Teerölphasen wurden am Grundwasserstauer angetroffen. Der erheblich mit Teeröl kontaminierte Bereich umfasst eine Fläche von zumindest 6.400 m² und ein Volumen von 20.000 m³ und reicht bis in den Gleisbereich des angrenzenden Bahnhofs. Davon ausgehend hat sich eine ca. 250 m lange Fahne aus gelösten, teeröltypischen Schadstoffen ausgebildet. Mittel- bis langfristig ist keine signifikante Änderung dieser Schadstofffahne zu erwarten. Die abströmende PAK15-Fracht ist sehr groß. Am Altstandort kam es zusätzlich zu großflächigen Verunreinigungen des Untergrundes mit Zink. Lokal wurde eine Grundwasserverunreinigung mit Metallen festgestellt. Die erheblichen Verunreinigungen des Untergrundes stellen eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.
Bezirk:
Gemeinde: Katastralgemeinde: Grundstücksnummern: |
Wien 21.,Floridsdorf,
Wien, Strebersdorf, 762/5, 762/6, 784, 1034, .159/4, .266 |
Lage der Altlast : | Altlast im GIS anzeigen |
Art der Fläche: | Altstandort |
Branche: | Verarbeitung von Teer und Teerprodukten und bituminösen Produkten,
Metallbeschichtung |
Ergebnis Beurteilung: | erhebliche Kontamination |
Fläche Altlast (m²): | 6.600 m² |
Volumen Altlast (m³): | 20.000 m³ |
Schadstoff(e) | Teeröl (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Benzol)
Metalle (Zink) |
Datum Eintrag Altlastenatlas: | 01.09.2019 |
Datum der Prioritätenfestlegung: | 01.09.2019 |
Priorität: | 2 |
BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE
Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten
Der Altstandort "Teerproduktefabrik Posnansky" befindet sich im 21. Bezirk von Wien. Direkt östlich des Altstandortes liegt der Bahnhof Jedlersdorf, nördlich verläuft die südliche Grenze der KG Strebersdorf und westlich vom Altstandort befindet sich die Prager Bundesstraße. Die Fläche der ehemaligen Teerproduktefabrik beträgt insgesamt rund 10.000 m².
Bei dem Altstandort handelt es sich um ein altes Industriegelände, das seit mehr als 150 Jahren gewerblich genutzt wird. Bereits um 1860 befand sich am Standort eine Wagenschmierfabrik. In einem historischen Plan aus dem Jahr 1829 ist ersichtlich, dass sich im nördlichen Altstandortbereich kleine Schottergruben befanden, die im Lauf der frühen Nutzungsgeschichte verfüllt wurden. Ebenfalls – aber nur teilweise – verfüllt, wurde ein entlang der Trasse der Nordwestbahn verlaufender Graben, der direkt östlich an den Altstandort angrenzt.
Im Jahr 1886 erwarb die Firma Posnansky & Strelitz die Fabrik und errichtete am Altstandort eine Teerproduktefabrik sowie eine Anlage zur Dachpappenerzeugung, die als Ersatz für ihre 1886 bei einem Brand zerstörte Fabrik auf dem Laaerberg diente.
1903 kam es zur Errichtung von zwei Asphalt-Kochanlagen mit Fabrikschloten. 1904 wurde im zentralen Bereich des Areals ein weiteres Heizhaus errichtet. 1912 folgte im zentralen Haupttrakt der Fabrik ein Benzollager, welches über eine Unterflurwanne verfügte. 1913 kam es zur Errichtung von drei weiteren Asphalt-Kochanlagen im zentralen Produktionsgebäude. 1923 wurde im nordöstlichen Teil des Betriebsgeländes, an der Grenze zum ÖBB-Gelände, eine Solan-Produktionsanlage errichtet (Solan war die Basis für teerhaltige Medikamente wie z.B. Hautcreme). Die 4,5 m lange Solan-Pfanne lag in einer Tiefe von 2 m unter GOK. 1938 wurde die Firmenbezeichnung in "Posnansky & Hausmann" geändert. 1940 ging die Teerproduktefabrik in den Besitz der TEERAG über, die diverse bauliche Änderungen durchführte. 1944/45 wurden durch Bombentreffer die Fabrikstrakte an der Prager Straße und im zentralen Bereich des Areals schwer beschädigt, der südliche Trakt (der Geräteschuppen) wurde vollständig zerstört. In den 1950er Jahren wurde der Betrieb der Teerproduktefabrik eingestellt
Parallel zur Teerpappenfabrik wurden von 1923 bis 1945 im nördlichen Fabrikstrakt "beträchtliche" Mengen an Filmmaterial aus Celluloid hergestellt.
