Altlast S19: Chemische Reinigung Fürstauer

Auf dem Altstandort „Chemische Reinigung Fürstauer“, der eine Fläche von etwa 120 m² umfasst, wurde ab 1970 über einen Zeitraum von knapp 30 Jahren eine chemische Reinigung betrieben. Als Reinigungsmittel kam Tetrachlorethen zum Einsatz.

Im ehemaligen Aufstellungsbereich der Reinigungsmaschine und insbesondere entlang der Kanalisation östlich des Betriebsgebäudes sind entsprechend den Ergebnissen von Bodenluftuntersuchungen erhebliche Verunreinigungen der ungesättigten Zone durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW), im Wesentlichen Tetrachlorethen, vorhanden. Bei Bodenluftabsaugversuchen ergeben sich erhebliche CKW-Frachten. Im Sickerwasser ist von hohen CKW-Konzentrationen auszugehen. Die zum Grundwasser gelangende und mit dem Grundwasser abströmende CKW-Fracht ist jedoch als gering anzunehmen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Zell am See,
Saalfelden am Steinernen Meer,
Saalfelden,
519/1, .93
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: chemische Reinigung
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 45 m²
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.07.2020
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.07.2020
Priorität: 3

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort „Chemische Reinigung Fürstauer“ befindet sich im Stadtzentrum von Saalfelden und umfasst eine Fläche von etwa 120 m².

Im Zeitraum von 1970 bis 1999 wurde auf dem Standort eine chemische Reinigung betrieben. Die Einrichtungen zum Reinigen waren im südlichen Teil des Gebäudekomplexes untergebracht.

Als Reinigungsmittel kam Tetrachlorethen (PER) zum Einsatz. Bis 1986 wurde eine Reinigungsmaschine im offenen System mit nachgeschalteter Destillationseinheit und ohne Aktivkohleanlage betrieben, danach eine Reinigungsmaschine im geschlossenen Verfahren mit Aktivkohlefilter. Die Abluft wurde durch ein Außenrohr über Dach ausgeblasen.

Die Lagerung von Reinigungsmitteln und CKW-haltigen Abfällen erfolgte im Gebäude. Die betrieblichen Abwässer (Kühlwasser, Waschwässer, Kondensat aus dem Abluftrohr und aus der Aktivkohleanlage, möglicherweise bis 1986 auch Kontaktwasser) wurden in die Kanalisation eingeleitet.

In einem Raum nördlich der Reinigungsanlage befand sich eine Dampfkesselanlage. Zur Dampferzeugung wurde Heizöl Extraleicht verwendet. Die Lagerung des Heizöls erfolgte oberirdisch in 2 Batterietanks zu je 1.500 Liter.

Die betrieblich genutzten Gebäudeteile sind nicht unterkellert.

Untergrundverhältnisse

Das Gelände des Altstandortes befindet sich auf 750 m ü. A. und ist eben. Der Altstandort ist überwiegend bebaut bzw. versiegelt, ein Durchfahrtsweg im östlichen Standortbereich ist gepflastert (Pflasterung ohne Fugenguss). Der Untergrund wird bis zumindest 30 m Tiefe aus vorwiegend grobkörnigen Sedimenten aufgebaut (Sand, Kies, mit der Tiefe zunehmend steinig). Feinkörnige Sedimente (Schluff, Ton) können als geringmächtige Lagen eingeschaltet sein.

Die generelle Grundwasserströmungsrichtung ist mit West anzunehmen. Etwa 650 m westlich des Altstandortes wird der Grundwasserspiegel in 10-13 m Tiefe bzw. auf 725-722 m ü. A. angetroffen. Im Bereich des Altstandortes wird bis 30 m Tiefe bzw. bis 720 m ü. A. kein Grundwasser angetroffen. Es ist davon auszugehen, dass im Altstandortbereich Grundwasser nur als (eventuell temporäres) Hangwasser auftritt und dieses vom Grundwasserbegleitstrom des Flusses Urslau durch eine geologische Barriere abgetrennt ist.

Niederschlagswasser wird teilweise in die Kanalisation abgeleitet (Dachwasser), teilweise versickert es durch die Pflasterfugen. Die Sickerwassermenge im gepflasterten Bereich östlich der Betriebsanlagen kann in einer Größenordnung von 0,1 m³/d abgeschätzt werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort wird gewerblich bzw. gastronomisch und als Wohnhaus genutzt. Die umliegenden Flächen werden entsprechend der innerstädtischen Lage ebenfalls zu Wohn- und Gewerbezwecken genutzt.

Der Standort liegt im Grundwasserkörper „Pinzgauer Saalachtal“ (GK 100005) und befindet sich in keinem Grundwasserschutz- oder Grundwasserschongebiet.

In Entfernungen ab 250 m befinden sich in westlicher Richtung mehrere Nutzwasserbrunnen (meist zum Betrieb von Wärmepumpen). Trinkwassernutzungen sind im Abstrom des Altstandortes bis zumindest 700 m Entfernung nicht bekannt.

Etwa 300 Meter südwestlich des Altstandortes fließt die Urslau in westnordwestlicher Richtung.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Auf dem Altstandort „Chemische Reinigung Fürstauer“ wurde über einen Zeitraum von knapp 30 Jahren eine chemische Reinigung betrieben. Als Reinigungsmittel kam Tetrachlorethen zum Einsatz. Die Lagerung des Reinigungsmittels und der Tetrachlorethen-haltigen Abfälle erfolgte im Gebäude. Die betrieblichen Abwässer (Kühlwasser, Waschwässer, Kondensat aus dem Abluftrohr und aus der Aktivkohleanlage, möglicherweise bis 1986 auch Kontaktwasser) wurden in die Kanalisation eingeleitet.  

