten Grundwasserhorizontes liegt, so dass von einem gespannten Grundwasser auszugehen ist, das zumindest lokal in keiner Verbindung zum ersten Grundwasserhorizont steht. Der spezifische Durchfluss im 2. Horizont ist geringer als im oberen Grundwasserhorizont.

Die Geländeoberfläche im Bereich der Altablagerung ist auf 10 % der Fläche, insbesondere im Bereich der Straße versiegelt. Für die unbefestigten Flächen der Altablagerung kann davon ausgegangen werden, dass rund 30 % des Jahresniederschlages versickern. Bei einem Jahresniederschlag von 900 mm und unter Berücksichtigung der beschriebenen hydrogeologischen Verhältnisse ergibt sich ein Verdünnungsfaktor von rund 1:2.

Schutzgüter und Nutzungen

Die Altablagerung ist größtenteils ruderal bewachsen. Im nordwestlichen Bereich grenzt die ehemalige Deponie an die Abwasserreinigungsanlage der Stadt Weiz. Im mittleren Bereich wird die Altablagerung von der Bundesstraße 72 (Weizer Straße) gequert.

Im Umfeld der Altablagerung bestehen landwirtschaftlich und gewerblich genutzte Flächen. Im Abstrom der Altablagerung existieren Haus- und Nutzwasserbrunnen. Alle im Nahebereich der Altablagerung liegenden Gebäude sind an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen. Das nächstgelegene Oberflächengewässer ist der Weizbach unmittelbar nördlich angrenzend an die Altablagerung.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Im Zeitraum von 1965 bis 1977 wurden Abfälle der Gerberei der Fa. Schmidt auf einer Deponie abgelagert. Zur Ablagerung gelangten neben Fleischresten und Lederrückständen auch chrom- und sulfidhältige Stoffe in Form von Spänen und Schlämmen sowie Chemikalien- und Mineralölreste in Behältern. Insgesamt wurden auf einer Fläche von ca. 16.300 m² rund 70.000 m³ Abfälle abgelagert. Die Ablagerungen erfolgten ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz größtenteils bis in den Grundwasserschwankungsbereich. Die Deponie wurde nach Auflassung abgedeckt.

Untersuchungsergebnisse aus dem Jahr 1996 zeigten, dass auch 20 Jahre nach Abschluss der Deponie eine intensive Deponiegasproduktion gegeben ist. Bei Methangehalten bis zu max. 74 Volumsprozent bzw. Kohlendioxidgehalten bis max. 24 Volumsprozent herrschten im Großteil des Deponiebereiches anaerobe Milieubedingungen bzw. Abbauvorgänge vor. Bei Deponiegasmessungen 2011 wurden Methangehalte bis zu max. 95 Volumsprozent bzw. Kohlendioxidgehalte bis max. 14 Volumsprozent nachgewiesen.

Bei der Untersuchung von Abfallproben im Jahr 1997 zeigten sich in den Eluaten vor allem bei den Parametern elektrische Leitfähigkeit, Chlorid, Ammonium, CSB, Kohlenwasserstoff, Phenolindex, Arsen und Chrom auffällige Messwerte. Grundsätzlich waren an allen Eluaten der gezogenen Abfallproben zumindest bei einem Parameter Überschreitungen von Prüfwerten gemäß ÖNORM S 2088-1 gegeben. Das Sickerwasser im Bereich der Altablagerung wies im allgemeinen sowohl hohe Gehalte an Salzen als auch hohe Belastungen durch organische Inhaltsstoffe auf. Darüber hinaus waren vor allem Belastungen durch Arsen und Chrom festzustellen In den Ablagerungen wurden zum Teil sehr hohe Chromgehalte (max. 26 g/kg) festgestellt. Die erhöhten Messwerte bei den Parametern Kohlenwasserstoffe und Phenolindex können als Hinweise auf die Ablagerung von Mineralölresten bewertet werden.

