Ende 2006 wurde westlich des Tanklagers ein Teilaushub durchgeführt und anschließend bis Oktober 2010 eine Grundwassersanierung betrieben. Im Jahr 2015 wurde das unterirdische Tanklager entfernt und unmittelbar umgebende Verunreinigungen ausgehoben. 2016 wurden alle Gebäude am gesamten Altstandort abgebrochen und mehrere kontaminierte Untergrundbereiche ausgehoben und entsorgt. Durch die Sanierungsmaßnahmen wurden die Untergrundverunreinigungen weitgehend beseitigt. Nach den Sanierungsmaßnahmen sind die Grundwasserbelastungen sehr gering. Der Altstandort „Christ Lacke“ ist als saniert zu bewerten.
Bezirk:
Gemeinde: Katastralgemeinde: Grundstücksnummern: |
Linz,
Linz, Ufer, 909/2, 914/3, 914/4 |
Lage der Altlast : | Altlast im GIS anzeigen |
Art der Fläche: | Altstandort |
Branche: | Farben- und Lackindustrie |
Fläche Altlast (m²): | 26.000 m² |
Schadstoff(e) | Organische Lösungsmittel (aromatische Kohlenwasserstoffe)
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Datum Eintrag Altlastenatlas: | 01.11.2006 |
Datum der Prioritätenfestlegung: | 01.11.2006 |
Priorität: | 2 |
Datum Ausweisung dekontaminiert: | 01.07.2018 |
Status Maßnahme: | abgeschlossen |
Art der Maßnahme: | Dekontamination |
Sanierungsverfahren: | Räumung (Teilräumung, vollständige Räumung), Hydraulische Maßnahmen (pump & treat (GW-Sanierung)) |
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: | 01.11.2006 |
BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE
Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten
Der Betriebsstandort der Fa. Christ Lacke befindet sich am südöstlichen Stadtrand von Linz im Stadtteil Ebelsberg unmittelbar nördlich des Aubachs und ca. 700 m südöstlich der Traun.
Der Standort wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts industriell genutzt. So wurde seit 1844 eine Farbreibe und eine Lacksiederei betrieben. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte dann der Ausbau zu einer Farbenfabrik. In Folge wurde der Standort sukzessive Richtung Norden erweitert, sodass die Gesamtfläche des Betriebsstandortes in seiner maximalen Ausdehnung ca. 24.000 m² betrug. Der nördliche Teil des Geländes wurde von einer ca. 6.000 m² großen Betriebshalle beherrscht, welche sich auf einem durchgehenden Plattenfundament gründete. Der durch mehrere Flugdächer vor Niederschlägen geschützte Südteil diente vorwiegend zur Aufbereitung und Lagerung von Rohstoffen. Östlich daran anschließend und südwestlich der Haupteinfahrt befand sich ein Tanklager mit 14 je 60.000 l fassenden unterirdischen Tanks zur Lagerung von diversen Lösemitteln.
In der Eingangsproduktdatenbank des Betriebes werden rund 1.700 Einzelstoffe geführt, von denen ca. 800 bis 1.200 laufend für die Produktion benötigt werden. Zu den mengenmäßig wichtigsten Substanzen zählen dabei:
- Harze (fest und gelöst), Leinöl und Firnisöl
- Lösemittel (Isobutanol, Toluol, Äthylglykolacetat, Äthylacetat, Methylisobutylketon, Butylacetat, Äthylglykol, N-Butanol, Aceton, Methylethylketon, Xylol, Testbenzin, Isobuthylacetat, Shellsol A)
- Eisenoxid, Zinkoxid, Zinkstaub und Schwerspat
- Microtalkum, Talkum und Millicarb
- Eisenglimmer
- Bleiweiss und Bleiminium
- Titanoxyd sowie weitere Füll- und Lackrohstoffe
Im Zuge der historischen Aufarbeitung der Standortentwicklung wurden mehrere Vorkommnisse bekannt, welche auf Verunreinigungen des Untergrundes schließen lassen. Aus den Kriegsjahren (1938 – 1945) sind drei Bombentrichter bekannt, welche im Jahr 1946 wiederverfüllt wurden. Im Rahmen von Grabungsarbeiten wurden im Jahr 1985 Fässer mit zum Teil flüssigem Inhalt freigelegt und dabei auch teilweise beschädigt. Untersuchungen ergaben, dass es sich dabei vorwiegend um Pigmente, Firnis und Leinöl handelte. Auch bei späteren Erdarbeiten wurden Fässer mit flüssigen Inhalten sowie mit Lack- und Farbpigmenten angereichertes Erdreich angetroffen. Grundwasseruntersuchungen aus umliegenden Brunnen im Jahr 1988 wiesen erhöhte Gehalte von Ammonium, Nitrat und Nitrit auf. Weitere Hinweise beziehen sich auf die Entsorgung von Fässern im Zuge der Verfüllung der ehemaligen Bombentrichter sowie ehemaliger Schottergruben, welche sich ursprünglich ebenfalls auf dem Gelände des heutigen Betriebs befunden haben sollen.
