Sanierte Altlast N37: Deponie Wiener Neudorf

Im Bereich der Altlast wurden auf einer Fläche von etwa 134.000 m² rund 870.000 m³ Hausmüll, Bauschutt und Abraummaterial abgelagert. Im Abstrom der Altlast war eine Beeinträchtigung des Grundwassers gegeben, die auf die ehemalige Deponie zurückzuführen war.

Im Zeitraum von November 2002 bis April 2004 wurde die Altlast geräumt. Im Grundwasserabstrom der Altlast konnte nach der Räumung eine Verbesserung der Grundwasserqualität beobachtet werden. Es ist davon auszugehen, dass von dem geräumten Bereich keine erheblichen Schadstoffemissionen in das Grundwasser mehr ausgehen. Die Altlast ist daher als saniert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Mödling,
Wiener Neudorf,
Wiener Neudorf,
434/3, 435/3, 436/20, 448/2, 448/21, 448/22, 448/24, 448/26, 448/27, 895
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll
Fläche Altlast (m²): 100.000 m²
Volumen Altlast (m³): 870.000 m³
Schadstoff(e) Deponiesickerwasser
Datum Eintrag Altlastenatlas: 13.03.2000
Datum der Prioritätenfestlegung: 21.06.2000
Priorität: 3
Datum Ausweisung dekontaminiert: 15.09.2007
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (Teilräumung),
Vertikale Dichtelemente (Teilumschließung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 15.09.2007

BESCHREIBUNG DER ALTABLAGERUNG

Die Altlast befindet sich rund 500 m nördlich des Ortszentrums von Wiener Neudorf, unmittelbar östlich der Trasse der Badner Bahn und westlich der Palmersstraße sowie unmittelbar nördlich des Sportplatzes und Freizeitzentrums Wiener Neudorf.

Bei der Altlast „Deponie Wiener Neudorf“ handelte es sich um eine ehemalige wiederverfüllte Kiesgrube. Die Ablagerungen erfolgten ab dem Jahr 1963. Auf einer Fläche von etwa 134.000 m² wurden Abraummaterial, Bauschutt und untergeordnet auch Hausmüll abgelagert. Das Volumen der abgelagerten Abfälle konnte mit rund 870.000 m³ abgeschätzt werden. Die Sohle der ehemaligen Deponie lag im Grundwasser. Technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers wurden nicht durchgeführt.

Beschreibung der Untergrundverhältnisse

Die Altlast befand sich im südlichen Wiener Becken auf etwa 198,5 m ü.A. im Nordosten und 204 m ü.A. im Südwesten. Der Untergrund wird im Bereich der Altlast von bis zu 6,5 m mächtigen stark sandigen Kiesen aufgebaut, die als Grundwasserleiter angesprochen werden können. Darunter folgen Schluffe, die den Grundwasserstauer darstellen. Nordöstlich der Altlast sind in die Schluffe geringmächtige Feinsandlagen eingeschaltet.

Der Grundwasserspiegel wurde auf etwa 197 m ü.A. angetroffen. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters kann mit rund 10-4 m/s angegeben werden. Die Mächtigkeit des Grundwassers beträgt etwa 3 m. Das Gefälle kann im Bereich der Altlast mit rund 1 % angegeben werden. Die Grundwasserströmung ist im Bereich der Altlast nach Osten gerichtet.

Beschreibung der Schutzgüter und Nutzungen

Der Bereich der Altlast wurde als Grünland genutzt. Im nordöstlichen Bereich der Altlast befand sich ein Parkplatz, im südwestlichen Abschnitt ein Skatebordplatz und ein Modellfahrzeugplatz. Auf dem nordöstlichen Teil der Altlast verlief eine Straße, die von der Shopping City Süd nach Wiener Neudorf führte. Südlich der Altlast N 37 „Deponie Wiener Neudorf“ befindet sich die Altlast N 39 „Sportplatz Wiener Neudorf“, die als Sport- und Freizeitgelände genutzt wird. Im Abstrom der Altlast existieren Haus- bzw. Nutzwasserbrunnen.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Eine bis zu 8,5 m tiefe Kiesgrube wurde ab 1963 als Deponie genutzt. Es wurden Abraummaterial, Bauschutt und untergeordnet auch Hausmüll, hausmüllähnliche Abfälle sowie Baustellenabfälle abgelagert. Das Gesamtausmaß der betroffenen Fläche betrug etwa 134.000 m². Das Volumen der abgelagerten Abfälle konnte mit rund 870.000 m³ abgeschätzt werden. Die Deponie wurde ohne technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers betrieben.

