Altlast ST26: Deponie Schotthof Brucknerstraße

Bei der Altablagerung „Deponie Schotthof Brucknerstraße“ handelt es sich um eine ehemalige wiederverfüllte Schottergrube im Stadtgebiet von Graz. Auf einer Fläche von 17.000 m² wurden im Zeitraum von 1968 bis 1970 rund 220.000 m³ Aushub, Bauschutt und vor allem Hausmüll der Stadt Graz ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz abgelagert. Die Altablagerung wird als Sportplatz einer unmittelbar östlich angrenzenden Sporthauptschule genutzt.

Die Altablagerung weist ein großes Schadstoff- und Reaktionspotenzial auf. Die Auswirkungen der Ablagerung auf das Grundwasser waren im Untersuchungszeitraum gering. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei höheren Grundwasserständen höhere Belastungen im Grundwasser auftreten. Aufgrund der intensiven Deponiegasproduktion, der festgestellten Möglichkeit zur Ausbreitung von Deponiegas und der unmittelbar angrenzenden Bebauung stellt die Altablagerung jedenfalls eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird eine Einstufung in die Prioritätenklasse 2 vorgeschlagen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Graz,
Graz,
Jakomini,
2423/2, 2425/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Bauschutt,
Aushubmaterial/Abraum
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 17.000 m²
Volumen Altlast (m³): 160.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas (Kohlendioxid, Methan)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.11.2012
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.11.2012
Priorität: 2
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Deponiegasmaßnahmen (In-situ Aerobisierung)

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Deponie Schotthof Brucknerstraße“ liegt im östlichen Stadtgebiet von Graz, etwa 1 km westlich von St. Peter an der Brucknerstraße.

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine ehemalige wiederverfüllte Schottergrube. Im Zeitraum von 1968 bis 1970 wurde vorwiegend Hausmüll der Stadt Graz und untergeordnet Aushub und Bauschutt abgelagert. Die Fläche der ehemaligen Schottergrube beträgt rund 17.000 m². Ausschließlich Hausmüll wurde auf einer Fläche von ca. 12.000 m² im östlichen und zentralen Bereich abgelagert. Nach Westen nimmt der Anteil an Aushub und Bauschutt zu. Die Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt rund 12 m bis 13 m. Das Volumen der Ablagerungen kann mit etwa 220.000 m³ abgeschätzt werden, wobei der Anteil der Hausmüllablagerungen mit rund 160.000 m³ angegeben werden kann.

Die Ablagerungen erfolgten ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz. Nach Abschluss der Ablagerungen wurde die ehemalige Deponie abgedeckt und rekultiviert.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung „Deponie Schotthof Brucknerstraße“ liegt auf etwa 356 bis 357 m ü.A. Der Untergrund wird bis zu einer Tiefe von durchschnittlich 21 m aus sandigen Kiesen unterschiedlicher Korngröße aufgebaut. Diese Sedimente stellen den Grundwasserleiter dar und werden von Tonen und Schluffen unterlagert, die als Grundwasserstauer angesprochen werden können. Im Zuge der Errichtung der Grundwassermessstellen konnte festgestellt werden, dass sich im zentralen Bereich der Altablagerung eine Stauerhochlage befindet.

Der Grundwasserspiegel liegt im Bereich der Altablagerung auf 338 bis 339 m ü.A. Der Flurabstand beträgt rund 18 m. Die Grundwasserströmung ist nach Südwesten gerichtet. Die Mächtigkeit des Grundwassers beträgt im Anstrom und im Abstrom der Altablagerung etwa 4 m. Im zentralen Teil der Altablagerung, im Bereich der Stauerhochlage, beträgt die Grundwassermächtigkeit 1,5 m. Das Grundwasserspiegelgefälle kann mit ca. 0,7 % angegeben werden. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters beträgt 10-3 m/s. Während der Grundwasseruntersuchungen wurden Grundwasserspiegelschwankungen von 10 cm bis 20 cm festgestellt. Der spezifische Grundwasserdurchfluss (Abstrombreite = 1 m) kann mit ca. 0,02 l/s (1,7 m³/d) angegeben werden. Entsprechend des von der Altablagerung beeinflussbaren Grundwasserquerschnittes von 80 m ergibt sich ein geringer Grundwasserdurchfluss von rund 140 m³/d (1,6 l/s).

