Auf 3.000 m² wurde der Untergrund in einem Ausmaß von mehr als 5.000 m³ mit 1.1.1‑Trichlorethan und Trichlorfluormethan, untergeordnet auch mit Tri- und Tetrachlorethen, kontaminiert. Ausgehend davon erfolgte eine Verunreinigung des Grundwassers und eine weitreichende Ausbreitung von 1.1.1‑Trichlorethan und 1.1-Dichlorethan bis in eine Entfernung von über 800 m. Von 2004 bis 2009 erfolgten im Schadensbereich eine Bodenluftabsaugung. Die Wirksamkeit der Maßnahmen wurde durch Kontrolluntersuchungen nachgewiesen. Es kann davon ausgegangen werden, dass keine erheblichen Verunreinigungen des Untergrundes mit LHKW mehr vorliegen. Ein Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser ist nicht mehr erkennbar. Die Schadstofffahne hat sich zurückgebildet.
* Die Altlast K23 "Pale" wurde vorab als saniert in das Altlastenverzeichnis aufgenommen. Eine rechtsverbindliche Ausweisung in der Altlastenatlasverordnung wird erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Bezirk:
Gemeinde: Katastralgemeinde: Grundstücksnummern: |
Wolfsberg,
Wolfsberg, St. Stefan, 11/10, 11/11, 12/7, 12/8, 301/1 |
Lage der Altlast : | Altlast im GIS anzeigen |
Art der Fläche: | Altstandort |
Branche: | Kunststoffprodukte und -verarbeitung |
Ergebnis Beurteilung: | erhebliche Kontamination |
Fläche Altlast (m²): | 12.000 m² |
Volumen Altlast (m³): | 5.000 m³ |
Schadstoff(e) | Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
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Datum Eintrag Altlastenatlas: | 24.06.2002 |
Datum der Prioritätenfestlegung: | 16.09.2002 |
Priorität: | 2 |
Status Maßnahme: | abgeschlossen |
Art der Maßnahme: | Dekontamination |
Sanierungsverfahren: | Pneumatische Maßnahmen (Bodenluftabsaugung) |
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: | 16.09.2001 |
BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE
Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten
Der ehemalige Produktionsstandort des Schi- und Snowboarderzeugers Pale befindet sich in einem Industriegebiet im Süden von Wolfsberg in Kärnten. Bis Mitte der 1950er Jahre befand sich am 26.000 m² großen Standort ein Betrieb der Lavanttaler Braunkohlegewinnungsgesellschaft. Mit dessen Stilllegung wurde der Betrieb zu einer Tischlerei ausgebaut und im Jahr 1964 mit der Produktion von Skiern – in den letzten Betriebsjahren auch von Snowboards – begonnen. In den ersten Betriebsjahren erfolgten kleinere An- und Umbauten, bis 1972 dann eine kontinuierliche Erweiterung des Werks von Norden nach Süden. 1989 ereignete sich ein Brand in einem untergeschossigen Lacklager. Im Anschluss bzw. bis 1995 wurde der Betrieb auf seine finale Größe ausgebaut. Im Jahr 2008 wurde die Produktion vollständig eingestellt.
Die Produktion von Ski und Snowboards erfolgte in vier Hauptarbeitsschritten. In der Fassonierung wurden die einzelnen Ski-Lagen mittels CNC‑Fräsen geschnitten. Die gefrästen Teile kamen dann in ein mit Trennmittel benetztes Formteil aus Aluminium und Stahlblechen. Der Aufbau eines Skis bzw. Snowboards umfasste den Belag mit Stahlkanten, eine Leim- oder Polyurethan-Lage (PU), ggf. einen Holzkern, eine weitere Leim- oder PU-Lage und die Oberfläche. Die zusammengesetzten Skier bzw. Snowboards wurden in der Formung bei einer Temperatur von 60 bis 110 C° und einem Druck von 60 bar verpresst, die Aushärtung erfolgte im Anschluss innerhalb von 20 Minuten. Bei dem ausgehärteten Produkt wurden dann die Oberflächen und der Belag nass geschliffen. Im vierten Schritt wurden abschließend in den Lackierereien die Ski-Oberflächen mittels Siebdrucktechnik und die Oberflächen der Snowboards mit Thermodiffusionstechnologie gestaltet und eine Schutzlackschicht aufgebracht.
Der Standdort kann grob in vier Hallen (A bis D) eingeteilt werden, wobei die beschriebene Fertigung primär im Bereich A und B erfolgte und der Altstandort bzw. die Produktion vor 1990 auf einen 8.300 m² großer Teilbereich des Standortes begrenzt war.
