Bezirk:
Gemeinde: Katastralgemeinde: Grundstücksnummern: |
Grieskirchen,
Grieskirchen, Parz, 33 |
Lage der Altlast : | Altlast im GIS anzeigen |
Art der Fläche: | Altstandort |
Branche: | Apparate-, Anlagen-, Fahrzeug- und Trafobau |
Fläche Altlast (m²): | 32.000 m² |
Schadstoff(e) | |
Datum Eintrag Altlastenatlas: | 05.01.1995 |
Datum der Prioritätenfestlegung: | 16.08.1995 |
Priorität: | 1 |
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: | 01.09.1995 |
BESCHREIBUNG DER ALTLAST
Der Betrieb besteht an diesem Standort seit 1960. Es werden Maschinen für den landwirtschaftlichen Gebrauch entwickelt und hergestellt. Es wurden verschiedenste Lösungsmittel (chlorierte Kohlenwasserstoffe und verschiedene Lösungsmittelgemische aromatischer und aliphatischer Kohlenwasserstoffe) vor allem zur Reinigung von Werkzeugen und zur Oberflächenbehandlung von Werkstücken eingesetzt. Das Betriebsgelände ist ca. 5,5 ha groß.
Im Zeitraum von 1960 bis 1989 wurden im Zuge der Produktion von Landmaschinen Metallteile vor der Lackierung mittels Lösungsmittel entfettet. Der Spritztunnel zur Entfettung (offene Anlage) befand sich bei der Lackieranlage im Osten der Werkshalle. Als Lösungsmittel wurden jedenfalls die leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffe 1,1,1-Trichlorethan und Trichlorethen verwendet. Die Werkshalle ist ca. 2 ha groß.
Der Altstandort befindet sich im flach nach Osten geneigten Talboden der Trattnach im Bereich der oberösterreichischen Molassezone. Der Untergrundaufbau wird durch geringmächtige, quartäre Sedimente der Talau geprägt, die von tertiären Schichten (Schlier) unterlagert werden. Unmittelbar nördlich des Betriebsstandortes bzw. des dort angrenzenden Gleisbereiches steigt das Gelände an. In diesen Hangbereichen treten die tertiären Schichten an die Oberfläche.
Die Geländeoberfläche am Standort der Maschinenfabrik liegt etwa auf 329 m ü.A. Unterhalb des Hallenbodens der Werkshalle befindet sich eine bis zu 30 cm mächtige, kiesige Anschüttung (Schotter-Rollierung). Darunter folgt eine 0,3 bis 2 m mächtige Lehmschicht (tonig-feinsandige Schluffe) und eine bis zu 3 m mächtige Schicht schluffig-sandiger Kiese, die einen stark wechselnden Feinkornanteil aufweist und von den tertiären Schichten (Schlier, feinsandig-tonige Schluffe etwa auf 324 m ü.A.) unterlagert wird. Die Mächtigkeit der tertiären Sedimente beträgt jedenfalls mehr als 100 m.
Der erste Grundwasserhorizont befindet sich innerhalb der oberflächennahen, kiesigen Sedimente. Es handelt sich um ein gering ergiebiges Porengrundwasservorkommen. Der Flurabstand des Grundwasserspiegels liegt etwa 2 bis 3 m unter Gelände (326 bis 327 m ü.A.). Die Fließrichtung im Bereich des Betriebsgeländes ist generell von Nordwesten nach Südosten gerichtet. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt durchschnittlich etwa 4%o. Im Bereich der Nordostecke der Werkshalle ist ein Zutritt von Grundwasser aus den tertiären Hangbereichen gegeben, sodaß in diesem Bereich ein Grundwasserzustrom aus Nordosten mit einem Spiegelgefälle von 3% gegeben ist.
Der zweite Grundwasserhorizont ist innerhalb des tertiären Schliers in Tiefen ab etwa 35 m unter Gelände ausgebildet. Die Grundwasserführung ist an gering mächtige, wasserführende Sandlagen gebunden. Es handelt sich um ein gespanntes Grundwasservorkommen. Der Druckausgleichspiegel des zweiten Horizontes befindet sich rund 6 m unterhalb des Grundwasserspiegels des ersten Horizontes. Durch einzelne, oberflächennah nicht vollständig abgedichtete Tiefbrunnen können Verbindungen zwischen den beiden Grundwasserhorizonten hergestellt worden sein.
