Sanierte Altlast N17 Gaswerk Wiener Neustadt

Der Altstandort „Gaswerk Wiener Neustadt“ befindet sich südlich des Stadtzentrums von Wiener Neustadt, unmittelbar südlich des Stadtparks. Zwischen 1860 bis 1960 wurde auf dem ca. 2,2 ha großen Areal Stadtgas erzeugt. Während der Gasproduktion kam es zu erheblichen Untergrundverunreinigungen mit polyzyklischen Kohlenwasserstoffen, Phenolen, Cyaniden, aliphatischen Kohlenwasserstoffen und Ammonium. Auch im Grundwasser wurden erhebliche Verunreinigungen nachgewiesen.

Im Zeitraum von Dezember 2007 bis April 2009 erfolgten Sanierungsarbeiten, die den Abbruch von Gebäuden, den Aushub des kontaminierten Untergrundes und die Wiederverfüllung mit entsprechendem Material umfassten. Durch die Sanierungsmaßnahmen wurden die Untergrundverunreinigungen weitgehend beseitigt. In Teilbereichen verblieben Restbelastungen, die teilweise immobilisiert wurden. Der Altstandort „Gaswerk Wiener Neustadt“ ist als saniert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wiener Neustadt,
Wiener Neustadt,
Wiener Neustadt,
3650/4, 3650/80
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Gaswerk
Fläche Altlast (m²): 20.000 m²
Volumen Altlast (m³): 40.000 m³
Schadstoff(e) Teeröl (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 13.07.1992
Datum der Prioritätenfestlegung: 12.02.2004
Priorität: 2
Datum Ausweisung dekontaminiert: 01.11.2012
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (Teilräumung),
In‐situ‐Immobilisierung,
Abdeckungen (Oberflächenabdichtung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 12.02.2004

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Beschreibung des Altstandortes

Der Altstandort „Gaswerk Wiener Neustadt“ befindet sich südlich des Stadtzentrums von Wiener Neustadt, unmittelbar südlich des Stadtparks. Auf dem ca. 2,2 ha großen Areal wurde von 1860 bis 1960 ein Gaswerk betrieben. Es wurde Stadtgas durch trockene Destillation von Steinkohle bei Temperaturen von 1000 bis 1200 °C erzeugt. Weitere Erzeugnisse neben Stadtgas waren Koks, Teer und Gaswasser.

Im Jahr 1900 wurde das Gaswerk von der Stadtgemeinde Wiener Neustadt übernommen. 1907 waren 2 Öfen in Betrieb. 1935 wurden 6 Kammeröfen betrieben und 1,23 Mio. m³ Stadtgas erzeugt. 1948 wurden 3,02 Mio. m³ Stadtgas, 5.155 to Koks und 224 to Teer erzeugt.

Als wesentliche Nebenprodukte, im Hinblick auf mögliche Boden- und Grundwasserver­unreinigungen, fielen bei der Stadtgasproduktion Steinkohlenteer, verbrauchte Gasreinigermasse und Ammoniakwasser an. Diese Nebenprodukte gelangten an Gaswerksstandorten oft sowohl durch defekte Leitungen und Anlagenteile als auch durch unkontrollierte Ablagerungen in den natürlichen Untergrund. Für den Standort des Gaswerkes Wiener Neustadt sind auch Kriegseinwirkungen dokumentiert. Bei der Stilllegung bzw. beim Abbruch von Gaswerken wurden kontaminierte Abbruchmaterialien oft am Betriebsgelände zum Beispiel in den stillgelegten Gasbehältern abgelagert und auch unterirdische Anlagenteile (Leitungen, Teergruben etc.) nicht beseitigt.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort befindet sich aus geologischer Sicht im Bereich der Mitterndorfer Senke. Die Geländeoberfläche befindet sich etwa auf 269,5 m ü.A. Die oberste Untergrundschicht besteht vorwiegend aus künstlichen Anschüttungen mit einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 1,5 bis 2 m. An einzelnen Stellen beträgt die Mächtigkeit der Anschüttungen bis zu 5,8 m. Die Anschüttungen bestehen zum Großteil aus kiesigen und sandigen, teils schluffigen Ablagerungen mit Beimengungen an Ziegelbruch, Betonteilen, Aschen, Schlacken und Gaswerksprodukten. Darunter befinden sich sandige Kiese, die meist in einer Tiefe zwischen 4 und 9 m unter GOK (ca. 260,9 bis 261,5 m ü.A.) von feinsandigen Schluff- bzw. Tonlagen unterbrochen werden. Diese Schluff- und Tonschichten („Zwischenstauer“) befinden sich ungefähr auf Höhe des Grundwasserschwankungsbereiches und es wurden Mächtigkeiten zwischen 0,2 bis 3,6 m festgestellt. Aufgrund der unterschiedlichen Tiefe und der unterschiedlichen Mächtigkeiten der angetroffenen, gering durchlässigen Schichten sowie der hydraulischen Situation ist anzunehmen, dass der "Zwischenstauer" nicht flächenhaft vorhanden ist.

