Mitte der 1990er Jahre wurde der 95.000 m² große, zentrale Bereich der Altlast mit einer Dichtwand umschlossen. Innerhalb der Umschließung wurden mehrere Absenkbrunnen zur Fassung von anfallendem Deponiesickerwasser errichtet. Parallel zu den Sicherungsmaßnahmen erfolgte die Umlagerung eines 8.300 m² großen westlichen Bereiches und eines 1.700 m² großen südlichen Randbereiches auf die umschlossene Fläche. In den Jahren 2008 bis 2010 wurde die Deponie profiliert, abgedeckt und mit einer aktiven Deponiegasfassung und -behandlung ausgestattet. Mittels qualitativer Grundwasserbeweissicherung wurde nachgewiesen, dass von der Altlast keine erheblichen Auswirkungen auf das Grundwasser mehr ausgehen. Die umgelagerten Bereiche sind als dekontaminiert und der umschlossene Bereich der Altlast ist als gesichert zu bewerten.
Bezirk:
Gemeinde: Katastralgemeinde: Grundstücksnummern: |
Spittal an der Drau,
Baldramsdorf, Baldramsdorf, 1629/1, 1632/1, 1632/4, 1637/1, 1637/3, 1637/4, 1638/1, 1639/1, 1639/3, 1639/4, 1640/1, 1640/2, 1640/3, 1640/4, 1642, 1648, 1701/27, .225 |
Lage der Altlast : | Altlast im GIS anzeigen |
Art der Fläche: | Altablagerung |
Deponietyp: | Kommunale Deponie |
Art der Ablagerungen: | Hausmüll,
Bauschutt, Aushubmaterial/Abraum |
Fläche Altlast (m²): | 100.000 m² |
Volumen Altlast (m³): | 700.000 m³ |
Schadstoff(e) | Deponiesickerwasser
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Datum Eintrag Altlastenatlas: | 11.05.1994 |
Datum der Prioritätenfestlegung: | 06.07.1994 |
Priorität: | 2 |
Datum Ausweisung gesichert: | 15.12.2022 |
Datum Ausweisung dekontaminiert: | 15.12.2022 |
Status Maßnahme: | in Betrieb |
Art der Maßnahme: | Sicherung |
Sanierungsverfahren: | Abdeckungen, Vertikale Dichtelemente (Umschließung), Deponiegasmaßnahmen (Deponieentgasung (aktiv)), Räumung (Umlagerung) |
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: | 01.03.2001 |
BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE
Altablagerung
Die Altablagerung liegt 2 km südlich von Spittal an der Drau im ehemaligen Überflutungsbereich der Drau zwischen dem Goldeckabhang im Süden und der Drau im Norden. Ab November 1968 begann die Verfüllungen von – bei Hochwässern entstandenen – Vertiefungen direkt rechtsufrig der Drau. Auf rund 105.000 m² Fläche wurden Hausmüll, Bauschutt, Industrie- und Gewerbemüll sowie vermutlich auch Abraummaterial, Klärschlamm, Schlacken und Aschen ohne weitere technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers abgelagert. Die Ablagerungsmächtigkeit betrug bis zu 11 m. Das Volumen der Altablagerung, d.h. der Verfüllungen bis 1989 ist nicht genau bekannt, kann aber mit 700.000 m³ abgeschätzt werden.
Nach 1989 bis 2008 wurden weitere Abfälle, insbesondere Hausmüll, abgelagert. Die Plateaus der entstandenen Haldenschüttung liegen heute bei 550 bis 565 m über Adria und sind gegenüber dem umliegenden Gelände von 530 m ü. Adria im Norden/Osten bzw. 540 m im Süden/Westen um rund 20 m höher. Das abgelagerte Abfallvolumen beträgt insgesamt rund 1.400.000 m³.
Untergrundverhältnisse
Die Altablagerung liegt im Bereich fluviatiler Sedimente des Drautales. Eine jüngere Abfolge von Schotter und Sanden mit eingeschalteten Blöcken weist eine Mächtigkeit von 4 bis 14 m auf. Darunter lagern bis zu 40 m mächtige limnische Tone und Schluffe. Diese wasserstauenden Sedimente, mit einer Durchlässigkeit von rund 10-8 m/s, werden gegen Westen hin immer sandiger und keilen gegen Westen sowie auch gegen Süden hin aus. In westlicher Richtung gehen die jüngeren Schotter in den darunterliegenden, älteren fluviatilen Schotter übergangslos über, während sich in Richtung Süden der Schotter mit dem Hangschutt des Goldeck verzahnt.
