Altlast V4: Malonsbach

Bei der Altablagerung „Malonsbach“ handelt sich um ein ehemaliges Torfabbaugebiet, in das von 1967/68 bis 1983 rund 140.000 m³ Haus- und Sperrmüll, Gewerbeabfälle sowie Bauschutt ohne technische Abdichtungsmaßnahmen gegen den Untergrund abgelagert wurden. Ab 1984 wurden nur noch Bauschutt und Aushubmaterialien deponiert. 

Die Altablagerung umfasst eine Fläche von rund 20.000 m² und ein Gesamtvolumen von mindestens 200.000 m³. Aufgrund der vorliegenden Untersuchungsergebnisse ergibt sich, dass der abgelagerte Hausmüll nach wie vor biochemischen Abbaureaktionen unterliegt. Die damit verbundenen sehr hohen Methan- und Kohlendioxidkonzentrationen im Deponiegas liegen in einer Größenordnung wie sie für eine mehrere Jahrzehnte alte Hausmülldeponie charakteristisch ist. Das Volumen des reaktiven Kernbereichs kann mit rund 130.000 m³ abgeschätzt werden. Aufgrund der Größe und des hohen Deponiegasemissionspotentials stellt die Altablagerung „Malonsbach“ eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Das Umweltbundesamt schlägt eine Einstufung in die Prioritätenklasse 3 vor.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Feldkirch,
Röthis,
Röthis,
485/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Bauschutt
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 20.000 m²
Volumen Altlast (m³): 130.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas (Kohlendioxid, Methan)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.07.2018
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.07.2018
Priorität: 3
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Beobachtung
Sanierungsverfahren: Beobachtung (Deponiegas/Bodenluft, Grundwasser, Nutzung, Bebauung und Infrastruktur)

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Malonsbach“ befindet sich auf einem Bergrücken ca. 1 km nordöstlich der Ortschaft Röthis an der Landesstraße L70 nach Viktorsberg im Quellbereich des Malonsbaches.

Die Ablagerungsfläche stellt ein ehemaliges Hochmoor dar, das zur Gewinnung von Brennstoff in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg abgebaut wurde. In die dadurch entstandene Geländemulde wurden ab 1967/68 rund 140.000 m³ Haus- und Sperrmüll, Gewerbeabfälle sowie Bauschutt ohne technische Abdichtungsmaßnahmen gegen den Untergrund abgelagert. Nach Inbetriebnahme der regionalen Abfalldeponie Böschistobel in Nenzing im Jahre 1983 wurde die Deponie „Malonsbach“ bis 1994 als Baurestmassendeponie betrieben, sodass oben genannte Abfälle mit Bauschutt und Aushubmaterialien überschüttet wurden.

Die Abfallablagerungen erfolgten auf einer Fläche von rund 20.000 m². Während im zentralen Bereich der Deponie die Mächtigkeit der Ablagerungen bis zu 22 m beträgt, liegt sie in den Randbereichen bei wenigen Metern. Im Jahre 2008 wurde der gesamte Deponiebereich mit einer bis zu 2 m mächtigen Schicht aus Kieswaschschlamm abgedeckt.

Bei Annahme einer mittleren Deponiemächtigkeit von 10 m beträgt das Gesamtvolumen der Ablagerung inklusive der Abdeckung mindestens 200.000 m³.

Die Oberfläche der Altablagerung liegt auf einer Seehöhe von 650 m ü. A bis 660 m ü. A. Etwa 65 m bis 80 m unter diesem Niveau verläuft ein Tunnel durch den Bergrücken, der einen nördlich der Altablagerung gelegenen Steinbruch („Steinbruch Sifeler“) mit dem dazugehörigen Betriebsgelände im Süden verbindet („Zufahrtstunnel Sifeler“)

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung befindet sich auf einem von Südwesten nach Nordosten ansteigenden schmalen Bergrücken, der im Norden vom Ratzbach und im Süden von der Frödisch – beides Zuflüsse der Frutz – begrenzt wird.

