Altlast N62: Deponie MA 48 - Eisenbahndreieck

Die „Deponie MA 48 - Eisenbahndreieck“, mit einer Fläche von etwa 20 ha, wurde bis 1996 mit etwa 3,6 Mio. m³ Aushub, Bauschutt, Hausmüll und Gewerbemüll verfüllt. Die Verfüllung erfolgte ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz. Die Ablagerungen reichen mehrere Meter in das Grundwasser. Die Altablagerung weist Abfälle mit erhöhten Schadstoffgehalten auf.

Im Bereich der Altablagerung liegen bereichsweise hohe Deponiegaskonzentrationen vor, das Deponiegasbildungspotenzial kann als lokal erhöht angesprochen werden. Im Abstrom der Altablagerung ist die Qualität des Grundwassers durch Schadstofffreisetzung aus der Deponie insbesondere durch Ammonium, lokal auch mit organischen Schadstoffen, beeinträchtigt. Auch in Zukunft ist mit einer erheblichen Beeinflussung der Grundwasserqualität aus der Altablagerung zu rechnen. Die Altablagerung „Deponie MA 48 – Eisenbahndreieck" stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Das Umweltbundesamt schlägt eine Einstufung in Prioritätenklasse 3 vor.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Korneuburg,
Gerasdorf bei Wien,
Gerasdorf,
742/2, 743/1, 748/2, 769/1, 775/2, 776/1, 782/2, 783/1, 783/3, 810/2
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 210.000 m²
Volumen Altlast (m³): 3.600.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas (Methan, Kohlendioxid)
Anorganische Schadstoffe
Deponiesickerwasser (Ammonium)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.03.2008
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.02.2015
Priorität: 3
Status Maßnahme: in Planung
Art der Maßnahme: Sicherung

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung befindet sich südlich von Gerasdorf bzw. westlich von Süßenbrunn an der nördlichen Landesgrenze von Wien, unmittelbar südlich der Trasse der Nordbahn. Bei der Altablagerung handelt es sich um eine rund 20 ha große ehemalige wiederverfüllte Schottergrube. Von 1966 bis 1977 erfolgte die geländegleiche Verfüllung der Grube mit Hausmüll, hausmüllähnlichen Ablagerungen, Bauschutt, Aushubmaterial und zum Teil gewerblichen Abfällen. Das Volumen der bis 1977 abgelagerten Abfälle kann mit 1,6 Mio. m³ abgeschätzt werden. Die Ablagerungsmächtigkeit bis GOK beträgt durchschnittlich etwa 8 m. Die Deponiesohle liegt zum Teil im Grundwasser. Bei einem mittleren Grundwasserstand von 155 m ü.A. kann das Volumen der im Grundwasser liegenden Abfälle mit 435.000 m³ abgeschätzt werden. Von 1982 bis 1996 wurde auf einem rund 16 ha großen Teilbereich der Altablagerung eine 10 bis 20 m mächtige Haldenschüttung aufgesetzt. Insgesamt wurden weitere rund 2 Mio. m³ Bauschutt, Aushub und Industrie- bzw. Gewerbemüll abgelagert, womit sich ein Gesamtablagerungsvolumen von rund 3,6 Mio. m³ ergibt. Technische Einrichtungen zur Verhinderung eines Schadstoffaustrages aus der Altablagerung in das Grundwasser oder zur Deponiegasfassung sind nicht vorhanden.

Untergrundverhältnisse

Die „Deponie MA 48 - Eisenbahndreieck“ liegt im westlichen Randbereich des nördlichen Wiener Beckens im Übergangsbereich der Praterterrasse der Donau zum Marchfeld auf etwa 161 m bis 162 m über Adria. Im Bereich der Haldenschüttung steigt das Gelände auf bis zu 182 m ü.A. an.

