Altlast K13: ÖCW Weißenstein

Der Betriebsstandort der Österreichischen Chemischen Werke befindet sich am nordwestlichen Rand der Ortschaft Weißenstein im Drautal und umfaßt eine Fläche von ca. 6 ha.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Villach-Land,
Weißenstein,
Weißenstein,
1016/4
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Erzeugung anorganischer Grundstoffe und Chemikalien
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 58.000 m²
Volumen Altlast (m³): 5.000 m³
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe
Organische Lösungsmittel (aliphatische Kohlenwasserstoffe, aromatische Kohlenwasserstoffe, leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 05.01.1995
Datum der Prioritätenfestlegung: 02.02.2000
Priorität: 3
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Pneumatische Maßnahmen (Bodenluftabsaugung),
Hydraulische Maßnahmen (pump & treat (GW-Sanierung))
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.03.2000

Im Jahr 1907 wurde der Betriebsstandort der Österreichischen Chemischen Werke in Weißenstein errichtet und 1908 mit der Produktion von Wasserstoffperoxid und Persulfat begonnen. 1967 erfolgte die Umstellung des Produktionsverfahrens für Wasserstoffperoxid, wobei nun zur Herstellung aromatische Kohlenwasserstoffe als "Arbeitslösung" eingesetzt wurden. Zusätzlich wurden u. a. noch  Anlagen zur Herstellung von Foramidinsulfinsäure, wasserlöslichen Polymeren, Gleichgewichtsperessigsäure, Wasserstoff und Epoxide in Betrieb genommen. 1983 wurde die Epoxidanlage durch einen Brand vernichtet und im darauffolgenden Jahr wieder aufgebaut.

Im Jänner 1991 wurde in einem Kontrollschacht südöstlich der Wasserstoffperoxidanlage eine Kontamination mit Mineralölkohlenwasserstoffen (Arbeitslösung) festgestellt. Die Ursache für die Kontamination war vermutlich ein Defekt einer Leichtstoffabscheideanlage durch bautechnisch bedingte Risse der Anlagenteile im Zeitraum zwischen 1967 und 1980. Dadurch konnte Arbeitslösung in den Untergrund versickern.

Im Bereich der Epoxidanlage wurden chlorierte Kohlenwasserstoffe als Lösungsmittel eingesetzt. Vermutlich durch den Brand der Epoxidanlage gelangten chlorierte Kohlenwasserstoffe in den Untergrund.

Der Betriebsstandort der Österreichischen Chemischen Werke befindet sich im Talboden der Drau im Übergangsbereich zum Murenschwemmfächer des Weißensteiner Baches. Die Geländeoberfläche im Bereich des Altstandortes liegt auf ca. 505 m ü. A. Unter den bis zu 4 m mächtigen künstlichen, kiesig bis sandigen Bodenaufschüttungen folgen sandige und schluffige Ablagerungen, in die Torfhorizonte eingelagert sind. Die Ablagerungen werden von bis zu 20 m mächtigen Murensedimenten in Form von Sanden und Kiesen mit teilweise schluffigen Einlagerungen unterlagert. Diese gut durchlässigen Sedimente können als Grundwasserleiter angesprochen werden. Darunter folgen sandige bis schluffige Sedimente ("Seeton"), die den Grundwasserstauer darstellen.

Im Bereich der oberflächennahen künstlichen Bodenaufschüttung kommt es, bedingt durch die darunterliegenden, gering durchlässigen Sedimente, zur Bildung von Stauwasser. Die gering durchlässigen Sedimente trennen den oberflächennahen Stauwasserhorizont vom tieferliegenden Hauptgrundwasserkörper des Drautales. Da die gering durchlässigen Sedimente bei Bohrungen nicht immer angetroffen wurden, ist eine vollständige Trennung der beiden Grundwasserhorizonte im Bereich des Altstandortes nicht gegeben.

Der Durchlässigkeitsbeiwert des Hauptgrundwasserleiter kann mit 2 bis 3* 10 3 m/s angegeben werden. Es wurde eine Grundwasserabstandsgeschwindigkeit von 2 bis 5 m/d ermittelt. Die generelle Grundwasserströmung ist nach Südosten gerichtet.

Unmittelbar östlich des Standortes beginnt das Siedlungsgebiet der Ortschaft Weißenstein im Drautal. An der Südwestgrenze des Altstandortes verläuft die Bahnstrecke Villach – Spital a. d. Drau. Die Flächen nördlich des Altstandortes werden landwirtschaftlich genutzt.

Gefährdungsabschätzung

Der Betriebsstandort der Österreichischen Chemischen Werke befindet sich seit 1907 in der Ortschaft Weißenstein im Drautal. Am Altstandort werden unter anderem Wasserstoffperoxid und Epoxide erzeugt. Im Bereich der Wasserstoffperoxidanlage kam es zur Versickerung einer kohlenwasserstoffhaltigen Arbeitslösung. Im Bereich der Epoxidanlage gelangten leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe in den Untergrund.

