Gesicherte Altlast N49: Deponie Tulln

Im Zeitraum von 1972 bis 1984 wurden auf einer Fläche von etwa 48.500 m² rund 200.000 m³ Hausmüll, Sperrmüll, Bauschutt, Kalk und Krankenhausabfälle ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz abgelagert. Es konnte ein Eintrag von Sickerwasser aus der ehemaligen Deponie in das Grundwasser nachgewiesen werden. Die Altablagerung stellte eine erhebliche Gefahr für das Grundwasser dar.

Ab Februar 2013 erfolgte eine Umschließung der Altablagerung. Aufgrund der Umschließung und der Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen wird ein Schadstoffaustrag aus der Altablagerung in das Grundwasser weitgehend verhindert. Bei Weiterbetrieb und Instandhaltung aller Sicherungsmaßnahmen ist auch in Zukunft mit keinem erheblichen Schadstoffeintrag in das Grundwasser zu rechnen. Die Altlast N 49 „Deponie Tulln“ ist als gesichert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Tulln,
Tulln an der Donau,
Tulln,
2845/1, 2848, 2849, 2850, 2853
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Bauschutt,
Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll
Fläche Altlast (m²): 49.000 m²
Volumen Altlast (m³): 200.000 m³
Schadstoff(e)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 24.06.2002
Datum der Prioritätenfestlegung: 16.09.2002
Priorität: 3
Datum Ausweisung gesichert: 01.07.2017
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Vertikale Dichtelemente (Umschließung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.07.2017

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Deponie Tulln“ befindet sich rund 2 km nördlich des Stadtzentrums von Tulln, an der Franz Josef Bahn, im linksufrigen Augebiet der Donau.

Im Zeitraum von 1972 bis 1984 wurde eine ehemalige Schottergrube mit rund 200.000 m³ Hausmüll, Bauschutt, Sperrmüll, Kalk und Krankenhausabfällen aus der Stadt Tulln ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz verfüllt. Die Altablagerung weist eine Fläche von 48.500 m² und eine Mächtigkeit von etwa 4 m auf. Nach Abschluss der Ablagerungen wurde die Deponie mit einer 0,1 bis 0,4 m mächtigen Humusschicht abgedeckt. Die Deponiesohle lag im Grundwasserschwankungsbereich.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung liegt in der Molassezone, im Bereich der Donauterrasse. Im Bereich der Altablagerung liegt das Gelände auf etwa 177 m ü.A. Der Untergrund wird bis in Tiefen von 9,2 m bis 12,5 m aus sandigen Kiesen aufgebaut. Diese Sedimente stellen den Grundwasserleiter dar. Darunter folgen schluffige, tonige Feinsande, die als Grundwasserstauer angesprochen werden können. 

Der Grundwasserspiegel lag im Zeitraum von 1984 bis 1995 im Bereich der Altablagerung auf 172,6 m ü.A. bis 175,2 m ü.A. Im September und Dezember 2001 lag der Grundwasserspiegel auf rund 173 m ü.A. Der Flurabstand betrug somit rund 4 m. Die Mächtigkeit des Grundwassers kann mit rund 7 m und die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters kann mit 10-4 m/s angegeben werden. Die großräumige Grundwasserströmung ist nach Ostsüdosten und in weiterer Folge nach Südosten gerichtet. Das Grundwasserspiegelgefälle betrug ca. 0,8 ‰. Für einen Durchströmungsquerschnitt im Bereich der Altablagerung von etwa 1.200m² (ca. 6 m x 200 m) errechnete sich eine Grundwasserdurchflussmenge (Q) von rd. 0,3 l/s.

Bei Hochwasser der Donau kann es zu Überflutungen des Geländes kommen (z.B. im Jahr 2013).

Schutzgüter und Nutzungen

Die Altablagerung war großteils mit Gras bewachsen, teilweise waren Büsche vorhanden. Die Altablagerung wird von bewaldeten Flächen umgeben. Rund 90 m südlich der Altablagerung befindet sich die „Erdschlammanlage“ der Tullner Zuckerfabrik.

Grundwassernutzungen im Bereich und im Umkreis der Altablagerung sind nicht bekannt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Die Altablagerung ist eine ehemalige Schottergrube, die im Zeitraum von 1972 bis 1984 im Entsorgungsbereich der Stadt Tulln mit ca. 200.000 m³ Hausmüll, Bauschutt, Sperrmüll, Krankenhausabfälle und Kalk verfüllt wurde.

Im Zuge der orientierenden Deponiegasmessungen konnte festgestellt werden, dass die Ablagerungen einen hohen organischen Anteil aufweisen, der durch mikrobielle Abbauprozesse abgebaut wurde. Aufgrund des damit verbundenen hohen Sauerstoffverbrauches herrschten im Zentrum der Altablagerung weitgehend anaerobe Verhältnisse mit hohen Methan- und Kohlendioxidkonzentrationen. Entsprechend dem Alter der Ablagerungen war mit einer anhaltenden Deponiegasproduktion im zentralen Ablagerungsbereich zu rechnen.