Der Altstandort liegt im westlichen Stadtgebiet von Grieskirchen. In der unmittelbaren Umgebung befinden sich weitere Gewerbebetriebe und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Etwa 70 m nördlich des Standortes befindet sich ein Wohngebiet. Der erste Grundwasserhorizont wird durch einzelne Hausbrunnen zur Trinkwasserversorgung genutzt. Im Werksbereich werden sowohl der erste als auch der zweite Grundwasserhorizont zu Nutzwasserzwecken genutzt.
GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG
Bei der Produktion von Landmaschinen gelangten verschiedene Lösungsmittel (chlorierte Kohlenwasserstoffe, Lösungsmittelgemische aromatischer und aliphatischer Kohlenwasserstoffe) vor allem zur Reinigung von Werkzeugen und zur Oberflächenbehandlung von Werkstücken zum Einsatz. Im Bereich einer Lackieranlage erfolgte eine Entfettung metallischer Werkstücke mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW). Es wurden jedenfalls 1,1,1-Trichlorethan und Trichlorethen verwendet. Die Lackieranlage ist im östlichen Teil der Werkshalle aufgestellt.
Im Bereich der Lackieranlage sowie im Nordosteck, im Südosteck und im Mittelbereich der Werkshalle wurden Kontaminationszentren von Verunreinigungen der wasserungesättigten Bodenzone mit CKW und mit aromatischen Kohlenwasserstoffen (BTEX) festgestellt. Hauptkomponenten der Untergrundverunreinigung sind 1,1,1-Trichlorethan und Trichlorethen sowie deren Abbauprodukte 1,2-Dichlorethen und 1,1-Dichlorethen. In geringerem Ausmaß sind auch Verunreinigungen durch leichtflüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe gegeben.
Die im Jahr 1989 über 5 Monate durchgeführte Bodenluftabsaugung war für eine Sanierung der wasserungesättigten Bodenzone nur sehr beschränkt wirksam. Die Ergebnisse der Bodenluftabsaugversuche im Jahr 1991 zeigen, daß die CKW-Verunreinigungen nicht beseitigt wurden. Das Flächenausmaß der derzeit bekannten Verunreinigung der wasserungesättigten Bodenzone beträgt etwa 1 ha.
Das Grundwasser des ersten Horizontes steht etwa 3 m unter Gelände an. Im Sommer 1989 wurde im Zuge einer Beprobung des Grundwassers eine Verunreinigung durch CKW festgestellt. Von Dezember 1989 bis April 1993 wurde aus zwei Sperrbrunnen im Abstrom der Lackieranlage Grundwasser (ca. 0,3 bis 2 l/s) entnommen und gereinigt. Das gereinigte Grundwasser wurde nördlich, im Grundwasseranstrom der Lackieranlage, wiederversickert. Im April 1993 wurde der Betrieb der Sperrbrunnen aufgrund der geringen Wirksamkeit eingestellt.
