Altlast N57: Deponie Wienerberger

Eine ehemalige Ziegelgrube wurde zwischen 1971 bis zu Beginn der 80er Jahre vor allem mit Hausmüll, Bauschutt und Aushubmaterial verfüllt. Die Ablagerungen umfassen eine Fläche von 170.000 m² und ein Volumen von ca. 2,6 Mio. m³.

Aufgrund der stofflichen Zusammensetzung sowie des Alters der Ablagerungen findet im Ablagerungsbereich eine sehr intensive Deponiegasproduktion statt. Wegen der unmittelbaren Nähe von Wohnsiedlungen besteht die Möglichkeit einer Deponiegasmigration in bewohnte Bereiche. Die Altablagerung stellt daher eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird vorgeschlagen, die Altablagerung in die Prioritätenklasse 2 einzustufen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Bruck an der Leitha,
Leopoldsdorf,
Leopoldsdorf,
266/1, 266/9, .102
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Bauschutt,
Aushubmaterial/Abraum
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 140.000 m²
Volumen Altlast (m³): 2.600.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas (Methan, Kohlendioxid)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.03.2006
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.03.2006
Priorität: 2
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Vertikale Dichtelemente (Teilumschließung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.07.2017

BESCHREIBUNG DER ALTABLAGERUNG

Die Altablagerung „Deponie Wienerberger“ befindet sich nordöstlich des Ortskerns von Leopoldsdorf zwischen der B16, der Ödenburgerstrasse, im Westen, der B15, der Himbergerstrasse, im Nordwesten und der Werkstrasse im Norden.

Die südliche Begrenzung wird von einer derzeit in Betrieb befindlichen Mineralstoffdeponie der Fa. Wienerberger gebildet. Bei der ehemaligen Deponie handelt es sich um den nördlichen Teil einer ehemaligen Ziegelgrube, der nach der Stilllegung des Abbaus zwischen 1971 bis zum Anfang der 80er Jahre mit Bauschutt, Abraum und Hausmüll aufgefüllt wurde. Die Gesamtfläche beträgt 170.000 m², die maximale Ablagerungstiefe beträgt vermutlich bis zu 30 m, wobei die Deponiesohle ein starkes Relief aufweist. Die abgelagerte Menge wird insgesamt auf ca. 2,6 Mio. m³ geschätzt. Die Deponie verfügt über keine technischen Einrichtungen zur Erfassung von Sickerwässern und Deponiegasen.

Beschreibung der Untergrundverhältnisse

Geologisch gesehen befindet sich die Altablagerung am westlichen Rand des Wiener Beckens und somit gleichzeitig im Bereich des Nord-Süd ausgerichteten Staffelbruchsystems der Wiener Thermenlinie. So wird die gegen­ständliche Fläche selbst von einer Ausbisslinie des Leopoldsdorfer Bruchs durchzogen, wodurch es durch einen vertikalen Versatz (Absinken des Wr. Beckens gegenüber der alpinen Randzone) zur Ausbildung einer Hoch- bzw. Tiefscholle gekommen ist. Westlich der Deponie steht daher der grundwasserstauende Ton-Ton­mergel­komplex (Tegel) bereits in einer Tiefe von ca. 2 bis 5 m unter Geländeoberkante an, wohingegen sich die vergleichbare Einheit am östlichen Rand der De­ponie erst in einer Tiefe von über 20 m wiederfindet. Die Überdeckung besteht auf beiden Seiten aus durchlässigen Feinsanden, welche im Bereich der Tiefscholle einen über 10 m mächtigen freien Grund­wasserkörper ausbilden. Im Bereich der Hochscholle hingegen beträgt dieser, falls über­haupt vorhanden, meist nur wenige Dezimeter. Innerhalb des Ton­mergel­komplexes bilden eingelagerte Feinsandlagen weitere wasserführende Horizonte mit zumeist geringen Ergiebigkeiten aus. Die Druckverhältnisse zwischen den unterschiedlichen Grundwasserstockwerken sind weitgehend ausgeglichen. Lediglich im Südosten übersteigt der Grundwasserspiegel des tiefer gelegenen Horizonts den Grundwasserspiegel des höher gelegenen um rund 1,8 m.

Aufgrund des stark ausgeprägten Reliefs der Deponiebasis und der bis zu 30 m tiefen Ablagerungsmächtigkeiten befinden sich Teile der Ablagerungen im Grundwasser. Die generelle Grundwasserströmungsrichtung verläuft von Nordwest nach Südost. Aufgrund der geologischen Situation bildet die Deponie nach drei Seiten ein mehr oder weniger geschlossenes Becken, welches durch seitlichen Zufluss gespeist wird. Der Grundwasserspiegel befindet sich in einer Tiefe von ca. 15 m und weist innerhalb des Beckens ein nur sehr geringes Gefälle auf. Lediglich im südöstlichen Deponieabschnitt nimmt das Grundwasserspiegelgefälle deutlich zu, was vermutlich in engem Zusammenhang mit der Böschungsentwässerung und der Wasserhaltung der hier angrenzenden Mineralstoffdeponie steht.