Oberflächennah stehen geringmächtige Aulehm- und Ausandschicht an. Der Untergrund darunter wird aus bis zu 15 bis 30 m mächtigen quartären sandigen Kiesen und darunter jungtertiären feinsandigen Schluffe mit Fein- bis Mittelsanden aufgebaut. Die Oberfläche der jungtertiären Schichten fällt flach gegen das Beckeninnere ein. Durch tektonische Störungen (Graben-, Staffelbrüche) am Randbereich des Wiener Beckens und Erosion zeigt die Oberfläche der tertiären Schichten eine starke Reliefierung.

Die sandigen Kiese des Quartärs stellen den ersten Grundwasserleiter dar, die Ablagerungen reichen stellenweise bis zur Sohle dieser Schicht. Darunter folgen tertiäre Schluffe, in die lokal Feinsandlagen eingeschaltet sein können. Diese Sedimente können als Grundwasserstauer angesprochen werden und wurden bis in Tiefen zwischen 30 und 38 m und lokal bis zur Endtiefe der Bohrungen von 43 m nachgewiesen. Darunter folgen Sande unterschiedlicher Korngröße, die einen potentiell zweiten Grundwasserleiter darstellen. Der zweite Grundwasserleiter konnte in großen Bereichen bis in Tiefen zwischen 33 m und 44 m beobachtet werden. In tiefer geführten Bohrungen wurde diese grundwasserleitende Schicht lokal bis über 50 m Tiefe nachgewiesen. Unter dem zweiten Grundwasserleiter folgen wieder Schluffe, die als Grundwasserstauer angesprochen werden können. Unter den Schluffen wurde in einem Teil der Bohrungen noch ein dritter grundwasserführender Horizont angetroffen, der bis zu einer Tiefe von 44 bis 57 m nachgewiesen wurde. Der Grundwassertransport erfolgt zum überwiegenden Teil in den oberflächennahen jüngeren Kiesschichten. Der Grundwasserspiegel des ersten Grundwasserhorizontes liegt auf etwa 154 bis 155 m ü.A. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters kann mit rund 10-3 m/s abgeschätzt werden und das Grundwasserspiegelgefälle beträgt etwa 0,7 bis 0,9 ‰. Durch die starke Reliefierung und Störungen im Untergrund weist der erste Grundwasserleiter lokal stark schwankende Mächtigkeiten auf, wodurch die Grundwassermächtigkeit mit etwa 13 m bis 24 m angegeben werden kann. Die durchschnittliche Grundwassermächtigkeit liegt bei ca. 20 m. Die Grundwasserströmung ist nach Südosten bis Ostsüdosten gerichtet. Die hydraulische Fracht über den gesamten Abstrom der Altablagerung beträgt für diesen ersten Horizont rund 650 m³/d.

Betreffend die darunter liegenden zwei Grundwasserhorizonte ist aus der geologischen Ansprache nicht eindeutig ableitbar, ob die Grundwasserhorizonte durchgehend getrennt sind. Das Grundwasser im zweiten und dritten Grundwasserhorizont ist gespannt. Die Grundwasserspiegel liegen jeweils auf 154 bis 154,5 m ü.A. und weisen auf eine Kommunikation zwischen den 2. und 3. Grundwasserleiter hin. Die Durchlässigkeit des zweiten und dritten Grundwasserhorizontes ist aufgrund des geologischen Aufbaus deutlich geringer und kann mit rund 10-5 m/s abgeschätzt werden. Im zweiten Grundwasserhorizont beträgt das Gefälle etwa 0,7 bis 1,1 ‰ und im dritten Grundwasserhorizont etwa 0,7 bis 0,8 ‰. Die Grundwasserströmung im zweiten Grundwasserhorizont ist nach Südosten bis Südsüdosten gerichtet. Die Grundwasserströmung im dritten Grundwasserhorizont ist nach Südosten gerichtet.

Schutzgüter und Nutzungen

Die Altablagerung ist eine Ruderalfläche. Nördlich der Altablagerung befindet sich die Trasse der Nordbahn. Östlich der Altablagerung grenzt eine teilweise verfüllte ehemalige Nassbaggerung an. Südlich der Altablagerung verläuft die Dichtwand der Altlast W 15 "Langes Feld". Der nordwestliche Teil der Altablagerung – der keine aufgelagerte Haldenschüttung hat – wurde bis 1992 als Hundeabrichtplatz genutzt und dann stillgelegt.

