Altlast N60: Lackfabrik Eisenstädter - Teilbereich Ost

Auf dem Altstandort „Lackfabrik Eisenstädter – Teilbereich Ost“, der sich im Westen der Gemeinde Vösendorf und nördlich des Peterbaches befindet wurde von 1900 bis 1971 eine Lackfabrik betrieben. Der Altstandort umfasst eine Fläche von etwa 11.600 m² und stellt den mittleren und östlichen Abschnitt der ehemaligen Lackfabrik dar. Im Jahr 1996 wurde eine Verunreinigung des Untergrundes und des Grundwassers mit Kohlenwasserstoffen festgestellt.

Im Zuge von Sanierungsmaßnahmen wurde ein Teil der Kontamination entfernt. Der Untergrund und das Grundwasser sind weiterhin zum Teil erheblich mit Mineralölkohlenwasserstoffen verunreinigt. Das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches kann mit ca. 9.000 m³ abgeschätzt werden. Zur Sicherung der noch vorhandenen Untergrundverunreinigungen werden hydraulische Maßnahmen durchgeführt. Für den erheblich kontaminierten Teilbereich des Altstandortes ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Mödling,
Vösendorf,
Vösendorf,
839, .230/2, .230/3
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Farben- und Lackindustrie
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 4.500 m²
Volumen Altlast (m³): 9.000 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (Diesel/Heizöl)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.11.2006
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.11.2006
Priorität: 3
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 27.11.2019

BESCHREIBUNG DER STANDORTSVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort „Lackfabrik Eisenstädter - Teilbereich Ost“ liegt in der Gemeinde Vösendorf, südlich der Ortsstraße, nördlich des Petersbaches und westlich der Deutschstraße. Der Altstandort umfasst eine Fläche von etwa 11.500 m² und stellt den mittleren und östlichen Abschnitt der ehemaligen Lackfabrik Eisenstädter (insgesamt ca. 15.800 m²) dar.

Die „Lackfabrik Eisenstädter“ war zwischen 1900 bis 1971 in Betrieb. Der östlichste Teil des Altstandortes wurde nicht als Lackfabrik genutzt. Hier befand sich in den letzten 30 Jahren eine Maschinenfabrik, davor waren die Vereinigten Wäschereien Wien und eine Werkstätte für Baumaschinen am Altstandort.

Aus dem Jahr 1941 ist der Bestand folgender Anlagen im Bereich der Lackfabrik bekannt:

  • Farbwerk: Verarbeitung von Trockenfarben mit Öl oder Lacken
  • Öllackabteilung: Lackschmelzerei und 2 Sudhäuser mit diversen Feuerstellen. Hier wurden Harze und Öle verkocht und zur Herstellung von Schwarzlacken, Asphalt, Pech und Bitumen eingeschmolzen. Die gewonnenen Lacke wurden der Filterstation zugeführt, wo sie durch zentrifugieren gereinigt wurden.
  • Kannenkocherei: Becken, in denen gebrauchte Kannen in alkalischen Wässern ausgekocht und anschließend mechanisch gereinigt wurden.
  • Gebäude mit Werkswohnungen, Portierloge, Sanitärräume
  • Lager

Die im Jahr 1940 verbrauchten Rohstoffmengen werden hier zusammengefasst:

Rohstoffmengenverbrauch
Rohstoff Mengen (kg)
Weichmacher 17.100
Ester, Ketone, etc. 131.300
Leichtbenzin 24.300
Kunstharz 6.600
Kollodiumwolle 18.600
Benzol 35.500
Spiritus 34.000
Butanol, Glykol 13.300
Pigment 124.000
Bitumen, Peche, Asphalt 19.800
Kunstharz 36.800
Gel 35.500
Terpentinersatz 135.000

 

Im Jahr 1943 wurden insgesamt 6 Behälter (je 5.000 l) zur unterirdischen Lagerung von brennbaren Flüssigkeiten genehmigt. Weiters wurde im Jahr 1954 eine Tankanlage für Mineralöle und Treibstoffe bestehend aus 8 unterirdischen Behältern mit insgesamt 200.000 l Fassungsvermögen genehmigt. Die genaue Lage der Behälter bzw. der Tankanlage ist nicht bekannt. Die oberirdische Lagerung von Lösungsmitteln und Lacken im östlichen Abschnitt des Altstandortes wurde 1975 aufgelassen. In den 1970-iger Jahren wurden die Altanlagen abgebrochen und Lager-, Verkaufs- und Bürogebäude errichtet. Im Zuge der Abbrüche wurden auch unterirdische Behälter entfernt. 1976 wurde die Bewilligung zur Errichtung eines unterirdischen Heizöltanks (50.000 l) im westlichen Teil des Altstandortes erteilt. Während des Betriebes der Lackfabrik wurden Abwässer in den Petersbach eingeleitet.