Im Rahmen der langen Produktionszeit wurde in der Teerproduktefabrik mit rund 100 Arbeitern eine breite Palette an Teerprodukten, vor allem Imprägniermittel wie Carbolineum, Isolierplatten, Dachpappe, Asphalt und Spezialprodukte wie Solan und Permanit hergestellt. Die Produktpalette umfasste z.B. Limmer-Natur-Asphalt, Patent-Asphalt, säurebeständiger Spezialasphalt, “Permanit”-Dachpappe (teerfrei), “Gloria”-Dachpappe, Holz-Zement, Asphalt-Isoliermatten mit Bleieinlagen, Asphalt-Isoliermatten mit Metallique-Schotter, Asphalt-Isoliermatten mit Korkbelag, Eisen-lacke, Kieselgur-Wärmeschutzmatten, Wäremschutzmasse, Asphaltisoliermasse "Sanit", Koloritpappe (rot) sowie Karbolineum, Rohbenzol und Naphthalin.
Die wichtigsten altlastenrelevanten Anlagenteile der Teerproduktefabrik waren:
- Teerdestillationsanlage mit angrenzende Dachpappenproduktion und Bitumenschmelzanlage
- Asphalt-Schmelzöfen (neue Teerdestillation) im zentralen Produktionsgebäude
- Abfüllanlagen/Solanproduktion im nordöstlichen Trakt inkl. unterirdischer Wannen/ Behältern
- Sicker- und Senkgrube und Teerbassin im heutigen Hofbereich
- Benzollager im zentralen Haupttrakt der Fabrik
- Säurelager für die Celluloidproduktion und die Treibstofflager
1948 begann am Standort der Betrieb einer Verzinkerei, an der in den Folgejahren zahlreiche Zu- und Umbauten, Erweiterungen und Modernisierungen durchgeführt wurden:
Die zerstörten Fabrikhallen der Teerproduktefabrik im zentralen Bereich des Areals wurden vollständig abgetragen. Die Trakte im südlichen und südöstlichen Bereich des Geländes (im Bereich des ehemaligen Gerätschuppens, bzw. der "neuen Verzinkerei") waren zwar überwiegend zerstört worden, wurden zuerst aber noch als Säurelager genutzt.
Die Verzinkerei (große Zinkwannen für die Verzinkung mit der zugehörigen Feuerungsanlage) wurde zuerst im alten Fabrikstrakt an der Prager Straße in den Räumlichkeiten der ehemaligen Dachpappenproduktion eingerichtet. Die zugehörige Zinkbeize wurde in den Räumen direkt nördlich davon im Bereich der ehemaligen Bitumen-Schmelzanlage untergebracht. 1962 wurde die Beizanlage erneuert. 1964 erfolgte deren Erweiterung um weitere vier große Beizwannen.
Im Bereich der ehemaligen Dachpappenproduktion und des Benzol-Lagers im östlichen Teil des zentralen Fabrikgebäudes wurden 1965 eine Schmiedewerkstatt, Schlosserei und Spenglerei eingerichtet, die nach 1988 aber vor 2000 wiederum vollständig abgetragen wurde.
Zwischen 1968 und 1970 entstand an der Stelle des im Krieg zerstörten südlichen Traktes (altes Säurelager) die neue Verzinkerei, bestehend aus drei Hallen mit einem neuen Salzsäurelager, einem Neutralisationsbecken, zwei großen Beizwannen und zwei Verzinkungskesseln (jeweils 2 m u. GOK) sowie zwei Klärgruben (alte und neue Klärgrube).
