Gesicherte Altlast ST17: Frachtenbahnhof Mürzzuschlag

Im Bereich einer ehemaligen Tankstelle auf dem Areal des Frachtenbahnhofs Mürzzuschlag war der Untergrund zum Teil erheblich mit Mineralölkohlenwasserstoffen verunreinigt. Das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches wurde mit ca. 3.000 m³ abgeschätzt. Lokal wurde im Grundwasser Mineralöl in Phase angetroffen.

Seit September 2017 finden Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen statt, die den Aushub eines Teiles des kontaminierten Untergrundes sowie eine Grundwassersanierung umfassen. Durch die Aushubmaßnahmen kam es zu einer deutlichen Reduktion der Schadstoffmenge im Untergrund. Durch den Betrieb von zwei Sanierungsbrunnen wurde die auf dem Grundwasser aufschwimmende Ölphase verringert.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Bruck-Mürzzuschlag,
Mürzzuschlag,
Mürzzuschlag,
504/1, 653/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Tankstelle
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 240 m²
Volumen Altlast (m³): 3.000 m³
Schadstoff(e)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 27.05.1996
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.07.2016
Priorität: 3
Datum Ausweisung gesichert: 01.08.2023
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen,
Räumung
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.08.2023

BETRIEBLICHE ANLAGEN UND TÄTIGKEITEN

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort liegt im nördlichen Teil des Ortsgebietes von Mürzzuschlag, ca. 250 m westlich des Bahnhofgebäudes, am Südwesteck des Frachtenbahnhofes Mürzzuschlag.

Der Altstandort umfasst eine Fläche von ca. 2.600 m². Am Altstandort befanden sich eine Tankstelle, ein Lagerhaus, ein Kohlenschuppen, ein Büro und Garage sowie Abstellplätze.

Im zentralen Teil des Altstandortes wurde ab 1971 eine öffentliche Tankstelle (ca. 65 m2 Grundfläche, 3 Zapfsäulen) betrieben und im südwestlichen Teil des Altstandortes befanden sich zwei unterirdische Lagertanks (je 30.000 l Fassungsvermögen). Befüllt wurden die Tanks über einen Füllschacht, welcher südlich der Lagertanks situiert war. Im Jahr 1976 wurde ein oberirdischer 50.000 l Lagertank für Spindelöl bzw. Heizöl südlich des Bürogebäudes bzw. der Garage errichtet. Der Lagertank wurde dabei direkt über Tankwaggons befüllt, welche am naheliegenden Gleis zufahren konnten. Im Bereich zwischen dem oberirdischen und den unterirdischen Lagertanks befand sich ein Mineralölabscheider.

In den 90-iger Jahren kam es zu zahlreichen baulichen Veränderungen sowie Einbautenerneuerungen. Im Jahr 1991 wurde ein Mineralölabscheider mit vorgeschaltetem Schlammfang südlich des oberirdischen Tanks errichtet. Im Jahr 1996 wurden im Bereich der Tankstelle, im zentralen Teil des Altstandortes, die drei Zapfsäulen mit den Versorgungsleitungen durch 2 neue Zapfsäulen ersetzt. Die neu errichteten Zapfsäulen befinden sich ca. 2 m westlich der ehemaligen Zapfsäule. Die Oberfläche im Bereich der Tankstelle wurde versiegelt.

Im Zuge der Umbauarbeiten wurden rund 26 to mit Mineralöl kontaminiertes Material ausgehoben und entfernt, wobei die genaue Lage des Aushubbereiches nicht bekannt ist.  

Im Jahr 2011 wurde der Betrieb der Tankstelle eingestellt.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort befindet sich im Bereich des Semmeringmesozoikums. Das Gelände ist eben und liegt auf rund 677 m ü.A. bis 678 m ü.A. Der Untergrund im Bereich des Altstandortes besteht aus bis zu 12,5 m mächtigen Anschüttungen in Form von Aushubmateril, Schlacken, Kohlen- und Ziegelresten. Die Anschüttungen erfolgten bereits im Zuge der Errichtung der Südbahnstrecke im 19. Jahrhundert. Unter den Anschüttungen folgen schluffige, tonige Feinsande bzw. feinsandige, tonige Schluffe, deren Oberkante teilweise ein starkes Relief aufweist und die im Bereich des Altstandortes bis zur Endtiefe einer Bohrung von 26 m angetroffen wurden. In diese Sedimente sind bereichsweise geringmächtige sandige, kiesige Schichten eingeschaltet, die Grundwasser führen.  

Der Altstandort liegt im Übergangsbereich eines Hanggrundwasserleiters zum Talgrundwasserleiter, wobei am Altstandort ein heterogener, geringdurchlässiger Grundwasserleiter vorhanden ist. Der Grundwasserspiegel liegt im Bereich des Altstandortes auf 665 m ü.A. Der Flurabstand beträgt somit rund 12 m bis 13 m. Die Durchlässigkeit der grundwasserführenden Sedimente kann aufgrund des inhomogenen Aufbaues des Untergrundes mit 10-4 m/s bis 10-6 m/s angegeben werden. Die Grundwasserströmung ist im Bereich des Altstandortes nach Westen gerichtet. Während der Grundwasseruntersuchungen im Zeitraum von Jänner 2012 bis Juni 2015 wurden am Altstandort Grundwasserspiegelschwankungen von durchschnittlich 4 m und im Abstrom des Altstandortes von rund 1 m bis 1,5 m festgestellt. Das Gefälle des Grundwasserspiegels konnte im Bereich des Altstandortes mit 3 % abgeschätzt werden. Am Altstandort findet nur ein geringer Grundwasserabfluss statt.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort wird derzeit nicht genutzt. Nördlich bzw. östlich des Altstandortes befinden sich die Gleisanlagen des Frachtenbahnhofs Mürzzuschlag. Westlich liegt nach einer Geländestufe eine Wohnsiedlung und südlich befindet sich ein Zustellgleis und parallel zu diesem befinden sich die Gleisanlagen der Südbahn.

