Altlast V6: Galvanikschlammdeponie Collini

Bei der Altablagerung „Galvanikschlammdeponie Collini“ handelt es sich um eine Gruben- und Haldenschüttung auf einer Gesamtfläche von rd. 5.300 m² und einem Gesamtvolumen von knapp 20.000 m³. Zwischen 1965 und 1985 wurden im westlichen Teil mineralische Abfälle (Bodenaushub, Bauschutt) und im östlichen Teil auf einer Fläche von rd. 2.400 m² Industrieabfälle, im Wesentlichen Schlämme aus galvanischen Prozessen, abgelagert.

Das Volumen der Ablagerungen mit erheblichen Anteilen an Galvanikschlamm bzw. Industrieabfällen wird mit etwa 8.500 m³ abgeschätzt. Der Galvanikschlamm weist hohe Gesamtgehalte an Schwermetallen und Cyaniden auf, die langfristig mit dem Sickerwasser in erheblichem Ausmaß mobilisiert werden. Eine signifikante Beeinflussung der Grundwasserqualität ist aktuell nicht festzustellen und aufgrund der Untergrundverhältnisse auch nicht zu erwarten. Aufgrund der Art und Menge der gelagerten Abfälle stellt der östliche Teil der Altablagerung „Galvanikschlammdeponie Collini“ eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Entsprechend den Kriterien für die Prioritätenklassifizierung ergibt sich eine Prioritätenklasse 3.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Dornbirn,
Hohenems,
Hohenems,
7897
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll,
gefährliche Abfälle,
Aushubmaterial/Abraum
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 2.400 m²
Volumen Altlast (m³): 8.500 m³
Schadstoff(e) Metalle (Kupfer, Nickel, Quecksilber)
Anorganische Schadstoffe
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.07.2018
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.07.2018
Priorität: 3

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Galvanikschlammdeponie Collini“ befindet sich nördlich des Ortsgebietes von Hohenems an der Lustenauer Straße (L203) in einem landwirtschaftlich genutzten Gebiet.

Bei der Altablagerung handelt es sich um eine Gruben- und Haldenschüttung auf einer Fläche von rd. 5.300 m². Ab 1965 wurde mit der Ablagerung von mineralischen Abfällen begonnen (Bauschutt und Bodenaushub), zwischen 1973 und 1985 erfolgte im östlichen Teil der Deponie die Ablagerung von Industrieabfällen (im Wesentlichen Metallhydroxidschlämme aus galvanischen Prozessen, untergeordnet mineralölhaltige sowie CKW-haltige Abfälle).

Bei einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 3,5 m wird das Gesamtvolumen der Ablagerungen mit knapp 20.000 m³ abgeschätzt. Der Ablagerungsbereich mit Industrieabfällen erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 2.400 m². In diesem Bereich liegt Galvanikschlamm schichtweise oder vermischt mit Bodenaushub oder in Fässern gelagert bis max. 5 m Tiefe vor. Das Volumen der Ablagerungen mit erheblichen Anteilen an Industrieabfall wird mit etwa 8.500 m³ abgeschätzt. Die Ablagerungen erfolgten ohne technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers bzw. wurde die Oberfläche nur teilweise mit Schluff-Feinsand- oder Schluff-Ton-Gemischen abgedeckt. Der Deponiekörper ist teilweise durch Sickerwasser eingestaut.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung befindet sich im Bereich der Talbodenfüllung des Rheintals. Der Untergrund wird durch Schluff mit organischen Einlagerungen und Torf aufgebaut. Die Schluff- und Torflagen reichen bis in eine Tiefe von 9-10 m. Darunter folgen eine meist geringmächtige Sandschicht und ab ca. 11 m bis ca. 18 m Tiefe eine Schicht aus Mittel- bis Grobkies. Die grobkörnigen Sedimente stellen den Grundwasserleiter dar.