Nach der Verlegung der alten Verzinkerei in die neue Halle wurden große Teile der alten Beizerei und Verzinkerei abgetragen. Die acht Beizwannen wurden verfüllt und mit einer Betondecke versehen. Vier Beizwannen liegen heute unter neu errichteten Lagerhallen, die vier weiteren Beizwannen sind im heutigen Hofbereich situiert.
1968 wurde nahe der Einfahrt an der Prager Straße eine kleine Eigentankstelle (Öltank) errichtet. 1972 kam es zu großflächigen Abtragungen der alten Bausubstanz der Teerproduktefabrik sowie der Zelluloid- und Film-Erzeugung.
Im Rahmen des Neubau der Halle parallel zur Prager Straße 1978 wurden die letzten noch bestehenden Fabrikanlagen des Gebäudetraktes an der Pragerstraße abgetragen. Ab etwa 1995 wurden Teile der Betriebsgebäude an weitere Betriebe aus z.T. sehr unterschiedlichen Branchen (u.a. eine Kfz-Werkstatt) vermietet. Der Betrieb der Verzinkerei wurde 2017 eingestellt.
Als wichtigste altlastenrelevante Anlagenteile der Verzinkerei lassen sich zusammenfassen:
- "alte" Beizerei und Verzinkerei (verfüllten Beizgruben und Zinkwanne)
- "neue" Beizerei und Verzinkungsgruben (südlicher Altstandortbereich)
- Klär-, Sicker- und Senkgruben bzw. Versickerungen zink- und säurehaltiger Abwässer
- die Ableitung der (Oberflächen-)Wasser vom Hof in den östlichen Graben
Untergrundverhältnisse
Der Altstandort befindet sich im Wiener Becken auf einer Geländehöhe von rund 165 m über Adria und liegt – geologisch betrachtet – im Bereich der pleistozänen und holozänen bzw. rezenten Flussschotter und Sande der Donau.
Die im Bereich des Altstandortes natürlich anstehenden Sedimente werden hauptsächlich aus spät- bis postglazialen fluviatilen Ablagerungen der Donau (Sande, Schotter) aufgebaut und reichen bis in eine Tiefe von ca. 14 unter GOK, gefolgt von schluffigen Feinsanden.
Der Untergrund im Bereich des Altstandortes wird im Wesentlichen wie folgt aufgebaut. Bis in eine Tiefe von maximal 6,5 m unter GOK stehen anthropogene Anschüttungen in Form von sandigen Schluffen, kiesigen Sanden und sandigen Kiesen mit Ziegelbruch und Betonresten an. Darunter befinden sich quartäre sandige, graubraune Fein- bis Mittelkies bis in eine Tiefe von 11 m bis 15 m u. GOK. Unterlagert werden diese von Feinsande mit einer Mächtigkeit von mehr als 10 m, welche einen relativen Grundwasserstauer darstellen.
Die Fein- bis Mittelkiese bilden den ersten Grundwasserleiter. Die Durchlässigkeit (kf-Wert) des Grundwasserleiters variiert zwischen 2 * 10-3 m/s im Anstrom und südlichen Abstrom und rund 4 * 10-4 m/s an der östlichen Altstandortgrenze. Der Flurabstand des Grundwassers liegt bei 5 bis 6 m unter Gelände und schwankt im langfristigen Trend nur wenig (< 1 m). Das Grundwasser weist eine nach Ost bis Südsüdost gerichtete Strömungsrichtung auf, mit einem Grundwassergefälle von maximal 0,4 ‰. Der Grundwasserdurchfluss über den gesamten Querschnitt des Altstandorts beträgt etwa 60 m³/d, der spezifische Grundwasserdurchfluss liegt im östlichen Abstrom bei rund 0,1 m³/(m*d) und im südlichen Abstrom bei 0,6 m³/d.