Ca. 350 m westlich des Altstandortes fließt die Mürz und rund 140 m südlich des Altstandortes fließt der Fröschnitzbach, der im Raum Mürzzuschlag kanalisiert ist. Rund 25 m südwestlich des Altstandortes befindet sich ein Brunnen, der nicht genutzt wird.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Am Altstandort, mit einer Fläche von rund 2.600 m², wurde im Zeitraum von 1971 bis 2011 eine Tankstelle betrieben, wobei sich im zentralen Teil des Altstandortes die Zapfsäulen und im südwestlichen Teil des Altstandortes zwei unterirdische Lagertanks befanden. Weiters gab es noch einen oberirdischen Lagertank mit einem Fassungsvermögen von 50.000 l. Im Jahr 1996 erfolgten am Altstandort Umbauarbeiten, im Zuge derer rund 26 t kontaminiertes Material ausgehoben und entfernt wurden. Im Jahr 2011 wurde der Betrieb der Tankstelle eingestellt. Am Altstandort wird der Untergrund aus bis zu 12,5 mächtigen Anschüttungen in Form von Aushubmaterial mit Schlacken, Kohlen und Bauschutt aufgebaut. Die Anschüttungen erfolgten bereits im Zuge der Errichtung der Südbahn im 19. Jahrhundert.

Bei Untergrunduntersuchungen im Jahr 1994 wurden im Bereich der Zapfsäulen der Tankstelle, des oberirdischen Lagertanks sowie im Bereich nördlich und südlich der unterirdischen Lagertanks Kontaminationen des ungesättigten Untergrundes durch Mineralölkohlenwasserstoffe festgestellt.

Bei weiteren Untergrunduntersuchungen im Zeitraum von 2003 bis 2015 zeigte sich, dass im Nahbereich der ehemaligen Zapfsäulen sowie nördlich des oberirdischen Lagertanks und der Schlammfänge der Untergrund oberflächennah, bis in eine Tiefe von maximal 4 m, durch Mineralölkohlenwasserstoffe verunreinigt ist. Weiters war im Bereich der unterirdischen und des oberirdischen Lagertanks der Untergrund ab 4 m bis 5 m Tiefe durch Mineralölkohlenwasserstoffe stark verunreinigt. Die Verunreinigungen reichten bis in eine Tiefe von rund 12 m. Entsprechend den Ergebnissen einer Produkt- und Altersbestimmung handelte es sich bei dem Mineralöl im Bereich der Lagertanks hauptsächlich um Heizöl Leicht bzw. Diesel, welches vor mehr als 20 Jahren, vermutlich ca. 30 – 40 Jahre, eingetragen wurde. Aufgrund der Ergebnisse der Untergrundaufschlüsse und Feststoffuntersuchungen konnte abgeschätzt werden, dass der Untergrund im Bereich der Zapfsäulen der Tankstelle auf einer Fläche von rund 50 m² und im Bereich der ehemaligen Lagertanks auf einer Fläche von rund 250 m² durch Mineralölkohlenwasserstoffe erheblich verunreinigt ist. Das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches konnte mit insgesamt ca. 3.000 m³ abgeschätzt werden.

Ausgehend von den Untergrundverunreinigungen wurde im Grundwasser im Bereich der unterirdischen Lagertanks Mineralöl in Phase angetroffen. Die Phasenmächtigkeiten betrugen im Zeitraum von Jänner 2014 bis Juni 2015 rund 68 cm bis 88 cm. An einem Probenahmetermin wurden in einer Grundwassermessstelle im unmittelbaren Abstrom des Altstandortes Ölschlieren festgestellt. Im Abstrom des Altstandortes wurden nur an einzelnen Probenahmeterminen erhöhte Konzentrationen für den Kohlenwasserstoffindex gemessen. Insgesamt konnte aufgrund der Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen festgestellt werden, dass die Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser gering war. Es war auch zukünftig mit keiner erhöhten Ausbreitung zu rechnen.

 

SANIERUNGS- UND SICHERUNGSMAßNAHMEN

Ab September 2017 wurden folgende Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen durchgeführt:

  • Aushub von verunreinigtem Untergrund
  • Grundwasserentnahme und Reinigung

 

Beurteilung der Maßnahmen

Die Schadstoffmenge im Untergrund wurde aufgrund der Aushubmaßnahmen reduziert. In Tiefen über 6 m verblieben erheblich verunreinigte Bereiche im Untergrund. Das Volumen der Restbelastung kann mit ca. 700 m³ abgeschätzt werden.

Durch den Betrieb der hydraulischen Maßnahmen wurden im Zeitraum von Februar bis Dezember 2018 rund 440 kg Mineralöl aus dem Grundwasser entfernt. In einem Sanierungsbrunnen und einer Grundwassermessstelle ist Öl in Phase vorhanden, im zweiten Sanierungsbrunnen tritt zeitweise Öl in Phase auf. Mit der Inbetriebnahme der Sanierungsbrunnen ist ein Rückgang der Ölphasenmächtigkeit festzustellen. Bei den aktuellen Grundwasseruntersuchungen wurden an einem Probenahmetermin in einer Grundwassermessstelle im unmittelbaren Abstrom Kohlenwasserstoffe nachgewiesen. Die restlichen Analysenergebnisse waren unauffällig. Die Schadstoffausbreitung ist gering.

 

Texterstellung: Oktober 2022

BMK-Partner