Altlast N67: Fabrik elektrischer Apparate Schrems

Der Altstandort „Fabrik elektrischer Apparate Schrems“ hat eine lange Nutzungsgeschichte. 1948 ging der Standort in den Besitz der Firma Felten & Guilleaume über, die mit der „Fabrik elektrischer Apparate AG“ den Grundstein für den bis heute ansässigen Betrieb gelegt hat. Unter anderem befinden sich seit 1960 eine Entfettungsanlage, eine Galvanik, ein Lösungsmittelfasslager und eine Abwasserbehandlungsanlage auf dem Altstandort.

Der Untergrund im Bereich des Altstandortes ist durch oberflächennah anstehenden klüftigen Granit und darüber verwittertem Granit (Granitgrus) geprägt. Im Bereich der Entfettungsanlage liegt eine massive Belastung des Grundwassers mit CKW vor. Die Schadstoffe haben sich im Grundwasser mehr als 100 m ausgebreitet. Es ist auch in Zukunft mit erheblichen Schadstofffrachten im Grundwasser zu rechnen. Der Altstandort „Fabrik elektrischer Apparate Schrems“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird die Einstufung in die Prioritätenklasse 2 vorgeschlagen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Gmünd,
Schrems,
Schrems,
1483
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Apparate-, Anlagen-, Fahrzeug- und Trafobau
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 54.000 m²
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.11.2012
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.11.2012
Priorität: 2
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen (pump & treat (GW-Sanierung), Drainage),
Räumung (Teilräumung)

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort „Fabrik elektrischer Apparate Schrems“ liegt rund 2 km nordwestlich des Stadtzentrums von Schrems in einem Gewerbegebiet mit Grünflächen und umfasst eine Fläche von ca. 40.000 m2.

Der Standort hat eine lange Nutzungsgeschichte, beginnend als Glasfabrik von 1828 bis 1930. Im Jahr 1840 waren 35 verschiedene Glasschmelzöfen im Einsatz. Die Energieversorgung erfolgte damals über den Braunaubach. Von 1939 bis 1945 befand sich ein Gefangenenlager am Standort. 1948 ging der Standort in den Besitz der Firma Felten & Guilleaume über, die mit der Gründung der Fabrik elektrischer Apparate den Grundstein für den bis heute ansässigen Betrieb gelegt hat.

1998 wurde die Firma von der Möller Gebäudeautomations AG übernommen, die im Jahr 2008 in den Eaton-Konzern eingegliedert wurde. Seit 1948 werden auf dem Standort von unterschiedlichen Betreibern elektrische Geräte wie Spulen, Schutzschaltgeräte (Leitungsschutz- und Fehlerstromschutzschalter), Verteilerkästen, Steuerungen für Rollläden und Heizungen, etc. hergestellt.

Die nebenstehende Tabelle  enthält eine Aufstellung der vorhandenen Gebäude mit dem Errichtungsjahr und der derzeitigen (2004) Betriebsanlagen.

Im nordwestlichen Bereich des Altstandortes befinden bzw. befanden sich seit 1960 eine TRI-Entfettungsanlage die später (vermutlich 1998) durch eine PER-Entfettungsanlage ersetzt wurde, eine Galvanik, Lösungsmittelfasslager und eine Abwasserbehandlungsanlage. Weiters sind auf dem Altstandort eine Kunststofffertigung, Lager- und Bürogebäude, Garagen, ein Metallschrottsammelbereich, Gefahrenstofflager und ein Heizhaus vorhanden. Die Entfettungsanlage befand sich in den Hallen D1, weiters wurde in den Hallen D2, D6 und L in kleinerem Ausmaß entfettet. 1998 wurde im Auftrag der Behörde eine nicht näher beschriebene Bodenluftabsauganlage im Bereich der Entfettungsanlage in Halle D1 errichtet und betrieben. Messungen aus dem Jahr 2004 zeigten an allen Messstellen Bodenluftgehalte des Parameters Summe CKW von unter 10 mg/m³. Bis 2004 wurde in der Galvanik Chrom VI verwendet.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort befindet sich geologisch betrachtet in der Böhmischen Masse. Regional ist der Untergrund durch oberflächennah anstehenden klüftigen Granit und darüber verwittertem Granit (Granitgrus) geprägt. Der Altstandort liegt auf einem Hügel, das Gelände fällt in alle Himmelsrichtungen ab. Die höchste Geländehöhe am Altstandort beträgt rund 540 m. ü. A. Östlich des Altstandortes befindet sich der Braunaubach auf einer Höhe von rund 525 m. ü. A., südwestlich ein weiterer kleiner Bach, der in den Braunaubach mündet.

