Gesicherte Altlast K28: Jungfer Akkumulatorenfabrik

Am Altstandort „Jungfer Akkumulatorenfabrik“ in Feistritz im Rosental wurde seit dem 16. Jahrhundert Eisen und seit dem Jahr 1939 Blei verarbeitet. Im Bereich des Altstandortes sind der Untergrund und das Grundwasser erheblich mit Metallen verunreinigt. Vom Gelände des Altstandortes abfließende Niederschlagswässer verunreinigten die entlang des Altstandortes fließende Feistritz.

In den Jahren 2013 bis 2014 wurde die Geländeoberfläche des Altstandorts gegen das Eindringen von Niederschlagswässern abgedichtet. Zur Fassung und Ableitung von Hang- und Niederschlagswässern wurden Wasserfassungen errichtet. Ein Kontakt von Niederschlagswasser mit dem kontaminierten Untergrund sowie der unkontrollierte oberflächliche Abfluss werden durch die Sicherungsmaßnahmen verhindert. Die Verunreinigungen der Feistritz (Sediment, Bachwasser) haben sich deutlich verringert. Die Verunreinigungen des Untergrundes und des Grundwassers im Bereich des Altstandortes sind nahezu unverändert.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Klagenfurt-Land,
Feistritz im Rosental,
Feistritz im Rosental,
527/1, 527/2, .49/2
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Herstellung von Batterien und Akkumulatoren
Fläche Altlast (m²): 49.000 m²
Volumen Altlast (m³): 85.000 m³
Schadstoff(e) Metalle (Blei)
Mineralölkohlenwasserstoffe
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.11.2010
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.11.2010
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 15.10.2021
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Abdeckungen (Oberflächenabdeckung)

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Die Altlast liegt am Südrand der Gemeinde Feistritz im Rosental, am Beginn des Bärentales. Seit dem 16. Jahrhundert wurden am Standort Metalle verarbeitet, im Jahr 1939 begann die Produktion von unterschiedlichen Bleiakkumulatoren. Ab dem Jahr 1959 wurden eine Batterieverwertungs- und Bleirecyclinganlage betrieben. Die Akkumulatorenproduktion wurde 1998 großteils eingestellt.

Untergrundverhältnisse

Die Talsohle der Feistritz wird aus jungtertiären Bärentalkonglomeraten aufgebaut. Überlagert werden diese von Süd nach Nord und von Ost nach West einfallenden Konglomerate von quartären Grundmoränenmassen sowie von unterschiedlich mächtigen holozänen Talfüllungen. Die Mächtigkeit der Grundmoräne sowie der holozänen Talfüllungen ist im Bereich des Altstandortes stark schwankend, im Süden bis > 10 m, im Norden teilweise wenige Zentimeter. Diese Lockersedimente bestehen aus wechselnden Anteilen von Steinen, Kiesen und Sanden unterschiedlicher Korngröße.

Die Grundmoräne bzw. Talfüllung bildet einen schmalen Grundwasserkörper, welcher durch die anstehende Konglomeratschicht begrenzt ist. Die Grundwassermächtigkeit beträgt im Süden 7 m und mehr, im Norden teilweise nur wenige Dezimeter. Der Grundwasserspiegel liegt im Süden bei ca. 516 m ü. A., im Norden bei ca. 496 m ü. A. Die Durchlässigkeit der grundwasser­führenden Schichten liegt zwischen 1,5 x 10-3 und 2,5 x 10-4 m/s. Die Grundwasserfließrichtung ist von Süd nach Nord gerichtet. Im nördlichen Drittel des Altstandortes ist eine höher gelegene Konglomeratbank vorhanden, die eine Sperre für das Grundwasser darstellt, sodass in diesem Bereich die Grundwasserfließrichtung nach Westen, Richtung Feistritz, schwenken dürfte. Das Grundwassergefälle bewegt sich im Bereich von 2 bis 8 %. Der Grundwasserkörper hat eine Breite von ca. 40 m.

Die Feistritz wurde im Bereich des Altstandortes und darüber hinaus teilweise mit Betonmauern eingefasst. Mehrere Betonwehre sind im Bereich des Altstandortes vorhanden. Aufgrund der Bachsohle aus Konglomeratgestein und der teilweisen Einfassung der Feistritz mit einer Betonmauer ist anzunehmen, dass dieses künstliche Gerinne in Teilbereichen nicht mit dem Grundwasser kommuniziert.