Die Altablagerung befindet sich innerhalb der wasserwirtschaftlichen Rahmenverfügung für das Marchfeld. Im Abstrom wird das Grundwasser zur Bewässerung und zu betrieblichen Zwecken genutzt. Anstromig und abstromig der Altablagerung befinden sich diverse Altablagerungen und Altstandorte.

 

UNTERSUCHUNGEN

Im Zeitraum von November 2003 bis November 2004 wurden im Bereich der "Deponie MA 48 – Eisenbahndreieck" die folgenden ergänzenden Untersuchungen gem. § 13 ALSAG durchgeführt:

  • Orientierende Deponiegasuntersuchungen
  • Schurfe und Greiferbohrungen sowie Entnahme und Untersuchung von Ablagerungsproben
  • Entnahme u. Untersuchung von Grundwasserproben an 4 Terminen aus 24-h Pumpversuchen

In Ergänzung dazu wurden im Zeitraum von Oktober 2011 bis Dezember 2012 folgende weitere Untersuchungen gemäß §14 ALSAG durchgeführt:

  • Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben an 4 Terminen
  • 8-stündige Pumpversuche an einem Termin

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung "Deponie MA 48 – Eisenbahndreieck" handelt es sich um eine rund 20 ha große ehemalige Schottergrube, die von 1966 bis 1977 wiederverfüllt und von 1982 bis 1996 in großen Teilbereichen mit einer Haldenschüttung überlagert wurde. Die Auffüllung der Grube bis auf Geländeniveau erfolgte mit rund 1,6 Mio. m³ Aushub, Bauschutt, Hausmüll bzw. hausmüllähnliche Ablagerungen und teilweise Gewerbemüll. Im Anschluss an die Verfüllung der Grube wurden auf eine Teilfläche von 16 ha weitere 2 Mio. m³ Aushub, Bauschutt und Gewerbemüll in Form einer Halde aufgelagert. Die maximale Ablagerungsmächtigkeit beträgt bis zu 35 m. Insgesamt kann aus den Aufschlüssen abgeschätzt werden, dass im Grubenbereich rund 400.000 m³ Hausmüll abgelagert wurden. Im Bereich der Halde zeigten die Aufschlüssen keinen Hausmüll. Die Ablagerung erfolgte ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz. Rund 10 bis 15 % der Alblagerung reichen bis mehrere Meter in das Grundwasser hinein.

Bei den Untergrundaufschlüssen wurde vereinzelt der Geruch nach Teer oder Kohlenwasserstoffen wahrgenommen. Übereinstimmend mit der organoleptischen Ansprache wurden erhöhte Konzentration in Gesamtgehalt mit Kohlenwasserstoffe und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe festgestellt, die sich insbesondere auf Asphaltbruch, Dachpappen und Ölgebinde zurückführen ließen. Vereinzelt erhöhte Metallgehalte wurden insbesondere in Schlackenproben  angetroffen. In den wässrigen Eluaten zeigten sich insbesondere erhöhte Konzentrationen für Ammonium und organischen Kohlenstoff, die auf Hausmüllablagerungen zurückzuführen waren. Ebenso waren die Sulfatkonzentrationen in vielen wässrigen Eluaten deutlich erhöht. Insgesamt zeigten die Feststoffuntersuchungen, dass die Ablagerung Materialien mit erhöhtem Reaktionspotenzial und Schadstoffgehalten aufweist. Als mobilisierbar zeigten sich insbesondere die hausmülltypischen Parameter und vereinzelt aber auch organische Schadstoffe (KW, PAK15), welche sich auch in den Feststoffproben der Deponiesohle nachwiesen ließen. Ein größerer zusammenhängender Bereich mit an- oder organischen Schadstoffen wurde nicht angetroffen.