Untergrundverhältnisse
Regionalgeologisch betrachtet befindet sich der Altstandort am nördlichen Rand des Molassebeckens im Einzugsbereich der fluviatil abgelagerten quartären Terrassensedimente der Traun. Diese quartären Ablagerungen lassen sich im Bearbeitungsgebiet in zwei unterschiedliche Terrassenniveaus unterteilen, welche der Würm- und der Riss-Eiszeit zuzuordnen sind. Im Liegenden dieser überwiegend grobklastischen Ablagerungen findet sich der sogenannte Schlier, welcher den Grundwasserstauer des obersten Grundwasserhorizontes bildet.
Am Standort selbst befindet sich der stauende Untergrund (Schlier) in Tiefen zwischen 2,5 und 5,5 m. Der Grundwasserleiter besteht vorwiegend aus sandigen Kiesen der quartären Austufe, welche zum Teil im oberen Bereich durch siltige Sande oder durch künstliche Anschüttungen ersetzt werden. Der freie Grundwasserspiegel befindet sich in einer Tiefe zwischen 3,5 und 4,5 m, wodurch die Grundwassermächtigkeit je nach Grundwasserstand zwischen 1 und 2 Meter beträgt, in Teilbereichen auch deutlich weniger. Im zentralen Teil des Altstandortes ist bei mittleren Grundwasserständen aufgrund einer Stauerhochlage kein Grundwasser vorhanden, der Grundwasserstrom wird dadurch in einen westlichen und östlichen Bereich aufgeteilt. Die Grundwasserfließrichtung ist nach Nordost bist Nordnordost ausgerichtet. Der Aquifer kann bei kf-Werten von ca. 1x10-4 bis zu 1x 10-2 m/s als durchlässig bis gut durchlässig bezeichnet werden, woraus sich bei einem mittleren Gefälle von ca. 1 % ein spezifischer Durchfluss von ca. 1 m³/Tag und Meter ergibt.
Schutzgüter und Nutzungen
Im Jahr 2016 wurden alle Gebäude abgebrochen, der Altstandort liegt derzeit brach. Zukünftig ist eine Wohnbebauung geplant.
Die Umgebung des Standortes wird im Wesentlichen durch Wohnansiedlungen und Freiflächen (Gärten, landwirtschaftliche Nutzflächen) geprägt. Aufgrund der in der Nähe des Standortes verlaufenden Traun und des relativ geringen Grundwasserflurabstandes befinden sich auf einer Vielzahl der umliegenden Liegenschaften Hausbrunnen, wobei einige im Anstrom gelegene auch für Trinkwasserzwecke genutzt werden. Im Grundwasserabstrom werden die Brunnen ausschließlich für Nutzwasser verwendet.
GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG
Der Betriebsstandort der Fa. „Christ Lacke“ befindet sich am südöstlichen Stadtrand von Linz unmittelbar ca. 700 m südöstlich der Traun und grenzt im Süden an den Aubach. Der Standort wurde seit Beginn des 19. Jahrhunderts zur Erzeugung von Farbstoffen und Lacken genutzt. Zu den zur Lackproduktion eingesetzten Rohstoffen und Betriebsmitteln mit erhöhtem Schadstoffpotenzial zählten vor allem organische Lösemittel, unterschiedliche Schwermetallverbindungen sowie diverse Harze. Die Gesamtfläche des Standortes betrug 24.000 m², wovon ca. ¾ versiegelt bzw. verbaut waren. Den nördlichen Teil nahm die ca. 6.000 m² große Betriebshalle ein, welche auf einem durchgehenden Plattenfundament gegründet war. Im Südteil befanden sich vorwiegend Manipulationsflächen, diverse Rohstofflager sowie ein Tanklager mit unterirdischen Tanks zur Lagerung von Lösemittel. Zwischen dem Tanklager und den durch mehrere Flugdächer vor Niederschlag geschützten Lagerflächen befanden sich eine Mineralölabscheideanlage und drei Schächte zur Abwasserversickerung.