Unter der großteils befestigten Oberfläche liegen vereinzelt Anschüttungen (mit Anteilen an Bauschutt) bis in maximal ca. 2 m Tiefe vor. Darunter folgt generell eine bis zu 3 m mächtige Granitverwitterungsschicht (Granitgrus) die von klüftigem Granit unterlagert wird. Die Granitverwitterungsschicht und der klüftige Granit sind ab einer Tiefe rund 3,0 m unter Gelände grundwasserführend. Die Unterkante des klüftigen Granits konnte bei den bisherigen Bohrungen bis in 25 m Tiefe nicht erreicht werden.

Der Grundwasserspiegel befindet sich am Altstandort in einer Tiefe von 1,8 bis 4,0 m unter Gelände, das Grundwasser strömt vom Altstandort in alle Himmelsrichtungen ab. Die großräumige Strömungsrichtung ist generell Richtung Südosten zum Braunaubach hin gerichtet.

Der Wasserandrang während der Grundwassermessstellenerrichtung und während der Grundwasserprobenahme war durchwegs gering. Die Kluftdichte nimmt mit zunehmender Tiefe ab, durch Klüfte verursachte bevorzugte Wegigkeiten lassen sich anhand der bisherigen Untersuchungen nicht ableiten.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort liegt im weiteren Stadtgebiet von Schrems. Der Altstandort wird nach wie vor gewerblich durch die Firma Eaton Corporation, als Nachfolgefirma der Möller GmbH genutzt.

In der Umgebung des Altstandortes befinden sich vor allem Einfamilienhäuser, Grünflächen, gewerblich genutzte Einrichtungen und landwirtschaftliche Flächen. Im Norden, Osten und Westen des Altstandortes sind Hausbrunnen bekannt, die zum Teil erhöhte CKW-Konzentrationen im Grundwasser zeigen. Ein Brunnen wurde auf behördlicher Anordnung stillgelegt. Östlich des Altstandortes befindet sich der Braunaubach, südwestlich ein weiterer kleiner Bach, der südöstlich des Altstandortes in den Braunaubach mündet.

 

UNTERSUCHUNGEN

Von 2008 bis 2009 wurden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Entnahme von Bodenluft und Feststoffproben aus insgesamt 19 Bohrungen, November 2008,
  • Untersuchung von 18 Bodenluft- und 20 Feststoffproben aus den Bohrungen, November 2008,
  • Grundwasserprobenahme und Analyse aus 3 Brunnen (einer am Standort, zwei außerhalb), November 2008
  • Errichtung von 5 Grundwassermessstellen sowie Probenahme und Analyse von 7 Grundwasserproben aus den neu errichteten Messstellen und 2 bestehenden Brunnen, Dezember 2008
  • Errichtung von weiteren 5 Grundwassermessstellen sowie Probenahme und Analyse von 23 Grundwasserproben aus den 10 errichteten Messstellen (z.T. als Mehrfachmessstellen ausgebaut) und 5 bestehenden Brunnen, Mai und Juli 2009