Die ersten Produktionsanlagen befanden sich in Bestandsgebäuden, die zum Gebäude "Teil A" ausgebaut wurden. Betreffend altlastenrelevante Anlagen und Tätigkeiten waren dort ein Trennmittellager, eine Lackiererei und eine Kantenwaschanlage situiert. Nach diversen Um- und Zubauten lagen in diesem Bauteil zudem die Schlosserei und die Einrichtungen zur Teilevorbereitung. Gelagert wurden im nicht überdachten Gang – der an der östlichen Außenmauer der Halle A verlief – rund 2.000 kg Trennmittel (ACMOS 35-3035: Gemisch aus Erdöl- und Kohlenteerdestillaten und bis 30 Vol.-% Dichlormethan). Zum Waschen der Kanten wurde zwischen 1974 und 1980 1.1.1-Trichlorethan verwendet und jährlich rund 500 l verbraucht.
Im Gebäudeteil B waren mehrere Schäumereien sowie diverse Lackier- und Trockenräume situiert. Als Treibgas zum Schäumen von PU-Kernen wurde Trichlorfluormethan eingesetzt. Der Verbrauch an PU lag in diesem Bereich bei rund 1.500 kg pro Tag. Zum Durchspülen der Anlagen bzw. Schläuche den Schäumereien wurde von 1980 bis 1994 ebenfalls 1.1.1-Trichlorethan verwendet, der jährliche Verbrauch betrug in diesem Bereich 200 - 300 l. Sicherheitsvorkehrungen wie lösungsmittelbeständige Wannen oder dichte Böden gab es keine.
Neben den genannten Schadstoffen wurden in der Teilevorbereitung und den Lackierereien Harze (EPOXID, Acrylharze), Kleber und Lacke sowie Verdünner und Reiniger eingesetzt. Über die Bauteile verteilt existierten zudem mehrere Tanks und Chemikalienlager (Hydrauliköl, Nitrolager und Lack‑, Kleberlager) sowie Wannen für Schleifwässer und Öl in den Hallen.
Untergrundverhältnisse
Der Altstandort befindet sich im Lavanttal auf einer bis zu 2 m mächtigen Schicht aus sandig kiesigem Anschüttungen. Darunter bilden alluviale sandige bis feinsandige Sedimente mit unterschiedlichen Schluff- und Kiesgehalten einen 10 bis 12 m mächtigen Aquifer, der im Liegenden zu grobklastischen Sedimenten übergeht. Ein tonig-schluffiger Horizont bildet den Stauer.
Die Grundwasserflurabstände verringern sich von ca. 6 bis 7 m am Altstandort auf rund 3 bis 4 m in den näher zur Lavant gelegenen Messstellen. Die Mächtigkeit des Grundwasserkörpers beträgt etwa 4 bis 5 m. Die Fließrichtung verläuft im Bereich des Standortes in Richtung West bis Südwest zur ca. 700 m entfernten Lavant und schwenkt mit zunehmender Nähe zur Lavant nach Südsüdwest. Das Grundwassergefälle beträgt rund 1 %. Aus der für den Grundwasserleiter ermittelten mittleren Durchlässigkeit von kf 10-4 m/s ergibt sich ein spezifischer hydraulischer Durchfluss pro Meter Abstrombreite von rund 0,4 bis 0,5 m³/d.
Schutzgüter und Nutzungen
Der Altstandort wird heute gewerblich genutzt. In den großen Hallen A und B befindet sich ein Sportfachgeschäft. Eine Produktion von Sportartikeln erfolgt nicht mehr. Der Altstandort ist zu über 95 % überbaut und mit Freiflächen nahezu vollständig versiegelt. Nur am Westrand des Altstandortes existiert eine kleine Grünfläche.
Die südlich an den Altstandort anschließenden großen Hallen C und D werden von Autohändlern genutzt. Im Osten grenzt an den Altstandort eine Abbaufläche an. Nördlich und westlich des Altstandortes beginnt ein Siedlungsgebiet mit Ein- und Mehrfamilienhäusern.
Der Standort liegt im Grundwasserkörper Lavanttal (Drau) mit einem eher geringmächtigen, oberflächennahen Grundwasser. In einer Entfernung von 200 bis 900 m stromab des Altstandortes liegen mehrere Nutzwasserbrunnen, u.a. ein Brunnen eines Maschinenwerks. Brunnen zur Trinkwassernutzung sind in der näheren Umgebung nicht bekannt. Rund 700 m westlich des Standortes fließt die Lavant, 300 südlich der Pailbach, der in die Lavant mündet.
GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG
Von 1964 bis 2008 wurden auf dem 8.300 m² großen Altstandort von der Firma Pale Ski und Snowboards produziert. Dabei wurden in den unterschiedlichen Produktionsschritten diverse Betriebsmittel, wie Harze (EPOXID, Acrylharze), Kleber, Lacke, Verdünner und Reiniger, Trenn- und Lösungsmittel eingesetzt. Von 1974 bis 1994 wurden große Mengen an 1.1.1-Trichlor-ethan, zuerst zum Kantenwaschen und später zur Reinigung, verwendet. Weiters wurde Trichlorfluormethan als Treibmittel zur Erzeugung von Polyurethanschäumen verwendet.