Im Zuge von Bodenluftuntersuchungen wurden an mehreren Stellen Verunreinigungen sowohl durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) als auch durch aromatische Kohlenwasserstoffe (BTEX) nachgewiesen. Die Schadstoffbelastungen in der Bodenluft wiesen insgesamt eine sehr heterogene Verteilung auf, wodurch zusammenhängende Flächen mit vergleichbaren Belastungsmustern nur schwer auszumachen waren. Überschreitungen des Maßnahmenschwellenwertes für CKW nach ÖNORM S 2088-1 wurden nur an einer Stelle im südlichen Manipulationsbereich beobachtet. Überschreitungen des Maßnahmenschwellenwertes für BTEX wurden an zwei Stellen nördlich des Tanklagers sowie im Bereich des Kohlenwasserstoffabscheiders nachgewiesen, wobei der Maßnahmenschwellenwert von 10 mg/m³ bis zum 8-fachen überschritten wurde.
Im Zuge von Untersuchungen des Untergrundes wurden lokal Verunreinigungen vor allem durch aliphatische Kohlenwasserstoffe (KW) und aromatische Kohlenwasserstoffe (BTEX), insbesondere Xylol, nachgewiesen. Der Schwerpunkt der Verunreinigungen befand sich im Umfeld der Ölabscheideanlage im südöstlichen Teil des Manipulationsbereiches sowie nördlich des Tanklagers im Bereich der Haupteinfahrt. Weitere Belastungen durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe fanden sich vor allem im Bereich der Manipulationsflächen. Ebenso konnten in einigen Bereichen Belastungen durch verschiedene Schwermetalle nachgewiesen werden.
Grundwasseruntersuchungen belegten, dass im Bereich des Benzinabscheiders bzw. des Tanklagers massive Schadstoffeinträge stattgefunden haben. So wurden im nordöstlichen Abstrom des Benzinabscheiders bzw. des Tanklagers zum Teil massive Belastungen des Grundwassers, vorwiegend durch BTEX aber auch durch aliphatische Kohlenwasserstoffe sowie durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe festgestellt. Die Maximalgehalte von BTEX überschritten hier den Maßnahmenschwellenwert gem. ÖNORM S 2088-1 um das bis zu 800-fache. Bei den Parametern ∑KW sowie CKW wurde der Maßnahmenschwellenwert jeweils um bis zum 30-fachen überschritten. Die Ausbreitung der Schadstoffe erfolgte bis über die Grundstücksgrenze hinaus. An der östlichen Grundstücksgrenze wurden Toluolgehalte von über 12 µg/l (Maßnahmenschwellenwert = 10 µg/l) festgestellt. Auch im weiteren Abstrom (ca. 100 bis 250 m) waren Spuren von Xylol im Grundwasser erkennbar. Im nördlichen Abstrom des Betriebsgeländes, also im unmittelbaren Abstrom der Betriebshalle, wurden im Rahmen von 24-stündigen Pumpversuchen Belastungen durch BTEX sowie Spuren von leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen festgestellt.
Insgesamt zeigten die Untersuchungen, dass am Standort an verschiedenen Stellen Einträge von umweltgefährdenden Stoffen in den Untergrund stattgefunden haben. Als Zentrum und Ausgangspunkt der Kontamination konnte eine zwischen Manipulationsfläche und Tanklager an der südlichen Grundstücksgrenze gelegene Mineralölabscheideanlage angenommen werden, von wo aus vornehmlich aromatische, aliphatische und halogenierte Kohlenwasserstoffe ins Grundwasser eingetragen wurden. Die Ausbreitung der Schadstoffe ließ sich aufgrund der lokal nach Nordosten ausgerichteten Grundwasserströmung bis an die östliche Grundstücksgrenze verfolgen. Eine weitere Eintragsstelle stellte das ca. 30 m nördlich des Tanklagers gelegene Abfallzwischenlager dar, wo starke Verunreinigungen des Erdreiches angetroffen wurden. Auch im unmittelbaren Abstrom der Produktionshalle wurden Belastungen des Grundwassers festgestellt.
