Altlast N100: Deponie Zirkelweg

Bei der Altablagerung „Deponie Zirkelweg“ handelt es sich um eine Verfüllung einer Erosionsrinne. Auf einer Fläche von rund 7.400 m² wurde im Zeitraum von 1965 bis 1974 überwiegend Hausmüll und untergeordnet Bauschutt mit einem Volumen von rund 44.000 m³ abgelagert. Das Deponiegasbildungspotential ist hoch und die Schadstoffmenge in der Altablagerung ist als erheblich zu beurteilen.

Die im Grundwasser festgestellten CKW- Konzentrationen sind hoch, die bei den Pumpversuchen festgestellten Schadstofffrachten sind erheblich. Entsprechend den Kriterien für die Prioritätenklassifizierung ergibt sich die Prioritätenklasse 2.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Bruck an der Leitha,
Schwechat,
Schwechat,
336/2, 344, 364/25
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Bauschutt,
Aushubmaterial/Abraum
Ergebnis Beurteilung: erhebliches Risiko Grundwasser
Fläche Altlast (m²): 7.200 m²
Volumen Altlast (m³): 44.000 m³
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.01.2024
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.01.2024
Priorität: 2

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung "Deponie Zirkelweg" liegt im südlichen Teil der Gemeinde Schwechat, östlich an das Ortsgebiet von Rannersdorf anschließend.
Bei der Altablagerung handelt es sich um eine ehemalige natürliche Erosionsrinne (Hohlweg), die zwischen 1965 und 1974 mit vorwiegend Hausmüll und untergeordnet Bauschutt und Aushubmaterial ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz verfüllt wurde. In der Ablagerung wurden Plastik-, Papier-, Gummi-, und Folienreste sowie Textilien, Knochen, Glas, Kabel, Nylon, Styropor, Grünschnitt, Batterien, Spanplatten, Schuhe, etc. vorgefunden. Die Fläche der Altablagerung beträgt insgesamt rund 7.400 m² und bei einer mittleren Mächtigkeit von 6 m (maximal 10 m) kann das Volumen der Altablagerung mit rund 44.000 m³ abgeschätzt werden. Der zentrale Be-reich der Altablagerung besteht aus Hausmüll, in den Randbereichen wurde vorwiegend Bauschutt abgelagert. Oberflächennah ist eine Abdeckung mit Mutterboden und einer Lößlehmschichte vorhanden. Die Deponiesohle liegt nicht im Grundwasserschwankungsbereich.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung befindet sich im westlichen Randbereich der sogenannten Flughafenterrasse, einer donaubegleitenden Schotterterrassenflur. Westlich der Altablagerung wird die Terrasse durch das Schwechattal durchbrochen. Der Untergrund wird aus einer rund 10 m mächtigen Lehmdecke gebildet, die auf einem Trockenschotterkörper auflagert. Darunter folgt eine geringmächtige Zwischenschicht aus Sandstein die von einem grundwasserführenden Schotterkörper unterlagert wird. Die Basis dieses grundwasserführenden Schotterkörpers wird durch eine Schicht aus Schluff und Sand gebildet. Die Geländehöhe befindet sich im Bereich der Altablagerung zwischen 174 und 179 m ü. A. Der Flurabstand beträgt rund 20 m.

Die Durchlässigkeit des Kiesaquifers liegt bei rund 1,5*10-4 m/s, die Grundwasserströmung verläuft von Südwest nach Nordost. Der Grundwasserkörper ist leicht gespannt, das Grundwassergefälle beträgt ca. 0,2 bis 0,3 %. Der Grundwasserspiegel befindet sich bei 154 m ü. A. (NGW) bzw. 158 m ü. A. (HGW), der Grundwasserstauer befindet sich in einer Tiefe von rund 142 m ü. A.

Der spezifische Grundwasserdurchfluss (Abstrombreite = 1 m) beträgt 0,5 m3/d. Entsprechend der gesamten Breite der Altablagerung von ca. 220 m ergibt sich ein Grundwasserdurchfluss von etwa 110 m³/d. Die Sickerwassermenge im Bereich der Altablagerung kann mit 2,2 m³/d abgeschätzt werden. Daraus ergibt sich eine Verdünnung des Sickerwassers im Grundwasser mit rund 1:50.

Schutzgüter und Nutzungen

Die Altablagerung wird landwirtschaftlich genutzt. Nördlich der Altablagerung befindet sich der Zirkelweg und daran anschließend eine Kleingartensiedlung. Westlich befindet sich ein auf einem Hang gelegener Windschutzgürtel und danach rund 10 m tiefer als die Geländeoberfläche der Altablagerung gelegen eine Einfamilienhaussiedlung. Im Osten und Süden schließen landwirtschaftliche Flächen an die Altablagerung an.

Die Altablagerung befindet sich im Anstrom zum intensiv genutzten Grundwasservorkommen der Donauniederung bei Mannswörth. 900 m nordöstlich der Altablagerung befindet sich eine Nutzwasserversorgung des Waldfriedhofs. Im unmittelbaren Abstrom der Altablagerung sind keine Brunnen oder Grundwassermessstellen bekannt.

