Altlast K29: BBU Miniumfabrik Saag

Auf dem Altstandort "BBU Miniumfabrik Saag“ wurde von 1850 bis 1991 eine Glätte- und Miniumfabrik betrieben. Auf dem rund 23.000 m² großen Standort waren neben dem Produktionsgebäude mit 6 Schmelzöfen auch ein Lager, die Verpackungsproduktion und eine Verladung aus Schiff und die Bahn situiert. 1993 wurde eine massive Verunreinigung des Bodens mit Blei festgestellt, woraufhin 1994 ein rund 10.000 m² großer Teilbereich saniert wurde.

Weitere Untersuchungen am Altstandort sowie auf angrenzenden Flächen zeigten für die Freiflächen des Standortes, die angrenzenden Bereiche und den ufernahen Bereich des Wörther Sees starke Verunreinigungen des Bodens bzw. von Seesedimenten mit Blei und Arsen. Eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit ist aufgrund der Tatsache, dass am Standort kein direkter Kontakt mit offenen Bodenbereichen gegeben ist derzeit nicht zu besorgen. Das Grundwasser und das Seewasser sind mit Schwermetallen nur gering belastet.

Die Verunreinigungen des Bodens im Bereich der ehemaligen Miniumfabrik stellen eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird eine Einstufung in die Prioritätenklasse 3 vorgeschlagen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Klagenfurt-Land,
Techelsberg am Wörther See,
Tibitsch,
193, 196/1, 196/2, 213/10, 216, 674/1, 675, 989/1, 1022/1, 1025/158, 1053
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Korrosionsschutzmittel,
sonstiges Lager
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 23.000 m²
Schadstoff(e) Metalle (Blei, Arsen)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.11.2012
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.11.2012
Priorität: 3
Sanierungsverfahren: Räumung (Teilräumung),
Abdeckungen (Oberflächenabdichtung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.08.2023

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altstandort

Der Altstandort "BBU Miniumfabrik Saag" liegt in Saag in der Gemeinde Techelsberg am Wörther See rund 7 km östlich von Velden am Wörther See. Der Altstandort grenzt unmittelbar an das Nordufer des Wörther Sees, rund 500 m nördlich verläuft die Südautobahn A2. Das Areal der ehemaligen Miniumfabrik besteht aus zwei Teilbereichen und umfasst eine Gesamtfläche von 23.000 m². Zwischen dem rund 6.000 m² großen nördlichen Teilbereich sowie dem 17.000 m² großen Südteil verläuft die Kärntner Straße B83 sowie der Bahnlinie Bleiburg-Villach. Von Nord nach Süd fließt im Bereich des Altstandortes der zum großen Teil verrohrte Metaubach und mündet in den Wörther See.

1850 wurde eine im Westen Klagenfurts situierte Miniumfabrik nach Saag verlegt. Nach Stilllegung einer weiteren Glätte- und Miniumfabrik bei Villach wurde 1906 der Bauteil "Miniumfabrik" nach Saag übersiedelt und mit der existierenden Fabrik zusammengefasst. Mit der Übersiedlung des Bauteils "Glättefabrik", drei Jahre später, wurde die gesamte Bleioxidproduktion am Standort konzentriert.

