Altlast N38: Fa. Kreihsl

Der Standort der Fa. Kreihsl befindet sich im westlichen Teil des Ortsgebietes der Stadtgemeinde Purkersdorf. Die mechanische Werkstätte Kreihsl besteht seit 1977. Davor war auf demselben Standort ab 1955 eine Druckerei angesiedelt.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Sankt Pölten (Land),
Purkersdorf,
Purkersdorf,
59/4
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: sonstige Metallbearbeitung
Fläche Altlast (m²): 1.300 m²
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 21.03.2000
Datum der Prioritätenfestlegung: 21.06.2000
Priorität: 3
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.06.2000

BESCHREIBUNG DER ALTLAST

Die Fa. Kreihsl betreibt einen Handel mit mechanischen Geräten (Sägewerkseinrichtungen, Paketmaschinen und dgl.) und chemisch technischen Produkten wie Kühlmitteln und führt Reparaturen an Altgeräten durch. An Chemikalien werden in größeren Mengen Kühlmittel gelagert ("Volmaton"). Ferner fallen bei reparaturbedürftigen Geräten Altöl und durch Lackierungen von Maschinen geringe Mengen Lösungsmittel an. Weiters befindet sich eine Kaltsäge mit Kühleinrichtung in der Werkstatt. Eine intensive Verwendung CKW-haltiger Stoffe konnte nicht nachgewiesen werden.

Das Gemeindegebiet von Purkersdorf liegt im Wiener Wald, westlich der Stadtgrenze von Wien. Die Flussläufe des Gablitzbaches und des Wien-Flusses haben sich in diesem Bereich in die Landschaft eingeschnitten und dadurch eine deutliche Tallandschaft geprägt. Der Wien-Fluss quert das Ortsgebiet von Westen nach Osten. Der Gablitzbach ist von Nordwest nach Nordost gerichtet und mündet knapp östlich des Ortszentrums von Purkersdorf in die Wien.

Der Wienerwald befindet sich größtenteils innerhalb der Flyschzone, die sich aus Wechsellagerungen von Sandsteinen, Mergeln und Tonschiefern zusammensetzt. Die Festgesteine der Flyschzone werden sowohl im Gablitzbachtal als auch im Wiental von einer sedimentären Talfüllung überlagert. Diese fluviatilen Sedimente werden dem Geschiebe der Wienerwaldbäche entsprechend aus Aufarbeitungsmaterial der Flyschzone, aus mehr oder weniger stark verlehmten "Plattelschotter", gebildet. Die Talfüllungen weisen unterschiedliche Mächtigkeiten von 6 bis 10 m auf. Die Oberkante des als Stauer fungierenden Flyschgesteins bildet eine rege Gliederung in Rinnen und Rücken.

Das in den Sedimenten der Talfüllungen des Gablitzbachtales und des Wientales strömende Grundwasser folgt generell der jeweiligen Talrichtung und steht zumindest abschnittsweise mit den Vorflutern Gablitzbach bzw. Wien-Fluss in kommunizierender Verbindung. Im Übergang zu den Hangbereichen wird die Grundwasserströmungsrichtung durch zufließendes Hangwasser beeinflusst.

Der Standort der Fa. Kreihsl befindet sich am Übergang eines Hanges an einem Ausläufer des Hochram (Buchberg) zum Talgrund des Wien-Flusses. Das Betriebsgebäude liegt mit der nordwestlichen Gebäudekante in den Hang eingeschnitten. Die Geländeoberfläche unmittelbar am Standort ist relativ eben (ca. 250 m ü.A.) und fällt leicht in südöstlicher Richtung zum Wien-Fluss hin ab.

Der Untergrund am Betriebsgelände ist durch den verzahnenden Übergang von Hangschutt (Flyschmaterial) zu den Alluvionen des Wien-Flusses geprägt. Der gewachsene Fels wurde ab einer Tiefe von ca. 8 m erbohrt, südöstlich des Standortes in Tiefen zwischen 10–12 m.

Der Flurabstand des Grundwassers im Bereich der Fa. Kreihsl bewegt sich in einer Tiefe zwischen 6 und 9 m, im Hangübergangsbereich zwischen 10 und 12 m. Die Staueroberkante ist teilweise die Flyschoberkante oder ein den Flysch überlagernder steifer graublauer Ton. Die Strömungsrichtung des Grundwassers ist durch die von Westnordwest nach Ostsüdost gerichtete Hangneigung geprägt, die am Hangfuß in das Regime des Grundwasserhorizontes in den Talalluvionen übergeht, wo die Abstromrichtung nach Osten bzw. Ostnordost gerichtet ist. Die Durchlässigkeit des wasserführenden Untergrundes im Talbereich wird mit einem kf-Wert von ca. 8*10-3 bis 8*10-4 m/s angenommen.

