Im Zuge von Sanierungsmaßnahmen wurde ein Teil der Kontamination entfernt. Der Untergrund ist weiterhin zum Teil erheblich mit Mineralölkohlenwasserstoffen verunreinigt. Das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches kann mit ca. 7.000 m³ abgeschätzt werden. Auf dem Grundwasser wurde Mineralöl in Phase angetroffen. Der erheblich verunreinigte Untergrund im Bereich des Altstandortes stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird eine Einstufung in die Prioritätenklasse 3 vorgeschlagen.
Bezirk:
Gemeinde: Katastralgemeinde: Grundstücksnummern: |
Linz,
Linz, Lustenau, 1308/1, 1308/52, 1308/61, 1308/62, 1308/68, 1308/70 |
Lage der Altlast : | Altlast im GIS anzeigen |
Art der Fläche: | Altstandort |
Branche: | Mineralöl-, Treibstofflager |
Ergebnis Beurteilung: | erhebliche Kontamination |
Fläche Altlast (m²): | 4.200 m² |
Volumen Altlast (m³): | 7.000 m³ |
Schadstoff(e) | Mineralölkohlenwasserstoffe (Diesel/Heizöl)
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Datum Eintrag Altlastenatlas: | 01.09.2019 |
Datum der Prioritätenfestlegung: | 01.09.2019 |
Priorität: | 3 |
BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE
Der Altstandort „Frachtenbahnhof Linz“ befindet sich in Linz im Stadtteil Lustenau. Der Altstandort wurde seit etwa 1890 als Frachtenbahnhof genutzt, ab ca. 1930 waren im Norden des Standortes verschiedene Mineralölbetriebe sowie Speditionen angesiedelt. Unter anderem wurden ein Tanklager und eine Tankstelle betrieben, die im Jahr 1992 aufgelassen wurden. Im Zuge der Auflassung wurden alle Anlagen abgebrochen und unterirdische Anlagen entfernt. Bei diesen Arbeiten wurden massive Verunreinigungen des Untergrundes und Grundwassers durch Mineralölkohlenwasserstoffe festgestellt. Ein Teil des verunreinigten Untergrundes wurde ausgehoben, eine Bodenluftabsaugung und hydraulische Maßnahmen durchgeführt.
Der Altstandort „Frachtenbahnhof Linz – Teilbereich Nord“ weist eine Fläche von rund 9.000 m² auf.
Untergrundverhältnisse
Der Altstandort befindet sich geologisch betrachtet am nördlichen Rand des Molassebeckens. Auf die kristallinen Gesteine der Böhmischen Masse wurden vorwiegend im Tertiär marine Sedimente abgelagert. Hierbei handelt es sich zumeist um feinsandige Molasse-Tonmergel, allgemein als Schlier angesprochen. Der Schlier wird von quartären Sanden und Schottern überlagert.
Unter bis zu 7 m mächtigen Anschüttungen folgen generell schwach bis stark sandige Fein- bis Grobkiese mit stellenweise Steinanteil bis zum Stauer. Häufig liegen linsenartige Fein- bis Mittelsandeinlagerungen vor. In rund 18 bis 20 m unter GOK steht Schlier an, der hydrogeologisch als Stauer fungiert.
Der Grundwasserspiegel befindet sich in einer Tiefe von rund 9 m unter GOK, das Grundwasser strömt generell etwa Richtung Ostnordosten ab. Die Durchlässigkeit des Aquifers beträgt gemäß Pumpversuchen etwa 1,0 bis 2,4 x 10-3 m/s, das lokale Grundwassergefälle kann mit etwa 1,5 ‰ angegeben werden. Im weiteren Abstrom (östlich der Bahntrasse) nimmt die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters geringfügig ab.
Bei einer Aquifermächtigkeit von rund 10 m kann der spezifische Grundwasserdurchfluss auf rund 1 m³/d,m abgeschätzt werden. Für eine Abstrombreite von ca. 110 m ergibt sich ein Grundwasserdurchfluss von rund 140 m³/d. Die Sickerwassermenge im Bereich des Altstandortes kann mit ca. 4 m3/d abgeschätzt werden. Daraus ergibt sich eine Verdünnung des Sickerwassers im Grundwasser mit ca. 1:35.