Die Altablagerung liegt auf einer Höhe von 408-409 m ü. Adria, etwa 1-1,5 m über dem umliegenden Gelände. Der Flurabstand beträgt ca. 10 m. Das artesisch gespannte Grundwasser spiegelt bis max. 1 m über das (die Altablagerung umgebende) Gelände auf. Die Grundwasserströmung ist bei einem geringen Gefälle (etwa 2-3 ‰) nach Westnordwest bis Nordwest gerichtet. Die hydraulische Durchlässigkeit (kf) des Grundwasserleiters wird im Bereich von 10-3 m/s abgeschätzt. Der spezifische Grundwasserdurchfluss kann im Bereich von 1-2 m³/d je Querschnittsmeter angenommen werden.

Es ist davon auszugehen, dass ein Teil des Niederschlagswassers von der Deponieoberfläche direkt in die umgebenden Gräben nördlich, östlich und südlich der Altablagerung abrinnt. Ein Teil des Niederschlagswassers versickert und sammelt sich im Deponiekörper. Der Sickerwasserspiegel befindet sich einige Dezimeter unter dem Druckwasserspiegel und kommuniziert daher nicht mit dem Grundwasserleiter. Aufgrund der artesisch gespannten Grundwasserverhältnisse bzw. der geringen Durchlässigkeit des natürlichen Untergrunds ist ein relevanter Eintrag von Sickerwasser ins Grundwasser nicht anzunehmen. Die Sickerwassermenge kann für die gesamte Ablagerungsfläche grob im Bereich von <10 m³/d abgeschätzt werden. Es ist anzunehmen, dass das Sickerwasser aus dem Deponiekörper seitlich diffus in das umgebende Grabensystem austritt.

Schutzgüter und Nutzungen

Die Altablagerung ist unbebaut und weist einen starken Baum- und Strauchbewuchs auf. Die unmittelbar angrenzenden Flächen werden landwirtschaftlich genutzt bzw. grenzt der Standort westlich an eine Verkehrsfläche. Bei den unmittelbar südlich und östlich angrenzenden Flächen handelt es sich zudem um Standorte von Bodenaushubdeponien aus der Zeit nach 1990. Etwa 50 m westlich und nördlich der Altablagerung befinden sich Wohnhäuser bzw. ein Wohngebiet („Leermahdsiedlung“). Weiter südlich befindet sich ein Gewerbebetrieb (Baumarkt). Die Nutzungssituation auf der Altablagerung und in deren Umgebung ist in nebenstehender Abbildung ersichtlich.

Die Altablagerung liegt im Grundwasserkörper „Rheintal“ und befindet sich in keinem Grundwasserschutz- oder Grundwasserschongebiet. Etwa 100 m nordöstlich der Altablagerung befindet sich ein Nutzwasserbrunnen, im Bereich der umliegenden Wohnbebauung befinden sich mehrere Hausbrunnen, die vermutlich ebenfalls zur Nutzwasserversorgung genutzt werden (z.B. Gartenbewässerung). Trinkwassernutzungen sind im Umfeld der Altablagerung nicht bekannt, die Wohngebäude sind an die öffentliche Trinkwasserleitung angeschlossen. Etwa 30 m westlich verläuft der Rheintal-Binnenkanal, der in keiner Wechselwirkung mit dem Grundwasserleiter steht.

 

UNTERSUCHUNGEN

Im Zeitraum von 1983 bis 2001 wurden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Herstellung von Baggerschürfen, Durchführung von Feststoffuntersuchungen
  • Durchführung von Sickerwasser- und Grundwasseruntersuchungen

Im Zeitraum von März 2015 bis Februar 2016 wurden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Herstellung von Rammkernsondierungen, Durchführung von Bodenluftuntersuchungen
  • Durchführung von Sickerwasser- und Grundwasseruntersuchungen (2 Termine)

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung „Galvanikschlammdeponie Collini“ handelt es sich um eine Gruben- und Haldenschüttung, die zunächst ab 1965 mit mineralischen Abfällen (Bodenaushub, Bauschutt) und zwischen 1973 und 1985 mit Industrieabfällen in Form von Metallhydroxidschlämmen aus galvanischen Prozessen erfolgte. Vereinzelt wurden auch mineralölhaltige und CKW-haltige Abfälle abgelagert. Die Altablagerung erstreckt sich auf einer Fläche von rd. 5.300 m² und umfasst ein Gesamtvolumen von knapp 20.000 m³. Die Ablagerungen erfolgten ohne technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers bzw. wurde die Oberfläche nur teilweise mit Schluff-Feinsand- oder Schluff-Ton-Gemischen abgedeckt.