Schutzgüter und Nutzungen

Die Altablagerung wird von einer Sporthauptschule als Sportplatz genutzt und ist zum größten Teil eine Rasenfläche. Nur im östlichen Teil der ehemaligen Deponie befinden sich unbefestigte Flächen (Beachvolleyballplatz, Teil der Kugelstoßanlage) und befestigte Flächen (Parkplatz, Ballspielanlage und Teil der Kugelstoßanlage). Östlich bzw. nordöstlich grenzt das Schulgebäude der Sporthauptschule an die Altablagerung. Nordwestlich der Altablagerung mit einem Geländesprung nach unten befindet sich ein Hundeabrichteplatz. Südwestlich befinden sich Genossenschaftswohnungen und südöstlich wird die Altablagerung durch die Brucknerstraße begrenzt.

Südwestlich der Altablagerung befinden sich in einer Entfernung von etwa 1200 m zwei Trink- und Nutzwasseranlagen. Weiters existiert eine Nutzwasseranlage rund 100 m südwestlich der Altablagerung. Das Wasser wird zur Rasenberegnung und zur Speisung eines Freibades verwendet.

Die Altablagerung liegt im nordöstlichen Bereich des Grundwasserkörpers „Grazer Feld“. Der Grundwasserkörper „Grazer Feld“ umfasst eine Fläche von 166 km². Ausgehend von der Talenge des Murtales im Norden weitet sich der Talboden bis auf 9 km Breite zum Grazer Feld. Die Längserstreckung liegt bei etwa 27 km.

 

UNTERSUCHUNGEN

Im Zeitraum von März 2008 bis April 2011 wurden im Bereich der Altablagerung folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • 44 orientierende Deponiegasuntersuchungen an einem Termin
  • Oberflächenemissionmessungen und Raumluftmessungen an 2 Terminen
  • Errichtung von 7 stationären Bodenluftmessstellen
  • Absaugversuche an 2 Terminen
  • 12 Greiferbohrungen sowie Entnahme und Untersuchung von Feststoffproben
  • Errichtung von 7 Grundwassermessstellen
  • Untersuchung von Grundwasserproben an 4 Probenahmeterminen
  • Pumpversuche am dritten Probennahmetermin

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine ehemalige wiederverfüllte Schottergrube. Im Zeitraum von 1968 bis 1970 wurden rund 220.000 m³ Hausmüll, Aushub und Bauschutt der Stadt Graz abgelagert. Die Fläche der Altablagerung kann mit rund 17.000 m² und die Mächtigkeit der Ablagerungen mit durchschnittlich 12 m bis 13 m angegeben werden. Die Sohle der ehemaligen Deponie liegt in den tiefsten Bereichen bei mittleren Grundwasserverhältnissen 1 bis 2 m über dem Grundwasser. Bei hohen Grundwasserständen steigt der Grundwasserspiegel bis in den Bereich der Deponiesohle. Die Altablagerung besitzt keine Basisabdichtung, Sickerwassererfassung sowie Deponiegaserfassung und wurde nach Abschluss der Ablagerungen abgedeckt. Derzeit wird die ehemalige Deponie als Sportplatz einer Sporthauptschule genutzt.