Zusammenfassend ergab sich, dass im Bereich des Altstandortes „Christ Lacke“ erhebliche Untergrundverunreinigungen vorhanden waren, die eine massive Grundwasserbeeinträchtigung verursachten und eine erhebliche Gefahr für die Umwelt darstellten.
SANIERUNGSMASSNAHMEN
Maßnahmen 2006 - 2010
Im November und Dezember 2006 wurde auf einer Fläche von rund 280 m² westlich des unterirdischen Tanklagers rund 1.000 m³ mit Lösungsmittel (v.a. Xylol) verunreinigter Untergrund ausgehoben und entsorgt. Der Aushub erfolgte bis zum Schlier in rund 4 m unter GOK, ein Mineralölabscheider wurde mit abgebrochen und entsorgt. Bei einem zweiten kleinräumigen Schadensbereich (ehemaliges Abfallzwischenlager) wurde auf einer Fläche von rund 80 m² ca. 150 m³ kontaminierter Untergrund entfernt. Während der Aushubarbeiten westlich des unterirdischen Tanklagers wurde der Grundwasserspiegel temporär durch Pumpmaßnahmen abgesenkt.
Vor Verfüllung des Aushubbereichs beim unterirdischen Tanklager wurden ein neuer Mineralölabscheider und ein Wasservorratsbecken eingebaut. Zur Fassung des kontaminierten Grundwassers wurden insgesamt drei Sanierungsbrunnen (SB 1, DB 1 und DB 2) sowie Grundwasserdrainagen errichtet. Zwei Sanierungsbrunnen befanden sich im Abstrom des unterirdischen Tanklagers, einer im Hauptschadensbereich. Um ausreichende Kontrolluntersuchungen durchführen zu können, wurden im weiteren Abstrom 6 zusätzliche Grundwassermessstellen (S 9 bis S 14) errichtet.
Im Zeitraum von Jänner 2007 bis Oktober 2010 wurde aus den drei Sanierungsbrunnen Grundwasser entnommen und nach einer Reinigung über Aktivkohlefilter in den Aubach (fallweise auch in den Kanal) abgeleitet. Die Fördermengen waren entsprechend den hydrogeologischen Randbedingungen sehr gering und lagen zwischen rund 0,8 bis 1,9 m³/h. Zur Mobilisierung allfälliger Restkontaminationen wurde ab April 2009 im Anstrombereich des Schadenszentrums Kühlwasser versickert. Die Kühlwasserversickerung zeigte keinen Einfluss auf die Schadstoffkonzentrationen in den Sanierungsbrunnen und den abstromig gelegenen Grundwassermessstellen und wurde Ende 2009 wieder beendet.
Weitere Maßnahmen
Zusätzliche Untersuchungen
Im Jahr 2009 wurden nach Abbruch einer Anlage, in der Lackbehälter gereinigt wurden (Riobeer-Anlage), 5 Bohrungen bis max. 4,7 m unter GOK abgeteuft und die Bodenluft auf CKW und BTEX untersucht. Es wurden nur geringe CKW-Gehalte bis max. 5 mg/m³ festgestellt, die BTEX-Gehalte waren max. 3,1 mg/m³, nur bei einem Aufschluss 26 mg/m³ (zu 85 % Xylol).
Aufgrund anhaltender CKW-Belastungen des Grundwassers in den Sanierungsbrunnen wurden ab Juni 2010 an einigen bis ins Grundwasser reichenden bestehenden Bodenluftmessstellen (RKS 1, RKS 2, RKS 21, RKS 25 und RKS 31) Grundwasserschöpfproben entnommen und auf BTEX, CKW und KW-Index untersucht.
Ab Juni 2011 erfolgten die Untersuchungen nur mehr in den Sanierungsbrunnen und den Sonden RKS 25 und S 4, ab Ende 2011 in einem vierteljährlichen Abstand. Entsprechend den Schadstoffgehalten wurde nur mehr auf CKW untersucht, RKS 25 zusätzlich vierteljährlich auf BTEX und KW. Generell wurden nur geringe BTEX- und KW-Gehalte festgestellt, die CKW-Belastungen waren in vor allem in RKS 25 deutlich erhöht.