Schutzgüter und Nutzungen
Der westliche bzw. nördliche Bereich der Altstandortes wird gewerblich (Produktion, Lager, Büros, Kfz-Werkstatt, Versammlungsräume, Unterrichtsräume und Tonstudios) genutzt. Die Verzinkerei wurde 2017 aufgelassen und dessen Gebäudebestand liegt brach. Von den insgesamt rund 10.000 m² Fläche sind 3.000 m² verbaut. Die restlichen Flächen sind zu über 90 % mit Beton- und Asphalt befestigt bzw. versiegelt. Niederschlagswasser wird zum größten Teil über ein Kanalsystem abgeleitet. Im nordöstlichen Bereich des Altstandortes befindet sich ein unbefestigter Grünstreifen von etwa 500 m².
Östlich des Altstandortes befinden sich – getrennt durch einen bis zu 4 bis 5 m tiefen Graben – die Gleisanlagen des ÖBB Bahnhof Jedlersdorf. Nördlich des Altstandortes liegt eine ungenutzte kleine Ruderalfläche, westlich des Altstandortes verläuft die Prager Bundesstraße. Südlich des Altstandortes liegt eine große Parkplatzfläche einer Supermarktkette.
Abstromig – auf der Parkplatzfläche – lag eine ehemalige chemische Reinigung und Färberei.
Der Altstandort befindet sich außerhalb von Grundwasserschutzgebieten. Auch im weiteren Umfeld liegen keine Wasserschutz- und Wasserschongebiete vor. Das nächstgelegene Oberflächengewässer ist der Marchfeldkanal, welcher in einer Entfernung von 400 bis 500 m nördlich (d.h. anstromig) des Altstandortes verläuft.
UNTERSUCHUNGEN
Am Altstandort wurden in den Jahren 2011 und 2012 folgende Untersuchungen durchgeführt:
- 8 Rammkernbohrungen (RKS 1-8) bis 1 m u. GOK (Mai/Juni 2011) und 13 Rammkernsondierungen (RKS 1-13) bis 12,5 m u. GOK (November 2011/März 2012
- Ausbau 3 Rammkernbohrungen zu Grundwassersonden (GWP 1-3) DN50 (Nov. 2011)
- Herstellung zwei Grundwassersonden DN125 (GWP 4 und GWP 5) mit einer Endteufe von max. 22 m (Mai/Juli 2012)
- Entnahme von 59 (11 und 48) Feststoffproben aus aller Bohrungen sowie von 3 zusätzlichen Untergrundproben aus dem angrenzenden Graben
- Entnahme und Untersuchung von Grundwasserpump- sowie Schöpfproben (teilweise) nach der jeweiligen Errichtung der Grundwassermessstellen (März bzw. Juli 2012)
2015 bis 2018 wurden folgende weitere Untersuchungen durchgeführt:
- Orientierende Bodenluftuntersuchungen und Bodenluftprobenahmen an 15 temporären
Bodenluftmessstellen in einer Tiefe von 3,5 m u. GOK (Nov. 2015) - 22 Trockenkernbohrungen (TKB1 bis TKB20; KB1 und KB2) an 2 Terminen (Jänner bis März 2016; November 2016) 10 bis 30 m u. GOK inkl. Entnahme von 250 Feststoffproben. Untersuchung von 106 Proben auf Gesamtgehalte und 19 Proben auf Metalle im Eluat.
- Ermittlung GW-Strömungsverhältnisse an einem Vorabtermin (Februar 2016)
- Errichtung von 6 Grundwassermessstellen in zwei Bohrkampagnen inkl. Kurzpumpversuche (4 Stk. im November 2016; 2 Stk. im November 2017)
- 4 Termine Grundwasserprobenahmen an bis zu 10 Grundwassermessstellen
(April und Juni 2017, Jänner und April 2018) - 8-stündige Pumpversuche an 5 Messstellen (Jänner 2018)
GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG
Bei dem 10.000 m² großen Altstandort handelt es sich um ein altes Industriegelände, dass über 150 Jahre sehr unterschiedlich gewerblich genutzt wurde.