Anlagenbereich bzw. Kontaminationszentrum | Hauptkomponente der festgestellten Schadstoffe | Meßwerte Bodenluft | Richtwerte für Sanierung Ö/B |
Lackieranlage | 1,1,1-Trichlorethan Trichlorethen Toluol Xylole |
max. 180 mg/m³ max. 22 mg/m³ max. 39 mg/m³ max. 28 mg/m³ |
Ö: 10 mg/m³, B: 50 mg/m³ Ö: 10 mg/m³, B: 50 mg/m³ B: 50 mg/m³ B: 50 mg/m³ |
Nordostecke Werkshalle | Trichlorethen Perchlorethylen 1,2-Dichlorethen |
max. 24 mg/m³ max. 27 mg/m³ max. 110 mg/m³ |
Ö: 10 mg/m³, B: 50 mg/m³ Ö: 10 mg/m³, B: 50 mg/m³ Ö: 10 mg/m³, B: 50 mg/m³ |
Südostecke Werkshalle | 1,1,1-Trichlorethan Trichlorethen 1,2-Dichlorethen Toluol Xylole |
max. 230 mg/m³ max. 43 mg/m³ max. 55 mg/m³ max. 21 mg/m³ max. 19 mg/m³ |
Ö: 10 mg/m³, B: 50 mg/m³ Ö: 10 mg/m³, B: 50 mg/m³ Ö: 10 mg/m³, B: 50 mg/m³ B: 50 mg/m³ B: 50 mg/m³ |
Mittelbereich Werkshalle | 1,1,1-Trichlorethan Trichlorethen 1,2-Dichlorethen |
max. 15 mg/m³ max. 36 mg/m³ max. 60 mg/m³ |
Ö: 10 mg/m³, B: 50 mg/m³ Ö: 10 mg/m³, B: 50 mg/m³ Ö: 10 mg/m³, B: 50 mg/m³ |
Hauptkomponenten der Verunreinigung der wasserungesättigten Bodenzone im Bereich der 4 bisher festgestellten Kontaminationszentren - Gegenüberstellung mit Richtwerten für die Sanierung
Im Zeitraum November 1993 bis April 1995 wurden für den ersten Grundwasserhorizont 5 Grundwasserprobenahmeserien an insgesamt 22 Probenahmestellen durchgeführt. Es konnten teilweise erhebliche Verunreinigungen des Grundwassers durch CKW beobachtet werden. Die zulässige Höchstkonzentration (zHK) für Trinkwasser gemäß Kapitel B1 des Lebensmittelcodex beträgt für die Summe leichtflüchtiger halogenierter Kohlenwasserstoffe (LHKW) 30 µg/l sowie für die Einzelsubstanzen Perchlorethylen 10 µg/l bzw. für 1,1-Dichlorethen 0,3 µg/l.
Im Grundwasseranstrom der Werkshalle waren im Winter 1993/94 CKW-Konzentrationen von maximal 4,6 µg/l gegeben. Im nördlichen Mittelbereich der Werkshalle war lokal eine massive Grundwasserverunreinigung durch CKW (max. 1.676 µg/l) bzw. vor allem durch Trichlorethen (max. 1.570 µg/l) feststellbar. Die Ursache dieser lokalen Verunreinigung ist derzeit nicht bekannt. Im Südosteck der Werkshalle und im nahen Grundwasserabstrom (<50 m) waren Verunreinigungen des Grundwassers bzw. Überschreitungen der zulässigen Höchstkonzentration für Trinkwasser bei 1,1,1-Trichlorethan (max. 91,0 µg/l), Trichlorethen (max. 400 µg/l) 1,2-Dichlorethen-cis (680 µg/l) und Vinylchlorid (40 µg/l) zu beobachten. Ähnlich stark erhöhte CKW-Gehalte sind auch noch an den Wasserproben einer Grundwassersonde feststellbar, die sich 250 m östlich der Werkshalle im Grundwasserabstrom befindet. Es konnten Überschreitungen der Trinkwassergrenzwerte für LHKW um mehr als das 30-fache beobachtet werden. Die Analysenergebnisse der Beprobung der Tiefbrunnen bestätigen, daß der südlich der Werkshalle gelegene Tiefbrunnen im Bereich des ersten Grundwasserhorizontes nicht vollständig abgedichtet ist. Durch diesen Kurzschluß der ersten beiden Grundwasserhorizonte kann es zu einer Verschleppung der CKW-Verunreinigung in den zweiten Horizont kommen.
Die vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnisse zeigen, daß im Bereich der "Maschinenfabrik Pöttinger/Werk II" eine Verunreinigung der wasserungesättigten Bodenzone durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) und leichtflüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe (BTEX) gegeben ist. Durch diese Verunreinigungen kommt es zu einer massiven Beeinträchtigung des Grundwassers des ersten Grundwasserhorizontes, der zum Teil durch einzelne Trink- und Nutzwasservorkommen landwirtschaftlicher und von gewerblicher Betriebe genutzt wird.
Datum der Texterstellung: Mai 1995