Die Ablagerungen von Industrieabfällen erfolgten im östlichen Teil der Deponie auf einer Fläche von rd. 2.400 m². Der Galvanikschlamm liegt bis in eine vermutete Maximaltiefe von 5 m schichtweise oder vermischt mit Bodenaushub oder in Fässern gelagert vor und ist teilweise auffallend gefärbt. Der Galvanikschlamm weist sehr hohe Gesamtgehalte an den Schwermetallen Chrom, Kupfer, Nickel und Zink bis zum 100-fachen der Prüfwerte der ÖNORM S 2088-1 sowie teilweise hohe Cyanid-Konzentrationen bis zum 14-fachen des Prüfwertes auf. Das Volumen der Ablagerungen mit erheblichen Anteilen an Galvanikschlamm bzw. Industrieabfällen wird mit etwa 8.500 m³ abgeschätzt.

In den Eluaten (L/S=10) sind Überschreitungen der Maßnahmenschwellenwerte der ÖNORM S 2088-1 bei den Schwermetallen Kupfer, Nickel und Quecksilber feststellen. Der Anteil des im Eluat gelösten Kupfer und Nickel am Gesamtgehalt liegt dabei meist im einstelligen Prozentbereich. Quecksilber liegt vermutlich in vergleichsweise gut löslichen Bindungsformen vor, der im Eluat gelöste Anteil liegt bei 40-100%. Die Gehalte an leicht freisetzbarem Cyanid überschreiten den Prüfwert für Gesamt-Cyanid (d.h. für leicht freisetzbare und komplex gebundene Cyanide) bis zum 40-fachen. Die Ergebnisse der Eluatuntersuchungen weisen darauf hin, dass langfristig erhebliche Schwermetall- und Cyanidmengen mobilisiert werden. Im Sickerwasser innerhalb der Ablagerungen wurden wiederholt erhöhte Cyanid- und Schwermetallkonzentrationen (insbesondere Nickel) gemessen.

Aufgrund der Bodenluft- und Sickerwasseruntersuchungen ergeben sich keine Hinweise, dass größere Mengen an CKW-haltigen Abfällen und Mineralölprodukten mit hochmobilen Anteilen (z.B. Lösungsmittel, Benzin) abgelagert wurden. Die Ergebnisse der Deponiegasmessungen ergeben keine Hinweise auf relevante Mengen an abbaubaren organischen Abfällen mit erhöhtem Reaktionspotential (z.B. Hausmüll bzw. hausmüllähnliche Betriebsabfälle).

Der Untergrund unter der Deponiesohle wird durch mehrere Meter mächtige Schichten von feinkörnigen Sedimenten (Schluff, Ton, Lehm) und Torfen geprägt, die ein sehr hohes Rückhaltevermögen für Schwermetalle und organische Schadstoffe besitzen.

Das Grundwasser befindet sich vermutlich zumindest 5 m unter der Deponiesohle und ist artesisch gespannt. Das Eindringen von schadstoffbelastetem Sickerwasser in das Grundwasser wird aufgrund der vorherrschenden hydraulischen Druckverhältnisse und des gering durchlässigen Untergrunds stark eingeschränkt.

Beim zur Altablagerung anströmenden Grundwasser handelt es sich um mittelhartes bis hartes Wasser mit stark herabgesetztem Sauerstoffgehalt, indifferenten bis schwach reduzierenden Redox-Bedingungen und geogen erhöhten Ammonium-, Eisen- und Mangankonzentrationen. Eine signifikante Beeinflussung der Grundwasserqualität ist gemäß den Ergebnissen der Grundwasseruntersuchungen nicht festzustellen und aufgrund der Untergrundverhältnisse auch nicht zu erwarten.