Schutzgüter und Nutzungen
Auf dem Altstandort „Frachtenbahnhof Linz – Teilbereich Nord“ befinden sich Teile einer Wohnhausanlage und ein Spiel- bzw. Sportplatz. In der Umgebung des Altstandortes befinden sich Wohn- und Gewerbegebiete, im Westen befindet sich ein Friedhof, östlich angrenzend verläuft die Gleistrasse der Westbahnstrecke.
Im Umfeld sind drei wasserrechtlich bewilligte Grundwassernutzungen bekannt. Ein Brunnen befindet sich ca. 100 m westsüdwestlich und zwei Brunnen liegen ca. 230 m nordnordwestlich des Altstandortes.
GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG
Der Altstandort „Frachtenbahnhof Linz“ wurde seit etwa 1890 als Frachtenbahnhof genutzt, ab ca. 1930 waren im Norden des Standortes verschiedene Mineralölbetriebe sowie Speditionen angesiedelt. Unter anderem wurden ein Tanklager und eine Tankstelle betrieben, die im Jahr 1992 aufgelassen wurden. Im Zuge der Auflassung wurden massive Verunreinigungen des Untergrundes und Grundwassers durch Kohlenwasserstoffe auf dem Altstandort „Frachtenbahnhof Linz – Teilbereich Nord“ festgestellt. Ein Teil des verunreinigten Untergrundes wurde ausgehoben, eine Bodenluftabsaugung installiert und Pumpmaßnahmen mit Förderung von kontaminiertem Grundwasser mit nachgeschalteter Stripanlage durchgeführt.
Das Tanklager befand sich im Bereich verfüllter Bombentrichter. Bei den Aushubmaßnahmen wurden neben Bauschutt und Industrieabfälle (z.B. Hochofenschlackengrus) diverse Kriegsrelikte wie z.B. Gasmasken, Filter, Metallteile, Benzinkanister sowie mit Öl gefüllte und leere Fässer angetroffen. Bei der Erkundung des Altstandortes wurden bis zu 7 m mächtige graue bis schwarze, teilweise deutlich ölhaltige Aschen und Schlacken (sog. Kesselausbruch) angetroffen. Die Anschüttungen in Form von Asche- und Kesselschlacke weisen eine Kubatur in der Größen-ordnung von 25.000 m³ auf. Die Anschüttungen reichen nicht bis ins Grundwasser.
Bei Feststoffuntersuchungen wurden massive Verunreinigungen des Grundwasserschwankungsbereichs vor allem im westlichen und nördlichen Bereich des Altstandortes festgestellt. Sehr hohe MKW-Konzentrationen wurden bis in eine Tiefe von 10 m unter GOK gemessen. Bei den Aufschlüssen GW2 und GW16 lagen die MKW-Kontaminationen von der Geländeoberkante bis zur Endteufe in 10 m vor, die somit vermutlich im ehemaligen Eintragsbereich der KW-Verunreinigung liegen. Im weiteren Abstrom wurden lediglich in einer von sechs Bohrungen leicht erhöhte MKW-Konzentrationen bestimmt. Bei den im Anstrom sowie seitlichen Abstrom gelegenen Bohrungen wurden keine MKW-Verunreinigungen festgestellt. Erhöhte PAK-Konzentrationen wurden ebenfalls im westlichen Bereich des Altstandortes bestimmt.
Die Alters- und Produktbestimmungen zweier hochbelasteter Bohrkernproben erbrachten Mitteldestillate wie Diesel oder Heizöl mit einem Schwefelgehalt, der auf einen Schadenseintritt in den Achtzigerjahren hinweist. Die Chromatogramme der Grundwasseruntersuchungen weisen neben Kontaminationen durch Diesel bzw. Heizöl auch niedrig siedendere Anteile wie Benzin auf.
Anhand der Untersuchungsergebnisse kann davon ausgegangen werden, dass auf einer Fläche von rund 4.000 m² ein Volumen in der Größenordnung von 7.000 m³ erheblich mit Kohlenwasserstoffen verunreinigt (> 1.000 mg/kg) ist.
Im Zuge der Grundwasseruntersuchungen wurde eine Mineralölbelastung des Grundwassers festgestellt. Im jenem Bereich, in dem der Untergrund erheblich verunreinigt ist, wurden auf dem Grundwasser stellenweise Öl in Phase oder Ölschlieren festgestellt Es kann davon ausgegangen werden, dass die aufschwimmende Ölphase eine Ausdehnung von > 500 m² aufweist. Auch im weiteren Abstrom wurden KW-Konzentrationen über dem Prüfwert gemäß ÖNORM S 2088-1 festgestellt. PAK wurden im weiteren Abstrom nur in Spuren (max. 0,15 µg/l) analysiert.
