Gesicherte Altlast K1: Deponie Sankt Veit an der Glan

Die Altablagerung "St. Veit/Glan" befindet sich rund 1,5 km südwestlich des Stadtzentrums von St. Veit unmittelbar nördlich der Glan. Ab Anfang der 50er Jahre wurde auf einer Fläche von ca. 10 ha rund 520.000 m³ Hausmüll, Sperrmüll, Bauschutt sowie Industrie- und Gewerbeabfälle in Form einer Haldenschüttung abgelagert.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Sankt Veit an der Glan,
St. Veit an der Glan,
St. Veit an der Glan,
1216
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Bauschutt,
Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 120.000 m²
Volumen Altlast (m³): 520.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas
Deponiesickerwasser
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.03.1990
Datum der Prioritätenfestlegung: 13.05.1990
Priorität: 1
Datum Ausweisung gesichert: 22.03.1999
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Vertikale Dichtelemente (Umschließung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.12.1998

Die durchschnittliche Mächtigkeit der Ablagerung beträgt ca. 5 bis 6 m. An der Basis der Deponie existieren keine technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz.

Der Untergrund wird im Bereich der Altlast folgendermaßen aufgebaut:

  • Torf (1,3 bis 3,5 m mächtig)
  • Ausedimente: Sande und Schluffe, teilweise Kiese, teilweise torfig (ca. 1 bis 5 m mächtig)
  • sandige Kiese (ca. 2,5 bis 6,5 m mächtig)
  • Grundmoräne (Tone, Schluffe, kiesig) ab ca. 7 bis 13 m unter Gelände

Die sandigen Kiese bilden einen gut durchlässigen Grundwasserleiter. Die Ausedimente sind überwiegend gering durchlässig. Der Flurabstand des Grundwassers beträgt im rund 1 m. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt rund 1 ‰. Die generelle Grundwasserströmung ist nach ONO gerichtet. Die Grundmoräne bildet den Grundwasserstauer. Die Oberkante des Stauers weist ein Relief auf.

Durch die Auflast der Deponie hat sich die Sohle der Deponie um ca. 1,5 m gegenüber das ursprünglich Gelände gesetzt, wodurch die Sohle der Ablagerungen im Grundwasser liegt. Im Zuge der Ablagerungen wurde vermutlich auch ein ehemaliger Altarm der Glan überschüttet.

Die Altlast befindet sich im Grundwasserschongebiet "Mittleres Glantal". Die Altablagerung befindet sich im Überschwemmungsgebiet der Glan, welche unmittelbar südlich der Deponie fließt.

Gefährdungsabschätzung

Ab Anfang der 50er Jahre wurden auf einer Fläche von ca. 10 ha rund 520.000 m³ Hausmüll, Sperrmüll, Bauschutt sowie Industrie- und Gewerbeabfälle in Form einer Haldenschüttung abgelagert. Die Altlast befindet sich im Überschwemmungsgebiet der Glan.

Vor Beginn der Ablagerungen wurden keine technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz durchgeführt. Bei Schurfgrabungen im Jahr 1986 wurde festgestellt, daß sich die Sohle der Deponie im Grundwasser befindet. Daher findet auch eine zusätzliche Auslaugung der Deponie durch Grundwasser statt.

So zeigen Analysen von Grundwasser aus Schürfen, daß im Ostteil der Deponie das Grundwasser hoch mineralisiert ist. Außerdem wurden sehr hohe CSB- und Ammoniumwerte festgestellt.

Im Dezember 1985 wurden aus 7 Grundwassermeßstellen insgesamt 17 Grundwasserproben analysiert. Die Analysenergebnisse von Wasserproben aus dem Grundwasseranstrom zeigen, daß das Grundwasser reduzierende Verhältnisse aufweist. So sind die erhöhten Werte für die Parameter TOC, Nitrit, Ammonium, Eisen und Mangan bzw. der geringe Sauerstoffgehalt im Anstrom der Altlast sind auf das natürliche Vorkommen von Torf im Untersuchungsgebiet zurückzuführen.

Ein Vergleich der Analysenergebnisse von Proben aus dem Grundwasseranstrom mit Proben vom unmittelbaren Abstrom der Deponie zeigt, daß bei einigen Parametern die maximal gemessenen Werte im Grundwasserabstrom deutlich erhöht sind. So sind neben einer deutlichen Aufhärtung des Grundwassers im Grundwasserabstrom auch deutlich erhöhte Meßwerte bei den Parametern TOC, Nitrit, Ammonium, Cadmium und Kupfer festzustellen.

Im weiteren Grundwasserabstrom (rund 160 bzw. 400 m vom Deponierand entfernt) wurden im Vergleich zum Grundwasseranstrom auch bei den Parametern Blei, Zink und Chrom deutlich erhöhte Meßwerte festgestellt. Da jedoch im unmittelbaren Abstrom der Deponie bei diesen Parametern keine deutliche Veränderung der Grundwasserqualität festgestellt werden kann, können diese Belastungen nicht eindeutig auf die Deponie zurückgeführt werden.