Beschreibung der Schutzgüter und Nutzungen

Im Südteil des Untersuchungsgebietes befindet sich ein Schachtbrunnen (Deponiebrunnen), welcher nicht betrieben wird. Die nächstgelegenen nutzbaren Grundwasserentnahmestellen befinden sich in einer Entfernung von 700 bis 1.000 m in Richtung des abströmenden Grundwassers. Die Brunnen werden zu Nutz- und Bewässerungszwecken verwendet.Auf dem nördlichen Teil der Verdachtsfläche wird von der Gemeinde Leopoldsdorf ein ca. 6.000 m² großer Abfallsammelplatz betrieben. Im nordöstlichen Grundstücksbereich befindet sich außerhalb des eigentlichen Ablagerungsbereichs ein mehrstöckiges Wohnhaus. Der Rest der Fläche wird derzeit nicht genutzt.

Sowohl jenseits der Werkstraße als auch jenseits der Himbergerstraße befinden sich Siedlungen mit Einfamilienhäusern. Die anderen angrenzenden Liegenschaften werden vorwiegend gewerblich und landwirtschaftlich genutzt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Die „Deponie Wienerberger“ liegt im Nordosten von Leopoldsdorf und umfasst eine Fläche von ca. 170.000 m². Der Nordteil einer ehemaligen Ziegelgrube wurde von 1971 bis Anfang der 80er Jahre mit ca. 2,6 Mio. m³ Bauschutt, Abraum und Hausmüll verfüllt. Die Altablagerung befindet sich in einem locker verbauten und gemischt genutzten Siedlungsgebiet. Nördlich und nordwestlich der angrenzenden Straßen befinden sich Siedlungen mit Einfamilienhäusern. Im nordöstlichen Teil des Grundstücks selbst befindet sich in ein auf natürlichem Untergrund errichtetes mehrstöckiges Wohnhaus mit dazugehörigen Nutzgebäuden. Ein kleiner Teil der Fläche wird als Müllsammelplatz der Gemeinde Leopoldsdorf genutzt. Südlich der Altablagerung befindet sich eine Mineralstoffdeponie der Fa. Wienerberger.

nicht vorhanden. Nur bereichsweise sind die Ablagerungen mit dichtem Material bedeckt. Innerhalb des Deponiekörpers finden über weite Bereiche noch biologische Abbauvorgänge mit erheblicher Deponiegasproduktion statt. So wurden auf ca. einem Drittel der Fläche Methangehalte mit bis zu 70 Vol% und Kohlendioxidgehalte bis über 25 Vol% festgestellt. Entsprechend dem sehr großen Ablagerungsvolumen ergibt sich ein sehr hohes Gasemissionspotential.

Eine Ausbreitung von Deponiegas außerhalb des Ablagerungsbereiches wurde bisher nur in geringem Ausmaß festgestellt. Methan wurde außerhalb des Ablagerungsbereiches bisher nicht nachgewiesen. In Kellerräumen wurden keine auffälligen Deponiegaskonzentrationen festgestellt. An einzelnen Messstellen außerhalb des Ablagerungsbereiches wurden erhöhte Kohlendioxidkonzentrationen gemessen, die auf Deponiegasmigrationen zurückgeführt werden können.

Die Deponiesole weist ein sehr stark ausgeprägtes Relief auf und erreicht Tiefen bis zu 30 m, sodass sich zumindest Teile der Ablagerungen im Grundwasser befinden. Ausreichende Vorrichtungen für eine Grundwasserhaltung bzw. sonstige Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers sind nicht vorhanden. Aufgrund der nur unvollständig vorhandenen Abdeckung besteht weiters die Möglichkeit, dass Niederschlagswasser in den Deponieköper eindringen und somit weitere Schadstoffe aus dem ungesättigten Ablagerungsbereich in das Grundwasser eingebracht werden. Untersuchungen des Deponiesickerwassers weisen zum Teil hohe Belastungen an standortspezifischen Schadstoffen auf. Neben einem insgesamt hohen Anteil an organischen Stoffen und einem allgemein hohen Mineralisierungsgrad wurden auch Belastungen durch Blei nachgewiesen.

Die regionale Grundwasserfließrichtung ist generell nach Südosten ausgerichtet. Wegen der beckenartigen Situation ist das Gefälle des freien Grundwasserspiegels innerhalb der Deponie sehr gering. Am Ostrand der Ablagerung (abströmig gelegenen Seite) wurde Grundwasser bis auf Tiefe der Deponiesohle in 2 Horizonten angetroffen. Zwischen den beiden Stockwerken besteht ein weitgehend ausgeglichenes Druckverhältnis, was auf eine Verbindung der grundwasserführenden Schichten schließen lässt. Im südöstlichen Deponieabschnitt nimmt das Spiegelgefälle des oberen Grundwasserstockwerks deutlich zu, was vermutlich in engem Zusammenhang mit der Böschungsentwässerung und den Wasserhaltungsmaßnahmen der angrenzenden Mineralstoffdeponie steht.