Ab 1886 wurde am Standort eine Teerproduktefabrik betrieben. Im Lauf der Betriebszeit der Teerproduktefabrik existierten am Altstandort eine "alte" Teerdestillation und Dachpappenproduktion inkl. Bitumenschmelzanlage und Teerbassin (im Westen) sowie eine "neue" Teerdestillation u.a. mit einem Benzollager am (zentralen) Standort. Durch Bombentreffer 1944/45 wurden große Teile der Betriebsanlagen schwer beschädigt und 1954 die Teerverarbeitung eingestellt.
Bereits 1948 begann man am Altstandort mit dem Betrieb einer Verzinkerei, die mehrfach erweitert und umgebaut wurde. Die "alte" Verzinkerei lag im Bereich der ehemaligen Dachpappenproduktion, die zugehörige Zinkbeize im Bereich der alten Schmelzanlagen. 1970 wurde die Verzinkerei auf den südlichen Altstandortbereich verlegt.
Ab etwa 1995 wurden Teile der Betriebsgebäude nicht mehr benötigt und weitere Betriebe unterschiedlicher Branchen angesiedelt. 2017 wurden die Verzinkerei eingestellt.
Es ist wahrscheinlich, dass am Altstandort angefallene Betriebswässer über mehrere Sickerschächte entsorgt und über einen Graben direkt östlich des Altstandortes abgeleitet wurden.
Bei den von 2011 bis 2018 am Altstandort durchgeführten Untersuchungen wurden sehr unterschiedliche Schadensbilder für die Teerproduktefabrik und die Verzinkerei festgestellt.
Schadensbild Teerproduktefabrik:
Im Bereich des ehemaligen Teerbassins ist der Untergrund bis zum Stauer (in 15 m u. GOK) mit Teerölen bzw. mit den teeröltypischen Schadstoffen PAK16, NSO-HET, BTEX und KWI kontaminiert. Der erheblich verunreinigte Untergrund im Bereich des ehemaligen Teerbassins kann mit 500 m² und rund 7.500 m³ abgegrenzt werden.
Ausgehend von diesem Bereich hat sich Teerölphase auf dem Stauer ausgebreitet und die gesättigte Zone bis in den Gleisbereich östlich des Altstandortes massiv verunreinigt. Die Mächtigkeit der abgesunkenen Teerölphase reicht von 0,5 m im Bereich des Teerbassins bis zu wenige Zentimeter an der östlichen Altstandortgrenze. Teerölphase hat sich zudem auf dem in nordwestlicher Richtung abfallenden Stauer, d.h. gegen die Grundwasserfließrichtung, ausgebreitet und den Untergrund tiefreichend kontaminiert. Insgesamt kann die Fläche dieses tiefliegenden Kontaminationsbereiches mit zumindest 5.500 m² sowie das Volumen mit wenigstens 6.500 m³ abgeschätzt werden.
Darüber hinaus liegt am nördlichen Altstandort eine Verunreinigung der Oberfläche (i.d.R. bis 1 m u. GOK) mit PAK16 und KWI vor. Diese Fläche reicht ebenfalls bis über die nordwestliche Altstandortgrenze und in östlicher Richtung bis in den Graben. Es ist anzunehmen, dass die Verunreinigung durch einsickernde Oberflächenwässer vom Standort erfolgte. Das Gesamtausmaß dieser oberflächigen Verunreinigung kann mit einer Fläche von 4.000 m² und einem Volumen rund 6.000 m³ grob angenommen werden.
Ausgehend vom Hot Spot "Teerbassin" bzw. der verunreinigten gesättigten Zone hat sich eine Schadstofffahne mit PAK15, Naphthalin, NSO-HET, KWI und BTEX ausgebildet. Rund 100 bis 150 m abstromig des Altstandortes nehmen KWI, PAK15 und Naphthalin deutlich ab, PAK15 ist aber weiterhin stark erhöht. Die Fahnenbreite an der östlichen Altstandortgrenze beträgt rund 100 m, die Fahnenlänge kann grob mit 250 m abschätzt werden.