Im November 2014 und März 2015 wurden im Bereich des Altstandortes temporäre Bodenluftuntersuchungen an 21 Stellen durchgeführt. Es wurden insgesamt 25 Aufschlüsse bis max. 4,4 m unter GOK abgeteuft, bei 4 Aufschlüssen war die erreichte Bohrtiefe aufgrund von Bohrhindernissen (v.a. alte Fundamente) zu gering für Bodenluftprobenahmen. Die Bodenluftproben wurden generell in 2 m Tiefe entnommen, bei einigen Bohrungen auch in etwas geringerer Tiefe. Neun Aufschlüsse wurden zur Erkundung des Stauerreliefs tiefer (>2 m) gebohrt.
Im April und Mai 2015 wurden insgesamt 6 Grundwassermessstellen (S 20 bis S 25) zur Erkundung der CKW-Belastungen errichtet Die Grundwassermessstellen wurden alle bis zum Stauer gebohrt und ausgebaut. Im zentralen Bereich des Altstandortes wurde eine Stauerhochlage festgestellt, in diesem Bereich ist auch bei mittleren Grundwasserständen kein Grundwasser über dem Stauer vorhanden. Bei zwei Messstellen wurden Pumpversuche zur Bestimmung der Durchlässigkeit durchgeführt und dabei kf-Werte von 2x10-3 und 1x10-2 m/s festgestellt.
Aus den neu errichteten und ausgewählten bestehenden Messstellen und Brunnen wurden an insgesamt 5 Terminen Schöpf- und Pumpproben entnommen. Bei mehreren Messstellen waren aufgrund des geringen Grundwasserandrangs nur Schöpfproben möglich. Generell wurden hinsichtlich allgemeinen Grundwasserchemismus keine Auffälligkeiten festgestellt. Bei einigen Messstellen im zentralen Bereich waren etwas höhere elektrische Leitfähigkeiten (ca. 900 bis 1.100 µS/cm) feststellbar, nach den Aushubmaßnahmen 2016 auch lokal im Abstrom. Zurückzuführen sind die Leitfähigkeiten vor allem auf Sulfat und untergeordnet Magnesium und Natrium. Im zentralen Bereich waren teilweise auch deutlich reduzierte Sauerstoff- und Nitratgehalte und damit verbunden teilweise erhöhte Ammoniumgehalte nachweisbar, auch die Eisen- und Mangangehalte waren am Standort leicht erhöht. Mineralölkohlenwasserstoffe waren größtenteils unter der Bestimmungsgrenze, lediglich bei einem Durchgang wurden bei der Schöpfprobe aus der Messstelle S 4 0,28 mg/l nachgewiesen.
Grundsätzlich zeigten die Untersuchungsergebnisse eine Beeinflussung des Grundwassers durch CKW. Im Grundwasserabstrom waren die CKW-Gehalte gering, beim 4. Untersuchungsdurchgang im Sommer 2016 zeigte sich jedoch eine deutliche Beeinflussung durch die Aushubmaßnahmen. Insbesondere bei den beiden Messstellen S 2 und S 20 wurden erhöhte CKW-Gehalte über 20 µg/l festgestellt, davor lagen die CKW-Gehalt bei max. 9 µg/l. Beim letzten Untersuchungsdurchgang im Oktober 2016 waren wieder deutlich geringere CKW-Gehalte (max. 7,8 µg/l) feststellbar. Bei den beiden östlich gelegenen Messstellen S 7 und S 8 waren die CKW nur in Spuren bis max. 1 µg/l nachweisbar.
Abbruch- und Aushubarbeiten 2015/16
Nach der Schließung des Produktionsbetriebes wurden im Februar 2015 die unterirdischen Lagertanks ausgehoben und entsorgt (Aushubbereich Tanklager). Unterhalb der ehemaligen Lagertanks wurde eine kontaminierte Schicht festgestellt und diese ausgegraben. Der Aushub erfolgte bis zum Schlier in rund 4 m Tiefe, Sohlproben aus diesem Bereich wiesen nur noch sehr geringe Verunreinigungen auf (KW-Index max. 61 mg/kg, BTEX max. 0,13 mg/kg). Im nördlichen Bereich der Baugrube wurden KW-Kontaminationen festgestellt (KW-Index max. 1.620 mg/kg, BTEX max. 14,4 mg/kg), Schöpfproben aus offenen Schurfen wiesen deutlich gelöste Schadstoffgehalte auf (KW-Index bis 9,2 mg/l, BTEX > 1.000 µg/l).