Bodenluftuntersuchungen im Jahr 1991 ergaben, dass im Bereich der Epoxidanlage die wasserungesättigte Bodenzone mit leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen, vor allem Trichlormethan, verunreinigt ist. Im Zeitraum von April 1991 bis Oktober 1991 konnten an 4 von 19 untersuchten Bodenluftproben zum Teil stark erhöhte Werte für Trichlormethan (max. 110 mg/m³) festgestellt werden. Weiters wurden im Mai 1991 an drei Proben Dichlormethankonzentrationen zwischen 180 und 540 mg/m³ festgestellt. Der Prüfwert gemäß ÖNORM S 2088-1 von 10 mg/m³ für leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe wurde deutlich überschritten.

Zur Dekontamination des Untergrundes wurden im September 1992 im Bereich der Epoxidanlage drei Bodenluftabsaugbrunnen errichtet. Über einen Zeitraum von 11 Monaten (September 1992 bis August 1993) konnten aus der ungesättigten Bodenzone ca. 32 kg leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe entzogen werden. Die Einstellung der Bodenluftabsaugung erfolgte im April 1994. Bei Kontrollmessungen im Mai 1994 und Dezember 1994 wurden maximal 1,8 mg/m³ leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe, insbesondere Trichlormethan, nachgewiesen.

Erste Grundwasseruntersuchungen im Jahr 1991 im Bereich der Epoxidanlage wiesen auf eine deutliche Belastung des Grundwassers durch leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe hin. An 7 von insgesamt 15 untersuchten Grundwasserproben, die aus dem Stauwasserhorizont entnommen wurden, lagen die Konzentrationen für Trichlormethan weit über dem Maßnahmenschwellenwert gemäß ÖNORM S 2088-1 für LHKW von 30 µg/l. Die Konzentrationen für Dichlormethan lagen jedoch bei allen untersuchten Grundwasserproben unter 10 µg/l.

Durch den Betrieb eines Sanierungsbrunnen im Bereich der Epoxidanlage wurden von September 1992 bis August 1993 ca. 3,2 kg LHKW, insbesondere Trichlormethan und Dichlormethan, aus dem Grundwasser gefördert.

Bei mehreren Untersuchungen von Grundwasserproben, die im Zeitraum von November 1993 bis April 1994 aus dem Sanierungsbrunnen entnommen wurden, konnten keine LHKW nachgewiesen werden. Der Betrieb des Sanierungsbrunnen im Bereich der Epoxidanlage wurde im April 1994 eingestellt. Bei Kontrollmessungen bis November 1994 konnten keine LHKW gemessen werden. Auch bei den Grundwasseruntersuchungen im Jahr 1997 wurden keine auffälligen LHKW-Konzentrationen festgestellt. Es ist daher anzunehmen, daß die Verunreinigung des Untergrundes mit LHKW im Bereich der Epoxidanlage weitgehend beseitigt ist.

Im Jahr 1991 wurde im Bereich der Wasserstoffperoxidanlage eine Kontamination mit Mineralölkohlenwasserstoffen festgestellt. An zwei Bohrungen konnte ein auf der Grundwasseroberfläche schwimmender Mineralölfilm beobachtet werden. Im Zuge der Grundwasseruntersuchungen im Jahr 1991 wurden an den Wasserproben, die aus dem Bereich des Stauwasserhorizontes entnommen wurden, Konzentrationen für den Parameter Summe Kohlenwasserstoffe von weniger als 20 mg/l bis max. 12.365 mg/l und für den Parameter aromatische Kohlenwasserstoffe von 42 µg/l bis max. 3.980 µg/l festgestellt. An sechs von sieben untersuchten Grundwasserproben wurde der Maßnahmenschwellenwert gemäß ÖNORM S 2088-1 für den Parameter Summe Kohlenwasserstoffe von 0,1 mg/l überschritten. An drei von vier untersuchten Grundwasserproben lagen die Konzentrationen für den Parameter aromatischen Kohlenwasserstoffe über dem Maßnahmenschwellenwert gemäß ÖNORM S 2088-1 von 50 µg/l.

Seit September 1992 ist ein Sanierungsbrunnen im Bereich der Wasserstoffperoxidanlage in Betrieb. Bis Juli 1996 wurden ca. 7.000 l Mineralölprodukte aus dem Grundwasser entfernt. Die Grundwasseruntersuchungen im Jahr 1997 zeigen, daß keine großräumige Ausbreitung der Mineralölverunreinigung stattgefunden hat. Die Grundwasseruntersuchungen im Februar und März 1999 bestätigen die bisherigen Ergebnisse.

Zusammenfassend ergibt sich aus den vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnissen, daß es im Bereich des Altstandortes ÖCW Weißenstein an zwei Stellen zu Untergrundverunreinigungen gekommen ist. Die LHKW-Verunreinigung im Bereich der Epoxidanlage wurde bereits durch eine Bodenluft- und Grundwassersanierung beseitigt und ist als saniert zu bewerten. Im Bereich der Wasserstoffperoxidanlage versickerten größere Mengen eines Mineralölproduktes. Es wurden bereits erhebliche Mengen dieses Produktes aus dem Grundwasser entfernt, die noch vorhandene Untergrundverunreinigung verursacht aber weiterhin eine Grundwasserbeeinträchtigung. Eine großräumige Ausbreitung von Schadstoffen wurde bisher nicht festgestellt.

Datum der letzten Textüberarbeitung: Juli 1999