Gesicherte Altlast N29: MKE Heidenreichstein

Am Altstandort MKE wurden ab 1888 unterschiedliche Produkte aus Metall und untergeordnet auch anderen Materialien erzeugt. Durch den Einsatz von chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) zur Metallentfettung kam es zu Verunreinigungen des Untergrundes in unterschiedlichen Bereichen des Altstandortes. Im Bereich eines Schlammabsetzbeckens kam es auch zu Verunreinigungen mit Chrom und Nickel. Im Grundwasser wurden vor allem Verunreinigungen mit CKW sowie untergeordnet mit Chrom und Nickel nachgewiesen.

Seit dem Jahr 2000 wird der Grundwasserabstrom mittels Grundwasserentnahme aus Sperrbrunnen hydraulisch gesichert. Parallel dazu wurden in den Jahren 2000 und 2004 lokal Aushubmaßnahmen in stärker kontaminierten Bereichen durchgeführt. 2011 wurde zur verbesserten Erfassung der Grundwasserbelastungen im Abstrom des Altstandortes ein 35 m langer Drainagegraben bis zum anstehenden Fels errichtet. Mittels hydraulischen sowie qualitativen Grundwasseruntersuchungen und Untersuchungen des Bachwassers wurde nachgewiesen, dass keine erhebliche Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser stattfindet und die Auswirkungen auf den Romaubach gering sind.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Gmünd,
Heidenreichstein,
Heidenreichstein,
299/6, 302/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Metallwäsche, -entfettung, -beizerei
Fläche Altlast (m²): 27.000 m²
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 23.11.1998
Datum der Prioritätenfestlegung: 19.02.1999
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 01.01.2014
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen (pump & treat (GW-Sanierung), Sperrbrunnen (GW-Sicherung)),
Räumung (Teilräumung),
Pneumatische Maßnahmen (Bodenluftabsaugung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.03.2001

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Beschreibung der Altlast

Der Altstandort „MKE Heidenreichstein“ befindet sich im Westen der Gemeinde Heidenreichstein.

Am Altstandort wurden von 1888 bis 1942 u. a. Lederwaren, Taschenbügel und Zigarettendosen erzeugt. Im 2. Weltkrieg befand sich am Altstandort ein Rüstungsbetrieb. Von 1957 bis heute wurden am Altstandort Feuerzeuge, ab 1980 auch Schreibgeräte, Werkzeuge, Hydranten und ab 1990 u. a. auch Maschinenteile produziert.

Etwa ab dem 2. Weltkrieg wurden am Altstandort Metallteile mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) entfettet. Am Altstandort wurde an etwa zehn Stellen Trichlorethen oder Tetrachlorethen als Entfettungsmittel verwendet. Von 1969 bis 1997 wurden am Altstandort ca. 750 to Tri- und Tetrachlorethen eingesetzt, wobei rund 21 to wieder entsorgt wurden.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort liegt auf einem zum Romaubach abfallenden Hang. Der Untergrund besteht aus Eisgarner Granit. Die Felsoberfläche des Eisgarner Granites tritt in der Umgebung des Altstandortes teilweise unmittelbar an die Geländeoberfläche. Über dem Eisgarner Granit befindet sich teilweise eine bis mehrere Meter mächtige Auflockerungs- bzw. Verwitterungszone, welche aus sandig bis kiesigem Granitgrus mit wechselndem Schluffanteil aufgebaut ist. Der Eisgarner Granit stellt einen Kluftgrundwasserleiter dar. Das Grundwasser fließt teilweise im Bereich der Auflockerungs- und Verwitterungzone in Form von Hangwässern und in den Klüften des Eisgarner Granites. Die lokale Grundwasserströmung ist nach Süden bis Südwesten gerichtet, die Strömungsrichtung des Kluftwassers kann nicht eindeutig angegeben werden.

Die Kluft- bzw. Hangwässer speisen in den Talgrundwasserleiter des Romaubaches. Im Bereich des ca. 70 m breiten Talbodens des Romaubaches besteht der Untergrund aus Fein- und Mittelsanden (schluffig, kiesig bis blockig). Der Romaubach fließt im Bereich des Altstandortes Richtung Westen.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort befindet sich im Siedlungsgebiet von Heidenreichstein und wird gewerblich genutzt. Im Umfeld des Altstandortes befinden sich großteils Einfamilienhäuser, im Westen besteht ein Pferdegestüt.

In der Umgebung des Altstandortes existieren mehrere Nutzwasserbrunnen die großteils Kluftgrundwasser aufschließen. Südlich des Altstandortes fließt der Romaubach.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Der Altstandort „MKE Heidenreichstein“ befindet sich im Westteil der Gemeinde Heidenreichstein. Vermutlich ab dem 2. Weltkrieg wurden an mehreren Stellen Metallteile durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe entfettet. Zwischen 1969 und 1997 wurden ca. 750 to Tri- und Tetrachlorethen eingesetzt, wobei rund 21 to wieder entsorgt wurden.