Der Altstandort liegt inmitten des Siedlungsgebietes von Purkersdorf. In diesem Bereich besteht eine intensive Nutzung des Grundwassers durch Hausbrunnen. Die Trinkwasserversorgung erfolgt über eine zentrale Trinkwasserversorgungsanlage. Im Jahr 1983 war eine starke Kontamination des Grundwassers mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen festgestellt worden, sodass in weiterer Folge diverse Hausbrunnen gesperrt werden mussten.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Am Standort der Fa. Kreihsl befindet sich derzeit eine mechanische Werkstätte. Bis zum Jahr 1977 war eine Druckerei angesiedelt. Obwohl keine intensive Verwendung CKW-haltiger Stoffe belegt ist, wurden dennoch Boden- und Grundwasserverunreinigungen im Bereich des Standortes festgestellt.

Im Jänner 1983 wurden im Zuge des Umbaus der Bundesstraße B1 erstmalig Grundwasseruntersuchungen auf CKW durchgeführt. In den Folgejahren 1984–1996 wurden wiederholt Untersuchungen von Grundwasser im Umfeld der Fa. Kreihsl ausgeführt. Dabei wurden erhöhte Konzentrationen an Trichlorethen (untergeordnet auch Tetrachlorethen) zwischen 38 und 5.400 µg/l und damit Überschreitungen des Maßnahmenschwellenwertes laut ÖNORM S 2088-1 für CKW (30 µg/l) um zum Teil mehr als das 100-fache beobachtet. Als mögliche Ursache der Grundwasserverunreinigung wurden Kontaminationen des Untergrundes am Standort der Fa. Kreihsl vermutet.

Untersuchungen der wasserungesättigten Bodenzone wurden zum ersten Mal in den Jahren 1998 und 1999 durchgeführt. Proben wurden sowohl an 8 temporären als auch an 3 stationären Bodenluftmessstellen aus unterschiedlichen Tiefen entnommen und auf leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe analysiert.

Der Vergleich der Messergebniss mit dem Massnahmenschwellenwert nach ÖNORM S 2088-1 (CKW 10 mg/m³) zeigt, dass vor allem im zentralen Bereich des Standortes eine intensive Kontamination des Untergrundes durch Trichlorethen gegeben ist. Die Kontamination reicht zum Teil über das Betriebsgelände hinaus. Die höchste CKW-Konzentration bei den stationären Bodenluftsonden wurde mit 1.418 mg/m³ in 6 m Tiefe im Zentrum des Standortes bestimmt. Die kontaminierte Fläche kann mit rund 1.250 m² abgeschätzt werden.

Die an zwei stationären Bodenluftsonden durchgeführten Bodenluftabsaugversuche über 24 Stunden zeigten, dass eine anhaltende Belastung der abgesaugten Bodenluft mit CKW gegeben ist und dass sich das Schadenszentrum vermutlich nahe der stationären Bodenluftsonde PK 2 im Bereich des Betriebsgebäudes befindet. Im Zuge des Bodenluftabsaugversuches an der Sonde PK 2 (Filterstrecke in 6 m Tiefe) zeigte sich bereits nach rund 8 Stunden ein abnehmender Trend der CKW-Belastung der abgesaugten Bodenluft. Demgegenüber waren beim Absaugversuch an der Bodenluftsonde PK 1 (Filterstrecke 5 m Tiefe) zwar relativ gesehen geringere CKW-Belastungen, jedoch ein über 24 Stunden ansteigender Trend zu beobachten.

Die Beprobung des Grundwassers wurde sowohl im Anstrom, am Standort selbst als auch im Abstrom an vier Terminen durchgeführt. Derzeit ist eine relativ kleinräumige Kontamination des Grundwassers mit CKW (hauptsächlich Trichlorethen) gegeben. So wurde eine stark erhöhte Belastung ausschließlich direkt am Betriebsgelände festgestellt (294 µg/l bis 1.533 µg/l). Bei den übrigen Sonden, insbesondere im Abstrom des Altstandortes im Talgrundwasser, wurden stets Werte unter dem Maßnahmenschwellenwert (30 µg/l) bzw. deutlich unter dem Prüfwert (18 µg/l) gemessen.

Die vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnisse zeigen, dass im Bereich des Altstandortes "Fa. Kreihsl" Verunreinigungen des Untergrundes durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) gegeben sind. Es handelt sich um eine relativ kleinflächige Kontamination, die bereits vor 1983 eingetreten ist. In den 80er Jahren wurde durch diese Kontamination eine weiterreichende Verunreinigung des Grundwassers insbesondere durch Trichlorethen verursacht. Die Schadstofffahne reichte über das Ortszentrum von Purkersdorf, in dessen Bereich weitere Belastungen des Grundwassers durch Trichlorethen und Tetrachlorethen aufgetreten sind, hinaus und war zumindest 800 m lang.

In den letzten Jahren ist es zu einem deutlichen Rückgang der Schadstofffahne gekommen, sodass sich die Belastungen weitgehend auf den Altstandort bzw. das örtliche Hangwasser beschränken. Im Talgrundwasserkörper sind aktuell keine stark erhöhten CKW-Messwerte zu beobachten. Allerdings kann es insbesondere im Zuge von Starkregen- bzw. Hochwasserereignissen zu einem erhöhten Eintrag von Trichlorethen ins Grundwasser und damit auch zu stoßweisen Belastungen des Talgrundwassers entlang des Wientales kommen.

 

Texterstellung:    Februar 2000