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Der Altstandort „Fabrik elektrischer Apparate Schrems“ umfasst eine Fläche von ca. 40.000 m2. Direkt an den Altstandort angrenzend befinden sich Wohngebäude (Einfamilienhäuser), landwirtschaftliche Flächen, Park- und Grünflächen. Der Standort hat eine lange Nutzungsgeschichte, beginnend als Glasfabrik von 1828 bis 1930. Von 1939 bis 1945 befand sich ein Gefangenlager am Standort. 1948 ging der Standort in den Besitz der Firma Felten & Guilleaume über, die mit der „Fabrik elektrischer Apparate AG“ den Grundstein für den bis heute ansässigen Betrieb gelegt hat. Seit dieser Zeit werden auf dem Standort elektrische Geräte wie Spulen, Schutzschaltgeräte (Leitungsschutz- und Fehlerstromschutzschalter), Verteilerkästen, Steuerungen für Rollläden und Heizungen, etc. hergestellt.

Im nordwestlichen Bereich des Altstandortes befinden sich seit 1960 eine TRI-Entfettungsanlage die später (vermutlich 1998) durch eine PER-Entfettungsanlage ersetzt wurde, eine Galvanik, Lösungsmittelfasslager und eine Abwasserbehandlungsanlage. Weiters sind auf dem Altstandort eine Kunststofffertigung, Lager- und Bürogebäude, Garagen, ein Metallschrottsammelbereich, Gefahrenstofflager und ein Heizhaus vorhanden.

Der Untergrund im Bereich des Altstandortes ist durch oberflächennah anstehenden klüftigen Granit und darüber verwittertem Granit (Granitgrus) geprägt. Der Altstandort liebt auf einem Hügel, das Gelände fällt in alle Himmelsrichtungen ab. Östlich des Altstandortes befindet sich der Braunaubach, südwestlich ein weiterer kleiner Bach, der in den Braunaubach mündet.

Unter der großteils befestigten Oberfläche liegen vereinzelt Anschüttungen bis in maximal ca. 2 m Tiefe vor. Darunter folgt generell eine bis zu 3 m mächtige Granitverwitterungsschicht (Granitgrus) die von klüftigem Granit unterlagert wird. Die Granitverwitterungsschicht und der klüftige Granit sind ab einer Tiefe rund 3,0 m unter Gelände grundwasserführend. Die Unterkante des klüftigen Granits konnte bei den bisherigen Bohrungen bis in 25 m Tiefe nicht erreicht werden.

Der Grundwasserspiegel befindet sich am Altstandort in einer Tiefe von 1,8 bis 4,0 m unter Gelände, das Grundwasser strömt vom Altstandort in alle Himmelsrichtungen ab. Die großräumige Strömungsrichtung ist generell Richtung Südosten zum Braunaubach hin gerichtet.

Der Wasserandrang ist durchwegs gering. Die Kluftdichte nimmt mit zunehmender Tiefe ab, durch Klüfte verursachte bevorzugte Wegigkeiten lassen sich anhand der bisherigen Untersuchungen nicht ableiten.

Bei Feststoffuntersuchungen wurde nachgewiesen, dass im nordwestlichen Bereich des Altstandortes (Entfettungsanlagen, Galvanik und Fasslager) chlorierte Kohlenwasserstoffe in den Untergrund gelangt sind. Es ist anzunehmen, dass sich die CKW großteils von der sandigen Deckschicht in die Klüfte des Granits verlagert haben. In den Feststoffen wurden weiters Belastungen mit Mineralölkohlenwasserstoffen sowie erhöhte Konzentrationen an Cadmium und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen festgestellt.

Leichtflüchtige Schadstoffe wurden in der ungesättigten Bodenzone nur in Spuren festgestellt. Im Bereich der Entfettungsanlagen und der Galvanik sowie im Bereich des Fasslagers wurden die vergleichsweise höchsten Schadstoffgehalte ermittelt.

