Sanierte Altlast N52: Angerler Grube

Die Angerler Grube befindet sich ca. 3 km nördlich von Wiener Neustadt und wurde in den 70-er und 80-er Jahren mit ca. 110.000 m3 Aushub und Bauschutt verfüllt. Es wurden auch Lösungsmittelrückstände in größeren Mengen abgelagert. Die Abfälle wurden in dieser ehemaligen Schottergrube ohne Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers abgelagert.

Die Ablagerungen reichten bis in eine Tiefe von 19 m bis knapp über den Grundwasserspiegel. Im Grundwasser wurden zeitweise hohe LHKW-Gehalte festgestellt, die auf Schadstoffemissionen aus den Ab-
lagerungen zurückzuführen waren. Der betroffene Grundwasserkörper der Mitterndorfer Senke ist von sehr großer wasserwirtschaftlicher Bedeutung.

Im Zeitraum von August 2005 bis August 2009 wurden die gesamten Ablagerungen sowie der als kontaminiert klassifizierte Untergrund entfernt und der Standort rekultiviert. Durch Grundwasseruntersuchungen wurde nachgewiesen, dass nach Ende aller Aushubmaßnahmen keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Grundwasser mehr vorhanden sind und auch zukünftig nicht zu erwarten sind. Die Altablagerung „Angerler Grube“ ist daher als saniert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wiener Neustadt (Land),
Theresienfeld,
Theresienfeld,
473
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
gefährliche Abfälle,
Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination,
erhebliches Risiko Grundwasser
Fläche Altlast (m²): 9.200 m²
Volumen Altlast (m³): 100.000 m³
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 02.06.2003
Datum der Prioritätenfestlegung: 05.09.2003
Priorität: 1
Datum Ausweisung dekontaminiert: 15.04.2011
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (vollständige Räumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 02.06.2003

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Beschreibung der Altablagerung

Die Altablagerung liegt im südlichen Wiener Becken östlich der Ortschaft Theresienfeld unmittelbar nördlich der Eggendorfer Straße.

Von 1975 bis Ende der 80-er Jahre wurde eine ehemalige Schottergrube mit Aushubmaterial, Bauschutt, Hausmüll und Abfällen mit erhöhtem Schadstoffpotenzial (z.B. Lösungsmittel) verfüllt. Die Fläche der Deponie betrug rund 10.000 m², das Volumen der Ablagerungen rund 110.000 m3. Die ehemalige Schottergrube war stellenweise bis zu 19 m tief. Technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers wurden keine getroffen. Die Deponiesohle befand sich bei hohen Grundwasserständen weniger als einen Meter über dem Grundwasserspiegel.

Untergrundverhältnisse

Die Angerler Grube befindet sich innerhalb des Schotterkörpers der "Mitterndorfer Senke", der in diesem Bereich ca. 100 m mächtig ist. Der Bruchrand der "Mitterndorfer Senke" verläuft nur ca. 2 km westlich der Angerler Grube. Die gut durchlässigen, quartären Schotter sind teilweise konglomeriert bzw. verfestigt. Eine Überdeckung des Schotterkörpers an der Geländeoberfläche fehlt weitgehend. In einer Tiefe von rund 30 m bis 35 m unter GOK ist eine gering durchlässige feinkörnige Sedimentschicht vorhanden. Diese gering durchlässige Zwischenschicht besitzt teilweise nur sehr geringe Mächtigkeit.

Hydrogeologisch stellt sich der Untergrund als mächtiger Grundwasserleiter dar. Der Flurabstand beträgt rund 20 bis 25 m, die Mächtigkeit des gesamten Aquifers beträgt rund 70 m. Das Grundwasserspiegelgefälle im Bereich der Angerler Grube beträgt etwa 3,0 ‰ bis 3,5 ‰. Der Porengrundwasserleiter ist gut durchlässig (kf-Werte von 3 bis 7 x 10-3 m/s). Die Grundwasserströmung verläuft näherungsweise in Richtung Nordost. Der spezifische Grundwasserdurchfluss im Bereich der Altablagerung kann mit einer Größenordnung von ca. 14 m³/d,m abgeschätzt werden. Über die gesamte Deponielänge liegt der Grundwasserdurchfluss oberhalb der gering durchlässigen Zwischenschicht bei rund 1.400 m³/d.