Erhöhte BTEX-Konzentrationen konnten nur bei zwei Messstellen an jeweils einem Termin nachgewiesen werden. Vermutlich sind die niedrig siedenden Anteile durch natürliche Abbau- und Auswaschungsprozesse schon weitgehend reduziert worden.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass im Bereich des Altstandortes auf einer Fläche von rund 4.000 m² erhebliche Verunreinigungen mit Mineralölkohlenwasserstoffen vor allem im Grundwasserschwankungsbereich vorliegen. Auf einer Fläche von > 500 m² hat sich eine auf dem Grundwasser aufschwimmende Ölphase gebildet.
Ausgehend vom erheblich verunreinigten Untergrund hat sich im Grundwasser eine Schadstofffahne mit einer Länge von bis zu 100 m ausgebildet. Die KW-Frachten im Grundwasser sind im Bereich des Altstandortes erheblich und im weiteren Abstrom gering.
Zusammenfassend zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass am Altstandort „Frachtenbahnhof Linz – Teilbereich Nord“ rund 7.000 m³ Untergrund auf einer Fläche von rund 4.000 m² erheblich mit Mineralöl im mittleren Siedebereich verunreinigt ist. Die Untergrundverunreinigungen verursachen eine Grundwasserverunreinigung, die Schadstoffausbreitung ist aufgrund der Stoffeigenschaften sowie des natürlichen Rückhaltes und der Abbauvorgänge begrenzt. Entsprechend der im Untergrund vorhandenen Schadstoffmenge sowie der Eigenschaften und des Alters der Schadstoffe ist davon auszugehen, dass sich kurz- bis mittelfristig weder die Schadstoffkonzentrationen noch die Schadstofffrachten im Grundwasser signifikant verändern werden. Der erheblich verunreinigte Untergrund im Bereich des Altstandortes stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.
PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG
Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:
Schadstoffpotenzial: groß
Im Bereich des ehemaligen Tanklagers und Tankstelle ist der Untergrund vor allem im Grundwasserschwankungsbereich erheblich mit Kohlenwasserstoffen im mittleren Siedebereich (Heizöl, Diesel) verunreinigt. Am Grundwasser schwimmt auf einer Fläche von über 500 m² eine geringmächtige Produktphase auf. Der mit Mineralöl erheblich verunreinigte Untergrund im Bereich des Altstandortes wird mit rund 7.000 m³ abgeschätzt. Insgesamt ergibt sich ausgehend vom maßgeblichen Parameter Mineralölkohlenwasserstoffe im mittleren Siedebereich sowie der Ausdehnung der erheblich verunreinigten Bereiche ein hohes Schadstoffpotenzial.
Ausbreitung der Schadstoffe: begrenzt
Die Länge der Schadstofffahne im Grundwasser kann mit bis zu 100 m abgeschätzt werden. Die mit dem Grundwasser transportierte Fracht an gelösten Schadstoffen ist als erheblich zu bewerten. Aufgrund der Art und des Alters der Kontamination sowie aufgrund von natürlichen Rückhalte- und Abbauprozesse ist keine weitere Ausdehnung, sondern mittel- bis langfristig eine weitere Reduktion der Schadstofffahne zu erwarten. Aufgrund der erheblichen Schadstofffracht und der kurzen Schadstofffahne ist die Schadstoffausbreitung insgesamt als begrenzt zu beurteilen.
Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar
Das Grundwasser ist im Bereich des Altstandortes grundsätzlich quantitativ nutzbar. Im Anstrom sowie im Umfeld weist das Grundwasser aufgrund des städtischen Umfeldes zeitweise Vorbelastungen (Mineralölkohlenwasserstoffe, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) auf. Im Bereich des Altstandortes und im näheren Abstrom sind keine Grundwassernutzungen vorhanden. Aufgrund des städtischen Umfeldes sind auch zukünftig keine höherwertigen Grundwassernutzungen im direkten Abstrom zu erwarten.
Vorschlag Prioritätenklasse: 3
Entsprechend der Beurteilung der Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich die Prioritätenklasse 3.
Datum der Texterstellung: Februar 2019