Am Standort wurde durch gezielte Oxidation (Brennen) von Blei Minium (Blei(II,IV)oxid) hergestellt. Bis zum Jahr 1928 konnte die Produktion auf 4.000 t/a Minium bzw. max. 1.000 Miniumbrände gesteigert werden, wobei ein "Brand" eine jeweils homogene Produktionscharge bezeichnet. Von 1945 bis 1970 schwankte die Anzahl der Brände zwischen 280 und 700 und stieg 1975 bzw. 1976 wieder auf rund 1.000 Brände an. Das Schmelzen des Bleis zu Bleioxid erfolgte in 6 ölbefeuerten Öfen, welche im Nordbereich des Altstandortes situiert waren. Das Aufmahlen, die Absiebung und die Verpressung des knolligen und pulvrigen Bleioxids erfolgten im Südteil des Altstandortes. Im Südteil wurde weiters die Verpackung der Endprodukte in Einheiten von 25 kg bis 1,5 Tonnen durchgeführt. Als Transportwege standen die Bahn, die Straße und der See zu Verfügung. Die Produktion von Verpackungen für den Transport welche im Südteil erfolgte wurde bereits in den 1950er Jahren eingestellt, die Miniumfabrik mit der Produktion wurde im Jahr 1991 geschlossen.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort liegt im Bereich des mittelostalpinen Altkristallins der Ossiacher Tauern. Im Süden wird das Kristallin durch die entlang des Wörther Sees verlaufende Störung des Wörther See Tales begrenzt. Am Standort stehen unmittelbar nördlich der Bundesstraße quarzitische Phyllite und Phyllonite an. Wandbildend stehen diese Gesteine wenige Meter hinter den Gebäuden der ehemaligen Miniumfabrik bzw. dem Altstandort an. In diesem Bereich liegen Hangneigungen von 25 bis 45° vor. Am Standort fällt das Gelände flach in südliche Richtung, bzw. zum Wörther See ab. Zum Wörther See selbst wird das Gelände durch eine rund 1,5 m tiefe Ufermauer abgefangen, im südlichen Uferbereich existierte eine kleine Flachwasserzone. Der Seeboden des Wörther Sees fällt innerhalb von rund 50 m auf ca. 40 m Tiefe steil ab.

Im nördlichen Bereich des Altstandortes liegen sandig bis sandig steinige Kiese bis zu einer Mächtigkeit von wenigen Metern vor. Darunter steht gewachsener Fels an. Im südlichen Teil des Altstandortes stehen i.d.R. mehr als 14 m mächtige Sedimente, bestehend aus sandigen bis stark sandigen Kiesen bzw. kiesige bis stark kiesige Sande an. Im Ostteil diese Fläche wurde der Fels bei rund 6 m angetroffen. Eingeschaltet in die Kiesschichten liegen verschieden mächtige Horizonte aus Feinsanden, schluffigen Sanden und Schluffen vor. Limnische Sedimente in Form schluffiger Tone beschränken sich auf den unmittelbaren Uferbereich.

Grundwasser wurde im südlichen Bereich des Altstandortes zwischen 0,8 und 3,8 m unter GOK angetroffen und liegt ungefähr auf dem Niveau des Seewasserspiegels. Das Grundwasser steht in direkter Kommunikation mit dem Wasser des Wörther Sees, bzw. fließt in diesen. Der kf-Wert der Sedimente liegt bei rund 5 * 10-6 m/s. Die Grundwasserströmung ist mit einem Gefälle von rund 1 bis 5 ‰ zum See, d.h. Richtung Süden gerichtet. Geringergiebige Hangwässer im Hangbereich nördlich des Altstandortes wurden nicht angetroffen, sind aber nicht auszuschließen.

Schutzgüter und Nutzungen

Alle ehemaligen Gebäude sind noch am Standort vorhanden. Die Produktionsgebäude im Nordteil werden teilweise für wenige Tage im Jahr als Veranstaltungscenter (Diskothek) genutzt. Der Bauteil mit dem Kaminschlot sowie die Dachgeschosse werden nicht genutzt. Das westlich der Produktionsräume gelegen Gebäude wird weiterhin als Mehrfamilienwohnhaus mit zwei Gärten genutzt. Versiegelte Verkehrsflächen sind zwischen den Gebäuden situiert.

