Altlast N45: Putzerei Baumgartner

Der Altstandort "Putzerei Baumgartner" befindet sich im Stadtzentrum der Gemeinde Purkersdorf. Die Putzerei wurde von 1967 bis 1984 von zwei verschiedenen Besitzern betrieben. Das Geschäftslokal war etwa 150 m² groß. Nach Beendigung des Putzereibetriebes wurden die Räumlichkeiten in ein Schuhgeschäft umfunktioniert. Das Gebäude in dem sich der Betrieb befand wurde schließlich vor einigen Jahren zu einer Geschäftspassage umgebaut.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Sankt Pölten (Land),
Purkersdorf,
Purkersdorf,
.67/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: chemische Reinigung
Fläche Altlast (m²): 690 m²
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 14.06.2001
Datum der Prioritätenfestlegung: 28.08.2001
Priorität: 3
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.09.2001

BESCHREIBUNG DER ALTLAST

Das Gemeindegebiet von Purkersdorf liegt im Wiener Wald, westlich der Stadtgrenze von Wien. Die Flussläufe des Gablitzbaches und des Wien-Flusses haben sich in diesem Bereich in die Landschaft eingeschnitten und dadurch eine deutliche Tallandschaft geprägt. Der Wien-Fluss quert das Ortsgebiet von Westen nach Osten. Der Gablitzbach ist von Nordwest nach Nordost gerichtet und mündet knapp östlich des Ortszentrums von Purkersdorf in die Wien.

Der Wienerwald befindet sich größtenteils innerhalb der Flyschzone, die sich aus Wechsellagerungen von Sandsteinen, Mergeln und Tonschiefern zusammensetzt. Die Festgesteine der Flyschzone werden sowohl im Gablitzbachtal als auch im Wiental von einer sedimentären Talfüllung überlagert. Diese fluviatilen Sedimente werden dem Geschiebe der Wienerwaldbäche entsprechend aus Aufarbeitungsmaterial der Flyschzone, aus mehr oder weniger stark verlehmten "Plattelschotter", gebildet. Die Talfüllungen weisen unterschiedliche Mächtigkeiten von 6 bis 10 m auf. Die Oberkante des als Stauer fungierenden Flyschgesteins bildet eine rege Gliederung in Rinnen und Rücken.

Das in den Sedimenten der Talfüllungen des Gablitzbachtales und des Wientales strömende Grundwasser folgt generell der jeweiligen Talrichtung und steht zumindest abschnittsweise mit den Vorflutern Gablitzbach bzw. Wien-Fluss in kommunizierender Verbindung. Im Übergang zu den Hangbereichen wird die Grundwasserströmungsrichtung durch zufließendes Hangwasser beeinflusst.

Die ehemalige Putzerei Baumgartner befindet sich am Hauptplatz der Stadtgemeinde Purkersdorf, ca. 70 m südlich des Gablitzbaches und 150 m nördlich des Wien-Flusses. Der Gablitzbach mündet rund 350 m westlich in den Wien-Fluss ein. Das Gelände am Standort weist eine Höhe von ca. 246 m ü.A. auf.

Der Untergrund im Bereich des Standortes ist durch anthropogene Anschüttungen (tlw. bis 3 m tief) mit unterlagernden Schluffen geprägt. Darunter befinden sich alluviale Kiese aus Geschieben des Gablitzbaches und des Wien-Flusses. Der stauende Untergrund wurde in einer Tiefe von ca. 7 m unter GOK erbohrt.

Der Flurabstand des Grundwassers wurde in einer Tiefe um 4 bis 6 m bestimmt. Die Grundwasserströmungsrichtung zeigt generell einen Verlauf von Westsüdwest nach Ostnordost. Das Spiegelliniengefälle wurde mit ca. 7 ‰ festgestellt. Die Durchlässigkeit des wasserführenden Untergrundes im Talbereich wird mit einem kf-Wert von ca. 10-3 bis 10-4 m/s angenommen.

Der Altstandort liegt inmitten des Stadtzentrums von Purkersdorf. In diesem Bereich besteht eine intensive Nutzung des Grundwassers durch Hausbrunnen. Die Trinkwasserversorgung erfolgt über eine zentrale Trinkwasserversorgungsanlage. Im Jahr 1983 war eine starke Kontamination des Grundwassers mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen festgestellt worden, so dass in weiterer Folge diverse Hausbrunnen gesperrt werden mussten. Im Grundwasseranstrom des Altstandortes befindet sich die Altlast "Firma Kreihsl", die bis etwa Mitte der 90er Jahre Ausgangspunkt einer massiven Schadstofffahne (Trichlorethen) war.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Am Standort "Putzerei Baumgartner" befand sich von 1967 bis 1984 eine chemische Reinigung. Als Reinigungsmittel war Tetrachlorethen in Verwendung. Im Jänner 1983 wurden im Zuge des Umbaus der Bundesstraße B1 erstmalig Grundwasseruntersuchungen auf CKW durchgeführt. Im Zeitraum von 1984 bis 1996 wurde im zentralen Ortsgebiet von Purkersdorf in unregelmäßiger Folge eine Beweissicherung der CKW-Belastungen des Grundwassers durchgeführt. Dabei wurden vor allem im Grundwasserabstrom der Putzerei erhöhte Konzentrationen an Tetrachlorethen bis zu maximal 700 µg/l und damit deutliche Überschreitungen des Maßnahmenschwellenwertes laut ÖNORM S 2088-1 (für CKW 30 µg/l) bzw. der zulässigen Höchstkonzentration für Trinkwasser (Tetrachlorethen 10 µg/l) beobachtet. Als mögliche Ursache dieser Grundwasserbelastungen wurden Kontaminationen des Untergrundes am Standort der "Putzerei Baumgartner" vermutet.