Ausgehend von den Bereichen der Kantenwaschanlage und den Schäumereien wurde der Untergrund im zentralen Bereich des Standortes massiv mit Trichlorfluormethan und 1.1.1-Trichlorethan kontaminiert. Zudem wurden lokal erhöhte Bodenluftkonzentrationen für Tri- und Tetrachlorethen festgestellt. Insgesamt wurde der Untergrund auf einer Fläche von 3.000 m² und ein Volumen von mehr als 5.000 m³ erheblich mit LHKW verunreinigt.
Von der Kontamination ausgehend wurde das Grundwasser mit 1,1,1-Trichlorethan verunreinigt. Neben 1.1.1-Trichlorethan wurde zudem 1.1-Dichlorethan im Grundwasser festgestellt. Tri- und Tetrachlorethen sowie das sehr leicht flüchtige aber in Wasser weitgehend nicht löslich Trichlorfluormethan wurden nur in geringen Konzentrationen nachgewiesen. Mit dem Grundwasserstrom hatten sich die chlorierten Ethane in Richtung Westen bzw. Südwesten ausgebreitet. In mehreren 600 bis 800 m entfernten Brunnen waren 1.1.1-Tri- und 1.1-Dichlorethan noch in erhöhten Konzentrationen nachweisbar.
Beschreibung der Maßnahmen
Im März 2004 begann eine Bodenluftabsaugung der ungesättigten, kontaminierten Bodenzone. Dazu wurden die bereits zur Erkundung errichteten stationären Bodenluftmessstellen (DN 300, Tiefe 5,1 m, Ausbau mit Stahlrohren DN 1½") zu Sanierungspegeln umgerüstet. Verwendet wurden die im Zentrum der LHKW-Kontamination situierten Pegel SBI (Vorbereitung), SBII (Kantenwaschanlage), SBIV (Schäumerei Ski-/Snowboard) und SBV (Schäumerei Ski) sowie die am Parkplatz liegenden Messstellen SB VI und SBVII. Die Absaugung erfolgte über zwei Bodenluftabsauganlagen INSAAN (Typ 50) mit je einem nachgeschalteten AK-Filter. Die Anlage A erfasste die Pegel am Parkplatz, die Anlage B die weiteren vier Absaugpegel.
Die Inbetriebnahme der Sanierungsanlage erfolgt im März 2004. Die Absaugung dauerte bis Dezember 2009 und erfolgte mit einer Absaugleitung von 170 m³/h. Parallel dazu erfolgten regelmäßige Grundwasserkontrollanalysen an ausgewählten Messstellen.
Beurteilung der Wirksamkeit Maßnahmen
An der Altlast wurden von 2004 und bis 2009 Sanierungsmaßnahmen umgesetzt. Im 3.000 m² großen Schadensbereich, der erheblich mit 1.1.1-Trichlorethan (Zentrum und Westen), mit Trichlorfluormethan (Zentrum im Osten) und untergeordnet mit Tetra- und Trichlorethen (Osten) kontaminiert war, wurde aus der ungesättigten Bodenzone Bodenluft abgesaugt und gereinigt. Begleitende dazu erfolgten Bodenluft- und Grundwasserkontrolluntersuchungen.
Die Kontrolluntersuchungen bestätigten, dass der Hauptschadensbereich für Trichlorfluormethan die alte Kantenwaschanlage und für 1.1.1-Trichlorethan die zentralen PU-Schäumereien gewesen sind. Dass bei den Kontrolluntersuchungen im Grundwasser auch 1.1-Dichlorethan auffällig war, ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass sich dieses durch die Dechlorierung von 1.1.1-Trichlorethan, d.h. durch biologischen Abbau im gesättigten Untergrund, gebildet hatte. Einen Hinweis auf die Verwendung von 1.1-Dichlorethan am Standort gab es keinen, zudem war dieser Parameter in der abgesaugten Bodenluft unauffällig.
Sowohl die Bodenluft als auch die Grundwasseruntersuchungen zeigen, dass die Verunreinigung mit leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen – insbesondere mit Trichlorfluormethan und 1.1.1-Trichlorethan – durch die Sanierungsmaßnahmen weitestgehend entfernt wurde und bestätigen die Wirksamkeit der Sanierungsmaßnahme. Es liegen nur noch geringfügige Restbelastungen vor. Nach Abstellen der Sanierungsanlagen zeigten sich keine relevanten Auswirkungen des ehemaligen Schadens im Grundwasser und der Bodenluft mehr. Die Schadstoffahne im Grundwasser hat sich zurückgebildet.
Datum der Texterstellung: März 2024