Gesicherte Altlast W15: Langes Feld

Auf einer 56,8 ha großen Fläche im Nordosten Wiens wurden seit der Zwischenkriegszeit bis Ende der 80er Jahre Sande und Kiese abgebaut. Im Anschluss wurden die Gruben als Deponien betrieben. Abgelagert wurden Erdmaterial, Bauschutt, Hausmüll und hausmüllähnliche Materialien mit einem Gesamtvolumen von rund 5 Mio. m³.

Von 1992 bis 1993 erfolgten Sicherungsarbeiten, die die Umschließung der Altablagerung, eine aktive Entgasung der Deponierandbereiche sowie die Sickerwasserfassung innerhalb der Umschließung umfassten. Bis 1993 erfolgt die Absiedlung einer auf der Altablagerung situierten Kleingartensiedlung. Von 1996 bis 1997 wurde die Umschließung auf die zwei westlich angrenzenden Altablagerungen "Koller I+II" und "Wagramer Straße 1" erweitert.

Mittels Kontrolluntersuchungen wurde nachgewiesen, dass aktuell keine Schadstoffausbreitung von der Altlast in den Grundwasserabstrom stattfindet und mit keiner Deponiegasmigration in die umliegenden Bereiche mehr zu rechnen ist. Die Altlast ist als gesichert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wien 21.,Floridsdorf,
Wien,
Leopoldau,
2449, 2465, 2466, 2467, 2468, 2469, 2470, 2471, 2472, 2473, 2474, 2475, 2476, 2477, 2478, 2479, 2480, 2481, 2482, 2483, 2484, 2485, 2486, 2487, 2488, 2489, 2490, 2491, 2492, 2493, 2494, 2495, 2496, 2497, 2498, 2499, 2535, 2536
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination,
erhebliches Risiko Deponiegas
Fläche Altlast (m²): 570.000 m²
Volumen Altlast (m³): 5.000.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas (Methan)
Deponiesickerwasser (Ammonium)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 31.08.1992
Datum der Prioritätenfestlegung: 06.11.1992
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 01.07.2017
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Vertikale Dichtelemente (Umschließung),
Deponiegasmaßnahmen (Deponieentgasung (aktiv)),
Abdeckungen (Oberflächenabdichtung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.03.2001

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altlast "Langes Feld" befindet sich direkt an der nordöstlichen Landesgrenze zu Niederösterreich im 21. Wiener Gemeindebezirk und grenzt westlich an die Großfeldsiedlung.  Südlich der Altlast verläuft die Wagramer Straße. Im Norden grenzt die in Niederösterreich gelegene Altlast N 62 "Deponie MA 48 - Eisenbahndreieck" an. Im Osten schließen an die Altlast "Langes Feld" zwei weitere Altablagerungen an („Koller I+II“, „Wagramer Straße I“).

Auf der rund 56,8 ha großen Fläche der Altlablagerung "Langes Feld" wurden seit der Zwischenkriegszeit bis Ende der 80er Jahre Sande und Kiese abgebaut. Ebenso erfolgte auch auf der rund 5,8 ha großen Fläche der Altablagerung "Koller I+II" und der rund 2 ha großen Altablagerung "Wagramer Straße 1" ein intensiver Sand- und Kiesabbau. Auf allen Flächen wurde der Abbau in weiten Teilen auch als Naßbaggerung durchgeführt. Die Abbautiefen erreichten stellenweise über 11 m. Die entstandenen Gruben und Wasserflächen wurden in weiterer Folge mit Erdmaterial, Bauschutt, Hausmüll und hausmüllähnlichen Materialien bis auf das ursprüngliche Geländeniveau wiederverfüllt. In einem Teilbereich im Süden der Altablagerung "Langes Feld" wurde außerdem eine Hügelschüttung errichtet.

Das Gesamtvolumen der Altablagerung "Langes Feld" kann mit rund 5 Mio. m³ abgeschätzt werden. Technische Einrichtungen zur Verhinderung eines Schadstoffaustrages aus den Altablagerungen wurden damals nicht errichtet. Weiters existierten keine technischen Maßnahmen zum Schutz vor migrierenden Deponiegasen bzw. zum Schutz des Grundwassers.