Das anströmende Grundwasser ist im Allgemeinen durch eine hohe Mineralisierung sowie durch z.T. erhöhte Gehalte an Sulfat, Nitrit und Ammonium charakterisierbar. Einmalig wurde eine deutliche Überschreitung des Maßnahmenschwellenwertes gem. ÖNORM 2088-1 für Benzol festgestellt.

Gegenüber dem anströmenden Grundwasser ist auf der abströmig gelegenen Seite der Altablagerung eine deutliche Zunahme der organischen und anorganischen Inhaltsstoffe feststellbar. Neben Prüfwertüberschreitungen bei Nitrat und Chlorid wurden die Maßnahmenschwellenwerte gem. ÖNORM 2088-1 der Parameter Benzol, Kaliumpermanganatverbrauch und Aluminium zumindest an einer Messstelle deutlich überschritten. Zusätzlich wurden vereinzelt erhöhte Konzentrationen von aliphatischen Kohlenwasserstoffen nachgewiesen.

Aufgrund der komplexen hydrogeologischen Standortverhältnissen ist eine Abschätzung des Grundwasserdurchflusses im Bereich der Altablagerung mit großen Unsicherheiten behaftet. Aufgrund des sehr geringen Grundwasserspiegelgefälles kann der Durchfluss als gering abgeschätzt werden. Aufgrund des geringen Grundwasserdurchflusses ergibt sich ausgehend von den gemessenen Schadstoffkonzentrationen im Grundwasserabstrom eine geringe Schadstofffracht, die aus dem Ablagerungsbereich in das Grundwasser emittiert wird.

Entsprechend der geringen Schadstoffemissionen in das Grundwasser können die Auswirkungen der Altablagerung auf das Schutzgut Grundwasser als relativ gering bewertet werden. Eine großräumige Ausbreitung von Schadstoffen wurde bisher nicht festgestellt und ist auch für die Zukunft nicht zu erwarten. Zusätzlich befindet sich zumindest ein Teil des abströmenden Grundwassers im Einzugsbereich der Grundwasserhaltung der angrenzenden Mineralstoffdeponie.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Altablagerung ein sehr hohes Deponiegasemissionspotenzial aufweist. Entsprechend der unmittelbar angrenzenden Bebauung mit Wohnhäusern und der stellenweise erhöhten Kohlendioxidkonzentrationen außerhalb des Ablagerungsbereiches stellt das Deponiegasemissionspotenzial der  Altablagerung eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Aufgrund der relativ geringen Auswirkungen auf das Grundwasser stellt die Altablagerung keine erhebliche Gefahr für das Schutzgut Grundwasser dar.

 

PRIOROTÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Schutzgut Luft. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden.

Gasemmissionspotenzial: äußerst hoch

Das Ablagerungsvolumen beträgt insgesamt etwa 2,6 Mio. m³. Der organische Anteil der Ablagerungen ist hoch. Die Ablagerungen sind zwischen 25 und 35 Jahre alt. Entsprechend den Deponiegasmessungen befinden sich weite Teile der Ablagerung in der s.g. Langzeitphase (Phase II) entsprechend dem theoretischen Langzeitverhalten der Deponiegasproduktion bei Hausmülldeponien. Der reaktive Kernbereich umfasst mindestens 1/3 der gesamten Ablagerungsfläche und ist mit größer als 500.000 m3 abzuschätzen. Das Gasemissionspotenzial ist insgesamt als äußerst hoch zu bewerten.

Ausbreitung der Schadstoffe: möglich

Der Untergrund ist im geländeroberflächennahen Bereich grundsätzlich gut gasdurchlässig, im östlichen Bereich auch in tieferen Bereichen Außerhalb des Ablagerungsbereiches wurden bei temporären Messtellen max. 6 Vol.% Kohlendioxid gemessen. In zwei ca. 40 m entfernten Schächten wurden > 2,5 Vol.% Kohlendioxid nachgewiesen. Methan wurde außerhalb des Ablagerungsbereiches nicht nachgewiesen. Eine Deponiegasmigration in Kellerräume wurde bisher nicht festgestellt. Insgesamt ist eine Ausbreitung von Deponiegas möglich.

Bedeutung des Schutzgutes: hochwertige Nutzung

befindet sich ein Wohnhaus und zahlreiche, teilweise unterkellerte Einfamilienhäuser. Der von den Deponiegasmigrationen gefährdete Bereich ist hochwertig genutzt.

Prioritätenklasse

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt vor, die Altablagerung „Deponie Wienerberger“ in die Prioritätenklasse 2 einzustufen.

 

Datum der Texterstellung: Juli 2005