Großräumig betrachtet liegt die Altablagerung im Bereich des sogenannten Helvetikums, einer großtektonischen Einheit, die die Basis der ostalpinen Einheiten darstellt und im betrachteten Gebiet tektonisch stark verformt ist. Der Untergrund der Altablagerung wird aus kretazischen mergelig-kalkigen Drusberg-Schichten aufgebaut, die den Kern einer Großfalte bilden. Dieser Kern aus Drusberg-Schichten wird von verkarsteten Schrattenkalken ummantelt, die in der Umgebung der Deponie großflächig aufgeschlossen sind und im „Steinbruch Sifeler“ abgebaut werden. Die Faltenachse („Sattel“) dürfte sich unmittelbar unterhalb der Altablagerung befinden und nach Südwesten, den Bergrücken im Wesentlichen nachzeichnend, einfallen. Das Gebirge unterhalb der Deponie ist von zahlreichen Trennflächen durchzogen, wobei auch Großklüfte vorhanden sind.

Geomorphologisch betrachtet befindet sich die Altablagerung auf einer Verflachung des Bergrückens – eine ehemalige glaziale Abflussrinne („Trockental“), die sich am Rand des Rheintalgletschers in der jüngsten Eiszeit quer zum Bergrücken und der Faltenachse gebildet hat.

An der Basis der Altablagerung stehen einerseits Schrattenkalke bzw. Drusberg-Schichten und andererseits schluffig bis kiesige Sedimente der glazialen Entwässerung an. Über diesen hat sich nach dem Gletscherrückzug und dem Trockenfallen des Tals das erwähnte Hochmoor gebildet, dessen nicht abgebaute Reste stellenweise ebenfalls an der Deponiebasis anzutreffen sind.

Die Entwässerung des Bereiches der Altablagerung erfolgt entsprechend dem geologischen Aufbau des Untergrundes und seiner tektonischen Zerlegung sowie den geomorphologischen Gegebenheiten in unterschiedliche Richtungen. Die Hauptentwässerungsrichtung des Bergrückens folgt dem Einfallen der Faltenachse nach Südwesten. Das Bergwasser fließt dabei in den verkarsteten Schrattenkalken sowie in den oberen, kalkig ausgebildeten Drusberg-Schichten ab. Im Liegenden bilden die mergeligen Drusberg-Schichten den Wasserstauer. Zusätzlicher Bergwasserabfluss erfolgt entlang der Schichtflächen und v. a. der Klüfte.

Durch das Trockental werden die Schrattenkalke quer zur Faltenachse abgeschnitten, sodass einerseits oberhalb des Trockentales (östlich der Altablagerung) Quellen an der Schichtgrenze zu den Drusberg-Schichten austreten. Andererseits existieren Quellen südlich der Altablagerung, an denen Bergwasser zutage tritt, das durch Querklüfte in Richtung Frödisch abgeleitet wird. Die entlang der Klüfte in die unterlagernden Drusberg-Schichten eintretenden Bergwässer werden über den „Zufahrtstunnel Sifeler“ abgezogen. Südwestlich des Trockentales tritt Oberflächenwasser in die verkarsteten Schrattenkalke ein und bildet einen eigenständigen Bergwasserstrom entlang der einfallenden Faltenachse in Richtung Südwesten. Im gesamten Hangbereich in Richtung Wohngebiet Röthis sind keine Quellen vorhanden, da die Schrattenkalke unter die Talebene abtauchen und direkt in die Rhein-/Frutztalfüllung unterirdisch entwässern.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Bereich der Altablagerung wird teilweise als Holzlagerplatz genutzt, im westlichen Bereich der Altablagerung verläuft die Zufahrtsstraße zu einer in den letzten Jahren errichteten, an die Altablagerung im Norden angrenzenden Bodenaushubdeponie. Die Ablagerungen auf diese Deponie sind mittlerweile abgeschlossen. Im südlichen Bereich der Altablagerung befindet sich ein Jungwald.

Die unmittelbare Umgebung der Altablagerung ist großteils bewaldet. Mit Ausnahme einer nicht mehr genutzten Baracke sind die Altablagerung und ihre Umgebung nicht bebaut. Die nächstliegenden Gebäude sind die Wohnhäuser am Ortsrand von Viktorsberg, die sich in östlicher Richtung etwa 300 m entfernt befinden. Im Zuge der Errichtung der Bodenaushubdeponie wurden zwei potentiell begehbare Schächte nördlich der Altablagerung errichtet. Im „Sammelschacht“ (Messpunkt S1), der sich am Böschungsfuß der Altablagerung befindet, werden die über eine Drainage erfassten Sickerwässer der Altablagerung und der Bodenaushubdeponie gefasst und über eine Leitung in den „Schlammfang“ (Messpunkt S2) geleitet. Der Überlauf des Schlammfangs entwässert in eine nördlich gelegene Mulde und von dort in den Malonsbach.

