Gesicherte Altlast N18 OMV-Raffinerie Schwechat

Auf einer etwa 1,4 km² großen Fläche östlich von Schwechat wird seit 1938 eine Raffinerie betrieben. Vermutlich durch langjährige Verluste aus Rohrleitungen und Tanks sowie Schäden durch massive Bombardierungen während des 2. Weltkriegs kam es zu massiven Verunreinigungen des Untergrundes. Am Grundwasser schwimmen zwei großflächige Öllinsen auf.

Seit 1988 werden im Ostbereich und seit 1992 auch im Westbereich der Raffinerie hydraulische Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. Im Wesentlichen wird durch Grundwasserentnahmen ein Abströmen kontaminierten Grundwassers durch die hydraulische Sperrwirkung verhindert sowie die aufschwimmende Ölphase durch Skimmereinrichtungen abgeschöpft. Der Erfolg der Maßnahmen wird durch laufende Grundwasseruntersuchungen an zahlreichen Grundwassermessstellen sowie durch die Aufzeichnung der Ölentnahmen dokumentiert. Mittels Grundwasseruntersuchungen wurde nachgewiesen, dass gelöste Kohlenwasserstoffe nur mehr in geringen Mengen abströmen. Von der gesicherten Altlast gehen keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Grundwasser mehr aus.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Bruck an der Leitha,
Schwechat,
Mannswörth,
428/6, 429/1, 751/1, 751/2, 1053
Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Bruck an der Leitha,
Schwechat,
Schwechat,
182/2, 978/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Mineralöl-Raffinerie
Fläche Altlast (m²): 1.400.000 m²
Volumen Altlast (m³): 800.000 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (aliphatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 30.11.1992
Datum Ausweisung gesichert: 15.03.2010
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen (Phasenabschöpfung (LNAPL), pump & treat (GW-Sanierung))
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.12.1992

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Die „OMV Raffinerie Schwechat“ liegt östlich des Siedlungsgebietes von Schwechat und umfasst eine Fläche von etwa 1,4 km². Der Raffineriebetrieb begann 1938 im westlichen Teil des Standorts, ab 1960 wurde die Raffinerie Richtung Osten erweitert. Derzeit werden jährlich rund 74 Mio. Barrel Rohöl zu Kraftstoffen (Benzin, Diesel, Kerosin, Heizöl), Schmierölen, Bitumen, Flüssiggas und Grundstoffen für die chemische Industrie verarbeitet

Vermutlich durch langjährige Verluste aus undichten Tanks und Rohrleitungen sowie Kriegsschäden durch massive Bombardierung im 2. Weltkrieg wurde der Untergrund im Raffineriebereich kontaminiert. Seit 1987 werden am Areal der OMV Raffinerie Schwechat hydraulische Sicherungsmaßnahmen durchgeführt.

Untergrundverhältnisse

Die Raffinerie Schwechat liegt im Wiener Becken im Bereich einer Schotterterrasse. Der Untergrund wird aus rund 15 bis 25 m mächtigen sandigen Kiesen aufgebaut die als Grundwasserleiter fungieren. Im Liegenden befinden sich schluffige Feinsande und Schluffe die den Grundwasserstauer darstellen. Im Bereich des Raffineriegeländes sind oberflächlich auch mehr oder weniger mächtige künstliche Anschüttungen vorhanden.

Der Grundwasserspiegel liegt im Bereich des Altstandortes etwa 8 bis 9 m unter Gelände und weist Schwankungen bis zu 2,5 m auf. Die Grundwasserströmung ist großräumig nach Nordosten gerichtet und wird im Bereich des Altstandortes von den schwankenden Wasserständen der Oberflächengewässer Schwechat und Donau sowie von lokalen Grundwassernutzungen beeinflusst.

Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters kann mit rund 10-3 bis 10-4 m/s angegeben werden. Das Grundwasserspiegelgefälle im unbeeinflussten Zustand beträgt rund 0,2 bis 0,3 %, der hydraulische Durchfluss im Bereich des Altstandortes kann daher mit etwa 6.000 bis 7.500 m³/d abgeschätzt werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort wird gewerblich genutzt. Im Umfeld der Raffinerie existieren zahlreiche Brunnen verschiedener Betriebe und öffentlicher Wasserversorgungsanlagen mit großen Grundwasserentnahmemengen. Nördlich und westlich des Altstandortes befinden sich Wohnhäuser, an der nördlichen Grundstücksgrenze verläuft die Autobahn A4.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Am Altstandort wird seit 1938 eine Raffinerie betrieben, ab 1960 wurde der Standort Richtung Osten erweitert und umfasst derzeit eine Fläche von rund 1,4 km². Derzeit werden jährlich rund 10 Mio Tonnen Rohöl zu Kraftstoffen (Benzin, Diesel, Kerosin, Heizöl), Schmierölen, Bitumen, Flüssiggas und Grundstoffen für die chemische Industrie verarbeitet.

