Gesicherte Altlast O54: Retentionsbecken Gusswerkstraße

Eine ehemalige Schottergrube wurde im Zeitraum von 1941 bis in das Jahr 2002 als Versickerungs- bzw. in späterer Folge als Retentionsbecken für Dach- und Straßenwässer sowie Kühl- und Abwässer aus metallverarbeitenden Industriebetrieben genutzt. An der Sohle der Kiesgrube kam es zur Sedimentation von Schwebstoffen. Darüber hinaus waren an den Böschungen der Kiesgrube auch Bauschutt und industrielle Abfälle abgelagert worden.

Die Schlämme an der Sohle waren größtenteils hoch kontaminiert (insbesondere Mineralölrückstände und Metalle). Dem hohen Adsorptionsvermögen der sehr feinkörnigen Schlämme entsprechend kam es nur in relativ geringem Ausmaß zu einer Lösung und einem Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser. Die am Grundwasser im südlichen Bereich des Retentionsbeckens beobachtete Mineralölphase wurde durch die im Grundwasseranstrom angrenzende Altablagerung verursacht. Auf Grund der hohen Vorbelastungen war ein Nachweis des in Relation geringen Schadstoffeintrages am Altstandort „Retentionsbecken Gusswerkstraße“ analytisch nicht möglich. Der Altstandort wurde als Altlast bewertet und in die Prioritätenklasse III eingestuft.

Im Zeitraum von Dezember 2001 bis Mai 2002 erfolgte der weitgehende Aushub der kontaminierten Inhalte sowie des kontaminierten Untergrundes. Eine im Grundwasserschwankungsbereich verbliebene Restbelastung wurde mittels hydraulischer Maßnahmen gesichert, wodurch eine weitere Entfrachtung der Kontamination stattfindet und ein Abströmen des kontaminierten Grundwassers weitestgehend unterbunden wird. Der Altstandort „Retentionsbecken Gusswerkstraße“ stellt keine erhebliche Beeinträchtigung des Grundwassers außerhalb des Standortes dar und ist daher als gesichert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Steyr,
Steyr,
Hinterberg,
67
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Nichteisenmetallgießerei
Fläche Altlast (m²): 6.600 m²
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (aliphatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 24.06.2002
Datum der Prioritätenfestlegung: 16.09.2002
Priorität: 3
Datum Ausweisung gesichert: 15.09.2007
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen (Sperrbrunnen (GW-Sicherung)),
Räumung (vollständige Räumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 15.09.2007

BESCHREIBUNG DES ALTSTANDORTES

Der Altstandort befindet sich in der Stadt Steyr östlich der Enns im Stadtteil Münichholz ca. 3 km nordöstlich des Stadtzentrums. Zwischen der Gusswerkstraße und der Bahntrasse der Strecke von St. Valentin nach Thörl-Maglern wurde eine ca. 1 ha große ehemalige Kiesgrube von 1941 bis 2002 als Versickerungs- bzw. Retentionsbecken für Dach- und Straßenwässer sowie Kühl- und Abwässer genutzt.

In den Jahren von 1939 bis 1941 wurden ein Gusswerk und Wälzlagerwerk errichtet. Die im Zuge der Errichtung abgebaute Kiesgrube lag zwischen den beiden Betriebsanlagen und wurde in weiterer Folge ab dem Jahr 1941 als Versickerungsbecken genutzt. Auf Grund einer sukzessiven Sedimentation von Schwebstoffen kam es im Laufe der Zeit zu einer Verschlammung bzw. Abdichtung der Sohle. Ab 1979 wurde die Kiesgrube in ein Retentionsbecken für die aus den benachbarten Betriebsanlagen anfallenden Niederschlagswässer vor Ableitung in die kommunale Regenwasserkanalisation umgestaltet. Die ehemalige Kiesgrube war bis zu 11 m tief. Im Zeitraum nach 1979 lag der Wasserspiegel im Retentionsbecken generell rund 6 bis 7 m unter dem umgebenden Gelände.  Die offene Wasserfläche war rund 2.400 m² groß. Auf den Böschungen des Retentionsbeckens wurden in weiten Bereichen auch Abfälle im Gesamtausmaß von rund 30.000 m³ abgelagert. Es handelte sich zum Teil um Bauschutt und zum Teil um industrielle Abfälle.