Zur Untersuchung der Untergrundverunreinigung durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe wurden im Jahr 1993 an zwei Probenahmepunkten und in den Jahren 1997 und 1998 an 27 Probenahmepunkten Bodenluftproben entnommen. Ein Vergleich der Analysenergebnisse mit den Orientierungswerten der ÖNORM S 2088-1 zeigte, dass die Messwerte von 10 Proben über dem Maßnahmenschwellenwert und die Messwerte von insgesamt 7 Proben über dem Prüfwert lagen.

Die Fläche, an der die CKW-Belastung der Bodenluft über 10 mg/m³ lag, konnte mit rund 2.000 m² und die Fläche mit Werten über 50 mg/m³ mit ca. 1.500 m² angegeben werden. Neben diesen in der folgenden Abbildung dargestellten Bereich wurde auch an einem Messpunkt am Westrand des Betriebsgebäudes der Prüfwert überschritten. Die maximal festgestellte CKW-Konzentration von 11.000 mg/m³ stellte eine 220-fache Überschreitung des Maßnahmenschwellenwertes dar. An diesem Messpunkt wurden bei Rammkernsondierungen LHKW-Schlämme im Untergrund angetroffen.

Im November 1997 und von August bis September 1998 wurden insgesamt 55 Grundwasserproben entnommen und auf leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe untersucht. Die Kluft- und Hangwässer des Zentral- und Südteiles (GW-Abstrom) des Altstandortes und das Talgrundwasser des Romaubaches waren massiv durch CKW verunreinigt. Der höchste Messwert wurde im Südteil des Werksgeländes mit ca. 25.000 µg/l festgestellt, dies stellte eine mehr als 800-fache Überschreitung des Maßnahmenschwellenwertes dar. In nebenstehnder Abbildung sind die maximal gemessenen CKW-Konzentrationen der Grundwasserproben an den verschiedenen Messstellen dargestellt.

Die Analysenergebnisse von den Grundwasserproben zeigten darüber hinaus, dass die Kluft- bzw. Hangwässer am Altstandort neben cis-1,2-Dichlorethen, Trichlorethen und Tetrachlorethen auch sehr hoch mit Vinylchlorid (max. 560 µg/l) belastet waren. Beim Beprobungstermin November 1997 wurden die Grundwasserproben neben LHKW auch auf andere Parameter untersucht. Die Analysenergebnisse gaben einen Hinweis, dass das Grundwasser im zentralen Bereich bzw. im Südteil des Altstandortes (GW-Abstrom) auch durch Chrom VI und Nickel sowie untergeordnet mit CSB, Cyanid, Ammonium, Aluminium und Cadmium verunreinigt war.

Die Analysen des Romaubaches oberhalb und unterhalb des Altstandortes zeigten, dass auch der Romaubach unterhalb des Altstandortes zeitweise mit CKW (max. 82 µg/l) belastet war.

Zusammenfassend zeigten die Untersuchungen folgendes:

  • Am Altstandort lag eine starke Untergrundverunreinigung durch CKW vor (max. 11.000 mg/m³; ca. 2.000 m² mit CKW-Gehalten über 10 mg/m³ in der Bodenluft).
  • Die Untergrundverunreinigungen mit CKW verursachten eine massive Beeinträchtigung der Grundwasserqualität am Altstandort und im Bereich des Talgrundwasserleiters des Romaubaches.
  • Der Romaubach war unterhalb des Altstandortes zeitweise durch CKW verunreinigt.

Der Altstandort „MKE Heidenreichstein“ stellte eine erhebliche Gefährdung für die Umwelt dar und war als Altlast im Sinne des ALSAG zu bewerten.

 

SANIERUNGS- UND SICHERUNGSMAßNAHMEN

Im Zeitraum von 2000 bis 2012 wurden am Altstandort folgende Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen durchgeführt:

  • Untergrundaushub Entgiftung (Sommer 2000)
  • Bodenluftabsaugung (November 2000 bis September 2004)
  • Grundwasserentnahme und Reinigung (seit November 2000)
  • Untergrundaushub ehemaliges Schlammabsetzbecken (Sommer 2004)
  • Untergrundaushub Schleiferei, Presserei und Galvanik (Sommer 2004)
  • Errichtung einer Drainage mit Entnahmebrunnen im Abstrom (Herbst 2011)

Beurteilung der Maßnahmen

Durch die Aushubmaßnahmen und die Bodenluftabsaugung wurde die Schadstoffmenge/-masse im Bereich des Altstandortes wesentlich reduziert. Mit dem Betrieb der Sperrbrunnen wird die Ausbreitung von Schadstoffen vermindert.