Durch massive Bombardierung im 2. Weltkrieg sowie durch langjährige Verluste aus undichten Tanks und Rohrleitungen wurde der Untergrund im Raffineriebereich erheblich Mineralöl kontaminiert. Im Bereich der Raffinerie wurde eine bis mehrere Meter mächtige auf dem Grundwasser aufschwimmende Ölphase mit einer Ausdehnung von insgesamt rund 40 ha festgestellt. Die Ölphase ist entsprechend unterschiedlichen Grundwasserständen nicht immer zusammenhängend und hat eine entsprechende Schadstofffahne an gelösten Kohlenwasserstoffen ausgebildet. Seit 1988 werden am Areal der OMV Raffinerie Schwechat hydraulische Sicherungsmaßnahmen durchgeführt.

Aufgrund der massiven Verunreinigung des Grundwassers mit Mineralölkohlenwasserstoffen stellte der Altstandort eine erhebliche Gefährdung für die Umwelt dar.

 

SICHERUNGSMAßNAHMEN

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Zur Entfernung der aufschwimmenden Produktphase im Bereich der Raffinerie Schwechat sowie zur Sicherung gegen ein Abströmen gelöster Kohlenwasserstoffe werden im Bereich der Raffinerie seit 1988 hydraulische Sicherungsmaßnahmen betrieben. Im Jahr 1988 wurden zwei Sicherungsbrunnen im Ostbereich in Betrieb genommen, 1992 wurden die Maßnahmen durch Inbetriebnahme von zwei weiteren Sicherungsbrunnen auf den Westbereich ausgeweitet. Insgesamt werden rund 150 l/s Grundwasser entnommen, davon bis Mitte 2008 rund 25 % im Westbereich. Aufgrund der Tatsache, dass im westlichen Bereich auch außerhalb des Raffineriegeländes gelöste Mineralölkohlenwasserstoffe im Grundwasser nachgewiesen wurden, wurde im Jahr 2008 die Entnahmemenge im westlichen Bereich bis rund 70 l/s (rund 45 % der Gesamtentnahme) gesteigert. Damit wird auch der westlichste Abstrombereich des Raffineriegeländes hydraulisch gesichert und ein Abströmen gelöster Kohlenwasserstoffe verhindert. Der östliche Bereich bleibt bei dieser Betriebsweise aufgrund der mittlerweile deutlich geschrumpften Ausdehnung der Ölphase trotzdem ausreichend gesichert.

Durch Skimmereinrichtungen wird Öl aus der aufschwimmenden Produktphase entnommen und wieder dem den Raffinerieprozess zugeführt. Das entnommene Grundwasser wurde zu Beginn der Sicherungsmaßnahmen oberstromig am Raffineriegelände wieder versickert. Nach einer schrittweisen Reduktion der Versickerungsmengen wird das entnommene Wasser seit rund 8 Jahren nach Aufbereitungsmaßnahmen zur Gänze als Brauchwasser weiterverwendet.

 

Im Jahr 1997 kam es durch eine Leckage im Tank T 2112 zu einem massiven Eintrag von Leichtbenzin in den Untergrund was neben dem Neueintrag von Produkt durch lösungsvermittelnde Eigenschaften auch zu einer Mobilisierung der vorhandenen Ölphase geführt hat. Zur Fassung des zusätzlichen Schadens wurden im Ostbereich insgesamt vier neue Sicherungsbrunnen errichtet und ein alter Brunnen (451) außer Betrieb genommen. Als Folge der Leckage und der neuen Sicherungsbrunnen kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Ölentnahmemengen und einem Rückgang nach rund drei Jahren.

In nebenstehender Abbildung ist die maximale Ausdehnung der Ölphase während des Jahres 2003 dargestellt. Die äußerste Linie stellt aus allen je durchgeführten Messungen jene Grenze dar, wo mindestens bei einer Messung zumindest Ölschlieren festgestellt wurden. Diese Umgrenzung stellt daher theoretisch die maximale, praktisch aber nicht gegebene Ausdehnung der Ölphase dar.