Im Bereich des Benzollagers war eine Untergrunderkundung aufgrund von Fundamenten nicht möglich. Für diesen Bereich ist das Vorliegen einer weiteren Benzolkontamination anzunehmen. Hierfür sprechen auch die hohen Benzolkonzentrationen im Grundwasser direkt abstromig dieses Bereiches. Insgesamt kann aufgrund der relativ guten Wasserlöslichkeit, der geringen Retardation und dem relativ guten Abbau von Benzol davon ausgegangen werden, dass dessen Fahnenlänge ebenfalls rund 250 m beträgt.
Die hydraulische Fracht über die Fahnenbreite an der östlichen Altstandortgrenze lässt sich bei 8 m Grundwassermächtigkeit und kf-Werten (GWM5, GWM5, GWP4) von 2 – 6 * 10‑4 m/s insgesamt mit 13,5 m³/d berechnen. Die daraus resultierenden Schadstofffrachten für den KWI (30 g/d), Benzol (0,2 g/d) und BTEX (2,5 g/d) sind gering. Betreffend PAK15 bzw. Naphthalin hingegen sind diese als groß (Naphthalin = 4,5 g/d) bzw. sehr groß (PAK15 = 10 g/d) einzustufen. Bei den Pumpversuchen ergaben sich aus der gepumpten Wassermenge und den gemessenen Schadstoffkonzentrationen noch höhere Schadstofffrachten.
Schadensbilder Verzinkerei:
- Alte Verzinkerei
Im Nahbereich der Zinkwanne der alten Verzinkerei liegt eine lateral begrenzte, aber tiefreichende Kontamination mit Zink bis in die gesättigte Zone (max. bis 10 m u. GOK) vor. Diese kann mit rund 200 bis 400 m² und wenigen 1.000 m³ angenommen werden. Ausgehend von dieser Verunreinigung wurde die gesättigte Zone zwischen 5 und 10 m u. GOK auf weiteren 400 m² mit Zink verunreinigt. Das dadurch verunreinigte Volumen beträgt ebenfalls wenige 1.000 m³.
Auf dem gesamten nördlichen Altstandort liegen großräumige, oberflächige Belastungen mit Zink bis in eine Tiefe von wenigen Metern u. GOK vor. Im Nahbereich der zwei Sickerschächte reichen diese Zink-Verunreinigungen etwas tiefer bis knapp über das Grundwasser. Extrem hohe Verunreinigungen mit Zink liegen im Graben östlich des Altstandortes vor. Hier ist sehr wahrscheinlich, dass nicht nur Metall-Einträge vom Standort mit dem Oberflächenwasser erfolgt sind sondern auch Betriebswässer direkt in den Graben abgeleitet wurden. Hierfür sprich eine im zentralen Grabenbereiche bis 7,5 m unter GOK tiefreichenden Zinkverunreinigung. Die Fläche dieser zinkbelasteten Bereiche beträgt insgesamt 2.500 m², das Volumen mehr als 5.000 m³.
Die Mobilisierbarkeit der in diesem Bereich vorliegenden Schwermetalle ist sehr stark eingeschränkt. Dass die Schwermetalle im Bereich der alte Verzinkerei insgesamt nicht mobil sind bestätigen auch die Grundwasseranalysen, die für den gesamten östlichen Abstrom unauffällig sind. Die aus diesem Bereich mit dem Grundwasser abströmenden Metall-Frachten sind gering.
- Neue Verzinkerei
Der Untergrund im Bereich der neuen Verzinkerei konnte nicht erkundet werden, da die Verzinkerei während der Untersuchungen noch in Betrieb war.
Im direkten Abstrom der neuen Verzinkerei ist das Grundwasser mit Cadmium, Nickel und Zink stark belastet. Anhand der Untersuchungsergebnisse lässt sich ableiten, dass die Schadstoffquelle im direkten Nahbereich der zwei Zinkwannen liegt. Der mit mobilisierbaren Schwermetallen massiv kontaminierte Bereich wird mit ca. 200 - 300 m² abgeschätzt. Unter der Annahme, dass der gesamte Untergrund im Nahbereich der Zinkwannen sowie unterhalb dieser bis zum Grundwasserstauer durchgehend kontaminiert ist, lässt sich das verunreinigte Gesamtvolumen auf 2.500 m³ eingrenzen. Die Länge der von diesem Kontaminationsbereich ausgehenden Schwermetallfahne kann mit weniger als 200 m abgeschätzt werden.