Der Hauptbereich des Südteils des Altstandortes wird als Schwimmbad genutzt. Im zentralen Bereich der südlichen Fläche befinden sich im ehemaligen Lager des Altstandortes ein Badehaus sowie ein gastronomischer Betrieb, westlich an dieses grenzend bzw. südlich bis zum Wörther See reichend befinden sich Liegewiesen. Nördlich des ehemaligen Lagerhauses liegen Parkflächen. Im Bereich der Liegewiesen sowie der Parkflächen erfolgte 1994 ein Bodenaustausch, bzw. die Überdeckung mit einer mineralischen Bodenschicht (vgl. Abb.3). Im südöstlichen Bereich des Altstandortes wurde eine Wohnhausanlage errichtet, welcher in östliche Richtung eine Wiese vorgelagert ist. Das ehemalige Verladegleis sowie die Verladestege existieren nicht mehr

Der Bereich zwischen Nord- und Südteil ist durch eine Bundesstraße bzw. der Bahntrasse überbaut. Östlich des Nordteils des Altstandortes befindet sich rund 5 bis 10 m hangaufwärts gelegen ein Wohnhaus mit Garten. In nördliche bzw. nordwestliche Richtung wird der Altstandort von Waldflächen umschlossen. Direkt südlich angrenzend an den Altstandort liegt der Wörter See. Im östlichen Uferverlauf des Wörther Sees grenzen weitere Wohnbebauungen an den Altsandort an.

Der Altstandort liegt im Grundwasserkörper Zentralzone Drau. Von Nord nach Süd verläuft im Bereich des Altstandortes der teilverrohrte geführte Metaubach. Die Einmündung in den Wörther See liegt im Uferbereich südlich des Badehauses. Am Standort befindet sich der ehemalige Betriebsbrunnen, welcher heute nicht mehr genutzt wird.

UNTERSUCHUNGEN

Im Vorfeld der Ergänzenden Untersuchungen gemäß § 13 ALSAG wurden von 1993 bis 1994 folgende Untersuchungen bzw. Maßnahmen am Standort durchgeführt:

  • Herstellung von 3 Profilen bis 0,7 m Tiefe inkl. 17 Probenahmen (P1 - P3) in August 1993, Entnahme von 10 ergänzenden Bodenproben bis 0,3 bzw. 0,5 m Tiefe im Oktober 1993 im Bereich des Schwimmbades.
  • Flächenhafte Bodenprobenahme von 55 Bodenproben bis 0,3 m Tiefe im gesamten Schwimmbadbereich im Dezember 1993.
  • Bodenaustausch und Abdeckung kontaminierter Bereichen im Schwimmbadbereich, 1994 
  • Untersuchungen des Untergrundes (0,1 m unterhalb abgeschälten Horizonts), des Bachwassers sowie Grundwasseruntersuchungen im Rahmen des Bodenaustauschen 1994.

Im Rahmen der Ergänzenden Untersuchungen gemäß § 13 ALSAG wurden im Zeitraum von 2004 bis 2008 folgende Untersuchungen am Standort und auf den angrenzenden Flächen durchgeführt:

  • Entnahme und Untersuchung von 104 Bodenproben aus 0,1 bzw. 0,2 m Tiefe am gesamten Standort und auf ausgewählten angrenzenden Flächen im Juli 2004
  • Durchführung von 41 Rammkernbohrungen und Untersuchung von 71 Bodenproben aus 0,1 m bis 4 m Tiefe am gesamten Standort und auf ausgewählten angrenzenden Flächen im März und April 2005. Nachanalyse von 5 Rückstellproben aus 3 bis 4 m Tiefe im Dezember 2006. 
  • Entnahmen von 12 Sedimentproben aus des Wörther See im Oktober 2006 sowie weiteren 13 Sedimentproben im Oktober 2008
  • Herstellung von 5 Grundwassermessstellen im März 2006. Grundwasserprobenahmen im September 2006, März 2007, April 2008 und Oktober 2008
  • Analyse von Oberflächenwasserproben (2 x 4 Proben aus Metaubach und 5 x 4 Seewasserproben) im September 2006, März 2007, April 2008 und Oktober 2008

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Auf dem 23.000 m² großen Altstandort wurde von 1850 bis 1992 die BBU Miniumfabrik Saag betrieben. Durch die Verarbeitung von Blei zu Bleioxid kam es über einen Zeitraum von rund 150 Jahren zu einer weitreichenden, massiven Freisetzung von insbesondere Blei bzw. Bleioxid und Arsen und in weiterer Folge zu einer entsprechenden Akkumulation in den obersten Bodenschichten sowie in ufernahen Seesedimenten des Wörther Sees.

