Altlast N7: Mülldeponie S.A.D.

Bei der Altablagerung "Mülldeponie S.A.D." handelt es sich um die Verfüllung einer ehemaligen Sand- und Kiesgrube. Die Altablagerung umfasst eine Fläche von rund 50.000 m2. Im Zeitraum von 1973 bis 1989 wurde die Grube mit ca. 650.000 m3 Abfällen verfüllt.

Die Altablagerung weist ein hohes Deponiegasbildungspotenzial auf. Eine weitreichende Ausbreitung von Deponiegas wurde bisher nicht festgestellt. Bereichsweise sind die Ablagerungen erheblich mit chlorierten Kohlenwasserstoffen verunreinigt. Durch Sickerwasser aus der Altablagerung wird die Grundwasserqualität deutlich verändert. Die Altablagerung "Mülldeponie S.A.D" stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird vorgeschlagen, die Altablagerung in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wiener Neustadt (Land),
Lichtenwörth,
Lichtenwörth,
802/51, 806/21
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: gefährliche Abfälle,
Industrie-/Gewerbemüll,
Hausmüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 50.000 m²
Volumen Altlast (m³): 650.000 m³
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 27.03.1991
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.07.2017
Priorität: 3
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.07.2017

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Mülldeponie S.A.D.“ liegt östlich von Wiener Neustadt direkt an der Grenze zum Burgenland und der Gemeinde Neudörfl. Auf einer Fläche von ca. 50.000 m2 wurde von 1973 bis 1989 eine ca. 8 m tiefe Sand- und Schottergrube mit ca. 650.000 m3 Abfällen bis 6 m über Gelände verfüllt. Nach Beendigung der Ablagerungstätigkeit wurde die Altablagerung mit mind. 30 cm Lehm und mind. 50 cm Erde abgedeckt.

Im Jahr 1991 wurden innerhalb der Altablagerung 17 Schächte und im Abstrom der Altablagerung 18 Brunnen errichtet. Aus den Brunnen wurde Grundwasser entnommen und in einer Reinigungsanlage gereinigt. Anlagen zur Absaugung von Deponiegas aus den Schächten wurden keine errichtet. Genauere Unterlagen zu den Anlagen und deren Betrieb liegen nicht vor.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung befindet sich ca. 1,1 km südöstlich der östlichen Bruchberandung der Mitterndorfer Senke. Der Untergrund im Bereich der Altablagerung besteht aus einem sandigen Kieskomplex von 7 bis max. 10 m Mächtigkeit. Im Liegenden folgt generell ein schluffiger Sandhorizont der den Grundwasserleiter darstellt und bis zu 6 m mächtig ist. Stellenweise sind darin geringmächtige Schichten feinkörniger Sedimente (Schluffe bis Feinsande) eingelagert. Die Durchlässigkeitsbeiwerte im Grundwasserleiter betragen rund 10 -6 bis 10-5 m/s. Den Grundwasserstauer bilden tertiäre Sedimente (Schluffe und Tone) in einer Tiefe von 10 bis 16 m. Die Staueroberkante ist stark reliefiert, weist mehrere Stauerhochlagen auf und zeigt ein generelles Gefälle von Süden nach Norden. Die lokale Grundwasserströmungsrichtung schwankt zwischen Nordnordost und Nordwesten.

Der Grundwasserleiter weist eine geringe Ergiebigkeit auf. Bestehende Brunnen im Nahbereich der Altablagerung sind zumeist trocken. Im Anstrom und im direkten Abstrom der Altablagerung kann aufgrund der Stauerhochlagen nicht von einem zusammenhängenden Grundwasserleiter gesprochen werden. Erst im Abstrom liegen die stauenden Schichten tiefer und ist ein zusammenhängender Grundwasserleiter mit einer Mächtigkeit von bis zu 7 m ausgebildet. Die grundwasserführenden Schichten weisen in diesem Bereich Durchlässigkeitsbeiwerte von rund 10-5 bis
10-4 m/s auf. Das hydraulische Gefälle kann mit 2 % abgeschätzt werden. Der mittlere Grundwasserflurabstand liegt bei 9 m unter GOK (256 m ü.A.). Die Deponiesohle liegt knapp über dem Grundwasserschwankungsbereich.