Unterhalb dieses Bereiches befinden sich die sandigen Kiese der Mitterndorfer Senke, die den Hauptgrundwasserleiter bilden. Die Tiefe des tatsächlichen Grundwasserstauers wird mit 70 m angenommen. Der Grundwasserspiegel weist über lange Zeiträume große Schwankungen auf. So wurde im Zuge der Untersuchungen 1992 der Wasserstand noch bei ca. 6,5 m unter Gelände gemessen, während er im Jahre 2002 zuweilen auf unter 11 m lag. Im Zuge der Sanierung 2008/09 lag der Grundwasserspiegel bei 6 m unter GOK und stieg kurz danach auf 4,5 m um nachfolgend am Ende der Grundwasserbeweissicherung im Juni 2011 auf 8,5 m abzusinken.

Die generelle Grundwasserströmungsrichtung ist von Südwest nach Nordost gerichtet. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt ca. 2 Promille. Der Durchlässigkeitsbeiwert für die über dem "Zwischenstauer" liegenden Kiese kann mit rund 5x10-4 m/s, für die unter dem "Zwischenstauer" liegenden Kiese mit rund 1x10-3 m/s angegeben werden. Der HGW liegt bei 265 m ü.A. und der NGW bei 255 m ü.A. Der spezifische Grundwasserdurchfluss im Bereich des Altstandortes kann für den Bereich oberhalb des "Zwischenstauers" mit ca. 0,2 m3/d,m abgeschätzt werden. Der spezifische Grundwasserdurchfluss unterhalb des "Zwischenstauers" kann mit einer Größenordnung von ca. 10 m³/d,m abgeschätzt werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort befindet sich im bebauten Gebiet der Stadt Wiener Neustadt und wird im Norden vom Maria Theresien-Ring, im Westen durch gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet an der Bräunlichgasse, im Osten durch die Maximiliangasse und im Süden durch die Kammanngasse begrenzt. Derzeit wird eine Regelstation zur Verteilung von Erdgas vor Ort betrieben.

Das ehemalige Gaswerksareal liegt im Bereich des Grundwasserkörpers der Mitterndorfer Senke, das grundsätzlich von hoher wasserwirtschaftlicher Bedeutung ist. In Richtung des Grundwasserabstroms befinden sich mehrere Grundwasserentnahmen. So befindet sich der Brunnen Stadtpark ca. 60 m nördlich des Altstandortes und ungefähr 500 m weiter befinden sich 3 weitere Brunnen, welche zur Nutz- und Trinkwasserversorgung von 2 Brauereibetrieben dienen.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Der Standort „Gaswerk Wiener Neustadt“ befindet sich südlich des Stadtzentrums von Wiener Neustadt, unmittelbar südlich des Stadtparks. Auf einer Fläche von ca. 22.000 m² wurde seit 1860 rund 100 Jahre lang ein Gaswerk betrieben. Bei der Erzeugung von Stadtgas fielen als Nebenprodukte vor allem Teer, Gasreinigermasse und Ammoniakwasser an. Durch die Produktion, durch mehrere Umbauarbeiten sowie vermutlich auch durch Kriegseinwirkungen gelangten Schadstoffe in den Untergrund. Typische Schadstoffe dieser Nebenprodukte sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Phenole und aromatische Kohlenwasserstoffe für Gaswerksteer sowie Cyanide, Schwefel und Sulfide für die Gasreinigermasse.