Im Jahr 1977 wurde im östlichen Abschnitt des Altstandortes bei Erdarbeiten eine Verunreinigung des Untergrundes festgestellt. Die Verunreinigung wurde als Lösungsmittelkontamination angesprochen.

Im Jahr 1996 wurden im nordwestlichen Teil des Altstandortes Kontaminationen durch Heizöl extra leicht (rote Ölphase) festgestellt. Die Kontaminationen befanden sich im Bereich eines unterirdischen Heizöltanks mit einem Fassungsvermögen von 50 m³.

Ab 1997 wurde aus mehreren Sanierungsbrunnen aufschwimmendes Mineralöl entfernt.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort liegt am westlichen Rand des Wiener Beckens auf etwa 202 m ü.A. Im gesamten Bereich des Altstandortes liegen bis zu einer Mächtigkeit von ca. 2,5 m Anschüttungen in Form von Aushub und bauschuttähnlichen Ablagerungen vor, im südwestlichen Bereich des Altstandortes betragen die Ablagerungsmächtigkeiten bis etwa 5,5 m. Unter den Anschüttungen folgen lokal Sande, Schluffe oder Tone bis zu einer Tiefe zwischen 2 und 5 m. Diese Sedimente werden von sandigen Kiesen und lokal von Feinsanden unterlagert, die den Grundwasserleiter darstellen. Die grundwasserführenden Sedimente wurden bis zu einer Tiefe von etwa 6 m nachgewiesen. Darunter folgen Schluffe, die als Grundwasserstauer angesprochen werden können. Das Oberflächenrelief der Schluffschicht ist im Bereich des Altstandortes relativ unregelmäßig. Die Staueroberkante kann kleinräumig bis zu 2 m schwanken.

Der Wasserspiegel des Petersbaches liegt auf etwa 200 m ü.A. Der Grundwasserspiegel liegt auf etwa 199 bis 200 m ü.A. Der Flurabstand liegt im Bereich des Altstandortes etwa zwischen 2 und 3 m. Das Grundwasser ist leicht gespannt. Während der Grundwasseruntersuchungen wurden Grundwasserspiegelschwankungen zwischen etwa 0,1 und 0,5 m gemessen. Die Mächtigkeit des Grundwasserleiters liegt etwa zwischen 1,5 und 3,5 m. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters kann im Anstrom zum Altstandort mit etwa 10-5 m/s und im Abstrom des Altstandortes mit etwa
10-3 m/s angegeben werden. Die Grundwasserströmung ist generell nach Osten gerichtet. Durch den Betrieb von Sanierungsbrunnen kann es zur Beeinflussung der Grundwasserströmung kommen. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt im weiteren Anstrom und im Abstrom etwa 2 bis 3 ‰ und im zentralen Bereich des Altstandortes etwa 1 %. Der Grundwasserdurchfluss pro Meter Aquiferbreite kann mit etwa 0,3 m³/d abgeschätzt werden und ist als gering zu bewerten.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort wird gewerblich genutzt. Es befinden sich Autoabstell-, Lagerflächen und Werkstätten auf dem Standort. Das Umfeld des Altstandortes wird gewerblich bzw. industriell genutzt. Im Westen befindet sich auch ein Wohngebiet. Unmittelbar südlich des Altstandortes fließt der Petersbach.

Im Umfeld sind zwei wasserrechtlich bewilligte Grundwassernutzungen bekannt. Eine Wasserversorgungsanlage befindet sich ca. 370 m ostnordöstlich und eine weitere, die ebenfalls für Nutzwasserzwecke herangezogen wird liegt ca. 450 m ostsüdöstlich des Altstandortes.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Der Altstandort befindet sich im westlichen Gemeindegebiet von Vösendorf. Der Altstandort weist eine Fläche von etwa 11.600 m² auf und stellt den mittleren und östlichen Abschnitt einer ehemaligen Lackfabrik (insgesamt 15.900 m²) dar. Die Lackfabrik war zwischen 1900 und 1971 in Betrieb und umfasste unter anderem ein Farbwerk, eine Öllackabteilung, eine Kannenkocherei sowie Schuppen und Wohngebäude. Aus dem Jahr 1977 ist eine Untergrundverunreinigung bekannt. Weiters ist es etwa zwischen Anfang 1989 und Anfang 1990 zu einem Austritt von Heizöl extra leicht aus einem Heizöltank im Bereich des Altstandortes gekommen.