 

UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE

Im Zeitraum von März 2014 bis April 2018 wurden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Deponiegasmessung an 64 temporären Messstellen
  • Raumluftmessungen an 2 Terminen
  • 10 Greiferbohrungen sowie Entnahme und Untersuchung von Feststoffproben
  • Grundwasserprobenahme und Analyse aus fünf bestehenden und vier neu errichteten Grundwassermessstellen an 4 Terminen

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine ehemalige natürliche Erosionsrinne (Hohlweg), die zwischen 1965 und 1974 mit vorwiegend Hausmüll und untergeordnet Bauschutt und Aushubmaterial ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz verfüllt wurde. Die Fläche der Altablagerung beträgt insgesamt rund 7.400 m² und bei einer mittleren Mächtigkeit von 6 m (maximal 10 m) kann das Volumen der Altablagerung mit rund 44.000 m³ abgeschätzt werden. Der Flurabstand beträgt rund 20 m.

Bei den Deponiegasmessungen zeigte sich, dass im zentralen Bereich der Altablagerung eine deutliche Deponiegasproduktion aufgrund des Abbaus organischer bzw. hausmüllartiger Abfälle stattfindet. Sowohl die Methan- als auch die Kohlendioxidkonzentrationen waren im zentralen Ablagerungsbereich hoch. Im zentralen Bereich der Altablagerung wurde auf einer Fläche von rund 3.600 m² eine hohe Deponiegasbildung für ein Ablagerungsvolumen von ca. 26.000 m³ festgestellt. In diesem Bereich liegt die Summe aus Kohlenstoffdioxid und Methan über 40 Vol. %. Insgesamt ist das Reaktionspotenzial auf Basis der Ergebnisse der Deponiegasmessungen und der Ansprache der abgelagerten Materialien als hoch zu beurteilen. Die Ergebnisse der Raumluftmessungen in Kellern und nahegelegenen Schächten waren unauffällig. Bei der Untersuchung von Deponiegasproben wurden Spuren von leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen, aromatischen Kohlenwasserstoffen und aliphatischen Kohlenwasserstoffen festgestellt.

 

In den im Bereich der Altablagerung hergestellten Greiferbohrungen wurde überwiegend Hausmüll mit Plastik-, Papier-, Gummi-, und Folienresten sowie Textilien, Knochen, Glas, Kabel, Nylon, Styropor, Grünschnitt, Holz, Batterien, Spanplatten, Schuhe, etc. angetroffen. Die entnommenen Feststoffproben wiesen häufig einen Geruch nach Hausmüll und bei einer Bohrung einen stark säuerlichen Geruch auf. In zahlreichen Feststoffproben wurden hohe Konzentrationen an Kohlenwasserstoffen, PAK und Metallen im Gesamtgehalt und hohen Ammoniumkonzentrationen im Eluat festgestellt. Entsprechend den Ergebnissen der Feststoff-, Deponiegas- und Grundwasseruntersuchungen ist davon auszugehen, dass Abfälle mit hohem Schadstoffgehalt in größeren Mengen abgelagert wurden.

Bei den Grundwasseruntersuchungen wurden hohe Konzentrationen an leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen im nahen Abstrom der Altablagerung festgestellt. Auffällig sind die hohen Konzentrationen des Abbauproduktes cis 1,2-Dichlorethen, was auf einen Abbau von Tetra- und Trichlorethen hinweist. Neben den Belastungen an CKW wurden Verunreinigungen des Grundwassers durch aromatische Kohlenwasserstoffe festgestellt. Die in den Eluaten der Feststoffproben festgestellten hohen Ammoniumkonzentrationen zeigten sich bei den Grundwasseruntersuchungen nicht. Die bei den Pumpversuchen ausgetragenen Schadstoffmengen an CKW ergeben eine erhebliche Schadstofffracht. Ausgehend von den im Grundwasser gemessenen CKW-Konzentrationen errechnen sich für den Grundwasserdurchfluss über die Abstrombreite der Altablagerung keine erheblichen Schadstofffrachten.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass im Bereich der Altablagerung überwiegend Hausmüll abgelagert wurde. Das Deponiegasbildungspotential ist hoch und die Schadstoffmenge in der Altablagerung ist als erheblich zu beurteilen. Die im Grundwasser festgestellten CKW- Konzentrationen sind hoch, die bei den Pumpversuchen festgestellten Schadstofffrachten sind erheblich. 

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: sehr groß

Die Altablagerung hat ein Volumen in der Größenordnung von 44.000 m³. Das Volumen der mit CKW erheblich verunreinigten Abfälle kann grob mit 15.000 m³ abgeschätzt werden. Die Hauptkontaminanten sind cis-1,2-Dichlorethen und Trichlorethen. Trichlorethen ist aufgrund der stofflichen Eigenschaften ein sehr hohes Gefährdungspotenzial zuzuordnen.

Ausbreitung der Schadstoffe: begrenzt

Im Grundwasser wurden zum Teil hohe Belastungen durch chlorierte Kohlenwasserstoffe im unmittelbaren Abstrom der Altablagerung festgestellt. Die Schadstofffrachten aus den Pumpversuchen sind erheblich. In den Abstrommessstellen in rund 1 km Entfernung wurden keine chlorierten Kohlenwasserstoffe festgestellt. Die Länge der Schadstofffahne kann grob mit 100 m abgeschätzt werden. Es ist mittel- bis langfristig auch weiterhin mit CKW-Emissionen aus dem Ablagerungsbereich zu rechnen.

Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar

Die Altablagerung befindet sich im Anstrom zum intensiv genutzten Grundwasservorkommen der Donauniederung bei Mannswörth. Im Bereich der Altablagerung ist das Grundwasser nutzbar. Im unmittelbaren Abstrom der Altablagerung sind keine Nutzungen des Grundwassers bekannt.

Vorschlag Prioritätenklasse: 2

Entsprechend der Beurteilung der Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich die Prioritätenklasse 2.

 

Datum der Texterstellung: April 2023

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