Bei orientierenden Deponiegasuntersuchungen wurden in den Messstellen, die bis in den Schüttbereich der Grube, d.h. den Hausmüllbereich hineinreichten, flächig stark erhöhte Deponiegaskonzentrationen angetroffen. Im Bereich der aufgelagerten Haldenschüttung waren die gemessenen Deponiegaskonzentrationen weitgehend unauffällig. Aufgrund des zeitlichen Ablagerungsverlaufs ist anzunehmen, dass die Abfälle unterhalb der sehr mächtigen Haldenschüttung ebenfalls noch ein erhöhtes Deponiegasbildungspotenzial aufweisen. Leichtflüchtige Schadstoffe im Deponiegas bestätigten, dass lokal Abfälle mit erhöhten Schadstoffgehalten abgelagert wurden.

Das Grundwasser weist regional eine hohe Mineralisierung auf. Vereinzelt treten erhöhte Belastungen mit den organischen Parameter KW-Index und PAK15 in allen untersuchten Horizonten auf. Über viele Jahre war eine großräumige CKW Belastung des Grundwassers mit mehreren µg/l bekannt, die aber in den letzten 5 Jahren regional nicht mehr nachgewiesen wird.

Die GW-Messstellen 24.5/1 bis 24.5/6 wurden bereits im nordwestlichen Bereich der Schüttung errichtet und zeigen bereits eine deutliche Beeinflussung durch die Altablagerung. Insbesondere Ammonium steigt in den ersten zwei Grundwasserstockwerken – punktuell auch im 3. Grundwasserstockwerk – massiv an. Weiters ist für die organischen Schadstoffparameter PAK15 und KW-Index bereits ein deutlicher Anstieg der Konzentrationen  – insbesondere im ersten aber auch in den beiden unteren Horizonten – in diesen Messstellen erkennbar.

Die Messstellen des Abstroms mussten im Schüttbereich situiert werden, da sich an die Altablagerung "Deponie MA 48 – Eisenbahndreieck" weitere zum Teil verfüllte Gruben anschließen. Mehrere dieser abstromigen Messstellen weisen noch hohe Schüttmächtigkeiten auf, die bis zu 10 m in das Grundwasser eintauchen. Die Untersuchungen dieses unmittelbaren Abstroms der Altablagerung zeigten für den nördlichen Abstrombereich der Altablagerung eine deutliche Erhöhung der Gesamtmineralisation. Für den zentral gelegenen rund 350 m breiten Abstrombereich (S3 bis S2) sind stark reduzierende Verhältnisse mit stark erhöhten Ammonium- sowie auffälligen Borkonzentrationen erkennbar, wobei sich die Veränderungen der Grundwasserqualität auf den 1. Grundwasserhorizont beschränken. Die Pumpversuche bestätigen die Ergebnisse der GW-Untersuchungen. Die abströmende Ammoniumfracht für diesen Bereich ist als erheblich zu beurteilen. Auf rund 50 m Fließstrecke ist eine Abnahme auf 75 % bis 50 % der Ammoniumausgangskonzentration erkennbar. Unter der Annahme einer einfachen Durchmischung des Abstrom mit sauerstoffreichem regionalen Grundwasser kann aber abgeschätzt werden, dass ausreichend Sauerstoff zu Verfügung steht, um die Ammoniumkonzentrationen auf weiteren 100 m Fließstrecke vollständig zu Nitrat zu oxidieren. Die daraus resultierende Erhöhung der Nitratkonzentration führt zu keinen erheblichen Konzentrationswerten.

Betreffend Schadstoffe lagen nur in der geringer durchlässigen Messstelle S3 bei allen Untersuchungen gleichbleibend hohe PAK15 Konzentrationen vor, die sich in den 24-h Pumpversuchen bestätigen. Eine Abnahme der Konzentrationen ist im Pumpersuch nicht erkennbar. Insgesamt wurden im Pumpversuch rund 20 m³/d Grundwasser abgepumpt, womit sich eine Austragsfracht für PAK15 von 0,2 g/d ergibt, die grundsätzlich als erheblich zu beurteilen ist. Allerdings liegt im Bereich der Messstelle S3 eine deutliche Inhomogenität in der Geohydrologie vor (Feinsande anstelle von Kiesen, deutlich geringer Durchlässigkeit), woraus abzuleiten ist, dass die ermittelten Frachten des Pumpversuches als nicht repräsentativ für den freien Abstrom der Altablagerung angenommen werden können und diese als deutlich geringer anzunehmen sind.