Die Untersuchungen im Bereich des ehemaligen Gaswerks zeigten, dass nahezu die gesamte Fläche des Betriebsstandortes von Untergrundverunreinigungen betroffen war. Sowohl bei Gesamtgehalt- als auch Eluatanalysen von Untergrundproben wurden z.T. massive Belastungen durch PAK, Phenole, Cyanide sowie aliphatische Kohlenwasserstoffe und Ammonium festgestellt. Die Schwerpunkte der Verunreinigungen befanden sich im nördlichen Betriebsareal vor allem in unmittelbarer Umgebung der ehemaligen Teergruben und Teerbehälter, sowie im südlichen Teil im Bereich der ehemaligen Gasbehälter. Im Nordosten reichte die Kontamination im Grundwasserschwankungsbereich auch noch einige Meter über die Standortgrenzen hinaus. Die Maximalbelastungen im Schadenszentrum überschritten die gem. ÖNORM 2088-1 vorge-schlagenen Maßnahmenschwellenwerte für Gesamtgehalte bei PAK um mehr als das 100-fache, bei Phenol um das 20-fache und bei Kohlenwasserstoffen um das 3-fache.

Grundwasseruntersuchungen am und um den Standort zeigten abhängig vom jeweiligen Grundwasserstand unterschiedliche Schadensbilder. Bei niedrigem Grundwasserstand zeigten sich die Belastungen durch aliphatische Kohlenwasserstoffe und Naphthalin vorwiegend an den im Anstrom gelegenen Messstellen, was zumindest bei den zwei an der südlichen Grundstücksgrenze gelegenen Messstellen (P1, P2) auf die unmittelbare Nähe der ehemaligen Gasbehälter zurück geführt werden konnte. Die Verunreinigungen in der Messstelle P3 konnten aufgrund der damaligen Untersuchungsergebnisse nicht auf die bekannten kontaminierten Untergrundbereiche zurückgeführt werden. Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen in den Jahren 2001 und 2002 sowie die Lage der einzelnen Messstellen sind in der nebenstehenden Abbildung ersichtlich.

Bei höherem Grundwasserspiegel kam es zur Überströmung der feinkörnigen Zwischenschichten. Da die Schadstoffe inbesonders in den Bereichen oberhalb dieser geringdurchlässigen Schichten vorhanden waren, kam es dadurch zu erhöhten Schadstoffemissionen und zu massiven Belastungen des abströmenden Grundwassers. Im Grundwasserabstrom wurden die Maßnahmenschwellenwerte gem. ÖNORM S 2088-1 für PAK um etwa das 100-fache (ohne Naphthalin) und für Cyanide um das 3-fache überschritten. Der Maßnahmenschwellenwert für BTEX (aromatische Kohlenwasserstoffe) wurde im Grundwasseranstrom an einem Termin überschritten.

Zusammenfassend zeigten die Untergrund- und Grundwasseruntersuchungen, dass auf dem ehemaligen Gelände des Gaswerkes Wiener Neustadt massive Verunreinigungen des Untergrundes bestanden, die eine Beeinträchtigung der Grundwasserqualität im Grundwasserabstrom verursachten.

 

SANIERUNGSMASSNAHMEN

Sanierungsziele

Aus der Gefährdungsabschätzung lässt sich ableiten, dass durch die Sanierungsmaßnahmen die Schadstoffemissionen aus den kontaminierten Untergrundbereichen auf ein Maß reduziert werden sollen, sodass keine erhebliche Gefahr für das Grundwasser mehr ausgeht. Im Grundwasserabstrombereich der Altlast soll das Grundwasser dauerhaft als Trinkwasser genutzt werden können.