Die Ergebnisse der Deponiegasuntersuchungen zeigten, dass auch organisches Material abgelagert wurde. Im westlichen und zentralen Bereich sowie lokal auch im nördlichen Abschnitt der Altlast konnte eine deutliche Deponiegasbildung beobachtet werden. Es wurden erhöhte Methankonzentrationen bis 56,5 Vol.% und erhöhte Kohlendioxidkonzentrationen bis etwa 30 Vol.% festgestellt. Die Ergebnisse der Absaugversuche zeigten, dass punktuell auch eine anhaltende Deponiegasproduktion gegeben war. Innerhalb der Altlast waren Bereiche unterschiedlicher Gaskonzentrationen vorhanden. Die ehemalige Deponie befand sich in Hinblick auf die Deponiegasproduktion in der Methanoxidationsphase. In dieser Phase dringt verstärkt Luft in den Deponiekörper ein. Deponiegasmigrationen waren nicht zu erwarten, was durch die Ergebnisse von Deponiegasmessungen an 2 außerhalb des Ablagerungsbereiches befindlichen Messstellen bestätigt wurde.

Die Ergebnisse der Deponiegasuntersuchungen zeigten darüber hinaus anhand erhöhter Werte für aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe, dass zum Teil auch Abfälle mit erhöhtem Schadstoffpotenzial abgelagert wurden.

Durch die Untergrundaufschlüsse konnte festgestellt werden, dass die Deponiesohle im Grundwasser lag. Auf der Grundwasseroberfläche wurden zum Teil ölige Schlieren festgestellt. Die Ablagerungen wiesen teilweise einen erhöhten organischen Anteil auf. Zusätzlich wurden erhöhte Gehalte für die Parameter Summe Kohlenwasserstoffe (KW) und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) festgestellt. An einzelnen Abfallproben waren die Metallgehalte (Pb, Cd, Cr, Hg, Zn) auffällig.

Die Ergebnisse der Eluatanalysen zeigten, dass die Sickerwässer im Bereich der Altlast zum Teil Belastungen durch den Abbau organischer Abfälle aufwiesen. Darüber hinaus lieferten die Eluatanalysen auch Hinweise auf die Ablagerung von Abfällen mit erhöhtem Schadstoffpotenzial (z.B. KW, PAK, BTX, Phenole, Metalle), die in Hinblick auf eine Verunreinigung des Grundwassers von besonderer Bedeutung sind.

Die Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung zeigten eine Veränderung der Qualität des Grundwassers im Abstrom der Altlast. Da ein Teil der abgelagerten Abfälle im Grundwasser lag wurde das Grundwasser im verstärkten Maß aufmineralisiert und es wurden zusätzlich Schadstoffe gelöst. Im Abstrom der Altlast wurden neben einer erhöhten Gesamtmineralisation (z.B. el. Leifähigkeit) auch reduzierende Verhältnisse und damit in Zusammenhang erhöhte Ammoniumgehalte festgestellt. Zusätzlich wurden erhöhte DOC-Konzentrationen nachgewiesen. Neben diesen für Hausmülldeponien typischen Verunreinigungen zeigte das Grundwasser im Abstrom der ehemaligen Deponie auch Belastungen durch Kohlenwasserstoffe, Phenole und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Da auch in der Anstromsonde S0 erhöhte Werte für Phenole und PAK nachgewiesen wurden, konnten die Schadstoffbelastungen im Abstrom nicht ausschließlich auf die Altlast zurückgeführt werden. An einzelnen Grundwassermessstellen wurden im Abstrom auch Quecksilber und Aluminium festgestellt.    