Die an einzelnen Feststoffproben aus den Ablagerungen festgestellten erhöhten Metall- (Kupfer, Zink) und Kohlenwasserstoffgehalte waren Hinweise, dass auch Ablagerungen mit erhöhten Schadstoffgehalten abgelagert wurden. Der häufig sehr hohe Ammoniumgehalt und chemische Sauerstoffbedarf in den Eluaten der Ablagerungsproben wiesen auf den hohen organischen Anteil in den Ablagerungen hin. Zusätzlich wiesen die Eluate generell einen hohen pH-Wert auf, was auf die Kalkablagerungen zurückgeführt werden konnte.

Die Ablagerungen reichten bis in eine Tiefe von ca. 4 m. Die Deponiesohle befand sich im Grundwasserschwankungsbereich. Technische Einrichtungen zum Schutz des Grundwassers waren mit Ausnahme einer Oberflächenabdeckung nicht vorhanden. Die Ausbreitung von Sickerwasser aus der Altablagerung ins Grundwasser wurde daher kaum behindert. Aufgrund der Lage im Grundwasserschwankungsbereich konnten zumindest zeitweise Schadstoffe aus Teilen der Ablagerungen direkt in das Grundwasser gelangen.

Im Anstrom der Altablagerung wurden eine erhöhte Mineralisierung des Grundwassers und leicht erhöhte Kohlenwasserstoffkonzentrationen festgestellt. In den Wasserproben aus den Schürfen unmittelbar im Ablagerungsbereich wurden sehr hohe Ammoniumgehalte und ein hoher chemischer Sauerstoffbedarf gemessen. Weiters wurden in den Wasserproben Kohlenwasserstoffe festgestellt, die geringfügig über den Konzentrationen im Anstrom lagen. Im Vergleich zum Grundwasseranstrom war im Abstrom der Altablagerung eine deutliche Veränderung der Grundwasserqualität erkennbar. Die bereits im Anstrom erhöhte Mineralisierung war im Abstrom noch deutlich höher. Zusätzlich wies das Grundwasser im Abstrom der Altablagerung sehr geringe Sauerstoffgehalte auf. Die Veränderung der Grundwasserqualität war am deutlichsten bei den Untersuchungsparametern elektrische Leitfähigkeit, Kalium, Ammonium und DOC erkennbar. Organische Schadstoffe wie Summe Kohlenwasserstoffe und Phenolindex wurden im Abstrom nachgewiesen, wobei die Kohlenwasserstoffkonzentrationen nur geringfügig über den Werten im Anstrom lagen. Die in den Ablagerungen zum Teil festgestellten Metalle wurden im Grundwasser nur in geringen Konzentrationen nachgewiesen. Trotz der deutlichen Veränderung der Grundwasserqualität waren die Emissionen in das Grundwasser aufgrund der geringen Grundwasserdurchflussmenge gering.

 

SICHERUNGSMAßNAHMEN

Sanierungsziel

Durch die Sicherungsmaßnahmen sollen die Schadstoffemissionen aus der Altablagerung weitgehend verhindert werden. Im Grundwasserabstrombereich sollen mittelfristig (10 bis 20 Jahre) keine Einflüsse durch Sickerwasser aus der Altablagerung erkennbar sein.

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Im Zeitraum von Februar 2013 bis Dezember 2014 wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Vorarbeiten und Detailerkundung
  • Errichtung einer Dichtwand
  • Errichtung von 5 Absenkbrunnen, 2 Grundwassermessstellen und 10 Rammkernbohrungen
  • Rekultivierungsmaßnahmen
  • Kontrolluntersuchungen des Grundwassers

Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen und der Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen

Durch die Umschließung der Altablagerung soll der Austritt von Wasser aus der Altablagerung und damit der Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser unterbunden werden. Die Wasserstandsmessungen zeigen, dass die Wasserspiegeldifferenz von mindestens 0,5 m eingehalten wurde. Es ist daher davon auszugehen, dass ein Schadstoffeintrag aus der Altablagerung in das Grundwasser außerhalb der Umschließung weitgehend verhindert wird.

Die Grundwasseruntersuchungen zeigen in einer Grundwassermessstelle im unmittelbaren Abstrom der Altablagerung eine Verbesserung der Grundwasserqualität im Vergleich mit den Messwerten vor der Errichtung der Dichtwand. In einer weiteren Grundwassermessstelle im unmittelbaren Abstrom der Altablagerung wurde keine Verbesserung der Grundwasserqualität festgestellt. Mittelfristig ist auch bei dieser Messstelle mit einem Rückgang der Grundwasserbelastungen zu rechnen. Die Schadstofffrachten im Grundwasserabstrom sind gering.

Aufgrund der Umschließung und der Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen wird ein Schadstoffaustrag aus der umschlossenen Altablagerung in das Grundwasser weitgehend verhindert.  Bei Weiterbetrieb und Instandhaltung der Sicherungsmaßnahmen ist auch in Zukunft mit keinem erheblichen Schadstoffeintrag in das Grundwasser zu rechnen. Die Altlast N 49 „Deponie Tulln“ ist daher als gesichert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung: Februar 2016