Im Bereich des Draualtarms weist der Aquifer eine Mächtigkeit von 10 m, bei einer Durchlässigkeit von rund 3 bis 6 x 10-3 m/s auf. In den Randbereichen geht die Mächtigkeit auf etwa 3 bis 6 m zurück. Die Grundwasserströmungsrichtung ist Richtung Nordosten gerichtet, die Drau fungiert als Vorfluter. Bei höheren Grundwasserständen schwenkt die Strömungsrichtung schnell auf Richtung Ost um. Im Südbereich der Altablagerung tritt Hangwasser in den Talgrundwasserstrom über, der Grundwasserspiegel liegt dort um bis zu 5 m höher.
Vergleicht man die Wasserstände der Drau mit den Grundwasserständen Drau-seitig direkt außerhalb der Deponieumschließung, so zeigt sich, dass diese ausgeprägt miteinander kommunizieren. Bedingt durch den Schwallbetrieb der Kraftwerke an der Drau (etwa 10 km oberstromig) liegen im Bereich der Altablagerung hohe Tagesschwankungen sowohl im Wasserspiegel der Drau als auch in deren Grundwasserbegleitstrom von bis zu 1 m vor. Das Grundwassergefälle liegt bei 0,1 bis 0,3 % bzw. bei Hochstand bei 0,4 bis 0,8 %. Der spezifische hydraulische Abfluss lässt sich damit grob mit 5 m³/d und der Gesamtabfluss der Altlast bei Hochwasser mit rund 1.000 m³/d abschätzen.
Schutzgüter und Nutzungen
Der zentrale, überwiegende Teil der Altlast umfasst die rekultivierte "Deponie Schüttbach" des AWV - Abfallwirtschaftsverband Spittal/Drau. Auf dem westlichsten Teilbereich der Altlast liegt ein Lagerplatz. Der südliche Randbereich ist Teil der Bodenaushubdeponie des Oberkärntner Baurestmassezentrums. Der überwiegende Teil der Oberflächen ist abgedeckt, Oberflächenwasser wird gefasst und über Teiche in die Drau abgeleitet. Östlich direkt an die Umschließung angrenzend befinden sich eine Kompostieranlage und eine Müllumladestation des AWV. Im Süden schließen sich weitere Bereiche des Baurestmassezentrums an bevor der bewaldete Goldeckhang beginnt.
Im Hang des Goldeck tritt ein Quellhorizont mit 10 Quellen auf. In 1 bis 1,2 km ostsüdöstlicher Richtung liegen 3 Brunnen, die zu Brauchwasserzwecken genutzt werden. Ausgenommen bei Höchstwasserständen der Drau liegen diese Brunnen nicht im Abstrombereich der Ablagerung.
GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG
Auf einer 105.000 m² großen Überflutungsfläche direkt rechtsufrig der Drau wurden ab 1968 bis 1989 rund 700.000 m³ Abfälle abgelagert. Die Schüttungen begannen im Westen. Die Sohle der Altablagerung liegt zumindest in Teilbereichen im Schwankungsbereich des Grundwassers. Ende 2008 wurde die Ablagerung eingestellt, das Gesamtausmaß der Anschüttung beträgt 1,4 Mio. m³.
Deponiegasuntersuchungen im Jahr 1992 zeigten hohe Methan- (bis 67,2 Vol.‑%) und Kohlenstoffdioxidkonzentrationen (bis 20,8 Vol.‑%). Zusätzlich wurden Schwefeldioxid und Merkaptane sowie Benzinkohlenwasserstoffe und leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe nachgewiesen.
Im Grundwasserabstrom der Altablagerung lag eine Verunreinigung mit hausmülltypischen Parametern vor. Die stärksten Beeinflussungen ließen sich in den Grundwassermessstellen im westlichen Ablagerungsbereich und unmittelbar abstromig der jüngsten Schüttungen im Osten (Messstelle K4) nachweisen. Zudem kam es im Grundwasser zu einer Erhöhung der Leitfähigkeit und des chemischen Sauerstoffbedarfs. Sauerstoff war nicht vorhanden. Die Parameter TOC, Ammonium, Kalium, Magnesium, Eisen, Mangan sowie der AOX und Phenolindex waren erhöht.
SANIERUNGS- UND SICHERUNGSMAßNAHMEN
In den Jahren 1994 bis 2010 wurden folgende Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen durchgeführt:
- Umschließung der Altlast mit einer Dichtwand ausgeführt als Schlitzwand inkl. Errichtung von 9 Absenkbrunnen und mehreren Steuer- und Kontrollpegeln,
- Herstellung eines Ableitsystems für die geförderten Pumpwässer in den Kanal, inklusive vorgelagertem Sickerwasserspeicherbecken (zwei geschlossene Becken unterflur),
- Umlagerung von zwei Teilbereichen der Altablagerung auf die umschlossene Fläche,
- Errichtung eines aktiven Deponiegasfassungssystems inkl. einer Gasbehandlung,
- Aufbringung einer Oberflächenabdeckung (Gasfassung- und Wasserhaushaltsschicht),
- Herstellung eines Systems zur Sammlung und Ableitung von Oberflächenwasser inkl.