Bei Feststoffuntersuchungen wurden Verunreinigungen des Untergrundes mit Kohlenwasserstoffen vor allem im nördlichen bzw. nordöstlichen Bereich des Altstandortes festgestellt. Bei den aus dem offenen Bohrloch entnommenen Schöpfproben wurden stark erhöhte KW-Konzentrationen vor allem im Bereich des ehemaligen Heizöltanks und im östlichen Randbereich des Altstandortes bestimmt. Grundsätzlich ist aufgrund der hohen Konzentrationen davon auszugehen, dass im erheblich kontaminierten Bereich nach wie vor Öl in Phase vorhanden ist. Anhand der Untersuchungsergebnisse kann davon ausgegangen werden, dass auf einer Fläche von rund 4.500 m² erhebliche Verunreinigungen mit Mineralölkohlenwasserstoffen (> 1.000 mg/kg) vor allem im gesättigten bzw. Grundwasserschwankungsbereich vorliegen, die ein Volumen in der Größenordnung von 9.000 m³ aufweisen.

Im Zuge der Grundwasseruntersuchungen wurde eine Mineralölbelastung des Grundwassers festgestellt. Auch im Abstrom wurden KW-Konzentrationen über dem Prüfwert gemäß ÖNORM S 2088-1 festgestellt. Die Schadstofffrachten sind gering.

Begleitend zum Betrieb von Sanierungsbrunnen werden Kontrolluntersuchungen im Abstrom des Altstandortes sowie regelmäßige Ölphasen- und Abstichmessungen durchgeführt. Seit dem Jahr 2014 wurde in den vorhandenen Messstellen keine Ölphase am Grundwasser festgestellt. Bei den aktuellen Abstichmessungen und Grundwasserprobenahmen wurde bei einzelnen Messstellen ein Geruch nach Kohlenwasserstoffe wahrgenommen und fallweise Ölschlieren bzw. ein Ölfilm festgestellt. Die durchgeführten Kontrolluntersuchungen zeigen Belastungen durch Kohlenwasserstoffe im Abstrom des Altstandortes.

Zusammenfassend zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass am Altstandort „Lackfabrik Eisenstädter – Teilbereich Ost“ rund 9.000 m³ Untergrund auf einer Fläche von rund 4.500 m² erheblich mit Mineralöl verunreinigt sind. Die Untergrundverunreinigungen verursachen eine Grundwasserverunreinigung.

Prioritätenklassifizierung

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: groß

Im Bereich des Altstandortes ist der Untergrund vor allem im gesättigten bzw. Grundwasserschwankungsbereich erheblich mit Kohlenwasserstoffen verunreinigt. Der mit Mineralöl erheblich verunreinigte Untergrund (> 1.000 mg/kg) wird mit rund 9.000 m³ abgeschätzt. Insgesamt ergibt sich ausgehend vom maßgeblichen Parameter Mineralölkohlenwasserstoffe sowie der Ausdehnung der erheblich verunreinigten Bereiche ein großes Schadstoffpotenzial.

Ausbreitung der Schadstoffe: lokal

Im Abstrom der erheblich verunreinigten Untergrundbereiche sind erhöhte KW-Konzentrationen im Grundwasser feststellbar. Die Länge der Schadstofffahne wird mit max. 100 m abgeschätzt. Die Schadstofffracht im Grundwasser ist gering. Eine weitere Ausbreitung der Schadstoffe im Grundwasser ist nicht anzunehmen.

Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar

Das Grundwasser ist im Bereich des Altstandortes weist eine geringe Ergiebigkeit und eine geringe wasserwirtschaftliche Bedeutung auf. Der Altstandort und dessen Umfeld wurden bzw. werden überwiegend gewerblich bzw. industriell genutzt. Aufgrund der Nutzung weist das Grundwasser zeitweise Vorbelastungen (KW, CKW) auf. Im Bereich des Altstandortes und im näheren Abstrom sind keine Grundwassernutzungen vorhanden. Es sind auch zukünftig keine höherwertigen Grundwassernutzungen im Abstrom des Altstandortes zu erwarten.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Beurteilung der Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich die Prioritätenklasse 3.

 

 

Datum der Texterstellung: Oktober 2019