Die unter dem Altstandort verlaufende Druckrohrleitung der Bärentaler Kraftwerke wird durch die Feistritz gespeist. Vor dem Altstandort wird das Feistritzbachwasser gefasst, durch die Druckleitung und das Kraftwerk in ca. 2 km Entfernung geschleust und anschließend wieder in das ursprüngliche Bachbett der Feistritz geleitet. Im Zeitraum von 2006 bis 2009 wies die Feistritz eine Gesamtabflussmenge auf Höhe des Altstandortes von 9 bis 35 l/s und im Mittel eine Abflussmenge von 18 l/s auf. Nach der Wiedereinleitung (rund 500 m flussab des Altstandortes) wurde ein mittlerer Abfluss von 600 l/s und vor der Mündung in die Drau von rund 1.200 l/s ermittelt.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort wird zurzeit industriell genutzt. Die nebenstehende Abbildung zeigt Luftbilder des Altstandortes vor und nach der Sicherung. Nördlich des Altstandortes befinden sich einige Einfamilienhäuser. Es sind 3 Nutzwasserbrunnen im Abstrom des Altstandortes bekannt. Der Brunnen „Camping“ befindet sich rund 1,3 km, der Brunnen „Schöffmann“ rund 1,4 km und der Brunnen „Verbund“ rund 1,7 km im Abstrom des Altstandortes. Auf dem Altstandort befindet sich ein Werksbrunnen. Im näheren Abstrom des Altstandortes sind keine weiteren Grundwassernutzungen bekannt. Im weiteren Abstrom (ca. 4 km) befindet sich der wasserwirtschaftlich bedeutende Grundwasserkörper der Drau.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Der Altstandort „Jungfer Akkumulatorenfabrik“ weist eine lange Nutzungsgeschichte auf. Seit dem 16. Jahrhundert bis ins Jahr 1933 wurde am Standort Eisen verarbeitet, von 1939 bis 1998 wurden Akkumulatoren und Batterien erzeugt und zum Teil Altbatterien verwertet und Bleirecycling durchgeführt. Im Jahre 1998 wurde die Akkumulatorenfabrik größtenteils stillgelegt. Am Werksgelände kam es im Laufe der Jahre zu großräumigen Anschüttungen und Umlagerungen, die hauptsächlich zur Geländenivellierung dienten. Die Anschüttungen sind hinsichtlich der Mächtigkeit und Verunreinigung sehr unterschiedlich. Die Auffüllungen reichen bis zu 8 m unter die heutige Geländeoberkante. Der Altstandort weist eine Fläche von 49.000 m² auf.

Die Ergebnisse der Feststoffuntersuchungen des Untergrundes zeigen bei mehr als der Hälfte der untersuchten Proben massive Bleikontaminationen bis in Tiefen von 8 m unter Gelände und zum Teil deutlich erhöhte Konzentrationen an Antimon, Arsen, Cadmium, Kupfer und Zink. Die massivsten Untergrundbelastungen traten in Anschüttungsbereichen, die sich im gesamten Längsverlauf auf der nördlichen, der Feistritz zugewandten Seite des Altstandortes befinden, auf. Der Bereich mit tiefreichenden Anschüttungen und hohen Bleikonzentrationen kann mit rund 25.000 m² und rund 85.000 m³ abgeschätzt werden. Die Gesamtmenge an Blei im Untergrund kann grob mit 2.000 t abgeschätzt werden.

Weiters wurden zum Teil Untergrundkontaminationen mit Kohlenwasserstoffen festgestellt. Die Belastungsschwerpunkte an Kohlenwasserstoffen befinden sich einerseits an lokalen Eintragspunkten von Lager- und Manipulationsbereichen und andererseits im Bereich von Anschüttungen. Die Kontaminationen an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen beschränken sich auf die erwähnten Anschüttungsbereiche und waren aufgrund der Ergebnisse der Eluatanalysen und des Fehlens von Naphthalin als wenig mobil zu beurteilen.

Die am Altstandort entnommenen Bodenproben weisen bei den Parametern Blei und Antimon massive, bei Arsen und Cadmium sowie bei polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, Fluorid, Dioxinen, Zink und Kupfer vereinzelt Kontaminationen auf.

Im Bereich des Altstandortes stellt sich der Grundwasserkörper als ein schmaler Grundwasserbegleitstrom zur Feistritz dar. Im unteren, nördlichen Drittel des Altstandortes bildet der Grundwasserstauer eine Barriere (Stauerhochlage) in Ostwestrichtung. Vermutlich wird der gesamte Grundwasserstrom in Richtung Feistritz umgelenkt. Das Grundwasser ist im Bereich des Altstandortes vor allem mit Blei und Antimon verunreinigt.

Trotz des relativ kleinen Abflussquerschnitts (geringe Mächtigkeit, schmaler Grundwasserstrom) ist aufgrund der guten Durchlässigkeit des Untergrunds und des sehr hohen Grundwasserspiegelgefälles der Grundwasserdurchfluss erheblich. Ausgehend von den gemessenen Schadstoffkonzentrationen ergibt sich eine erhebliche Schadstofffracht im Grundwasser. Aufgrund der hydrogeologischen Standortbedingungen ist nicht davon auszugehen, dass die in den mehr als einen Kilometer entfernten Nutzwasserbrunnen zeitweise festgestellte Verunreinigung des Grundwassers mit Blei in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den Untergrundverunreinigungen am Standort steht.