Im angeführten Diagramm ist der Einfluss der Leckage bei Tank T 2112 und der damit verbundene Mobilisierungseffekt deutlich sichtbar. Insgesamt wurden bis Ende 2008 rund 4,8 Mio Liter Öl aus dem Untergrund entfernt.

In nebenstehender Tabelle sind die seit Sicherungsbeginn geförderten Ölmengen dargestellt, rund 88 % des gesamten geförderten Öls stammt aus dem Ostbereich.

Im Jahr 2002 ist bei einer Produktleitung an der nördlichen Grundstücksgrenze (zwischen den Messstellen 438 und 436) ein Leitungsschaden mit Austritt von rund 70.000 l höhersiedendem Mineralölprodukt festgestellt worden. Es wurde eine Messstelle errichtet und rund 3 Jahre lang Grundwasser entnommen um ein Abströmen kontaminierten Grundwassers zu verhindern. Im Nahbereich wurde eine zweite Messstelle zur Beobachtung allfälliger Ausbreitung der Verunreinigung errichtet. Der Schaden blieb räumlich eng begrenzt, im Zuge der sicherungsbegleitenden Untersuchungen konnten keine Auswirkungen bei nahegelegenen Messstellen 436 und 438 bzw. der abstromig situierten Messstelle 368 festgestellt werden.

Beurteilung des Sicherungserfolges

Durch die hydraulischen Sicherungsmaßnahmen im Bereich der Raffinerie Schwechat wird ein Abströmen kontaminierten Grundwassers verhindert. Durch langjährige Grundwasseruntersuchungen wurde nachgewiesen, dass im Abstrom der Raffinerie Schwechat keine Ausbreitung gelöster Kohlenwasserstoffe gegeben ist. Durch eine Verdichtung des Messstellennetzes im Jahr 2005 und viermaliger Grundwasseruntersuchungen wurde bestätigt, dass die hydraulischen Sicherungsmaßnahmen wirksam sind und keine erhebliche Ausbreitung gelöster Kohlenwasserstoffe im Grundwasserabstrom stattfindet. Lediglich im westlichen Randbereich wurden erhöhte Kohlenwasserstoffgehalte im direkten Grundwasserabstrom festgestellt. Die in den Grundwasserabstrom emittierten Kohlenwasserstofffrachten können mit rund 10 bis 20 g/d abgeschätzt werden und sind als gering zu bewerten.

Durch eine Erhöhung der Entnahmemengen im Westbereich im zweiten Halbjahr 2008 wurde der Wirksamkeitsbereich der hydraulischen Sicherung (Grenzstromlinie) in westlicher Richtung ausgeweitet. Damit wird zukünftig ein weiteres Abströmen von kontaminiertem Grundwasser im westlichen Grenzbereich der Raffinerie verhindert, mittelfristig ist ein Rückgang der Grundwasserbelastungen im westlichen Abstrom (Messstelle GW 01 bzw. 597) zu erwarten.

In der rund 120 m grundwasserstromab gelegenen Messstelle 140 wurden bei insgesamt vier Terminen erhöhte Kohlenwasserstoffgehalte in den entnommenen Schöpfproben nachgewiesen. Aufgrund der Chromatogramme handelt es sich dabei aber nicht um die gleichen Mineralölkohlenwasserstoffe wie im unmittelbaren Abstrom, sondern um deutlich höhersiedende Kohlenwasserstoffe und aufgrund des Abbaumusters um ältere Mineralöle. Auf älteren Plänen der Raffinerie Schwechat ist eine alte Produktleitung unmittelbar im Bereich der Messstelle 140 eingezeichnet, diese wurde nach Angaben der OMV bereits in den 50-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts stillgelegt. Es ist zu vermuten, dass sich im Nahbereich der Messstelle 140 ein lokaler Mineralölschaden aufgrund Undichtigkeiten dieser alten Produktleitung oder Mineralölaustritten im Zuge deren Stilllegung handelt. Ein Zusammenhang mit den aktuell vorliegenden Mineralölbelastungen im westlichen Raffineriebereich erscheint unwahrscheinlich.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass im Bereich der Raffinerie erhebliche Verunreinigungen des Untergrundes und des Grundwassers vorliegen. Durch die hydraulischen Sicherungsmaßnahmen wird ein Abströmen von kontaminiertem Grundwasser aus dem Bereich der Raffinerie Schwechat wirksam verhindert, die Altlast kann daher als gesichert bewertet werden.

 

Datum der Texterstellung: Oktober 2009