Als Beurteilungskriterien für den Erfolg der Maßnahmen sind aufgrund der hydrogeologischen und hydrologischen Standortverhältnisse sowie der aktuellen Nutzung und Bebauung kontaminierter Untergrundbereiche neben konzentrationsbezogenen Sanierungszielwerten auch die in den Grundwasserabstrom emittierten Schadstofffrachten sowie die Ausbreitung der Schadstoffe zu berücksichtigen.

Für die Beurteilung der Schadstoffkonzentrationen und –frachten wurden vom Umweltbundesamt unter Berücksichtigung der hydrogeologischen und hydrologischen Standortverhältnisse für das Schutzgut Grundwasser folgende Zielwerte für die relevanten Schadstoffe definiert:

Parameter max. Konzentration max. Fracht
PAK15 1 µg/l 0,5 g/d
Naphthalin 2 µg/l 1 g/d
BTEX 50 µg/l 25 g/d
Benzol 1 µg/l 0,5 g/d
KW-Index 100 µg/l 50 g/d
Cyanid gesamt 50 µg/l 25 g/d
Ammonium 2,5 mg/l 1.250 g/d

Gemäß Bescheid der Niederösterreichischen Landesregierung vom 17.04.2007, WA1-ALV-32082/062-2007 wurden die Grenzwerte für die Baurestmassendeponie gemäß Deponieverordnung als Sanierungszielwerte für den Untergrund festgelegt. In Abweichung zur zu diesem Zeitpunkt gültigen Deponieverordnung wurde für die PAK-16 ein Grenzwert von 20 mg/kg TS festgelegt und für Aluminium zusätzlich ein Grenzwert von 20 mg/kg im Eluat. Der Parameter Cyanide leicht freisetzbar wurde durch Cyanide gesamt mit einem Grenzwert von 5 mg/kg ersetzt und der Grenzwert für Sulfat auf 5.000 mg/kg reduziert.

Materialien, welche sämtliche Sanierungsgrenzwerte unterschreiten, konnten gemäß Bescheid vor Ort belassen bzw. vor Ort umgelagert werden.

Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen

Im Zeitraum von Dezember 2007 bis April 2009 wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Baustelleneinrichtung sowie Vorarbeiten
  • Aushub des kontaminierten Untergrundes
  • Durchführung einer Wasserhaltung im Ausmaß von max. 10 l/s bzw. 864 m3/d mit nachfolgender Reinigung und Versickerung der Pumpwässer
  • Aussortierung und Entsorgung des kontaminierten Materials
  • Aufhöhung des Bereiches bis zumindest 2 m über HGW mit sauberen Material
  • Wiedereinbau des den Sanierungszielwerten entsprechenden standorteigenen Bodenaushub- und Baurestematerials
  • Sicherung des Bereiches um die Gasdruckregelanlage durch Oberflächenabdichtung
  • In-situ Verfestigungsmaßnahmen von Kontaminationsausläufern

Alle Bauwerke mit Ausnahme der Gasdruckregelanlage wurden abgebrochen sowie Fundamente, Bodenplatten, alte unterirdische Objekte und nicht mehr benötigte Einbauten entfernt. Auf der dichten Betonplatte eines ehemaligen Gasometers staute sich stark kontaminiertes Sickerwasser. Das Schlamm-Wassergemisch wurde mittels Saugtankwagen abtransportiert und entsorgt. Nicht kontaminiertes Mauer- und Betonwerk wurde mittels Brechanlage aufbereitet und am Sanierungsgelände zur Geländeregulierung umgelagert, kontaminiertes Material wurde entsorgt. Auch die Haufwerke im Süden des Sanierungsareals, die aus Aushubmaterial von Baumaßnahmen im nördlichen Teil der Liegenschaft aus dem Jahr 1991 stammten, wurden entfernt.

Zwischen Dezember 2007 und April 2009 wurde der verunreinigte Untergrund lagenweise und selektiv ausgehoben. Es wurden die kontaminierten Bereiche sowohl seitlich, als auch in der Tiefe soweit ausgehoben, bis die behördlich definierten Sanierungszielwerte im Feststoff erreicht wurden. Alle Materialien die nicht diesen Sanierungszielwerten entsprachen wurden entsorgt.