Der vom Altstandort betroffene Bereich umfasst etwa 120 m² und ist überwiegend bebaut bzw. versiegelt. Ein Durchfahrtsweg im östlichen Standortbereich ist gepflastert.

Die Ergebnisse von Bodenluftuntersuchungen an temporären und stationären Messstellen zeigen Untergrundverunreinigungen durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW), im Wesentlichen Tetrachlorethen, im ehemaligen Aufstellungsbereich der Reinigungsmaschine und insbesondere entlang der Kanalisation östlich des Betriebsgebäudes. Neben Tetrachlorethen sind auch dessen mikrobielle Abbauprodukte Trichlorethen und cis-Dichlorethen in relevanten Konzentrationen nachweisbar. Die Prüfwerte der ÖNORM S 2088-1 für Tetrachlorethen und die ∑CKW werden bis zum 580-fachen bzw. 270-fachen überschritten. Es ist anzunehmen, dass mit Tetrachlorethen verunreinigte Abwässer an undichten Stellen der Kanalisation in den Untergrund gelangt sind und sich entlang von Wegsamkeiten (z.B. Trasse der Abwasserleitung) auch horizontal ausgebreitet haben.

Die im Rahmen von Bodenluftabsaugversuchen an mehreren Terminen abgesaugten CKW-Mengen (CKW-Fracht) liegen in einer Bandbereite von etwa 30-130 Gramm pro Tag und sind als erheblich zu beurteilen.

Der erheblich verunreinigte Bereich (Schadensherd) umfasst eine Fläche von ca. 50 m². Die CKW-Verunreinigungen reichen zumindest bis in eine Tiefe von 7 m. Aufgrund der hohen CKW-Konzentrationen (>1.000 mg/m³) ist kleinräumig das Vorliegen von CKW in Phase in Untergrundschichten mit größerem Feinkornanteil anzunehmen (Feinsand, Schluff, Ton). Insgesamt ist der Schadstoffrückhalt aufgrund der überwiegend grobkörnigen Sedimente allerdings eingeschränkt, sodass trotz des großen Flurabstands von mehr als 30 m eine Beeinflussung der Grundwasserqualität nicht auszuschließen ist.

Aufgrund der zum Teil unversiegelten Oberfläche im Bereich des Schadensherdes ist von einem Schadstofftransport über das Sickerwasser auszugehen. Entsprechend den hohen CKW-Konzentrationen in der Bodenluft ist auch von hohen Konzentrationen im Sickerwasser auszugehen. Aufgrund der geringen Sickerwassermenge wird die CKW-Fracht im Sickerwasser jedoch als gering abgeschätzt. Die Auswirkungen auf das (möglicherweise nur temporär auftretende) Grundwasser sind daher als gering anzunehmen.

In einem Nutzwasserbrunnen etwa 650 m westlich des Altstandortes sind keine CKW-Verunreinigungen feststellbar.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass im Bereich des Altstandortes auf einer Fläche von ca. 50 m² in der ungesättigten Zone erhebliche Verunreinigungen durch CKW bzw. Tetrachlorethen bis zumindest 7 m Tiefe vorhanden sind. Im Sickerwasser ist von hohen CKW-Konzentrationen auszugehen. Die zum Grundwasser gelangende und mit dem Grundwasser abströmende CKW-Fracht ist jedoch als gering anzunehmen.

   

PRIORITÄTENKLASSIFIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: groß

Auf einer Fläche von ca. 50 m² ist der Untergrund mit CKW bzw. vorwiegend Tetrachlorethen stark verunreinigt. Bei Bodenluftabsaugversuchen ergeben sich erhebliche CKW-Frachten. Das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches (Schadensherd) kann mit deutlich unter 5.000 m³ abgeschätzt werden und ist als klein einzustufen. CKW zeigen eine hohe Mobilität, und das im Untergrund vorhandene Tetrachlorethen ist als sehr schädlich einzustufen

Schadstoffausbreitung: lokal

Unter den gegebenen Standortbedingungen findet in der ungesättigten Zone ein Schadstofftransport über das Sickerwasser statt. Die über das Sickerwasser transportierten Schadstofffrachten sind als gering einzuschätzen. Aufgrund ihres sedimentären Aufbaus ist das Schadstoffrückhaltevermögen der ungesättigten Zone als gering anzunehmen. Demgegenüber steht ein großer Flurabstand von mehr als 30 m. Die Auswirkungen auf das Grundwasser sind als gering anzunehmen.

Schutzgut: nutzbar

Im Bereich des Altstandorts existiert wahrscheinlich in größerer Tiefe Hangwasser, das an ein Kluftwassersystem angebunden ist. Das Hangwasser ist vom Grundwasserbegleitstrom der Urslau vermutlich durch eine geologische Barriere abgetrennt. Im Nahbereich des Altstandortes sind keine Grundwassernutzungen bekannt. Eine Nutzung ist aufgrund der wasserwirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch zukünftig nicht zu erwarten. Erst in größerer Entfernung (>250 m) bzw. im Grundwasserbegleitstrom der Urslau befinden sich mehrere Brunnen zur Nutzwasserversorgung (Nutzwasser mit geringen qualitativen Anforderungen, z.B. Wärmepumpen).

Prioritätenklasse – Vorschlag: 3

Entsprechend der Beurteilung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

 

Datum der Texterstellung:  Oktober 2019