Bei Grundwasseruntersuchungen an insgesamt drei Untersuchungsterminen wurden massive Überschreitungen des Maßnahmenschwellenwertes gemäß ÖNORM S 2088-1 bei CKW festgestellt. Die Höchstkonzentrationen decken sich lagemäßig mit jenen aus der Feststoff- und Bodenluftuntersuchung sowie dem Ergebnis der historischen Recherche. Die Höchstbelastungen von über 9 mg/l CKW konnten im nordwestlichen Bereich (Entfettungsanlagen, Galvanik, Fasslager) nachgewiesen werden. Tiefengestaffelte Probenahmen ergaben keine signifikanten Konzentrationsunterschiede mit der Tiefe. Die CKW-Kontamination reicht bis in Tiefen über 25 m unter Gelände. Die Ausdehnung des Schadenszentrums im Grundwasser lässt sich auf Basis der vorhandenen Untersuchungen mit einer Fläche von 5.000 m² grob abschätzen. Die Schadstoffe haben sich aufgrund der lokalen Grundwasserströmungsverhältnisse entgegen der großräumigen Grundwasserströmungsrichtung Richtung Nordwesten ausgebreitet.

Bei den Metallen Blei, Cadmium, Chrom (ges), Kupfer und Nickel kam es im Grundwasser im Bereich des Altstandortes zu Maßnahmenschwellenwertüberschreitungen und bei dem Parameter Zink zu Prüfwertüberschreitungen. Die angrenzenden Hausbrunnen außerhalb des Standortes zeigten keine Beeinträchtigungen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass im Bereich des Altstandortes eine massive Belastung des Grundwassers mit CKW vorliegt. Ausgehend vom Schadenszentrum breiten sich die Schadstoffe im Grundwasser bis zumindest in eine Entfernung von 150 m aus. Der Altstandort „Fabrik elektrischer Apparate Schrems“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: sehr groß

Im Bereich des Altstandortes wurden seit den 60-iger Jahren des 20. Jahrhunderts Trichlorethen und später Tetrachlorethen als Entfettungsmittel eingesetzt. Die gesättigte Untergrundzone (klüftiger Granit) ist auf einer Fläche von ca. 5.000 m² bis in Tiefen größer 25 m unter Gelände verunreinigt. Tetra- und Trichlorethen weisen aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften eine sehr hohe Stoffgefährlichkeit auf. Insgesamt ergibt sich für die maßgeblichen Parameter Tetra- und Trichlorethen ein sehr großes Schadstoffpotenzial.

Ausbreitung der Schadstoffe: begrenzt

Die Länge der Schadstofffahne im Grundwasser kann größenordnungsmäßig mit kleiner 500 m abgeschätzt werden. Die mit dem Grundwasser transportierte Fracht an gelösten Schadstoffen ist aufgrund der hohen Schadstoffkonzentrationen als erheblich zu bewerten. Entsprechend den Grundwasserströmungsverhältnissen ist mittelfristig mit keinen wesentlichen Änderungen des Schadensbildes zu rechnen.

Bedeutung des Schutzgutes: gut nutzbar

Das Grundwasser im Bereich des Altstandortes ist gering ergiebig. Trotz dieser geringen Ergiebigkeit sind zahlreiche Hausbrunnen für Bewässerungszwecke in der Umgebung des Altstandortes vorhanden. Es ist anzunehmen dass die Hausbrunnen (Schachtbrunnen) den Porengrundwasserleiter der Granit-Verwitterungsschicht erschließen. Es sind zukünftig keine höherwertigen Grundwassernutzungen im direkten Abstrom zu erwarten. Aufgrund der Nutzung des gering ergiebigen Grundwassers für Bewässerungszwecke wird das Schutzgut Grundwasser als gut nutzbar eingestuft.

Vorschlag Prioritätenklasse: 2 

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt die Einstufung in die Prioritätenklasse 2 vor.

 

Datum der Texterstellung:    August 2011