Untergrundverhältnisse

Die Altlast liegt im nördlichen Wiener Becken, im Bereich der Terrassenschotter der Donau. Die quartären Sedimente (sandige Kiese) liegen auf tertiären Ablagerungen aus Feinsanden und Schluffen und bilden den ersten Grundwasserhorizont. Die Tertiäroberkante (relativer Stauer) befindet sich im Westen der Altablagerung in Tiefen zwischen 10 und 15 m, im Osten und Norden in Tiefen bis zu 30 m.

Die mittlere Geländehöhe in der Umgebung der Altablagerung befindet sich auf etwa 161,0 bis 162,0 m ü.A., der mittlere Grundwasserspiegel auf 153,7 m ü.A. und der höchste Grundwasserspiegel etwa auf 156,0 m ü.A. Die Grundwassermächtigkeit nimmt von 6 m im Westen auf mehr als 20 m im Osten zu. Die Grundwasserströmung ist generell von Westnordwest bis Ostsüdost gerichtet. In den unterlagernden tertiären Schichten sind mehrere geringmächtige, wasserführende Sandschichten ausgebildet. Das mittlerer hydraulische Gefälle beträgt 0,6 ‰, die Durchlässigkeitsbeiwerte des Grundwasserleiters wurden mit 10-2 m/s bis 10-3 m/s ermittelt. Der hydraulische Durchfluss liegt bei einer Abstrombreite von 1.200 m, 9 m effektiver Aquifermächtigkeit und einem mittleren kf-Wert von 5x10-3 m/s bei rund 3.000 m³/d.

Schutzgüter und Nutzungen

Auf dem gesamten Areal der Altablagerung "Langes Feld" sowie auf den Altablagerungen "Koller I+II" sowie "Wagramer Straße 1" wird eine Haldendeponie für Bodenaushub, Baurestmassen und Reststoffe betrieben, welche bereits großteils rekultiviert ist. Weiters wird auf dem Gelände eine Recyclinganlage für Bauschutt sowie eine Anlage zur Vererdung von organischen und mineralischen Abfällen betrieben. Im südöstlichen Bereich der Deponie befinden sich mehrere Betriebsgebäude, unterirdische Räume sind keine vorhanden.

Rund 100 m westlich der Deponie liegen Einfamilienhäuser vor. Südlich der Deponie sind ein Gewerbegebiet bzw. landwirtschaftlichen Nutzungen situiert. Eine kleine Kleingartensiedlung liegt zwischen der Altlast "Langes Feld" sowie der Altlast N 64 "Deponie MA 48 – Eisenbahndreieck". Diverse weitere Altablagerungen liegen insbesondere im nördlichen und östlichen Nahbereich der Altablagerung "Langes Feld".

Die quartären Grundwasservorkommen des Marchfeldes sind von wasserwirtschaftlicher Bedeutung. Das Grundwasser im Abstrom der Altablagerung wird zur Nutzwasserentnahme zu Bewässerungszwecken genutzt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Von Oktober 1991 bis Februar 1992 erfolgten im Bereich der Altablagerung "Langes Feld" insgesamt 131 Deponieaufschlüs­se in Form von Schürfgruben und Schachtungen. Bei den angetroffenen Abfällen handelte es sich vorwiegend um Aushubmaterialien und Bauschutt mit unterschiedlichen Anteilen an hausmüllähnlichen, organischen Abfällen.

Damals befand sich auf dem Areal eine Kleingartensiedlung bestehend aus rund 25  Häusern. Am Rand der Kleingärten wurden in der Bodenluft Methanwerte von bis zu 4 Vol.-% gemessen. Eine Gefährdung durch Migration von Deponiegas in schlecht durchlüftete Räume konnte nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund der, bei den Bodenluftuntersuchungen im November 1991 nachgewiesenen, stark erhöhten Gehalten an leichtflüchtigen, chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) war anzunehmen, dass auch Abfälle mit erhöhten CKW-Gehalten abgelagert wurden.