Die südlich und nördlich zu S3 gelegenen Messstellen zeigten nur sehr vereinzelt erhöhte PAK15 Konzentrationen – die deutlich geringer waren als in der Messstelle S3 –, lagen in der Regel aber unter der Bestimmungsgrenze. Ansonsten treten im restlichen Abstrom erhöhte Konzentrationswerte für PAK15 und KW-Index nur sehr vereinzelt auf. Ein Austrag von CKW und BTEX als auch von Schwermetallen aus der Altablagerung ist nicht erkennbar.

Zusammenfassend handelt es sich bei der „Deponie MA 48 -Eisenbahndreieck“ um eine Altablagerung mit einem sehr großen Volumen, die bis in das Grundwasser hineinreicht. Neben 3,2 Mio. m³ mineralischen Abfällen mit lokal stark erhöhten Schadstoffgehalten wurden insgesamt rund 400.000 m³ Hausmüll abgelagert. Die Deponiegaskonzentrationen sind ebenso wie das  Deponiegasbildungspotenzial als erhöht einzustufen. Durch Deponiegasmigration gefährdete Objekte liegen auf bzw. im Nahbereich der Altablagerung nicht vor. Ein rund 350 m breiter Abstrombereich zeigt im oberste Grundwasserhorizont typische Verunreinigungen des Grundwassers mit hausmülltypischen Parametern. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass diese auf der weiteren Fließstrecke abgebaut werden. Über einen lokal begrenzten Abstrombereich erfolgt ein leicht erhöhter Austrag an PAK15. Die Altablagerung "Deponie MA 48 - Eisenbahndreieck“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: sehr groß

Bei der "Deponie MA 48 - Eisenbahndreieck" handelt es sich um eine kommunale Altablagerung mit einem Ablagerungsvolumen von rund 3,6 Mio. m³. Der Hausmüllanteil beträgt rund 400.000 m³. Ausgehend von der abgeschätzten Menge an Hausmüll, der Stoffgefährlichkeit von Hausmüll und der festgestellten Reaktivität sowie der lokal stark erhöhten Gehalte an Mineralölkohlenwasserstoffes sowie polyzyklischen aromatische Kohlenwasserstoffe im Feststoff ist das Schadstoffpotenzial insgesamt als sehr groß zu bewerten.

Ausbreitung der Schadstoffe: lokal

Im Grundwasserabstrom konnten stark reduzierende Verhältnisse und erhöhte Ammoniumkonzentrationen nachgewiesen werden, die auch in einer Entfernung von rund 50 m noch gemessen werden. Aufgrund sauerstoffreichem regionalen Grundwasser kann abgeschätzt werden, dass ausreichend Sauerstoff zur Verfügung steht, um die Ammoniumkonzentrationen auf rund 100 m Fließstrecke vollständig zu oxidieren. Über einem lokal begrenzten Teilbereich des Abstroms erfolgt ein leicht erhöhter Austrag an PAK15. Insgesamt ist die Schadstoffausbreitung als lokal zu bewerten.

Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar

Die Altablagerung befindet sich innerhalb der wasserwirtschaftlichen Rahmenverfügung für das Marchfeld. Allerdings liegt großräumig - aufgrund zahlreicher Altablagerungen und Altstandorte im Untersuchungsraum - eine Grundbelastung des Grundwassers vor. Brunnen zu Bewässerungszwecken finden sich in mehr als 250 m Entfernung zur Altablagerung. Eine Beeinflussung der Brunnen ist aufgrund der Entfernung als nicht wahrscheinlich anzunehmen. Eine Nutzung des Grundwassers als Trinkwasser ist auch zukünftig nicht zu erwarten. Das Grundwasser am Standort ist daher als nutzbar einzustufen.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz §14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt vor, die Altablagerung "Deponie MA 48 - Eisenbahndreieck" in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

 

Datum der Texterstellung: Dezember 2013