Im Jahr 1994 wurde im Bereich der Liegewiese des Schwimmbades – auf einer Fläche von insgesamt rund 10.000 m² Sanierungsmaßnahmen in Form eines Abtrags von kontaminiertem Boden sowie Überdeckung mit unbelastetem Boden durchgeführt. Im Jahr 2004 wurden auf den unversiegelten, nicht sanierten Teilbereichen im Norden und im Süden des Altstandortes (Wiesen = W, Gärten = G) mit einer Gesamtfläche von rund 6.000 m² Bodenuntersuchungen durchgeführt. Versiegelte oder bebaute Flächen des Altstandortes wie z.B. Parkplätze mit einem Umfang von rund 7.000 m² wurden nicht untersucht bzw. es wurden keine Bodenproben entnommen. Zusätzlich zu den Untersuchungen am Standort wurden auch auf an den Altstandort angrenzenden Flächen in einem Ausmaß von zusätzlichen rund 20.000 m² Bodenuntersuchungen durchgeführt.

Auf den untersuchten Teilflächen des Altstandortes "BBU Miniumfabrik Saag" liegen erhebliche Blei- und Arsenkonzentrationen in der obersten Bodenschicht vor. Auch unter Berücksichtigung einer hohen lokaler Hintergrundkonzentrationen für Blei von 100 mg/kg treten auf den unversiegelten Teilflächen des Altstandortes Bleikonzentrationen auf, die deutlich oberhalb des Maßnahmenschwellwertes der ÖNORM S 2088-2 liegen. Vielfach liegen die Bleibelastungen beim 10- bis 100-fachen des Maßnahmenschwellenwertes. Eine ähnliche Situation der Verteilung zeigt sich für die Arsenkonzentration im Boden, wobei hier bis zu 3-fache Überschreitungen des Maßnahmenschwellenwertes auftreten. Weiters zeigten die Ergebnisse der Untersuchung an Ammonium-Nitrat-Extrakten ausgewählter Bodenproben, dass bei rund 20 % aller Proben eine erhöhte Pflanzenverfügbarkeit von Blei gegeben ist.

Betreffend eine Schadstoffexposition von Menschen am Altstandort lassen sich auf Basis einer Expositionsbetrachtung folgende Aussagen zu den Teilbereichen des Altstandortes sowie der Umgebung ableiten:

  • Auf allen Wiesen- und Gartenflächen am Standort liegt eine geschlossene Vegetationsdecke (Wiese) vor. Eine erhöhte Schadstoffexposition durch orale Aufnahme von stark belastetem Boden oder durch dermalen Kontakt ist nicht zu erwarten.
  • Aufgrund der Versiegelung bzw. des Bewuchses aller Flächen erfolgt derzeit keine Verlagerung von Böden mit dem Wind (Staub). Eine erhöhte Schadstoffexposition durch Inhalation von kontaminiertem Staub ist nicht zu erwarten.
  • Rund 300 m² des Gartenbereiches werden zu Freizeitzwecken regelmäßig genutzt. Eine Produktion von Nahrungsmitteln (z.B. Gemüsebeete) liegt in diesem Gartenbereich nicht vor, so dass eine Aufnahme von Schadstoffen durch den Verzehr von Gemüse oder Obst aus dem Eigenanbau ausgeschlossen ist.
  • Der untersuchte Flachwasserbereich existiert in seiner alten Form nicht mehr, der Uferbereich eines neu eingefassten Flachwasserbereiches wurde mit Kies überdeckt.