Im Juli und August 2015 wurden die Aushubmaßnahmen Richtung Norden fortgesetzt. Anschließend entnommene Proben von der Aushubsohle zeigten KW-Gehalte (als KW-Index) bis max. 54 mg/kg und BTEX-Gehalte bis max. 1,4 mg/kg. An der nördlichen Aushubgrenze war die Kontamination noch weiter reichend, Proben aus der nördlichen Baugrubenwand wiesen noch Belastungen auf (KW-Index max. 998 mg/kg, BTEX max. 3,2 mg/kg).
Zwischen Dezember 2015 bis Mai 2016 wurden alle Gebäude im Bereich des Altstandortes abgebrochen und auch befestigte Oberflächen (Hallenböden, Wege) entsiegelt. Im Juni und Juli 2016 wurden weitere verunreinigte Untergrundbereiche ausgehoben und entsorgt. In den Bereichen nördlich des ehemaligen Tanklagers und beim ehemaligen Sudhaus wurden massive Kontaminationen mit BTEX im Bereich des Stauers bis rund 1 m darüber angetroffen. Im Bereich ehem. Produktion wurde eine Kontamination mit Lösungsmittel gefunden. Insgesamt wurden auf einer Fläche von rund 2.400 m² etwa 4.170 to verunreinigter Untergrund entsorgt.
Von den Baugrubenwänden und Aushubsohlen wurden zahlreiche Feststoffproben entnommen (insgesamt 86 Wandproben und 28 Sohlproben) und davon 41 Wand- und 18 Sohlproben analysiert. Die Proben wurden größtenteils auf KW-Index und BTEX analysiert, ausgewählte Proben zusätzlich auf CKW. Die Schadstoffgehalte der Proben waren generell gering, lediglich im Aushubbereich „nördl. Tanklager“ wiesen zwei Wandproben aus der nördlichen Baugrubenwand noch BTEX-Belastungen auf (max. 345 mg/kg). In diesem Bereich wurde der Aushubbereich nachträglich noch etwas ausgedehnt, kleinräumige Restbelastungen können nicht ausgeschlossen werden.
Zur Überprüfung allfälliger Verfüllungen eines alten Grabens im Bereich südlich der ehemaligen Halle wurden zusätzlich sechs Schurfe hergestellt, dabei wurden keine Verunreinigungen angetroffen.
Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen und der Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen
Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen wurden in den Jahren 2006, 2015 und 2016 am gesamten Altstandort kontaminierte Untergrundbereiche ausgehoben. Insgesamt wurde rund 3.400 m³ erheblich kontaminierter Untergrund entfernt. Die Hauptbelastungen lagen dabei im Bereich des unterirdischen Tanklagers sowie im Bereich der ältesten Betriebsanlagen (südlicher Werksbereich). Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass aufgrund der langjährigen Betriebsgeschichte noch kleinräumige lokal verunreinigte Bereiche vorhanden sind. Größere zusammenhängende Kontaminationen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen.
Untersuchungen des Grundwassers haben ergeben, dass die ursprünglich vorhandenen BTEX-Belastungen bereits mit den ersten Sanierungsmaßnahmen in den Jahren 2006 bis 2010 (Teilaushub sowie hydraulische Maßnahmen) weitgehend reduziert wurden. Nach Durchführung aller Aushubmaßnahmen in den Jahren 2015 und 2016 sind auch die CKW-Belastungen rückläufig. Die mit dem Grundwasser abströmende Schadstofffracht an leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen liegt deutlich unter 1 g/d und ist als gering zu bewerten.
Zusammenfassend ergibt sich, dass die Untergrundverunreinigungen im Bereich des Altstandortes weitestgehend beseitigt wurden und im Grundwasser nur mehr geringfügige Auswirkungen feststellbar sind. Die Altlast „Christ Lacke“ ist als saniert zu bewerten.
Datum der Texterstellung: März 2017