Der Steinbruch „Sifeler“ liegt etwa 150 m Luftlinie nördlich, das mit diesem durch einen Tunnel verbundene Betriebsgelände etwa 120 m südlich der Altablagerung.

In einem Umkreis von etwa 700 m um die Deponie „Malonsbach“ befinden sich mehrere gefasste Quellen bzw. Bergwasseraustritte. Sechs dieser Quellen (Q1 bis Q5 sowie Q9) führen bei Trockenwetterverhältnissen kein Wasser bzw. weisen sie nur sehr geringe Schüttungen < 0,1 l/s auf. Die Wässer dieser Quellen werden nicht genutzt. Die Quelle Q8 („Schwefelquelle Bad Röthis“) tritt im Bereich eines Hotels zutage und wird zur Befüllung eines Schwimmbeckens genutzt. Auch diese Quelle führt bei Trockenwetterverhältnissen nur sehr wenig Wasser. Im Bereich des Betriebsgeländes „Sifeler“ befinden sich zwei weitere Quellen (Q6 und Q7), die in einem Sammelschacht gefasst sind, in Summe eine Trockenwetterschüttung von etwa 0,1 l/s bis 0,2 l/s aufweisen und betrieblich genutzt werden. Auf dem Betriebsgelände existiert auch ein kleiner Tümpel (Messpunkt TE2).

Weitere ganzjährige Wasseraustritte, die in Zusammenhang mit der Entwässerung des Altablagerungsbereiches stehen, befinden sich im erwähnten Tunnel (Tropfwasseraustritte aus der Tunnellaibung: TU1 bis TU3; gesammeltes Bergwasser vom Tunnelportal: BW1; gefasstes Bergwasser aus einem Karstschlauch im Tunnel, das in die Frödisch eingeleitet wird: BW2).

In etwa 800 m Entfernung zur Altablagerung befindet sich in Röthis ein Schlagbrunnen, dessen Wasser der Gartenbewässerung dient (Q10).

Nördlich der Altablagerung befindet sich das Quellgebiet des Malonsbaches, der etwa 800 m weiter nordwestlich in den Ratzbach mündet. Vor Errichtung der Bodenaushubdeponie befand sich in diesem Bereich ein kleiner Tümpel (Messpunkt TE1). In der oberen Hälfte seines Verlaufes liegt der Malonsbach bei Trockenwetterverhältnissen nahezu trocken (Messpunkte B1 bis B4).

Die Frödisch fließt etwa 300 m Luftlinie südlich der Altablagerung.

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Die Altablagerung „Malonsbach“ befindet sich auf einem Bergrücken ca. 1 km nordöstlich der Ortschaft Röthis. Die Ablagerungsfläche stellt ein ehemaliges Hochmoor dar, das zur Gewinnung von Brennstoff in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg abgebaut wurde. In die dadurch entstandene Geländemulde wurden von 1967/68 bis 1983 rund 140.000 m³ Haus- und Sperrmüll, Gewerbeabfälle sowie Bauschutt und danach bis 1994 ausschließlich Aushubmaterial und Bauschutt ohne technische Abdichtungsmaßnahmen gegen den Untergrund abgelagert. Die Abfallablagerungen erfolgten auf einer Fläche von 20.000 m². Während im zentralen Bereich der Deponie die Mächtigkeit der Ablagerungen bis zu 22 m beträgt, liegt sie in den Randbereichen bei wenigen Metern. Im Jahre 2008 wurde der gesamte Deponiebereich mit einer Schicht aus Kieswaschschlamm abgedeckt. Bei Annahme einer mittleren Mächtigkeit von rund 10 m beträgt das Gesamtvolumen der Altablagerung inklusive der Oberflächenabdeckung grob geschätzt mindestens 200.000 m³. In jüngster Zeit wurde unmittelbar nördlich der Altablagerung eine mittlerweile abgeschlossene Bodenaushubdeponie errichtet.