Aufgrund der Untersuchungsergebnisse konnte zusammengefasst werden, dass die Altlast ein sehr großes Volumen hatte und das auch Abfälle mit erhöhtem Schadstoffpotenzial abgelagert wurden. Im Bereich der ehemaligen Deponie konnte punktuell eine starke Deponiegasproduktion nachgewiesen werden. Die Altlast lag im Bereich eines quantitativ nicht sehr bedeutenden Grundwasservorkommens. Im Abstrom der Altlast war eine Beeinträchtigung des Grundwassers gegeben, die auf die ehemalige Deponie zurückzuführen war. Aufgrund der hydrogeologischen Verhältnisse war jedoch keine großräumige Ausbreitung von Verunreinigungen im Grundwasser zu erwarten. Die Altlast N 37 „Deponie Wiener Neudorf“ stellte eine erhebliche Gefahr für das Grundwasser.

 

SANIERUNGSMAßNAHMEN

Im Bereich der Altlast N 37 „Deponie Wiener Neudorf“ wurden im Zeitraum von Oktober 2002 bis August 2006 folgende Sanierungs- und Beweissicherungsmaßnahmen durchgeführt:

  • Errichtung einer Schmalwand und Brunnen

  • Vorbelüftung

  • Räumung

  • Wasserhaltung während der Räumung

  • Wiederverfüllung

  • Grundwasseruntersuchungen

Die Sanierungsmaßnahmen betreffen nicht die gesamte Fläche der Altlast N 37 „Deponie Wiener Neudorf“.

Der südlichste Teil der Altlast, der unter anderem als Modellfahrzeugplatz und Trainingsfußballplatz genutzt wird, wurde nicht geräumt, sondern mit der südlich an die Altlast N 37 „Deponie Wiener Neudorf“ angrenzenden Altlast N 39 „Sportplatz Wiener Neudorf“ umschlossen.

Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen

In dem von den Räumungsmaßnahmen betroffenen Bereich wurden sämtliche Ablagerungen ausgehoben. Entsprechend den Feststoffuntersuchungen in der Aushubsohle und -böschung ist davon auszugehen, dass keine erheblichen Restbelastungen im Untergrund verblieben sind. Die Wiederverfüllung des Aushubbereiches erfolgte mit Material, das keine Beeinträchtigung des Grundwassers verursachen kann.

Bei den Grundwasseruntersuchungen nach der Räumung wurden stellenweise noch erhöhte Schadstoffkonzentrationen (z.B. CKW) festgestellt, die jedoch im Laufe der Kontrolluntersuchungen deutlich abnahmen und bei den aktuellsten Messungen nur mehr gering waren. Die Mineralisation des Grundwassers erhöhte sich im Vergleich zum Zeitraum vor der Räumung. Insbesonders die Sulfatkonzentrationen sind stellenweise sehr hoch und zeigen eine steigende Tendenz. Es ist jedoch davon auszugehen, dass diese Veränderungen des Grundwasserchemismus im Abstrom des geräumten Bereiches nicht auf Restbelastungen, sondern möglicherweise auf die Einbringung der Schmalwand in den Untergrund sowie die teilweise Zerstörung der Schmalwand zurückzuführen sind. Aufgrund des geringen Grundwasserdurchflusses ergibt sich aber trotz der teilweise hohen Sulfatkonzentrationen nur eine geringe Sulfatfracht im Grundwasser.

Betreffend die reduzierenden Verhältnisse und die organische Belastung im Grundwasserabstrom konnte im Zuge der Grundwasseruntersuchungen nach der Räumung eine leichte Verbesserung beobachtet werden. Bei den Parametern Ammonium, Kalium und DOC nahmen die Konzentrationen im Grundwasser ab. Aufgrund des geringen Grundwasserdurchflusses ist anzunehmen, dass sich die Grundwasserqualität im Grundwasserabstrombereich nur langsam verbessern wird.

Insgesamt ist festzustellen, dass aufgrund der durchgeführten Sanierungsmaßnahmen und Kontrolluntersuchungen davon auszugehen ist, dass von dem geräumten Bereich keine erheblichen Schadstoffemissionen mehr ausgehen. Die Altlast N 37 „Deponie Wiener Neudorf“ stellt daher keine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar und ist daher als saniert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung: Jänner 2007