Unter Berücksichtigung eines kf-Wert von 2,6 x 10-3 m/s im Abstrombereich der Zinkwannen, einer relevanten Abstrombreite von 15 m und von insgesamt 6 m Grundwassermächtigkeit liegen die emittierten Frachten aus diesem metallkontaminierten Bereich in den Grundwasserabstrom bei rund 10 % der erheblichen Fracht für Cadmium, Nickel oder Zink.
Zusammenfassend zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass am nördlichen und zentralen Altstandort massive Verunreinigungen mit teeröltypischen, organischen Schadstoffen sowie Verunreinigungen mit Zink vorliegen. Ausgehend von einem Teeröl-Hot-Spot hat sich absinkende Teerölphase bis über die Altstandortgrenzen ausgebreitet und die gesättigte Zone stark verunreinigt. Insgesamt sind eine Fläche von 6.400 m² und ein Volumen von mindestens 20.000 m³ erheblich mit Teerölen kontaminiert. Im südlichen Teil des Altstandortes ist im Bereich der neuen Verzinkerei der Untergrund ebenfalls verunreinigt. Die tiefreichenden Untergrundverunreinigungen verursachen eine erhebliche Grundwasserverunreinigung. Die Schadstofffracht für PAK15 ist sehr groß. Entsprechend der noch vorhandenen Schadstoffmenge sowie deren Eigenschaften ist davon auszugehen, dass sich mittel- bis langfristig weder die Schadstoffkonzentrationen noch Schadstofffrachten im Grundwasser signifikant verändern werden. Die erheblichen Verunreinigungen des Untergrundes stellen eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.
PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG
Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:
Schadstoffpotenzial: sehr groß
Im Bereich des Altstandortes befanden sich über viele Jahrzehnte zuerst eine Teerproduktefabrik und später ein Verzinkerei. Der Untergrund ist stark mit Teerölen und Schwermetallen verunreinigt. Am Stauer hat sich Teerölphase ausgebreitet. Die für die Stoffgefährlichkeit maßgeblichen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen sind Acenaphthen und Fluoren. Zusammen mit Benzol weisen diese aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften eine sehr hohe Stoffgefährlichkeit auf. Der erheblich mit Teeröl verunreinigte Untergrund im Bereich des Altstandortes kann mit einer Fläche von rund 6.400 m² und einem Volumen von rund 20.000 m³ abgeschätzt werden und hat eine mittlere Größe. Insgesamt ergibt sich damit ein sehr großes Schadstoffpotenzial.
Schadstoffausbreitung: weitreichend
Aufgrund der Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen kann die Breite der PAK-Schadstoffahne mit 100 m und deren Länge mit rund 250 m abgeschätzt werden. Die Schadstofffracht für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe im Grundwasser ist sehr groß. Aufgrund des Alters der Kontaminationen (> 50 Jahre) als auch deren stoffliche Eigenschaften ist langfristig mit keinen wesentlichen Änderungen des Schadensbildes zu rechnen. Die Schadstoffausbreitung ist insgesamt als weitreichend zu charakterisieren.
Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar
Das verunreinigte Grundwasser ist grundsätzlich quantitativ nutzbar. Ein wasserrechtlich geschütztes Gebiet liegt im Einflussbereich des Altstandortes nicht vor. Im Anstrom weist das Grundwasser eine stadttypische Vorbelastung auf. Im direkten Abstrom bis rund 500 m abstromig des Altstandortes sind die Gleisanlagen des Jedlersdorfer Frachtenbahnhofs situiert, in diesem Bereich ist keine Grundwassernutzung gegeben und auch nur schwer möglich. Aufgrund der Nutzungssituation und des städtischen Umfeldes sind auch zukünftig keine Trinkwassernutzungen im direkten Abstrom zu erwarten.
Prioritätenklasse – Vorschlag: 2
Entsprechend der Beurteilung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich für den erheblich verunreinigten Teilbereich des Altstandortes die Prioritätenklasse 2.
Datum der Texterstellung: Mai 2019