Bei den Aushubmaßnahmen unterhalb des Grundwasserspiegels wurden Spundwände gesetzt. Es wurden insgesamt 6 geschlossene Spundwandkästen errichtet und nach Abschluss der Sanierung wieder gezogen. Durch eine lokale Wasserabsenkung innerhalb der umspundeten Bereiche wurde sichergestellt, dass sich durch Aushubarbeiten mobilisierte Schadstoffe nicht ausbreiten konnten. Das geförderte Wasser wurde nach Passage einer entsprechenden Reinigung wieder versickert. Das gesammelte Wasser von den Zwischenlagerplätzen, auf denen stärker kontaminiertes sowie nasses Aushubmaterial gelagert wurde, wurde ebenfalls in der Wasserreinigungsanlage behandelt.

Die Wiederverfüllung der Aushubbereiche erfolgte einerseits durch zugeführtes, externes Material und andererseits durch die Umlagerung von vor Ort gewonnenem Material, das die Sanierungsgrenzwerte unterschritt. Gebrochene Baurestmassen aus dem Abbruch von vor Ort befindlichen Gebäuden und befestigten Flächen wurden bei Unterschreitung der Sanierungszielwerte ebenfalls für Wiederverfüllungsmaßnahmen über HGW verwendet. In Summe konnten ca. 16.400 m3 bzw. 33.700 to „Vor-Ort-Material“ zur Wiederverfüllung verwendet werden bzw. wurden ca. 81.400 to Fremdmaterial verfüllt.

Insgesamt wurden bei den Sanierungsmaßnahmen rund 135.000 to an kontaminiertem Material (exkl. Asphaltrecycling) entsorgt. Davon entfielen ca. 33 % auf nicht deponierbares Material, 16 % auf Material der Qualität Massenabfall und 51 % auf Material der Qualität Reststoff.

Restbelastungen:

Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten konnten nicht sämtliche Kontaminationen entfernt werden. Nachfolgend werden jene Bereiche beschrieben in denen Untergrundbelastungen verblieben sind, die Lage dieser Bereiche ist in folgender Abbildung dargestellt.

Bereich bestehende Leitungstrasse:

Bei der Leitungstrasse (überörtliche Gasleitungen) wurde oberflächennah eine Räumung bis zur Trasse durchgeführt. Wenn ein Sanierungsbedarf festgestellt wurde, wurden die Kontaminationen mit einem Minibagger oder händisch entfernt. Wo es möglich war wurden Beweissicherungsproben entnommen und analysiert. In manchen Bereichen konnten aufgrund der vorhandenen Einbauten keine Proben entnommen werden. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich weiterhin geringfügige Restkontaminationen unterhalb der Leitungstrasse, allerdings jedenfalls über dem Grundwasserschwankungsbereich, befinden. Im Bereich der Leitungstrasse wurde eine Oberflächenabdichtung hergestellt.

Bereich Gasdruckregelanlage:

Ein Aushub der Kontaminationen unter der Gasdruckregelanlage war aufgrund der Bedeutung des Gebäudes und der Aufrechterhaltung der Gasversorgung für Wiener Neustadt mit technisch und wirtschaftlich vertretbarem Aufwand nicht möglich. Dieser Umstand galt sinngemäß auch für einen unterirdischen Tank, der sich unmittelbar östlich der Gasdruckregelanlage befindet. Er wurde ebenfalls nicht entfernt.

Im Jahr 2002 wurden im unmittelbaren Umfeld der Gasregelstation drei Bohrungen abgeteuft und Feststoffproben entnommen. Organoleptische Auffälligkeiten wurden bei zwei Bohrungen im ungesättigten Bereich festgestellt. Es wurde ein PAK- und KW-Geruch wahrgenommen. Die Analyse der entnommenen Proben zeigte eine Belastung in den auffälligen Bohrungen durch PAK und MKW, diese Auffälligkeiten wurden auch analytisch bestätigt.

Da die verbliebenen Kontaminationen über dem HGW liegen, wurde zur Sicherung der Untergrundverunreinigungen unter der Gasdruckregelanlage eine Oberflächenabdichtung hergestellt. Dadurch soll dauerhaft ein Zutritt von Niederschlagswasser und eine Verlagerung von Schadstoffen in das Grundwasser verhindert werden.