Im Grundwasserabstrom der Altablagerung gelegene Grundwassersonden (21.2/1 bis 21.2/6) wurden im November 1986, im Februar 1988 und im Zeitraum Mai 1991 bis April 1992 insgesamt viermal beprobt. Im April 1992 wurden außerdem 5 anstromig gelegenen Brunnen beprobt. Die durchgeführten Grundwasseruntersuchungen zeigten, dass an 4 Grundwassersonden im Abstrom der Altablagerung eine Beeinträchtigung der Grundwasserqualität feststellbar war. Die Untersuchungsergebnisse der Wasserproben aus diesen Sonden zeigten im Vergleich zu den oberstromig gelegenen Brunnen sowohl eine Aufhärtung und eine erhöhte Gesamtmineralisation als auch wiederholt Grenzwertüberschreitungen bei verschiedenen Schadstoffen (z.B. Cyanid, Gesamtkohlenwasserstoffe) und Ammonium. Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen zeigten außerdem, dass Vorbelastungen des Grundwassers gegeben waren. Die CKW-Belastung, die in der Sonde 21.2/1 (bis 36 µg/l) festgestellt wurde war nicht eindeutig der Altablagerung zuzuordnen. Auch die im April 1992, in 2 westlich gelegenen Brunnen, beobachteten Belastungen mit Cyanid (30 µg/l) wiesen auf Vorbelastungen des Grundwasseranstroms hin.

Entsprechend dem großen Ablagerungsvolumen und der festgestellten Ablagerungsarten wies die Altablagerung "Langes Feld" eine erhebliche Schadstoffmenge auf. Ausgehend von der Altablagerung wurde die Grundwasserqualität beeinträchtigt. Weiters bestand die Gefahr einer Ausbreitung von Deponiegas in unterirdische Objekte Die Altablagerung stellte eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

SICHERUNGSMASSNAHMEN

Ziel der Sicherungsmaßnahmen ist es den Austritt von Sickerwässern aus der Altablagerung so zu unterbinden, so dass auch langfristig keine Gefährdung des Grundwassers zu besorgen ist. Weiters ist die Migration von Deponiegasen aus dem Deponiekörper in die Umgebung der Altlablagerung so zu verhindern, dass eine Gefährdung im Nahbereich der Deponie durch explosive oder erstickende Gasgemischen vermieden wird.

Bis Ende 1993 erfolgte die Absiedlung der auf der Altablagerung gelegenen Kleingartensiedlung. Alle Bauwerke wurden entfernt. Die weiteren Sicherungsmaßnahmen wurden in zwei Teilen, getrennt für die Altablagerung "Langes Feld" (Teil 1) sowie für die Altablagerungen "Koller I+II" und "Wagramer Straße 1" (Teil 2), durchgeführt. Insgesamt wurden auf dem Gelände der Altlast "Langes Feld" 1992 und 1993 folgende Sicherungsmaßnahmen (für den Teil 1) ausgeführt:

  • Umschließung mit einem doppelten Dichtwandkammersystems
  • Errichtung Wasserhaltungssystem zur Regulation der Wasserstände
  • Oberflächenabdichtung der gesamten Altablagerung
  • Errichtung Aktiventgasungs- und Passiventgasungssystem
  • Herstellung und Betrieb von Gassammelstationen und sowie Biofiltern

Die Absicherung des zweiten Teilbereiches fand in den Jahren 1996 bis 1997 statt. Nach Fertigstellung der Sicherungsmaßnahmen wurde eine Betriebsdeponie nach dem Stand der Technik errichtet, die sich heute in drei Kompartimente, eines für Baurestmassen, eines für Reststoffe und eines Massenabfall, gliedert.

Um die dauerhafte Wirksamkeit der Sicherung der Altablagerung zu gewährleisten und zu kontrollieren werden laufend betriebliche Maßnahmen in Form von Überwachungen der Gaskonzentrationen der abgesaugten Deponiegase, kontinuierliche Messungen der Wasserstände innerhalb der Umschließung, der Doppelkammern und außerhalb der Deponie, Aufzeichnungen der gefassten Pumpwassermengen sowie eine jährliche qualitative Beweissicherung der Pumpwässer durchgeführt.

Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen

Durch die Umschließung sowie die aktive Entgasung soll eine Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser und eine Gasmigration aus dem Bereich der Altlast „Langes Feld“ in anliegende, bebaute Bereiche unterbunden werden.

Durch die Absiedlung der Kleingartensiedlung von der Altablagerung im Jahr 1993 wurde eine Gefährdung bewohnter Räume durch Deponiegas beseitigt.

Die kontinuierlichen Deponiegasmessungen zeigen nur noch in wenigen Bereichen der Altlast leicht erhöhte Deponiegaskonzentrationen mit Methan bis maximal 10 Vol.-%. Im Regelfall liegen aber sowohl die Methan- als auch die Kohlendioxidkonzentrationen im Deponiegas deutlich unterhalb von 5 Vol.-%. In den Randbereichen der Altlast ist die aktuelle Deponiegasbildung gering. Das Deponiegasbildungspotential der Altablagerung ist insgesamt sehr gering. Außerhalb der Altablagerung wurden keine Deponiegasmessungen im Untergrund oder Raumluftmessungen in angrenzenden unterirdischen Objekten durchgeführt. Aufgrund der geringen Konzentrationen innerhalb der Umschließung sowie der Tatsache, dass die Altablagerung vollständig umschlossen wurde, ist keine Ausbreitung von Deponiegas außerhalb der Altablagerung zu erwarten.

Mittels einer kontinuierlichen Wasserstandsaufzeichnung der Pegel innerhalb der Umschließung, der Kammern sowie außerhalb des Dichtwandbauwerkes wird der ordnungsgemäße Betrieb dokumentiert. Aus den vorliegenden Berichten wird deutlich ersichtlich, dass der Wasserstand innerhalb der Umschließung um mindestens 0,5 m tiefer gegenüber dem Referenzwasserstand außerhalb der Umschließung lag. Weiters wurde die gesamte Oberfläche der Altlablagerung "Langes Feld" sowie "Koller I+II" und "Wagramer Straße 1" mit einer mineralischen Dichtung versehen und hierdurch die Neubildung von Sickerwässer unterbunden. Die zulässige Entnahmemenge von 19,4 l/s (≈ 580.000 m³/a) wird weit unterschritten.  Insgesamt lässt sich ableiten, dass ein nennenswerter Austritt von Sickerwasser aus der Umschließung in das umliegende Grundwasser unterbunden wird.

Das aus dem Zentralbrunnen kontinuierlich gepumpte Wasser zeigt noch den Einfluss organischer und mineralischer Abfälle. Mittelfristig ist für den bauschutttypischen Parameter Sulfat noch mit leicht erhöhten Werten gegenüber der lokalen Hintergrundbelastung zu rechnen. Betreffend den Parameter Ammonium liegen noch erhöhte Werte innerhalb der Umschließung vor, welche aber langfristig absinken sollten. Erhebliche Belastungen mit Schadstoffen werden seit 2004 nicht mehr nachgewiesen.

Betrachtet man den Grundwasseranstrom und Abstrom der Altlast lässt sich erkennen, dass bereits im Anstrom der Altlast eine lokale Belastung des Grundwassers mit Härtebildnern und Streusalzen besteht. Ein signifikanter Einfluss der Altlast auf den Grundwasserabstrom bzw. ein Austrag von Schadstoffen aus der Altablagerung ist nicht mehr erkennbar.

Zusammenfassend lässt sich aussagen, dass aufgrund des Dichtwandbauwerks inklusive aktiver Entgasung sowie aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Altablagerung mit keiner Deponiegasmigration in die umliegenden Bereiche mehr zu rechnen ist. Die Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen bestätigen, dass ein Schadstoffeintrag in das umliegende Grundwasser verhindert wird bzw. innerhalb der Umschließung auch keinen hohen Schadstoffkonzentrationen im Grundwasser mehr vorliegen. Ammonium innerhalb der Umschließung ist weiter erhöht und wird nur langfristig abnehmen. Bei ordnungsgemäßem Betrieb ist mit keinem nennenswerten Eintrag von Sickerwasser in das Grundwasser zu rechnen. Die Altlast ist als gesichert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung:  Mai 2016