Das Bachwasser als auch das Bachsediment der Feistritz waren im Bereich des Altstandortes mit Blei und Antimon verunreinigt. Eine Belastung des Bachsedimentes der Feistritz mit Blei war bis in eine Entfernung von ca. 2 km flussab des Altstandortes (bis zur Einmündung in die Drau) nachweisbar.

Die deutlichen Schadstoffbelastungen im Wasser und im Sediment der Feistritz waren auf Schadstoffemission aus dem Bereich des Altstandortes zurückzuführen. Die Belastungen im Bachsediment reichen bis zur Mündung der Feistritz in die Drau. Es wird angenommen, dass der Eintrag von Blei in die Feistritz hauptsächlich über oberflächlich abfließendes oder abgeleitetes Niederschlagswasser aus dem Bereich des Altstandortes erfolgt ist.

Zusammenfassend war festzustellen, dass der Altstandort eine massive Boden- und Untergrundbelastung mit Metallen aufweist. Ausgehend von diesen erheblichen Kontaminationen wurde die Feistritz und das Grundwasser insbesondere mit Blei verunreinigt. Die Schadstoffemissionen in die Feistritz und in das Grundwasser waren erheblich.

 

SICHERUNGSMAßNAHMEN

Seit 2013 werden am Altstandort folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Errichtung Oberflächenabdichtung, Wasserfassungen und Ableitungen (Frühjahr 2013 bis April 2014)
  • Kontrolluntersuchungen vor und während der Errichtung der Sicherungsanlagen
    • Grundwasseruntersuchungen an 5 Terminen (März 2013- Dezember 2013)
    • Bachwasseruntersuchungen an 5 Terminen (März 2013- Dezember 2013)
    • Bachsedimentuntersuchungen an 5 Terminen (März 2013- Dezember 2013)
  • Kontrolluntersuchungen nach Errichtung der Sicherungsanlagen
    • Grundwasseruntersuchungen an 14 Terminen (Juni 2014- zweites Halbjahr 2020)
    • Bachwasseruntersuchungen an 7 Terminen (November 2014 – zweites Halbjahr 2020)
    • Bachsedimentuntersuchungen an 6 Terminen (November 2014 – zweites Halbjahr 2020)

Beschreibung der Maßnahmen

Von Frühjahr 2013 bis April 2014 wurde die Altlast an der Oberfläche gegen das Eindringen von Niederschlagswasser und zur Verhinderung von oberflächigem Abfluss von Niederschlagswasser in die Feistritz abgedichtet und mehrere Wasserfassungen errichtet. Die Abdichtung besteht aus Asphaltbeton, einer bituminösen Tragschicht und weiteren Trag- und Ausgleichsschichten. Zur Fassung der Hangwässer wurde eine Drainage hergestellt. In weiterer Folge werden die Hangwässer über Kanäle unter der Oberflächenabdichtung in die Feistritz geleitet. Die Niederschlagswässer die im Bereich der Oberflächenabdichtung anfallen werden über Entwässerungsmulden gefasst und ebenso wie die Dachwässer in die Feistritz abgeleitet. Die Schmutzwasserkanäle wurden neu errichtet und über ein Pumpwerk an die Ortswasserkanalisation angeschlossen.

Im Zuge der Sicherung wurden die Gebäude der Akkumulatorenfabrik teilweise abgerissen und entsorgt. Die zum Teil undichte Druckleitung der Bärentaler Kraftwerke, die zentral unter dem Altstandort verlaufen ist, wurde stillgelegt, versiegelt, verfüllt und an der südöstlichen Grenze des Altstandortes neu errichtet.

Beurteilung der Maßnahmen

Durch die Oberflächenabdichtung wird ein Eintrag von Blei in die Feistritz durch oberflächlich abfließendes Niederschlagswasser verhindert. Im Bachsediment ist ein deutlicher Rückgang der Bleibelastungen erkennbar, die Schadstoffgehalte im Bachwasser haben sich wesentlich verringert und liegen unter den Sanierungszielwerten.

Die Belastungen des Grundwassers im Bereich des Altstandortes haben sich nicht verringert, was auf den teilweisen Einstau der verunreinigten Ablagerungen zurückzuführen ist. Eine Absenkung des Grundwasserstandes im Bereich des Altstandortes in Folge der Abdichtungsmaßnahmen ist nicht erkennbar. Durch die Sicherungsmaßnahmen ist mittelfristig mit keiner Verbesserung der Grundwasserqualität im Bereich des Altstandorts zu rechnen.

Eine Ausbreitung von Schadstoffen in den Grundwasserabstrom findet nicht statt, da das verunreinigte Grundwasser am nördlichen Ende des Altstandortes an einer natürlichen Barriere in die Feistritz umgeleitet wird. Aufgrund der Verdünnung des Grundwassers in der Feistritz bleiben die Schadstoffkonzentrationen im Bachwasser unter den Sanierungszielwerten und es ist kein erheblicher Einfluss auf die Bachwasserqualität erkennbar.

 

Datum der Texterstellung: April 2021