Zur Beurteilung der Analysenergebnisse werden die Prüf- und Maßnahmenschwellenwerte der ÖNORM S 2088-1 herangezogen. In der Tabelle 1 werden für Parameter, bei denen eine deutliche Veränderung der Grundwasserqualität durch die Deponie festgestellt werden konnte, die Anzahl der Proben mit Überschreitungen der Orientierungswerte angegeben.


Anzahl der Proben mit Überschreitungen von Orientierungswerten

Paramter PW (1) MSW (1) PW (2) MSW (2) PW (3) MSW (3)
pH-Wert 0 - 1 - 0 -
Calcium 0 - 3 - 1 -
Magnesium 0 - 7 - 3 -
Natrium 0 - 4 - 0 -
Kalium 0 - 4 - 0 -
Sulfat 0 - 2 - 0 -
Chlorid 0 - 7 - 0 -
Nitrat 0 - 0 - 0 -
Nitrit 0 - 1 - 0 -
Ammonium 0 - 3 - 3 -
Cadmium 0 0 0 0 0 0
Kupfer 2 0 4 6 0 4

(1) GW-Anstrom
(2) unmittelbarer GW-Abstrom
(3) 160 bzw. 400 m im GW-Abstrom

Die Tabelle 1 zeigt, daß im unmittelbaren Abstrom bei allen Parameter außer Nitrat und Cadmium die jeweiligen Orientierungswerte überschritten werden. Im weiteren Grundwasserabstrom sind bei den Parametern Ammonium, Calcium, Magnesium und Kupfer Überschreitungen der jeweiligen Orientierungswerte festzustellen.

Zusammenfassend zeigten die Grundwasseranalysen, daß durch Sickerwasser bzw. auch durch Auslaugen der Basis des Deponiekörpers durch Grundwasser die Beschaffenheit des Grundwassers im Abstrom der Deponie deutlich verändert wurde.

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Zur Verhinderung einer Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasserabstrom wurde die Deponie mit einer doppelten Schmalwand umschlossen. Die Umschließung umfaßt eine Fläche von ca. 100.000 m² und weist eine Länge von ca. 1.300 m auf. Die doppelte Schmalwand ist in 24 Kontrollkammern geteilt. Die Schmalwand reicht in den Grundwasserstauer bis in eine Tiefe von 12 bis 14 m unter Gelände.

Innerhalb der Umschließung wird das Grundwasser abgesenkt, sodaß eine zusätzliche Sicherheit gegen einen Austritt von kontaminiertem Grundwasser aus dem Deponiebereich in die Umgebung vorhanden ist. Das abgepumpte Grundwasser wird über die Kanalisation zu einer Kläranlage geleitet. Zusätzlich wird in jeder Kontrollkammer bei Bedarf ein Brunnen betrieben.

Zum Schutz gegen Hochwasser der Glan wurde ein Hochwasserschutzdamm errichtet.

Regelmäßig durchgeführte Kontrollmessungen der Lage des Grundwasserspiegels außerhalb der Deponie, in den Kontrollkammern und innerhalb der Deponie zeigen, daß der Grundwasserspiegel innerhalb der Umschließung tiefer liegt als außerhalb. Ausgehend von diesen Messungen ist daher anzunehmen, daß keine Grundwasserströmung aus dem Deponiebereich in den Grundwasserkörper außerhalb der Umschließung stattfindet.

Zur Grundwasserbeweissicherung werden in regelmäßigen Abständen Grundwasserproben analysiert. In der Tabelle 2 sind ausgewählte Analysenergebnisse von Grundwasserproben aus den Jahren 1996 bis 1998 aus einem Brunnen innerhalb der Deponieumschließung und aus den Grundwasserabstromsonden den Ergebnissen von Grundwasseranalysen von 1985  gegenübergestellt.

Die Tabelle 2 zeigt, daß das Grundwasser innerhalb der Deponieumschließung stark durch anorganische und organische Schadstoffe belastet ist. Ein Vergleich der Analysenergebnisse von Grundwasserproben aus dem unmittelbaren Abstrom der Deponie vor und nach der Errichtung der doppelten Schmalwand zeigt, daß sich die Grundwasserqualität deutlich verbessert hat. Neben einem Rückgang der Gesamtmineralisierung und der organischen Belastung des Grundwassers (TOC) ist auch eine deutliche Verbesserung der Grundwasserqualität bei den Schwermetallen Kupfer und Cadmium feststellbar.
 