Der aus mergeligen und kalkigen Gesteinen aufgebaute Untergrund der Altablagerung ist tektonisch stark verformt und durch Klüfte zerlegt. In der Umgebung der Altablagerung treten mehrere, großteils an die Klüftung gebundene Quellen zutage. Etwa 65 m bis 80 m unter dem Niveau der Altablagerung verläuft ein befahrbarer Tunnel, der einen Steinbruch mit dem dazugehörigen Betriebsgelände verbindet. In der Tunnelröhre treten sehr gering ergiebige Bergwässer zutage.

Auf Basis von Wasseruntersuchungen zwischen 1989 und 2008 kann davon ausgegangen werden, dass der Bereich nördlich der Altablagerung sowie das in der Tunnelröhre austretende Bergwasser von Deponiesickerwässern beeinflusst ist. Eine weitere mögliche Beeinflussung war bei zwei Quellen gegeben, die sich im Betriebsgelände des Steinbruchs befinden.

Die Untersuchungen an der Deponie ergaben einen überwiegend aus dunkel gefärbten, anaerob zersetzten Hausmüllablagerungen aufgebauten Deponiekörper. Der Hausmüll war in unterschiedlichem Ausmaß mit Aushubmaterial und Bauschutt vermischt. Durch die Vermischung ließen sich keine klar abgrenzbaren Ablagerungsbereiche in diesem Bereich des Deponiekörpers feststellen. Über diesen Ablagerungen lagern bis zur Unterkante der Oberflächenabdeckung hauptsächlich Bodenaushubmaterialien in unterschiedlicher Mächtigkeit.

Die Deponiegasuntersuchungen zeigten fast über die gesamte Fläche sehr hohe Methankonzentrationen über 40 Vol.-%. Die damit korrespondierenden Kohlendioxidkonzentrationen lagen zwischen 6 Vol.-% und 20 Vol.-% und sind als erhöht zu bewerten. Die Deponiegaszusammensetzung weist auf den Ablauf intensiver biochemischer Abbauprozesse im Deponiekörper hin. Die aktuellen Absaugversuche bestätigten diesen Befund. Auf rund zwei Drittel der Fläche waren sehr hohe Deponiegaskonzentrationen festzustellen (Methan + Kohlendioxid deutlich über 40 Vol.-% sowie vergleichsweise hohe Schwefelwasserstoffkonzentrationen). Das Abfallvolumen mit hohem Deponiegasemissionspotential kann grob mit rund 130.000 m³ abgeschätzt werden.

Raumluftuntersuchungen in den beiden – zumindest potentiell – begehbaren Schächten nördlich der Deponie belegen eine Migration des Deponiegases über das Sickerwasserleitungsystem der neu errichteten Bodenaushubdeponie. Die Luft in den Schächten wies geringe Sauerstoff- und hohe Kohlendioxidkonzentrationen auf, in den Schächten war dauerhaft eine erstickend wirkende Atmosphäre vorhanden. Darüber hinaus kann aufgrund von Methankonzentrationen knapp unterhalb der unteren Explosionsgrenze eines Methan-Luft-Gemisches das zumindest temporäre Vorhandensein einer explosionsfähigen Atmosphäre nicht ausgeschlossen werden.

Aufbauend auf den ermittelten hydraulischen Durchlässigkeiten der im Jahr 2008 aufgebrachten Oberflächenabdeckung sowie auf Informationen und Annahmen über Abdeckungsmächtigkeit, bodenphysikalische Parameter, Vegetation und klimatische Verhältnisse kann die derzeit in den Deponiekörper einsickernde Niederschlagsmenge mithilfe der Simulations-Software HELP (Hydrologic Evaluation of Landfill Performance) auf etwa 600 mm pro Jahr abgeschätzt werden. Dies entspricht rund 40 % der Niederschlagsmenge. Verglichen mit der Einsickermenge vor Abdeckung der Altablagerung, die mithilfe der „Arbeitshilfe zur Abschätzung von Sickerwasserbelastungen an kontaminierten Standorten“ grob auf > 50 % der Niederschlagsmenge geschätzt werden kann, ergibt sich rechnerisch eine geringe, aber signifikante Reduktion der Sickerwassermenge seit Aufbringung der Oberflächenabdeckung.