Die orientierenden Deponiegasmessungen zeigen, dass vor allem im zentralen und östlichen Teil der Altablagerung ein intensiver anaerober Abbau von organischen Abfällen stattfindet. Entsprechend den Ergebnissen der orientierenden Deponiegasuntersuchungen kann abgeschätzt werden, dass die Fläche des reaktiven Kernbereiches rund 12.000 m² beträgt. Im reaktiven Kernbereich konnten im Zuge von Oberflächenemissionsmessungen Deponiegasaustritte festgestellt werden. Hier sind auch deutliche Vegetationsschäden ersichtlich. Die Deponiegasuntersuchungen hinsichtlich leichtflüchtiger Kohlenwasserstoffe waren generell unauffällig. Es gibt keine Hinweise, dass größere Mengen gewerbliche Abfälle abgelagert wurden. Das Gasemissionspotenzial ist insgesamt als sehr hoch zu bewerten.

Bei den Absaugversuchen an den stationären Bodenluftmessstellen nahe dem Gebäude der Sporthauptschule wurden zu Beginn der Absaugversuche erhöhte Deponiegaskonzentrationen gemessen. Während der Absaugversuche konnte eine leichte Abnahme der Methan- und Kohlendioxidkonzentrationen detektiert werden. Die Absaugversuche zeigen, dass hier eine Nachlieferung von Deponiegas stattfindet. Die Absaugversuche in den stationären Bodenluftmessstellen südlich und westlich der Altablagerung zeigten keine erhöhten Deponiegaskonzentrationen.    

Bei den Raumluftmessungen konnte in den Kellerräumen südlich und westlich außerhalb der Altablagerung kein Deponiegas nachgewiesen werden. In Kanalschächten innerhalb und außerhalb der Altablagerung wurden vereinzelt Deponiegasmigrationen festgestellt. In einem Brunnen rund 40 m südöstlich der Altablagerung wurden erhöhte Kohlendioxidkonzentrationen und damit im Zusammenhang geringe Sauerstoffgehalte gemessen. Ein Zusammenhang mit der Altablagerung kann nicht ausgeschlossen werden. Insgesamt ist damit zu rechnen, dass zumindest zeitweise in unterirdischen Einbauten im Ablagerungsbereich sowie in unmittelbarer Nähe außerhalb der Ablagerungen erhöhte Deponiegaskonzentrationen auftreten können.

Die in den Untergrundaufschlüssen angetroffenen Ablagerungen bestätigen die Ergebnisse der Deponiegasmessungen. Im zentralen und östlichen Teil der ehemaligen Deponie, wo eine intensive Deponiegasproduktion nachgewiesen wurde, wurde ausschließlich Hausmüll angetroffen. Hausmüll vermischt mit Bauschutt und Abraum konnte vor allem im westlichen Teil der ehemaligen Deponie festgestellt werden. Größere Mengen an gewerblichen Abfällen wurden nicht angetroffen. Bei der Untersuchung der abgelagerten Abfälle konnten erhöhte Metallgehalte festgestellt werden. An einem Teil der Proben wurden auch Belastungen durch Mineralölkohlenwasserstoffe und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe beobachtet. Die TOC-Gehalte bestätigen den hohen organischen Anteil in den Ablagerungen. Insgesamt ist der Altablagerung aufgrund des Ablagerungsvolumens und der Art der Ablagerungen (Hausmüll) grundsätzlich ein großes Schadstoffpotenzial zuzuordnen.

Im Zuge der Grundwasseruntersuchungen konnte festgestellt werden, dass das Grundwasser im Abstrom der Altablagerung etwas höher mineralisiert ist als im Anstrom. Im Zusammenhang mit dem hohen Anteil an Hausmüll in den Ablagerungen konnte eine signifikante Erhöhung der Kalium-, Sulfat-, Ammonium- und Borkonzentrationen beobachtet werden, wobei die Konzentrationen im Vergleich mit den Orientierungswerten für eine Gefährdung des Grundwassers gering sind. Auffallend ist die Cyanidbelastung des Grundwassers im Abstrom der ehemaligen Deponie. Unter Berücksichtigung des geringen Grundwasserdurchflusses sind die durchschnittlichen Schadstofffrachten im Abstrom aber als gering zu beurteilen. Im seitlichen Abstrom der Altablagerung wurden stark reduzierende Verhältnisse und erhöhte Konzentrationen für leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe gemessen, wobei der maßgebliche Parameter Tetrachlorethen ist. Die Tetrachlorethenbelastungen können vermutlich auf eine im Anstrom gelegene ehemalige Putzerei zurückgeführt werden. Die mit dem Grundwasser transportierten Tetrachlorethenfrachten sind sehr gering.