Beschreibung der Untergrundverhältnisse

Der Standort befindet sich im Übergangsbereich zwischen einer ebenen, würmeiszeitlichen Niederflurterrasse der Enns und einem tertiären, nach Osten ansteigenden Hangbereich. Der Untergrundaufbau im Bereich der Niederflurterrasse wird durch gut durchlässige sandige Kiese geprägt. Als Grundwasserstauer stehen feinkörnige (schluffig-tonig), tertiäre Sedimente (Schlier) an. Die Oberfläche des Grundwasserstauers zeigt ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Im Bereich des Altstandortes beträgt die Mächtigkeit der Kiese zwischen rund 10 m im Osten und rund 14 m im Westen. Im Kieshorizont sind verfestigte bzw. konglomerierte Schichten ausgebildet.

Die sandigen Kiese der Niederterrasse stellen den Hauptgrundwasserleiter dar. Der Grundwasserflurabstand beträgt rund 12 bis 13 m. Die Durchlässigkeit des Aquifers wird mit ca. 10-³ m/s abgeschätzt. Die Strömungsrichtung des Grundwassers ist generell nach Nordnordwesten gerichtet. Da die Oberfläche des Grundwasserstauers nach Osten stark ansteigt ist das Grundwasservorkommen der Niederterrasse räumlich begrenzt bzw. nur im westlichen Teil des Altstandortes vorhanden. Aus dem östlichen Teil der Atlstandortes bzw. den nahe gelegenen tertiären Hangbereichen speisen Hangwässer, die dem Relief des Grundwasserstauers folgend abfließen, in das Grundwasservorkommen der Niederterrasse ein.

Beschreibung der Schutzgüter und Nutzungen

Abgesehen von je einem Bauernhof im Norden und im Süden des Standortes bestehen in der Umgebung vor allem Betriebsgebäude verschiedener Industriebetriebe (z.B. Kugellagerwerk der SKF Österreich, SLR Gusswerk, Steyr Mannlicher). Außerdem bestanden unmittelbar südlich des Altstandortes, im Grundwasseranstrom, die „Deponie Gusswerkstraße“, eine ehemalige Deponie für industrielle Abfälle sowie unmittelbar nordöstlich ein unterirdisches Tanklager.

In einer Entfernung von ca. 250 m im Grundwasserabstrom befinden sich 2 Hausbrunnen. Südlich des Altstandortes, im weiteren Grundwasseranstrom, befindet sich das Grundwasserschutzgebiet für einen Brunnen, der durch einen Industriebetrieb genutzt wird.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Eine ehemalige Schottergrube wurde im Zeitraum von 1941 bis in das Jahr 2002 als Versickerungs- bzw. in späterer Folge als Retentionsbecken für Dach- und Straßen­wässer sowie Kühl- und Abwässer aus den umliegenden metallverarbeitenden Industriebetrieben genutzt. An der Sohle der Kiesgrube kam es zur Sedimentation von Schwebstoffen und damit zu einer Abdichtung. Ab dem Jahr 1979 wurde die Kiesgrube in ein Retentionsbecken umgestaltet. Darüber hinaus waren an den Böschungen der Kiesgrube auch ca. 30.000 m³ Bauschutt und industrielle Abfälle  abgelagert worden.

Die Ergebnisse der durchgeführten Sedimentuntersuchungen bestätigen, dass die Schlämme an der Sohle des Retentionsbeckens vor allem mit Kohlenwasserstoffen bzw. Mineralölen hochbelastet waren. Die Ergebnisse einer Mischprobe mit einem Kohlenwasserstoffgehalt von 72.000 mg/kg TM können als repräsentative durchschnittliche Belastung des Schlammes bewertet werden und liegen um mehr als das 10-fache über dem Maßnahmenschwellenwert nach ÖNORM S 2088-1 (1.000 mg/kg TM). Deutliche Belastungen der Schlämme zeigten sich auch für verschiedene Metalle (z.B. Blei, Chrom, Kupfer, Zink) und PAK.

Dem hohen Adsorptionsvermögen und der geringen Durchlässigkeit der sehr feinkörnigen Schlämme entsprechend kam es allerdings nur in relativ geringem Umfang zu einer Lösung und zu einem Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser. Der maximale Kohlenwasserstoffgehalt eines wässrigen Eluates war mit 1,5 mg/l vergleichsweise gering und verdeutlichte, dass die in den Schlämmen festgelegten Schadstoffe nur in geringem Umfang mobilisierbar waren.

Die Untersuchungen von Abfallproben aus den Böschungsbereichen des Re­ten­tions­beckens bestätigten, dass es sich zum Teil um belastete Gießereisande (Chrom bis max. 12.500 mg/kg TM) sowie ölkontaminierte Böden (max. KW-Gehalt 4.800 mg/kg TM) handelte. Die festgestellten Messwerte lagen teilweise um bis zu das 10-fache über den entsprechenden Orientierungs- bzw. Maßnahmenschwellenwerten der ÖNORM S 2088-1.