Die durchgeführten Wasseruntersuchungen an Quellen, Bergwasseraustritten und Oberflächengewässern in der Umgebung der Altablagerung belegen eine Beeinflussung des Bereichs nördlich der Altablagerung sowie teilweise von im Tunnel austretenden Bergwässern durch Deponiesickerwässer. Die Beeinflussung zeigte sich in erhöhten Ammoniumkonzentrationen und einem erhöhten Gehalt an leicht löslichen Stoffen. Die damit korrespondierenden Schadstofffrachten sind als sehr gering zu beurteilen – bei den im Tunnel austretenden Bergwässern mit erhöhten Ammoniumkonzentrationen handelt es sich um Tropfwasser. Unter Berücksichtigung von Deponiealter, -mächtigkeit und Niederschlagseintrag kann die Ammoniumkonzentration des Deponiesickerwassers auf Basis von Erfahrungs- und Literaturwerten mit maximal 100 mg/l abgeschätzt werden. Daraus lässt sich bei der oben dargestellten Sickerwassermenge von 600 mm pro Jahr (entspricht 30 m³ pro Tag für eine Fläche von 20.000 m²) eine Ammoniumfracht von maximal 3 kg pro Tag ableiten. Diese Fracht ist als erheblich zu bewerten. Es ist davon auszugehen, dass der Großteil der Schadstofffracht in Klüften transportiert wird, deren Verlauf nicht bekannt ist. Ein geringer Teil tritt stark verdünnt an den erwähnten Probenahmestellen im Tunnel aus.

In zwei ergiebigeren, gefassten Bergwasserströmen aus dem Tunnel wurden teilweise erhöhte Konzentrationen an Mineralölkohlenwasserstoffen und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen nachgewiesen, die aber vermutlich auf den LKW-Verkehr im Tunnel und die damit zusammenhängenden Emissionen zurückzuführen sind.

Zusammenfassend ergibt sich aufgrund der vorliegenden Untersuchungsergebnisse, dass in der Altablagerung „Malonsbach“ vorwiegend Hausmüll abgelagert wurde, der nach wie vor biochemischen Abbaureaktionen unterliegt. Die damit verbundenen sehr hohen Deponiegaskonzentrationen liegen in einer Größenordnung wie sie für eine mehrere Jahrzehnte alte Hausmülldeponie mit vergleichsweise hoher Mächtigkeit charakteristisch ist. Aufgrund der Größe und des hohen Deponiegasemissionspotentials stellt die Altablagerung „Malonsbach“ eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist die Luft. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Gasemissionspotenzial: sehr hoch

Von Ende der 1960er-Jahre bis 1983 wurden in einer Torfgrube mindestens 200.000 m³ hausmüllähnliche Abfälle, Bauschutt und Bodenaushub abgelagert. Entsprechend ihren stofflichen Eigenschaften unterliegen die Abfälle unter den vorliegenden Bedingungen anaeroben Abbauprozessen, die hohe Deponiegasemissionen zur Folge haben. Das Volumen mit sehr hohen Deponiegaskonzentrationen kann mit etwa 130.000 m³ abgeschätzt werden. Aufgrund des Volumens und der Reaktivität der Abfälle ist das Gasemissionspotenzial als sehr hoch zu bewerten.

Ausbreitung der Schadstoffe: möglich

Eine Ausbreitung von Deponiegas im Untergrund bzw. über bestehende Leitungssysteme ist grundsätzlich möglich.  

Bedeutung des Schutzgutes: sonstige Nutzung

Im Nahbereich der Altablagerung befinden sich keine Gebäude und mit Ausnahme der beiden grundsätzlich begehbaren Schächte keine unterirdischen Einbauten. Der von der Deponiegasmigration gefährdete Bereich unterliegt daher keiner sensiblen Nutzung. Die nächstgelegenen Wohnhäuser mit Unterkellerung liegen etwa 300 m entfernt. Eine Deponiegasmigration bis in diesen Bereich kann ausgeschlossen werden.  

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den in § 14 Altlastensanierungsgesetz festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt vor, die Altablagerung "Malonsbach" in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

 

Datum der Texterstellung: Mai 2017