Durch den Betrieb der Bodenluftabsauganlage wurden insgesamt rund 34 kg chlorierte Kohlenwasserstoffe aus dem Untergrund entfernt. Der Energieaufwand zur Schadstoffentfernung lag trotz Optimierungsmaßnahmen über 1.000 kWh pro kg entfernte CKW mit zuletzt wieder steigender Tendenz. Insgesamt wurden zur Entfernung von rund 34 kg CKW über 88.000 kWh Energie verbraucht, das ergibt einen mittleren spezifischen Energieverbrauch von mehr als 2.600 kWh pro kg entfernte CKW.

Aufgrund der schon längerfristig niedrigen CKW-Gehalte in der abgesaugten Bodenluft kann davon ausgegangen werden, dass am Altstandort aktuell nur mehr geringe Restbelastungen an CKW im ungesättigten Untergrund vorhanden sind. Die verbliebenen Restbelastungen des ungesättigten Untergrundes mit CKW im Bereich der Bodenluftabsaugung sind geringfügig, so dass zukünftig kein erheblicher Eintrag von CKW in das Grundwasser erfolgt.

Durch die hydraulischen Sicherungsmaßnahmen wurden bis Ende 2012 insgesamt rund 750 kg chlorierte Kohlenwasserstoffe erfasst. Der Energieaufwand zur Schadstoffentfernung liegt aktuell im Bereich von rund 500 bis 1.500 kWh pro kg entfernte CKW, die Tendenz ist über die gesamte Sanierungsdauer gesehen leicht steigend. Insgesamt wurden zur Entfernung von rund 750 kg CKW rund 350.000 kWh Energie verbraucht, das ergibt einen mittleren spezifischen Energieverbrauch von rund 465 kWh/kg CKW.

Durch die Aushubmaßnahmen und die hydraulischen Maßnahmen wurden die in den Grundwasserabstrom gelangenden Schadstofffrachten um mindestens 80 % reduziert. Aktuell liegen die CKW-Frachten im Grundwasserabstrom bei rund 1 g/d und sind als gering einzustufen.

Durch Infiltration von belastetem Grundwasser kommt es im Romaubach zu einer zeitweisen Erhöhung der CKW-Konzentrationen. Die Qualitätszielverordnung Chemie Oberflächengewässer (QZV Chemie OG, BGBl. II Nr. 96/2006) definiert für die relevanten CKW- Einzelsubstanzen (1,2-Dichlorethan, Trichlorethen und Tetrachlorethen) jeweils 10 µg/l als Qualitätsziel für die Beurteilung des chemischen Zustands von Oberflächengewässerkörpern. In den letzten Jahren lagen die Maximalkonzentrationen im Romaubach unter 10 µg/l CKW. In Bezug auf 1,2-Dichlorethan hat die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser in Deutschland (LAWA) für Fließgewässer und für aquatische Lebensgemeinschaften eine Zielvorgabe von 2 µg/l empfohlen. Die Qualität des Wassers des Romaubaches entspricht auch diesem Qualitätskriterium.

Mit aktuell unter 4 µg/l wird auch der Zielwert für Chrom gem. QZV Chemie OG (8,5 µg/l) deutlich unterschritten, für Nickel wird kein Qualitätsziel angegeben. Gemäß LAWA Zielvorgaben für Schwermetallkonzentrationen in Oberflächengewässer werden für das Schutzgut aquatischer Lebensraum für Chrom 10 µg/l und für Nickel 4,4 µg/l aus Schwebstoffgehalten abgeleitet als Zielwerte angegeben. Mit rund 1 bis 2 µg/l für Nickel liegen die Konzentrationen im Romaubach deutlich unter diesen Zielwerten.

Zusammenfassend ergibt sich, dass durch die Aushubmaßnahmen und den Betrieb der Bodenluftabsaugung eine wesentliche Reduktion der Schadstoffmasse im Bereich des Altstandortes erfolgt ist. Durch den Betrieb der hydraulischen Maßnahmen werden die Schadstoffe wirksam an einer weiteren Ausbreitung im Grundwasserabstrom gehindert. Die mit dem Grundwasser abströmenden Schadstofffrachten waren deutlich rückläufig und sind inzwischen als gering einzustufen. Durch den dauerhaften Betrieb der hydraulischen Maßnahmen ist mit einem weiteren Rückgang der Schadstoffkonzentrationen im Grundwasserabstrom zu rechnen. Die Auswirkungen auf den Romaubach sind geringfügig. Die Altlast „MKE Heidenreichstein“ ist als gesichert zu beurteilen.

 

Datum der Texterstellung:    März 2013