Schutzgüter und Nutzungen

Im Umfeld der Altablagerung überwiegt die land- und forstwirtschaftliche Nutzung. Unmittelbar östlich der Grube befindet sich ein Föhrenwald. Etwa 150 m nördlich der Altablagerung befindet sich die bereits sanierte Altlast N 1 „Fischer-Deponie“. Ungefähr 800 m im Westen liegt das Siedlungsgebiet von Theresienfeld. Rund 70 m südöstlich der Grube befinden sich Brunnen von öffentlichen Wasserversorgungsanlagen. Bei Ausnützung der bewilligten Entnahmemenge würde die Angerler Grube im Einzugsbereich der Brunnen liegen.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei Bodenluftuntersuchungen in der östlichen Hälfte der Ablagerungen wurden hohe CKW-Konzentrationen in der Bodenluft festgestellt, die darauf hinweisen, dass in diesem Bereich mit einem erheblichen Anteil an CKW-hältigen Abfällen zu rechnen war. Die CKW-Gehalte in der Bodenluft waren vor allem ab einer Tiefe von 10 m auffallend hoch (max. 4.000 mg/m³). Wesentliche CKW-Einzelsubstanz in der Bodenluft war Trichlorethen. Bei den durchgeführten Bohrungen wurden auch Gebinde mit Lösungsmittelrückständen angetroffen. In Verbindung mit den Ergebnissen der Bodenluftuntersuchungen konnte angenommen werden, dass ab einer Tiefe von 10 m im östlichen Bereich der Ablagerungen Ansammlungen ähnlicher Gebinde vorhanden sind ("Fasslager").

In der westlichen Hälfte der Ablagerung ergaben sich bei den Bodenluftuntersuchungen und den Bohrungen keine Hinweise, dass Abfälle mit erhöhtem Schadstoffpotenzial im größeren Umfang abgelagert wurden.

Die Ablagerungen in der Angerler Grube verursachten eine Grundwasserverunreinigung mit CKW. Im unmittelbaren Grundwasserabstrombereich wurden bis zu 300 µg/l CKW festgestellt, wobei wie in den Ablagerungen die dominante CKW-Einzelsubstanz Trichlorethen war. Es waren zwar bereits im Anstrombereich erhöhte CKW-Konzentrationen (bis 26 µg/l) vorhanden, die jedoch fast ausschließlich durch Tetrachlorethen und kaum Trichlorethen bestanden. In Zusammenhang mit den hohen Trichlorethengehalten in der Bodenluft und in den Ablagerungen war eindeutig erkennbar, dass die Verunreinigung des Grundwassers mit Trichlorethen von den Ablagerungen in der Angerler Grube verursacht wurde. Die Ausbreitung von Trichlorethen im Grundwasser war auch in einer Messstelle in einer Entfernung von ca. 100 m erkennbar.

Bei bewilligungsgemäßen Betrieb der ca. 70 m südöstlich befindlichen Brunnen öffentlicher Trinkwasserversorgungsanlagen würde die Angerler Grube im Einzugsbereich dieser Brunnen liegen. Die CKW-Emissionen aus der Angerler Grube gefährdeten daher die öffentlichen Trinkwasserversorgungsanlagen.

Zusammenfassend ergab sich, dass die Ablagerungen in der Angerler Grube ein erhebliches Schadstoffpotenzial aufwiesen und eine Grundwasserverunreinigung verursachten.

 

SANIERUNGSMASSNAHMEN

Sanierungsziele

Aus der Gefährdungsabschätzung lässt sich ableiten, dass durch Sanierungsmaßnahmen die Ausbreitung von Schadstoffen aus der Altablagerung in das Grundwasser reduziert werden soll. Nach Durchführung der Sanierungsmaßnahmen sollen die Grundwasserbelastungen nicht mehr erheblich sein.

Für die Beurteilung von Schadstoffkonzentrationen und -frachten wurden vom Umweltbundesamt unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten für die relevanten Schadstoffe und Umweltmedien nebenstehende Sanierungszielwerte definiert.

Als Sanierungszielwerte für die eluierbaren und für die Schadstoffgesamtgehalte wurden gemäß Bescheid der Niederösterreichischen Landesregierung vom 01.04.2005, WA1-ALV-27654/020-2005 die Grenzwerte für die Baurestmassendeponie gemäß Deponieverordnung festgelegt, wobei für den Kohlenwasserstoff-Index als Gesamtgehalt ein Grenzwert von 500 mg/kg TS bei einem BTEX-Wert von 6 mg/kg TS und für die PAK-16 ein Grenzwert von 20 mg/kg TS festgelegt wurden.

Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen

Im Zeitraum von August 2005 bis August 2009 wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Baustelleneinrichtung sowie Vorarbeiten
  • Vorerkundungen
  • Aushub und Entsorgung der Ablagerungen und des als kontaminiert klassifizierten Unter-grundes
  • Bodenluftabsaugung im Südost-Bereich
  • Wiederverfüllung bis auf das Niveau des umliegenden Geländes

Zwischen August 2005 und Juli 2006 wurden alle Ablagerungen ausgehoben und der, nach Erkundung der Deponiesohle sowie der Böschungen, als kontaminiert klassifizierte Untergrund geräumt und entsorgt.

Im ersten Halbjahr des Jahres 2006 wurden nach der Räumung des aufgefundenen Fasslagers Vertikal- und Schrägbohrungen an der Ostböschung abgeteuft, um die Räumungsgrenzen fest-legen zu können. Es wurden Feststoff- und Grundwasserproben entnommen, die stark erhöhte LHKW- und BTEX-Gehalte zeigten, woraufhin in diesem Bereich eine abgetreppte Böschung hergestellt und im Anschluss daran Spundwandkästen hergestellt wurden. Der Aushub erfolgte hier bis ca. 1,6 m im Grundwasser. Im Zuge der sanierungsbegleitenden Bodenluftuntersuchungen wurden hier lokal erhöhte LHKW-Belastungen in der Bodenluft festgestellt. Im Oktober 2006 wurde deshalb eine Bodenluftabsaugung im Südost-Bereich an 3 Pegeln durchgeführt.

Insgesamt wurden bei den Sanierungsmaßnahmen rund 306.000 to Material ausgehoben. Davon entfielen ca. 217.000 to (71%) auf die Ablagerungen und ca. 89.000 to (29%) auf den kontaminierten Untergrund. Von dem ausgehobenen Material wurden rund 108.000 to entsorgt.

Die entsorgten Massen teilten sich wie folgt auf:

  • Baurestmassen: rd. 27.000 to (25 %)
  • Reststoff: rd. 58.000 to (54 %)
  • Massenabfall: rd. 7.000 to (6 %)
  • Gefährlicher Abfall: rd. 16.000 to (15 %)
  • Verwertung: rd. 100 to (0,1 %)

Rund 198.000 to des Aushubs wurden wiederverfüllt, zusätzlich wurden rund 80.000 to Fremdmaterial zur Wiederverfüllung angeliefert. Die freigegebene Ablagerungssohle wurde bis 2 m über HGW mit Fremdmaterial verfüllt. Darüber wurde das zur Wiederverfüllung geeignete Material aus der Angerler Grube sowie Fremdmaterial bis auf das Niveau des umliegenden Geländes eingebaut.

Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen und der Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen

Ablagerungen mit erhöhtem Schadstoffpotenzial wurden vollständig entfernt. Der kontaminierte Untergrund wurde weitgehend ausgehoben. Die Kontrolluntersuchungen in der Bodenluft und im Feststoff zeigen, dass nur geringe Restbelastungen im Untergrund verblieben sind.

Die Ergebnisse der Grundwasserkontrolluntersuchungen bestätigen, dass im Grundwasser eine Tetrachlorethenbelastung vorhanden ist, die nicht von der Angerler Grube verursacht wurde. Die Tetrachlorethenkonzentrationen sind im An- und Abstrom in der gleichen Größenordnung und zeigen generell einen abnehmenden Trend.

Die Trichlorethenkonzentrationen im Grundwasser sind nach der Räumung deutlich zurückgegangen und liegen meist im Bereich der Bestimmungsgrenze von 0,1 µg/l. Im Zuge der letzten fünf Kontrolluntersuchungen lagen die Trichlorethenkonzentrationen im Abstrom bei max. 0,26 µg/l. Die nach den Sanierungsmaßnahmen abströmenden Frachten an Trichlorethen sind daher als sehr gering zu bewerten.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch die vollständige Entfernung der Ablagerungen sowie umfangreichen Aushubmaßnahmen im Untergrund eine weitestgehende Reduktion des Schadstoffpotenzials erfolgt ist. Die nach Ende der Sanierungsmaßnahmen aus der Angerler Grube ausgetragenen Schadstofffrachten sind als sehr gering zu bewerten. Es sind keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Grundwasser durch die Angerler Grube mehr vorhanden und auch zukünftig nicht zu erwarten. Die Altablagerung Angerler Grube ist daher als saniert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung: Oktober 2010