Zusammenfassung der Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen innerhalb der Umschließung und im Grundwasserabstrom

Parameter Einheit innerhalb der Umschließung innerhalb der Umschließung innerhalb der Umschließung
    min max n
el. Leitfähigkeit µS/cm 5100 6040 5
pH-Wert   6,51 6,87 5
Karbonathärte ° dH 148,96 173,3 5
Gesamthärte ° dH 74,9 97,72 5
TOC mg/l 113,7 1
CSB mg/l 266 370 5
Calcium mg/l 37,4 232,6 5
Magnesium mg/l 237,7 286 5
Natrium mg/l 169 199 5
Kalium mg/l 158 175 5
Sulfat mg/l <10 8 4
Chlorid mg/l 151,1 325 5
Eisen mg/l 35,8 75 5
Mangan mg/l 0,72 1,8 5
Nitrat mg/l 2,1 4,7 5
Nitrit mg/l 0,027 0,449 5
Ammonium mg/l 313 456 5
Cadmium µg/l <1 0,2 4
Kupfer µg/l <5 40 4

 

Parameter Einheit unmittelbarer Abstrom nach Umschließung unmittelbarer Abstrom nach Umschließung unmittelbarer Abstrom nach Umschließung
    min max n
el. Leitfähigkeit µS/cm 292 1555 10
pH-Wert   6,48 7,31 10
Karbonathärte ° dH 6,47 24,5 10
Gesamthärte ° dH 7 53,87 10
TOC mg/l 6,05 15,5 10
CSB mg/l 13 45 10
Calcium mg/l 38 290,4 10
Magnesium mg/l 19,4 57,3 10
Natrium mg/l 3,4 31,6 10
Kalium mg/l 1,35 12,7 10
Sulfat mg/l 23 615 10
Chlorid mg/l 5,9 22,7 10
Eisen mg/l 0,35 14,82 10
Mangan mg/l 0,05 2,1 10
Nitrat mg/l 0,2 24,6 10
Nitrit mg/l 0,007 0,079 10
Ammonium mg/l 0,011 3,33 10
Cadmium µg/l <0,2 <0,2 8
Kupfer µg/l <5 9 8

 

Parameter Einheit unmittelbarer Abstrom vor Umschließung unmittelbarer Abstrom vor Umschließung unmittelbarer Abstrom vor Umschließung
    min max n
el. Leitfähigkeit µS/cm 706 2510 10
pH-Wert   6,8 7,4 10
Karbonathärte ° dH 16,9 63,9 10
Gesamthärte ° dH 22,5 74,8 10
TOC mg/l 7,3 139,4 10
CSB mg/l - 0
Calcium mg/l 113 371 10
Magnesium mg/l 26,5 99 10
Natrium mg/l 8,7 110,8 10
Kalium mg/l 1,6 70 10
Sulfat mg/l 22,3 110,9 10
Chlorid mg/l 23,1 213 10
Eisen mg/l 0,5 61 10
Mangan mg/l 0,12 1,08 10
Nitrat mg/l 0 29,5 10
Nitrit mg/l 0,005 0,032 7
Ammonium mg/l 0,027 0,547 10
Cadmium µg/l 0,1 0,5 10
Kupfer µg/l 46 210 10

 
Ausgewählte Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen im Juli 1998

Parameter Einheit min (1) max (1) n min (2) max (2) n
el. Leitfähigkeit µS/cm 842 858 2 1080 1176 2
pH-Wert   6,74 6,99 2 6,83 6,91 2
Karbonathärte ° dH 21,08 22,85 2 17,75 21,62 2
Gesamthärte ° dH 22,68 24,64 2 32,82 33,77 2
Sauerstoff mg/l 0,07 0,63 2 0 0,22 2
TOC mg/l 7,58 14,5 2 6,05 7,19 2
CSB mg/l 26 40 2 13 22 2
Calcium mg/l 121 128,6 2 171 176 2
Magnesium mg/l 16,6 23,7 2 38,5 39,6 2
Natrium mg/l 13,6 23 2 10,6 27,4 2
Kalium mg/l 2,8 6,7 2 1,35 6 2
Sulfat mg/l 28 29 2 245 277 2
Chlorid mg/l 10,9 16,4 2 16,3 22,7 2
Eisen mg/l 0,94 1,18 2 0,51 7,55 2
Mangan mg/l 0,32 0,82 2 0,72 1,8 2
Nitrat mg/l 0,9 5,5 2 0,6 2,9 2
Nitrit mg/l 0,021 0,028 2 0,024 0,028 2
Ammonium mg/l 0,043 0,59 2 0,014 1,59 2

(1) GW-Anstrom
(2) GW-Abstrom


Im Vergleich zum Grundwasseranstrom zeigen sich im Grundwasserabstrom der Deponie auch nach der Errichtung der Umschließung erhöhte Konzentrationen bei einigen Stoffen (z.B. bei Sulfat, sh. Tabelle 3). Entsprechend der nachgewiesenen hydraulischen Funktionsfähigkeit der Sicherungsmaßnahmen sind diese erhöhten Konzentrationen nicht auf aktuelle Schadstoffemissionen aus dem Deponiebereich, sondern auf Restbelastungen des Grundwasserkörpers vor Errichtung der Umschließung zurückzuführen. Aufgrund der geringen Grundwasserströmung im Grundwasserabstrombereich der umschlossenen Deponie wird sich diese Restbelastung nur langsam verringern.

Zusammenfassend ist festzustellen, daß die durchgeführten Sicherungsmaßnahmen einen Schadstoffaustrag aus der Deponie verhindern. Die Grundwasserqualität im Grundwasserabstrombereich hat sich nach Errichtung der Umschließung deutlich gebessert. Die Altlast K 1 "Deponie Sankt Veit an der Glan" kann daher als gesichert beurteilt werden.

 

Datum der Texterstellung: Dezember 1998