Betreffend die an den Altstandort angrenzenden Wiesen- und Waldbereiche lässt sich zusammenfassen, dass auch hier massive Belastungen des Bodens mit Blei und Arsen feststellbar sind. Als Ursache für die erhöhten Schwermetallbelastungen der umliegenden Böden können primär massive Austräge über den Kamin der alten Brennerei im Laufe der eineinhalb Jahrhunderte Betrieb angenommen werden. Betreffend die Bodenbelastungen der Waldflächen lässt sich eine signifikant abnehmende Tendenz mit der Entfernung vom Standort feststellen. Es liegen aber auch in weiteren Entfernungen vom Standort noch erhöhte Konzentrationen der Parameter Blei und Arsen im Boden vor.

Betreffend die Schwermetallbelastungen im Untergrund lässt sich folgendes zusammenfassen. Die Schwermetallbelastungen beschränken sich im Wesentlichen auf die oberen 2 Meter. Darunter treten zwar vereinzelt erhöhte Schwermetallkonzentrationswerte auf, diese lassen sich aber durch Bodenumlagerungen am Standort begründen. Die Eluatuntersuchungen zeigen eine geringe Mobili­sier­barkeit aller Schwermetalle.

Eine geringe Mobilität der Schwermetalle bestätigen auch die 2006 bis 2008 durchgeführten Untersuchungen des Grundwassers am Standort bzw. des Oberflächenwassers des Metaubachs. Ausgenommen einer einzelnen Überschreitung des Maßnahmenschwellwertes der ÖNORM S 2088-1 für Blei in der Grundwassermessstelle GW2, welche sich in drei weiteren Messungen nicht bestätigte, lagen nur im ehemaligen Betriebsbrunnen des Standortes an allen Terminen deutlich erhöhte Bleikonzentrationen im Grundwasser vor. Mögliche Ursache hierfür könnte eine Verschleppung von kontaminiertem Boden in den Brunnen sein. Die erhöhten Chlorid- und Natriumkonzentrationen des Grundwassers werden nicht durch die ehemalige Miniumfabrik verursacht, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit durch die Wintersalzung der Bundesstraße, die den Standort quert. Das Grundwasser am Standort wird nicht genutzt. Die genutzten Gebäude des Altstandortes sind an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen.

Die Oberflächenwasseruntersuchungen des Metaubachs zeigen am 4. Messtermin in Bezug auf Blei eine Überschreitung des zulässigen Jahresdurchschnittswertes QZV Chemie OG 2006. Es handelte sich aber um keine anhaltende Belastung, da an allen weiteren Terminen die Werte für Schwermetalle, auch Blei, die entsprechenden Umweltqualitätsnormen deutlich unterschritten haben.

Ebenso wie bei den Bodenproben liegen auch in den Sedimenten des Wörther Sees massive Bleibelastungen vor, welche mit der Entfernung zum Altstandort von mehr als 10.000 mg/kg auf wenige 100 mg/kg abnehmen. In einem zumindest 50 m breiten Uferbereich, bzw. für zumindest 15.000 m² Seeboden des Wörther Sees liegen damit Überschreitungen vom 10- bis 1.000-fachen des abgeleiteten Hintergrundwertes für Blei in den Seesedimenten vor. Neben einer Deposition von kontaminiertem Staub über den Kamin des Brennofens können als Ursache für die erhöhten Schwermetallbelastungen der Sedimente auch Manipulationsverluste im Bereich von Verladestegen sowie die Verlagerung von kontaminierten Böden mit oberflächlich abfließenden Niederschlagswässern vom Standort angenommen werden. Ein erheblicher Schadstoffeintrag mit dem Grundwasser in den Wörther See findet aufgrund der begrenzten Löslichkeit der Schwermetalle nicht statt. An einem Termin traten an zwei Seewasserproben leichte Überschreitungen des zulässigen Jahresdurchschnittswertes für Blei auf. Die im gesamten Zeitraum der Probenahmen beobachtete durchschnittliche Bleibelastung der Seewasserproben unterschreitet diese Umweltqualitätsnorm jedoch deutlich. Auch eine erhöhte Schadstoffexposition durch Verschlucken von belastetem Seewasser bei regelmäßigem Schwimmen im See kann ausgeschlossen werden.