Das Sickerwasser tritt vermutlich seitlich aus dem Deponiekörper diffus in das umgebende Grabensystem aus. Die damit verbundenen Schadstofffrachten sind aufgrund der geringen Sickerwassermenge, die austritt, als gering anzunehmen.

Zusammenfassend ergibt sich aufgrund der vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnisse, dass bei der Altablagerung „Galvanikschlammdeponie Collini“ im westlichen Teil mineralische Abfälle und im östlichen Teil Industrieabfälle, im Wesentlichen Schlämme aus galvanischen Prozessen, abgelagert wurden. Das Volumen der Ablagerungen mit erheblichen Anteilen an Galvanikschlamm bzw. Industrieabfällen wird mit etwa 8.500 m³ abgeschätzt. Der Galvanikschlamm weist hohe Gesamtgehalte an Schwermetallen und Cyaniden auf, die langfristig mit dem Sickerwasser in erheblichem Ausmaß mobilisiert werden. Eine signifikante Beeinflussung der Grundwasserqualität ist aktuell nicht festzustellen und aufgrund der Untergrundverhältnisse auch nicht zu erwarten. Aufgrund der Art und Menge der gelagerten Abfälle stellt der östliche Teil der Altablagerung „Galvanikschlammdeponie Collini“ eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: groß

Auf einer Fläche von rd. 2.400 m² ist der Untergrund durch Ablagerungen von Industrieabfällen, im Wesentlichen Schlämmen aus galvanischen Prozessen, erheblich verunreinigt. Das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches kann mit 8.500 m³ abgeschätzt werden. Der Galvanikschlamm weist sehr hohe Gehalte an Schwermetallen und Cyaniden auf, die langfristig in erheblichem Ausmaß mobilisiert werden. Von den relevanten Schadstoffen sind Cyanide und die Schwermetalle Chrom, Kupfer und Nickel als schädlich, Quecksilber als sehr schädlich einzustufen. Unter Berücksichtigung der Art der Schadstoffe und der im Untergrund vorhandenen Schadstoffmenge ergibt sich insgesamt ein großes Schadstoffpotenzial.

Schadstoffausbreitung: lokal

Eine signifikante Beeinflussung der Grundwasserqualität durch Sickerwasser ist aktuell nicht festzustellen und aufgrund der Untergrund-verhältnisse (gering durchlässige Schichten mit sehr hohem Schadstoffrückhaltevermögen) auch nicht zu erwarten. Der Deponiekörper ist teilweise im Sickerwasser eingestaut. Das Sickerwasser tritt vermutlich seitlich aus dem Deponiekörper diffus in ein umgebendes Grabensystem aus. Die damit einhergehenden Schadstofffrachten sind als gering anzunehmen. Die Schadstoffausbreitung ist insgesamt als lokal zu beurteilen.

Schutzgut: nutzbar

Die Altablagerung befindet sich in keinem Grundwasserschutz- oder Grundwasserschongebiet. Im Umfeld der Altablagerung befinden sich ein wasserrechtlich bewilligter Nutzwasserbrunnen und mehrere Hausbrunnen, die früher zur Trinkwasserversorgung genutzt wurden und vermutlich teilweise ebenfalls zur Nutzwasserversorgung verwendet werden (z.B. Gartenbewässerung). Trinkwassernutzungen sind im Umfeld der Altablagerung nicht bekannt, die umliegenden Wohngebäude sind an die öffentliche Trinkwasserleitung angeschlossen. Das Grundwasser weist geogen erhöhte Ammonium-, Eisen- und Mangankonzentrationen auf, jedoch keine anthropogenen Vorbelastungen. Das Grundwasserdargebot ist gering. Das Grundwasservorkommen ist insgesamt als nutzbar zu beurteilen.  

Ergebnis

Entsprechend der Beurteilung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien ergibt sich für den östlichen Teil der Altablagerung "Galvanikschlammdeponie Collini" die Prioritätenklasse 3.

 

Datum der Texterstellung: September 2017