Die Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung im Jahr 1997 zeigten, dass im Abstrom der ehemaligen Deponie die Qualität des Grundwassers deutlich verändert wird. Bei einzelnen Parametern zeigten die Analysenergebnisse von Wasserproben aus dem Abstrom der Altablagerung Messwerte, die um mehr als das 100-fache höher sind als bei Wasserproben aus dem Anstrom. Insgesamt lassen sich im Abstrom der Deponie, in Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Eluatuntersuchungen, sehr stark erhöhte Belastungen durch organische Inhaltsstoffe (sh. Ammonium und DOC) erkennen. Auffällige Messwerte zeigten sich im Abstrom der Deponie außerdem vor allem bei den Parametern Arsen, Chrom, BTEX und Phenolindex. Bei Arsen und Chrom als gerbereispezifische Schadstoffe wurden die Prüfwerte der ÖNORM S 2088-1 zum Teil deutlich überschritten. Die hohen Natrium- und Chloridkonzentrationen sind größtenteils auf den Einfluss von versickernden Niederschlagswässern im Bereich der Bundestraße zurückzuführen, die mit Streusalz verunreinigt sind.

Im Vergleich der Analysenergebnisse von Wasserproben aus dem Abstrom der Altablagerung aus den Jahren 1987, 1994 und 1997 zeigten sich ähnliche Belastungen. Eine zeitliche Entwicklung bzw. Abnahme der Grundwasserbelastungen ist für den Zeitraum von 1987 bis 1997 nicht erkennbar. Das Analysenergebnis einer Wasserprobe aus einem Hausbrunnen im Jahr 1987 zeigt, dass die durch die Deponie verursachte Verunreinigung des Grundwassers auch im weiteren Grundwasserabstrom (ca. 300 m) feststellbar war.

 

SANIERUNGS- UND SICHERUNGSMAßNAHMEN

Im Zeitraum von 2011 bis 2016 wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Bodenluftuntersuchungen mit 46 Rammkernsondierungen DN50 (2011)
  • Erkundung der Ablagerung mit 160 Trockenkernbohrungen (Nov. und Dez. 2013)
  • Errichtung von 5 Grundwassermessstellen (Dez. 2013)
  • Umspunden und Aushub der unbefestigten Ablagerungsbereiche (Jänner bis April 2014)
  • Bodenverfestigung im Bereich der Bundesstraße 72 (Mai und Juni 2014)
  • Bodenverfestigung im östlichen Randbereich (Juni 2014)
  • 40 Termine Grundwasserkontrolluntersuchungen (Dezember 2013 bis Februar 2020)

Beurteilung der Maßnahmen

Auf fast 90 % der Fläche der Altablagerung wurden die Ablagerungen ausgehoben und entsorgt. Im Bereich der Bundesstraße 72 und im südöstlichen Randbereich wurden die Ablagerungen verfestigt.

Bei knapp mehr als der Hälfte der Aushubfläche von 14.200 m² wurden an der Aushubsohle noch erhebliche Verunreinigungen mit Ammonium festgestellt, die bis in maximal zwei Meter Tiefe reichen. Es ist daher davon auszugehen, dass im Untergrund noch erhebliche Verunreinigungen mit Ammonium im Ausmaß von rund 10.000 m³ vorhanden sind.

Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen zeigen, dass nach Durchführung der Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen im ersten Grundwasserhorizont die Schadstoffkonzentrationen deutlich gesunken sind. Während für Arsen überwiegend keine erhöhten Konzentrationen mehr festgestellt werden, sind die Ammoniumkonzentrationen noch immer hoch.

Im zweiten Grundwasserhorizont ist ebenfalls ein Rückgang der Ammoniumkonzentrationen erkennbar, die Konzentrationen sind jedoch noch immer hoch.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein Großteil der Ablagerungen entfernt und der restliche Teil der Ablagerungen verfestigt wurde. In einem Untergrundbereich von ca. 10.000 m³ ist das Porenwasser in den gering durchlässigen Schichten an der Aushubsohle noch erheblich mit Ammonium verunreinigt.

Im Grundwasser sind die Schadstoffkonzentrationen nach Durchführung der Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen deutlich gesunken. In beiden Grundwasserhorizonten sind die Ammoniumkonzentrationen noch immer hoch, was auf die verbliebenen Verunreinigungen des Untergrundes zurückzuführen ist. Es ist davon auszugehen, dass sich die Ammoniumkonzentrationen im Grundwasser aufgrund der geringen Freisetzungsrate von Ammonium aus den feinkörnigen Schichten an der Aushubsohle nur langsam verringern werden.

 

Datum der Texterstellung: Dezember 2020