Entsprechend dem geringen Grundwasserspiegelgefälle ist der Grundwasserdurchfluss im Ablagerungsbereich trotz der guten Durchlässigkeit des Grundwasserkörpers gering (ca. 140 m³/d). Die durchschnittliche Sickerwassermenge aus Niederschlägen kann mit einer Größenordnung von 8 bis 10 m³/d abgeschätzt werden. Im Vergleich von Grundwasserdurchfluss und Sickerwassermenge ergibt sich ein Verdünnungsfaktor von rund 15:1 bis 20:1, der eher gering ist. Die aktuellen Sickerwasseremissionen aus dem Ablagerungsbereich verursachen eine signifikante Veränderung der Grundwasserqualität. Die Schadstofffrachten im Grundwasser sind insgesamt als gering zu bewerten.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Altablagerung „Deponie Schotthof Brucknerstraße“ ein großes Schadstoff- und Gasemissionspotenzial aufweist. Die Auswirkungen der Ablagerungen auf das Grundwasser waren im Untersuchungszeitraum gering. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei hohen Grundwasserständen höhere Belastungen im Grundwasser auftreten. Aufgrund der intensiven Deponiegasproduktion, der festgestellten Möglichkeit zur Ausbreitung von Deponiegas und der unmittelbar angrenzenden Bebauung stellt die Altablagerung jedenfalls eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Schutzgut Luft. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Gasemissionspotenzial: sehr hoch

Das Ablagerungsvolumen beträgt insgesamt 220.000 m³. Der Anteil der organischen Ablagerungen ist sehr hoch. Die Ablagerungen sind rund 40 Jahre alt. Entsprechend den Deponiegasmessungen befinden sich weite Teile der Ablagerung in der so genannten Langzeitphase (Phase II) entsprechend dem theoretischen Langzeitverhalten der Deponiegasproduktion bei Hausmülldeponien. Der reaktive Kernbereich umfasst eine Fläche von etwa 12.000 m² und ist mit größer als 150.000 m³ abzuschätzen. Das Gasemissionspotenzial ist als sehr hoch zu bewerten.

Ausbreitung der Schadstoffe:

Der Untergrund ist im Bereich der Altablagerung gut gasdurchlässig. Methan wurde außerhalb des Ablagerungsbereiches nicht nachgewiesen. In Kanal- bzw. Sickerschächten außerhalb der Altablagerung wurden erhöhte Kohlendioxidkonzentrationen gemessen. Deponiegasmigrationen in Kellerräume konnten nicht nachgewiesen werden. Insgesamt ist eine Ausbreitung von Deponiegas möglich.

Bedeutung des Schutzgutes:

Auf der Altablagerung befindet sich der Sportplatz einer Sporthauptschule. Östlich bzw. nordöstlich grenzt das nicht unterkellerte Schulgebäude der Sporthauptschule an die Altablagerung. Südwestlich und südöstlich befinden sich Wohnhäuser und Einfamilienhäuser mit Keller und Brunnenschächten. Der von den Deponiegasmigrationen gefährdete Bereich ist hochwertig genutzt.

Vorschlag Prioritätenklasse: 2

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt vor, die Altablagerung "Deponie Schotthof Brucknerstraße" in die Prioritätenklasse 2 einzustufen.

 

Datum der Texterstellung: März 2012