In-situ-Verfestigungsmaßnahmen:

Durch die jahrzehntelange Auswaschung und Schadstoffverfrachtung aus kontaminierten Bereichen kam es zur Ausbreitung von Schadstoffen über den Standort unterhalb der umgrenzenden Verkehrsflächen. In Bereichen, in denen erhöhte PAK-Belastungen außerhalb der Aushubgrenzen nachgewiesen wurden, wurde die Mobilität der Schadstoffe mittels Hochdruckbodenvermörtelung (HDBV) reduziert. Lokal erhöhte PAK-Belastungen in der gering durchlässigen Schluffschicht („Zwischenstauer“) wurden nicht behandelt, da in dieser feinkörnigen Schicht die Schadstoffmobilität ohnehin sehr eingeschränkt ist und ein Verfestigungsverfahren keine weitere Verringerung bringen würde.

Zum Teil wurden auch erhöhte Ammoniumgehalte außerhalb des Aushubbereichs nachgewiesen, diese Bereiche wurden nicht saniert, da kaum erhöhte Ammoniumgehalte (Überschreitungen des Sanierungszielwerts) im Grundwasser nachgewiesen wurden. Eine Sanierung dieser Bereiche war daher nicht zweckmäßig.

Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen und der Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen

Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen wurde im Bereich des ehemaligen Gaswerks Wiener Neustadt der Großteil des kontaminierten Untergrundes durch Aushub entfernt und damit eine weitestgehende Reduktion des Schadstoffpotenzials erzielt. Vereinzelt konnten verunreinigte Untergrundbereiche aufgrund von Einbauten und Bauwerken nicht entfernt werden. Diese Restbelastungen sind im Untergrund verblieben, die zukünftige Mobilisierbarkeit wurde durch Oberflächenabdichtung (Belastungen der ungesättigten Zone) und Verfestigung (v.a. Kontaminationsausläufer im Nordosten) reduziert. Aufgrund von Untergrunduntersuchungen im unmittelbaren Umfeld der Gasregelstation, kann davon ausgegangen werden, dass sich Restkontaminationen, die unterhalb der Gasregelstation liegen, oberhalb des Zwischenstauers zu finden sind. Es wurden in den abgeteuften Bohrungen Kontaminationen durch PAK und Kohlenwasserstoffe festgestellt, die sich vermutlich bis unter die Gasregelstation ziehen. Im Bereich der Regelstation befindet sich der Zwischenstauer in einer Tiefe von ca. 5 m ab GOK. Bei einer Grundfläche der Regelstation von ca. 300 m2 ergibt das eine Kubatur von 1.500 m3, die vermutlich Kontaminationen aufweist. Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen der Kontaminationsaufläufer wurde ein Volumen von rund 900 m3 verfestigt.

Im Grundwasserabstrom wurde nach Ende der Sanierungsmaßnahmen generell ein Rückgang der Schadstoffkonzentrationen festgestellt, zum Teil sind noch Überschreitungen der Sanierungszielwerte für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Cyanide im oberen Grundwasserhorizont gegeben. Auf Basis des geringen Grundwasserdurchflusses oberhalb der gering durchlässigen Schicht („Zwischenstauer“) sind die abströmenden Schadstofffrachten nach Ende der Sanierungsmaßnahmen als gering zu bewerten. Durch die Aushubmaßnahmen sowie die verringerte Mobilität der Restbelastungen ist mittel- bis längerfristig eine weitere Abnahme der noch vorhandenen lokal begrenzten Beeinträchtigung des Grundwassers zu erwarten.

Zusammenfassend ergibt sich, dass die Untergrundverunreinigungen im Bereich des ehemaligen Gaswerks Wiener Neustadt weitgehend beseitigt wurden. Der Altstandort „Gaswerk Wiener Neustadt“ ist als saniert zu bewerten. Die Entwicklung der Grundwasserqualität im Abstrom des nordöstlich außerhalb der Altlast verunreinigten Bereiches sollte weiter beobachtet werden.

 

Datum der Texterstellung: Juni 2012