Der spezifische Grundwasserdurchfluss wird mit 0,02 m³/d,m abgeschätzt. Für die gesamte Abstrombreite von 650 m ergibt sich ein Grundwasserdurchfluss von rund 10 m3/d. Die Niederschlagsmenge, die im Bereich der Altablagerung versickert, kann mit rund 10 m3/d abgeschätzt werden. Es ist daher davon auszugehen, dass das im Bereich der Altablagerung vorhandene Grundwasser zum großen Teil aus Niederschlagswasser, das im Bereich der Altablagerung versickert, gebildet wird.

Schutzgüter und Nutzungen

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine Ruderalfläche. Im Westen grenzt an die Altablagerung die Altablagerung „Deponie Wallner-Tiess“, die sich in der Gemeinde Neudörfl im Burgenland befindet. Das Siedlungsgebiet von Neudörfl reicht bis ca. 100 m an die Altablagerung heran. Östlich befindet sich angrenzend und getrennt durch einen Wall eine weitere Deponie, bei der die Ablagerungstätigkeiten erst nach 1989 begonnen haben. Südlich bzw. auch östlich der Altablagerung beginnt der Zillingdorfer Wald. Unmittelbar nördlich der Altablagerung befindet sich neben einem unterkellerten Wohnhaus eine weitere Altablagerung mit Ablagerung von Bodenaushub, Bauschutt, Gartenabfälle und Hausmüll.

Nach Beendigung der Ablagerungstätigkeiten im Jahr 1997 wurde die Deponie mit Erde abgedeckt. Unmittelbar südlich der gegenständlichen Altablagerung befinden sich zwei nicht unterkellerte Gebäude bzw. Hallen.

Die Altablagerung liegt außerhalb des Geltungsbereiches der Rahmenverfügung zum Schutz des Grundwasservorkommens in der Mitterndorfer Senke. Es befinden sich keine wasserrechtlich bewilligten Grundwasserentnahmen im Umfeld der Altablagerung. Das Grundwasser wird in einem Umkreis von 1 km nicht für Trinkwasserzwecke genutzt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der „Mülldeponie S.A.D.“ handelt sich um eine ehemalige Sand- und Kiesgrube, die von 1973 bis 1989 verfüllt wurde. Die Altablagerung umfasst eine Fläche von rund 50.000 m² und ein Volumen von etwa 650.000 m³. Nach Beendigung der Ablagerungstätigkeit wurde die Altablagerung mit bindigen Material abgedeckt.

Bei Grundwasseruntersuchungen Anfang der 90er Jahre wurden eine starke Verunreinigung des Grundwassers mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen und eine deutliche Beeinflussung des Grundwassers durch die Deponie festgestellt. Zur selben Zeit durchgeführte Deponiegasmessungen zeigten hohe Konzentrationen an LCKW in der Ablagerung, sowie auch eine hohe Deponiegasproduktion.

Die aktuellen Deponiegasuntersuchungen zeigten nach wie vor hohe Deponiegaskonzentrationen. Die Methankonzentrationen lagen fast flächendeckend über 20 Vol.-%. Die Kohlendioxidkonzentrationen lagen fast durchwegs zwischen 30 Vol.-% und 40 Vol.-%. Die Sauerstoffgehalte waren entsprechend den anaeroben Verhältnissen gering. Auch bei Absaugversuchen, bei denen tendenziell eine Abnahme der Konzentrationen im Verlauf beobachtet werden konnte, wurden hohe Deponiegaskonzentrationen gemessen.

Aktuell wurden im Deponiegas teilweise sehr hohe CKW-Konzentrationen analysiert und als maßgebliche Einzelsubstanz Dichlormethan identifiziert. Stellenweise wurden leichtflüchtige aromatische und aliphatische Kohlenwasserstoffe im Deponiegas festgestellt. Bei den Absaugversuchen wurden im Vergleich zu den Messungen in den temporären Messstellen tendenziell geringere Schadstoffkonzentrationen im Deponiegas gemessen. Dennoch ergaben sich bei einzelnen Absaugversuchen erhebliche Schadstofffrachten (z.B. 88 g CKW/8 Stunden)

Die aktuelle Deponiegasbildung und das Reaktionspotential der Altablagerung sind nach wie vor als hoch zu beurteilen. Die CKW-Belastungen des Ablagerungsmaterials sind zum Teil noch erheblich.