Retentionsgraben und Retentionsteichen mit Ablaufbauwerk, - Errichtung von ergänzenden Grundwasserkontrollmessstellen.
Beschreibung der Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen
Mitte der 1990er Jahre erfolgte die Umschließung der Altlast mit einer 0,8 m breiten, gegreifert ausgeführten Zweiphasenschlitzwand. Die Einbindung der 1.185 lfm langen Dichtwand erfolgte mindestens 4,5 m in den ca. 10 m unter GOK liegenden Grundwasserstauer. Die dabei umschlossene Gesamtfläche betrug insgesamt rund 95.000 m².
Zur Fassung anfallender Sickerwässer bzw. zur Absenkung des Wasserstandes innerhalb der Umschließung wurden neun gesteuerte Absenkbrunnen "D" errichtet. Zur Steuerung der Brunnen wurden 4 Pegelpaare (benachbarte Pegel jeweils innerhalb und außerhalb der Umschließung) mit Tauchsonden zur kontinuierlichen Messung des Wasserstandes installiert. Durch den Betrieb der Brunnen soll eine Wasserspiegeldifferenz vom Außen- zu Innenwasserspiegel von mindestens 0,5 m erreicht werden. 2015 wurde das Absenkziel dahingehend angepasst, dass eine Differenz von 0,5 m nur mehr bei Grundwasserständen von über 527,5 m ü. Adria erforderlich ist.
Das über die Absenkbrunnen gefasste Wasser wird in einen geschlossenen Sickerwasserspeicher - als unterirdisches Zweikammerbecken ausgeführt - gepumpt. Von dort aus wird das Wasser über eine Druckleitung in den öffentlichen Kanal eingeleitete, der im Freigefälle zur Verbandskläranlage Spittal/Drau (VARA) entwässert. Die maximal zulässige Einleitmenge in die Kläranlage wurde mit 2,5 l/s (300 m³/d, 110.000 m³/a) festgelegt.
Die Teilbereiche der Altlast außerhalb der Umschließung wurden umgelagert, der 8.300 m² große westliche Teilbereich (Bereich "Berger ") und ein 1.700 m² großer Randbereich am Südwesteck der Dichtwand wurden auf den umschlossenen Bereich der Altlast abgelagert. Insgesamt wurden dabei rund 80.000 m³ Material ausgehoben und deponiert.
In den Folgejahren wurden auf der Deponie Schüttbach weiter Abfälle abgelagert. Vor Errichtung der Oberflächenabdeckung wurde eine Ausgleichsschicht aus Bodenaushubmaterial und Kompost auf der Ablagerung aufgebracht. Auf dieser wurde ein Drainagesystem zur Fassung des Deponiegases eingebaut, Sammelleitungen zur Ableitung der gefassten Gase verlegt und alle Gasbrunnen angebunden. Zur Absaugung wurden eine Verdichterstation und zur Behandlung des abgesaugten Deponiegases eine Gasfackel (bzw. heute BHWK) errichtet. Bis 2010 wurde die gesamten Oberfläche der Deponie abschließend mit einer 0,5 m mächtigen mineralischen Dichtschicht abgedeckt, rekultiviert und mit einem Oberflächenwasserfassungssystem ausgestattet. Die Oberflächenwässer werden über zwei Schönungsteiche in die Drau abgeleitet bzw. einem Speicherbecken auf dem Kompostplatz zugeführt.
Beurteilung der Wirksamkeit der Maßnahmen
Ziel der Sicherungsmaßnahmen ist es, den Austritt von Sickerwässern aus der Altlast so zu unterbinden, dass es zu keinen erheblichen Schadstoffeinträgen in das Grundwasser kommt.
Mitte der 1990er Jahre wurden Anschüttungen im Westen und Süden der Altlast auf den zentralen Bereich der Altlast umgelagert und dieser mit einer Dichtwand umschlossen. Bis 2008 erfolgten weitere Anschüttungen auf die umschlossene Altlast. Im Endzustand der Deponie entfällt heute rund die Hälfte des Gesamtvolumens auf die Altablagerung. Die Tatsache, dass auch noch lange nach 1989 Hausmüll abgelagert wurde ist für die Interpretation und Beurteilung der Maßnahmen wesentlich. Die jüngeren Ablagerungen haben sowohl in ihrem Ausmaß als auch in ihrer Qualität eine deutlich größere Auswirkung auf das heutige Deponiegas und die Sickerwasserqualität als die Altablagerung darunter. Für die Beurteilung sind die Ablagerungen vor und nach 1989 aber nicht abgrenzbar, da keine technische Trennung zwischen den Anschüttungen erfolgte.