Darüber hinaus wurden im Bereich der "Putzerei Baumgartner" auch Kontaminationen des Grundwassers mit Trichlorethen bis zu rund 2.200 µg/l festgestellt. Diese Verunreinigungen stammten vom Altstandort "Firma Kreihsl", der sich rund 200 m nordwestlich im Grundwasseranstrombereich befindet.

In den Jahren 1998 und 1999 wurden zum ersten Mal unmittelbar am Altstandort Untersuchungen der wasserungesättigten Bodenzone durchgeführt. Proben wurden sowohl an 7 temporären als auch an 3 stationären Bodenluftmessstellen aus unterschiedlichen Tiefen entnommen und auf leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe analysiert.

Die Messergebnisse zeigten lediglich bei den orientierenden Bodenluftuntersuchungen CKW-Gehalte über dem Maßnahmenschwellenwert nach ÖNORM S 2088-1 von 10 mg/m³. Belastungen bis zu rund 45 mg/m³ CKW wurden im unmittelbaren Bereich der ehemaligen Putzerei und nördlich davon festgestellt. Diese Verunreinigungen wurden hauptsächlich durch Tetrachlorethen und 1,1-Dichlorethen hervorgerufen. Die Ergebnisse der Bodenluftproben aus den stationären Messstellen zeigten hingegen keine Überschreitungen des Maßnahmenschwellenwertes. Die maximalen CKW-Gehalte lagen unterhalb des Prüfwertes der ÖNORM S 2088-1 (5 mg/m³).

Die im unmittelbaren Bereich der ehemaligen Putzerei durchgeführten Bodenluftabsaugversuche (PK6) ergaben jeweils ein stetiges Ansteigen der CKW-Konzentrationen. Beim 24-stündigen Absaugversuch im Jänner 1999 wurden anfänglich geringe CKW-Belastungen unter dem Maßnahmenschwellenwert festgestellt. Am Ende des Versuches wurden 147 mg/m³ CKW in der Bodenluft gemessen. Als Hauptkomponente war Tetrachlorethen zu beobachten. Beim zweiten Absaugversuch im September 2000 zeigten sich bereits zu Beginn CKW-Konzentrationen von 110 mg/m³, die nach 8 Stunden ihren Höchstwert mit 635 mg/m³ erreichten und nach 48 Stunden 561 mg/m³ CKW betrugen. Als Hauptkomponente wurde hierbei ebenfalls Tetrachlorethen gemessen. Nach 48 Stunden waren somit insgesamt ca. 0,8 kg CKW abgesaugt worden. Auf Grund der Entwicklung der Belastungen der abgesaugten Bodenluft ist darauf zu schließen, dass in der näheren Umgebung des Bodenluftpegels PK6 eine Kontamination der wasserungesättigten Bodenzone gegeben ist. Die belastete Fläche kann mit einer Größenordnung von weniger als 1.100 m² angenommen werden.

Die Beprobung des Grundwassers wurde rund um den Standort der ehemaligen Putzerei zwischen September 1998 und September 2000 an 3 bzw. 4 Messstellen durchgeführt. Für Tetrachlorethen konnten allgemein nur geringe Gehalte nachgewiesen werden. Überschreitungen des Maßnahmenschwellenwertes oder des Prüfwertes für CKW (30 bzw. 18 µg/l laut ÖNORM S 2088-1) waren nicht zu beobachten. Hinweise auf Belastungen ergaben sich an den Grundwasserproben einer Probenahmestelle im weiteren Abstrom des Altstandortes, die bei allen Beprobeungen leicht erhöhte Konzentrationen für Tetrachlorethen (1,5–3,1 µg/l) zeigte.

Die vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnisse zeigen, dass im Bereich des Altstandortes "Putzerei Baumgartner" eine Verunreinigung der wasserungesättigten Bodenzone durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) bzw. Tetrachlorethen gegeben ist. Diese Kontamination hat bis etwa 1990 eine Grundwasserverunreinigung verursacht. Die Ergebnisse der Bodenluftabsaugversuche in den Jahren 1999 und 2000 zeigen, dass die wasserungesättigte Bodenzone im Bereich des Altstandortes noch immer mit einer größere Menge Tetrachlorethen belastet ist. Diese Kontamination stellt eine erhebliche Gefährdung für das Grundwasser dar.

Am Altstandort "Putzerei Baumgartner" ist eine relativ kleinflächige Kontamination des Untergrundes durch Tetrachlorethen gegeben. Die Verunreinigungen erfolgten vor dem Jahr 1983. In den 80er Jahren wurde durch diese Kontamination eine weiterreichende Verunreinigung des Grundwassers verursacht. Die Schadstofffahne reichte über das Ortszentrum von Purkersdorf, in dessen Bereich weitere Belastungen des Grundwassers durch Trichlorethen gegeben waren, hinaus und war zumindest 500 m lang.

In den letzten Jahren ist es zu einem deutlichen Rückgang der Schadstofffahne gekommen. Für Tetrachlorethen sind im Grundwasser aktuell nur mehr relativ gering erhöhte Messwerte zu beobachten. Unter Voraussetzung der Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Standortbedingungen ist die neuerliche Ausbildung einer weitreichenden Schadstofffahne unwahrscheinlich. Allerdings kann es insbesondere im Zuge von Starkregen- bzw. Hochwasserereignissen zu einem erhöhten Eintrag von Tetrachlorethen ins Grundwasser und damit auch zu stoßweisen Belastungen des Grundwassers entlang des Wientales kommen.

 

Datum der Texterstellung:    Mai 2001