Zusammenfassend ergibt sich, dass der Boden des Altstandortes auf einer Fläche von 6.000 m² stark mit Blei und Arsen belastet ist. Weitere 10.000 m² des Altstandortes wurden bereits 1994 saniert. Eine Gefährdung für die menschliche Gesundheit ist bei der aktuellen Nutzung des Altstandortes nicht zu erwarten. Auch der Boden in der Umgebung des Altstandortes und die Seesedimente des Wörter Sees sind erheblich mit Blei und Arsen verunreinigt. Über den gesamten Standort verteilt liegen aufgrund anthropogener Umlagerungstätigkeiten erhöhte Belastungen des ungesättigten Untergrundes mit Blei und Arsen vor, die mit der Tiefe deutlich abnehmen. Eine Verlagerung von Schwermetallen in den Untergrund findet nur sehr untergeordnet statt. Das Grundwasser am Standort sowie das Seewasser sind nur geringfügig mit Schwermetallen belastet. Die festgestellten Verunreinigungen des Bodens verursachen aktuell keine Beeinträchtigung von Menschen, Pflanzen oder Gewässern, stellen jedoch auf Grund der Intensität und des Ausmaßes eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist der Boden. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung in Zusammenhang mit dem Schutzgut Boden können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: groß (2)

Der Boden im Bereich des Standortes sowie den angrenzenden Flächen und im Seesediment ist mit Blei und Arsen verunreinigt. Bei Blei werden Prüfwerte in weiten Bereichen um weit mehr als das 10-fache überschritten. Sowohl Blei als auch Arsen sind Schadstoffe, die nachteilige Wirkungen auf die Gesundheit von Menschen mit hoher Stoffgefährlichkeit. Die Ausdehnung der stark belasteten unversiegelten Bereiche beträgt 6.000 m², von denen zumindest 3.000 m² der Nutzungsklasse "Wohnen" zuzuordnen sind. Auf Grund der stofflichen Eigenschaften von Blei und Arsen, sowie des Flächenausmaßes der Bodenverunreinigung ist das Schadstoffpotenzial insgesamt als groß zu bewerten.

Schadstoffaufnahme: gering (1)

Eine mögliche Schadstoffexposition von Menschen ist aufgrund der Versiegelung des Bodens und dem Vorhandensein eines geschlossenen Bewuchses im Garten sowie auf den Wiesenflächen nicht zu erwarten. Der aktuellen Nutzung am Standort entsprechend sind auch keine regelmäßig wiederkehrenden Aktivitäten gegeben, die langfristig zu einer signifikant erhöhten Aufnahme von Schadstoffen beitragen. Insgesamt ist aufgrund der aktuellen Nutzung und der Oberflächengestaltung keine relevante Aufnahme von Schadstoffen durch Menschen zu erwarten.

Bedeutung des Schutzgutes: gut nutzbar (2)

Der Standort wird zu Wohnzwecken, zur Freizeit- und Erholung und zu Gewerbezwecken genutzt. Der Liegenwiesenbereich des öffentlichen Schwimmbades wurde saniert. Die vollständig mit Wiese bewachsenen Freiflächen im Bereich der Wohnhäuser werden zur Freizeitgestaltung genutzt. Gemüsegärten liegen am Standort keine vor. Aufgrund der vorliegenden Nutzungsverhältnisse am Standort ist das Schutzgut Boden als gut nutzbar zu beurteilen.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Beurteilung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und der im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien (s. Kap. 5.1 bis 5.3) schlägt das Umweltbundesamt die Einstufung des Altstandortes "BBU Miniumfabrik Saag" in die Prioritätenklasse 3 vor.

Datum der Texterstellung: Mai 2012