2010 wurde die Deponie mit einem Deponiegasfassungssystem ausgestattet und abgedeckt. Das Deponiegas wird aktiv gefasst und behandelt. Die Gasproduktion kann zum überwiegenden Teil auf die jüngeren Anschüttungen zurückgeführt werden. Die gefassten Gasmengen sind in den letzten zehn Jahren signifikant zurückgegangen, die Deponiegaskonzentrationen sind aber weiterhin hoch. Die Deponie befindet sich in der Langzeitphase zum Übergang zur Lufteindringphase. Das Gasbildungspotenzial ist noch hoch. Es ist noch längerfristig mit einer Gasbildung zur rechnen.
Die Anschüttungen von rund 1/10 der Gesamtfläche der Altlast wurde umgelagert. Die Grundwasseranalysen im Abstrom des größten geräumten Bereiches der Altlast sind seit vielen Jahren unauffällig und bestätigen die Wirksamkeit der Maßnahme. Ebenso liegen für den geräumten Randbereich am Südwesteck der Dichtwand keine Hinweise auf verbliebenen Ablagerungen vor. Insgesamt wurde auf einer Fläche von 10.000 m² rund 80.000 m³ Anschüttung vollständig entfernt.
Mit Fertigstellung der Dichtwandumschließung wird das Grundwasser innerhalb der Umschließung abgesenkt. Im Zeitraum 2012 bis 2014 wurde bei Entnahme von 50.000 m³ pro Jahr nicht immer eine Spiegeldifferenz von 0,5 m erreicht (im Winterhalbjahr), innerhalb der Umschließung lag aber nahezu durchgehend ein tieferer Grundwasserspiegel als außerhalb vor. In den Jahren zuvor wurde eine positive Spiegeldifferenz nicht immer erreicht. Das Absenkziel für den Sicherungsbetrieb wurde ab 2015 angepasst. Der Wasserspiegel darf innerhalb der Umschließung nicht über 527,5 m über Adria steigen. Er muss damit deutlich tiefer gehalten werden als die Oberkante (ca. 529 m ü. Adria) der Dichtwand im Osten der Umschließung liegt bzw. ist bei Wasserständen über 527,5 m ü. Adria die Spiegeldifferenz von 0,5 m zu gewährleisten. Das Kriterium wurde insbesondere im Winter 2019/2020 nicht erreicht, wobei zu berücksichtigen ist, dass im November 2019 (und auch im Dezember 2020) insgesamt rund 250 mm mehr Niederschlag fielen als im Langzeitmittel (1961-1990) und das Jahresmittel 2019 um 20 % höher war.
Das Wasser innerhalb der Umschließung zeigt weiterhin hohe hausmülldeponietypische Belastungen. Die Leitfähigkeit sowie die Konzentrationen für Ammonium, Chlorid und Bor sind in den Pumpwässern stark erhöht. In Zusammenschau mit der Einstufung der Deponie in die Langzeitphase ist eine Abnahme der Konzentrationen im Sickerwasser kurzfristig nicht zu erwarten.
Außerhalb der Umschließung liegt der Leitparameter Ammonium bei 1/100 bis 1/1000 der Konzentrationswerte innerhalb der Umschließung. Die qualitativen Grundwasseruntersuchungen zeigen, dass keine relevanten Wasseraustritte aus der Umschließung in den Abstrom erfolgen. Lokale, temporäre Austritte für den östlichsten Bereich abstromig der Dichtwand können aber anhand den vorliegenden Untersuchungen nicht vollständig ausgeschlossen werden. Darauf könnten im östlichen Abstrom der Dichtwand erhöhte Ammoniumkonzentrationswerte bis 1 mg/l im Grundwasser hindeuten. Diese erhöhten Ammoniumkonzentrationen im Grundwasser können auch durch Sickerwässer aus den Mieten des Kompostwerkes in diesem Bereich verursacht werden. Die von der umschlossenen Altlast abströmende Ammonium-Fracht ist aber nicht erheblich.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass zwei Teilbereiche der Altlast mit einer Gesamtfläche von 10.000 m² umgelagert wurden. Durch Umschließung der Altlast wird der Austrag von hausmülltypischen Verunreinigungen in das Grundwasser weitgehend reduziert. Die umgelagerten Bereiche können als dekontaminiert und die umschlossene Altlast kann als gesichert beurteilt werden.
Datum der Texterstellung: April 2022