Im Grundwasseranstrom am südlichen Rand des Altstandortes war, vermutlich auf Grund der früheren Versickerung von flüssigen Abfallölen im Bereich der angrenzenden „Deponie Gusswerkstraße“, ein massiver Schadstoffeintrag in den Untergrund bis in den Grundwasserschwankungsbereich festzustellen. Es kam dabei auch zur Ausbreitung einer geringmächtigen Mineralölphase in Grundwasserströmungsrichtung. Die Ausbreitung der Mineralölphase hat rund 50 bis 70 m betragen und reichte damit bis in den Bereich des Rententionsbeckens.

Die Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung zeigten, dass hohe Vorbelastungen insbesondere durch Mineralöl gegeben sind. Im Vergleich dazu ergaben die Ergebnisse der Grundwasserproben aus dem Abstrom des Retentionsbeckens keine Hinweise auf einen zusätzlichen Eintrag von Schadstoffen. Die im Abstrom festgestellten Belastungen des Grundwassers durch gelöste Kohlenwasserstoffe könnten ausschließlich die abklingende Vorbelastung aus dem Bereich der „Deponie Gusswerkstrasse“ darstellen oder zu einem geringen Teil durch das „Retentionsbecken Gusswerkstraße“ mitverursacht worden sein. Belastungen des Grundwassers durch Aluminium, die an den Proben aus einer Messstelle im Abstrom beobachtet wurden, sind nicht dem Altstandort zuzuordnen und wurden auch an den Proben einer Messstelle im weiteren Anstrom nachgewiesen. Dementsprechend bestätigten die Ergebnisse der Beweissicherung, dass der Eintrag und die Ausbreitung von Schadstoffen aus dem Bereich des Retentionsbeckens begrenzt war. Der Altstandort war als Altlast im Sinne des Altlasten­sanierungs­ge­setzes zu bewerten.

 

DURCHGEFÜHRTE SICHERUNGSMAßNAHMEN

Zur Sanierung bzw. zur Sicherung des Standortes wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Entleeren des Retentionsbeckens

  • Aushub und Entsorgung von kontaminiertem Untergrund

  • Hydraulische Sicherung

Die baulichen Maßnahmen zur Sicherung der Altlast O54, „Retentionsbecken Gusswerkstraße“ erfolgten gleichzeitig mit jenen zur Sicherung der Altlast O53, „Deponie Gusswerkstraße“ im Zeitraum Dezember 2001 bis Mai 2002.

Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen

Durch die Entleerung sowie den Aushub des kontaminierten Untergrundes im Bereich des Retentionsbeckens Gusswerkstrasse ist eine weitgehende Reduktion des Schadstoffpotenzials erfolgt. Im Zuge der Aushubmaßnahmen konnte das Schadenszentrum und somit der weitaus größte Teil des kontaminierten Untergrundes entfernt werden.

Restbelastungen befinden sich im gesättigten Untergrund des Beckens, welche im Zuge der Aushubarbeiten nicht geräumt werden konnten. Die Kontamination betrifft eine Fläche von ca. 6.500 m². Die Gesamtkubatur des hier verbliebenen stark verunreinigten Untergrundes kann auf ca. 15.000 m³ geschätzt werden.

Die Sicherung der Restkontamination erfolgt mittels hydraulischer Maßnahmen über einen Sanierungsbrunnen, welcher auch gleichzeitig zur Sicherung der südlich angrenzenden Altlast O53, „Deponie Gusswerkstraße“ betrieben wird.

Seit Inbetriebnahme des Brunnens im Frühjahr 2005 wurden insgesamt 43.000 m³ Grundwasser und damit über 1.000 l Kohlenwasserstoffe gefördert. Um die vorgesehenen Sanierungsziele zu erreichen wird mit einer Betriebsdauer von 3 bis 5 Jahren zu gerechnet. Aufgrund der hydraulischen und chemischen Grundwasserbeweissicherung konnte nachgewiesen werden, dass mittels der durchgeführten hydraulischen Nachsorgemaßnahmen die Restbelastungen weitestgehend erfasst werden und dadurch ein Abströmen des kontaminierten Grundwassers weitgehend verhindert wird. Bei ordnungsgemäßem Betrieb der Anlage sind daher auch in Hinkunft keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Grundwasser im Abstrom der Altlast zu erwarten.

Der Altstandort „Retentionsbecken Gusswerkstraße“ ist daher als gesichert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung: Dezember 2006