Wie auch schon bei den früheren Untersuchungen konnte aktuell keine Beeinträchtigung der Raumluft durch die Altablagerung bei dem nördlich gelegenen unterkellerten Wohnhaus festgestellt werden. Es bestehen daher keine unmittelbaren Gefahren durch die Ausbreitung von Deponiegas. Anfang der 90-er Jahre wurden innerhalb der Altablagerung „Gasbrunnen“ errichtet. Es wurde allerdings keine Anlage zur Entgasung der Altablagerung installiert.

Die Grundwasseruntersuchungen aus den 90er Jahren zeigten eine massive Beeinflussung des Grundwassers durch die Altablagerung. Lagen die CKW-Konzentrationen zu Beginn der 90er-Jahre noch im zweistelligen Milligramm-Bereich wurden bei den aktuellen Untersuchungen nur vereinzelt Konzentrationen knapp oberhalb des Prüfwertes gemäß ÖNORM S 2088-1 bestimmt (max. 22,8 µg/l). Die bei früheren Untersuchungen maßgebliche Einzelsubstanz Dichlormethan war bei den aktuellen Untersuchungen im Grundwasser kaum noch nachweisbar.

Neben den CKW-Belastungen wurden im Grundwasser erhöhte Konzentrationen vor allem bei den Metallen Arsen und Nickel sowie Benzol festgestellt. Teilweise lagen sehr hohe Ammoniumkonzentrationen vor. Aufgrund des sehr geringen Grundwasserdurchflusses im Abstrombereich der Altablagerung ergeben sich weder bei CKW noch bei anderen Stoffen erhebliche Frachten. Anfang der 90-er Jahre wurden Sperrbrunnen am unmittelbaren Abstromrand der Altablagerung errichtet. Es liegen keine ausreichenden Unterlagen vor, um den Betrieb der Sperrbrunnen und deren Wirkung beschreiben zu können.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Altablagerung ein hohes Deponiegasbildungspotenzial aufweist. Eine weitreichende Ausbreitung von Deponiegas wurde bisher nicht festgestellt. Bereichsweise sind die Ablagerungen erheblich mit CKW verunreinigt. Durch Sickerwasser aus der Altablagerung wird die Grundwasserqualität deutlich verändert. Die Altablagerung „Mülldeponie S.A.D“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: groß

Die Altablagerung hat ein Volumen von 650.000 m³. Das Volumen jener Ablagerungen, die erheblich mit CKW erheblich verunreinigt sind, ist aufgrund der bisherigen Untersuchungen nicht quantifizierbar. Aufgrund der Absaugversuche in den Gasbrunnen ist davon auszugehen, dass nur lokal erhebliche CKW-Verunreinigungen vorhanden sind. Die aktuell nur mehr geringen CKW-Konzentrationen im Grundwasser weisen auf eine begrenzte CKW-Menge in der Altablagerung hin. Das Schadstoffpotenzial wird als groß bewertet.

Ausbreitung der Schadstoffe: lokal

Im unmittelbaren Abstrombereich sind nur an einzelnen Messstellen die CKW-Konzentrationen erhöht. Schadstofffahnen sind nur bereichsweise ausgebildet und maximal 100 m lang. Die CKW-Frachten im Grundwasser sind gering.

Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar

Die Altablagerung liegt außerhalb des Geltungsbereiches der Rahmenverfügung zum Schutz des Grundwasservorkommens in der Mitterndorfer Senke. Das Grundwasser wird in einem Umkreis von 1 km nicht für Trinkwasserzwecke genutzt. Das Grundwasser ist im Bereich der Altablagerung gering ergiebig.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt vor, die Altablagerung "Mülldeponie S.A.D." in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

 

Datum der Texterstellung:     Mai 2016