Altlast ST21: Putzerei Hlatky

Am Altstandort „Putzerei Hlatky“ in Judenburg wurde seit den 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts Tetrachlorethen als Reinigungsmittel eingesetzt. Im Bereich des Altstandortes „Putzerei Hlatky“ sind massive Belastungen der wasserungesättigten Bodenzone mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW), vor allem Tetrachlorethen, vorhanden sind. Im Grundwasser sind lokal Verunreinigungen zu beobachten.

Die Ausbreitung einer weiterreichenden Schadstofffahne im Grundwasser ist mittel- bis langfristig unwahrscheinlich. Die Verunreinigungen des Untergrundes im Bereich der Putzerei stellen eine erhebliche Gefährdung des Grundwassers dar. Es wird vorgeschlagen, den Altstandort „Putzerei Hlatky“ in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Murtal,
Judenburg,
Judenburg,
.58/1, .949
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: chemische Reinigung
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 660 m²
Volumen Altlast (m³): 8.000 m³
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 26.03.2001
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.01.2012
Priorität: 3
Status Maßnahme: in Planung
Art der Maßnahme: Beobachtung
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.06.2001

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort befindet sich im Zentrum der Stadt Judenburg unmittelbar nördlich der Festhalle. Von etwa 1918 bis 1989 befand sich eine Textilreinigung am Standort. Ab den 50er Jahren wurde Tetrachlorethen als Reinigungsmittel eingesetzt. Im südlichen Teil des Gebäudekomplexes an der Ecke Kaserngasse-Langganggasse befand sich die Annahmestelle der Putzerei, im nördlichen Teil waren die Reinigungsmaschinen aufgestellt. Die Fläche des Altstandortes beträgt ca. 600 m².

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort liegt auf einer quartären Schotterterrasse des Murtales. Die Geländeoberfläche befindet sich etwa auf 735 bis 737 m ü. A. Oberflächennah stehen im Bereich des Judenburger Stadtzentrums zum Teil feinkörnige Deckschichten (bis rund 5 m Tiefe) oder auch künstliche Anschüttungen (Schutt, Ziegelbruch etc. bis zu max. 3 m Tiefe) an. Der Aufbau der Schotterterrasse wird von dicht gelagertem Bach- und Terrassenschutt geprägt und ist als sehr Inhomogen zu bezeichnen. Häufiger Wechsel der Fraktionen von Sand bis Steine/Blöcke sind charakteristisch. Vorwiegend sind kiesig-sandige Sedimente mit einem hohen Steinanteil und zum Teil schluffigen Beimengungen vorhanden. Die Mächtigkeit der Terrassensedimente beträgt mehr als 70 m.

Der erste Grundwasserhorizont wird generell in einer Tiefe von ca. 50 m unter Gelände angetroffen und liegt als freies Grundwasser vor.  In einer Messstelle wurde die  Grundwasseroberfläche in rund 60 m Tiefe angetroffen und spiegelte um rund 10 m auf ca. 50 m unter Gelände auf. In Abhängigkeit von der Durchlässigkeit der Sedimente kann es kleinräumig zur Ausbildung gespannter Grundwasserverhältnisse kommen. Der freie Grundwasserspiegel befindet sich auf rund 686 m ü. A. und kann um bis zu 2 m schwanken (685 – 687 m ü. A.). Die lokale Grundwasserfließrichtung ist überwiegend nach Süden bis Südosten gerichtet, kann aber vermutlich auch Richtung Norden drehen. Das Grundwasserspiegelgefälle beträgt durchschnittlich ca. 5 ‰, der Durchlässigkeitsbeiwert kann mit rund 5*10-5 m/s abgeschätzt werden. Das Grundwasser kann als mittelergiebig eingestuft werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Die Räume im Untergeschoß der ehemaligen Putzerei werden derzeit als Verkaufs- bzw. Lagerräume gewerblich (Teppichhandel) genutzt. Das Grundwasser im Bereich des Stadtzentrums von Judenburg wird nicht genutzt. In der unmittelbaren Umgebung des Altstandortes sind keine Grundwassernutzungen bekannt.

 

UNTERSUCHUNGEN

Im Jahr 1992 wurden erste Bodenluftuntersuchungen durchgeführt. Im Zeitraum von Juni 1998 bis September 2000 wurden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Orientierende Bodenluftuntersuchungen
  • Errichtung von zwei stationären Bodenluftmessstellen
  • 2 Beprobungen der stationären Bodenluftmessstellen
  • Bodenluftabsaugversuche an den stationären Bodenluftmessstellen
  • Errichtung von 4 Grundwassermessstellen

  • Geophysikalische Bohrlochmessungen an 4 Grundwassermessstellen
  • Grundwasserbeweissicherung (Einmessung des Grundwasserspiegels sowie Probenahme und Analyse von Grundwasserproben) an 6 Terminen

Im Zeitraum von November 2008 bis August 2009 wurden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Sammlung und Analyse von Raumluftproben an 2 Terminen
  • Entnahme und Analyse von Bodenluftproben an 2 Terminen
  • Entnahme und Analyse von Grundwasserproben an 4 Terminen

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Am Standort der „Putzerei Hlatky“ befand sich bis in das Jahr 1989 eine chemische Reinigung. Als Reinigungsmittel war seit den 50-er Jahren Tetrachlorethen in Verwendung. Die ehemaligen Betriebsräume werden zurzeit als Verkaufs- bzw. Lagerräume gewerblich genutzt.

Im Jahr 1992 wurden bei ersten Bodenluftuntersuchungen Hinweise auf Belastungen des Untergrundes durch CKW bzw. Tetrachlorethen festgestellt. Im Zeitraum von August 1998 bis Februar 2000 und von November 2008 bis August 2009 wurden weitere Untersuchungen durchgeführt. Bei den orientierenden Bodenluftuntersuchungen konnten sowohl im ehemaligen Aufstellungsbereich der Reinigungsmaschine als auch im Innenhof des Gebäudes bzw. im Bereich der Langganggasse westlich des Gebäudes deutlich erhöhte Gehalte an Tetrachlorethen (max. 450 mg/m³) nachgewiesen werden. Laut ÖNORM S 2088-1 beträgt der Prüfwert b für LHKW bzw. CKW 10 mg/m³.

Auch durch die Beprobungen an zwei stationären Bodenluftmessstellen (insgesamt 5 tiefenspezifische Bodenluftmesssonden) ergab sich eine Bestätigung für die festgestellten Kontaminationen, wobei die Analysenergebnisse größtenteils noch wesentlich höhere Belastungen (max. 6.650 mg/m³) anzeigten, als bei der orientierenden Bodenluftuntersuchung. Auch die letzten Untersuchungen der Bodenluft aus dem Jahr 2009 zeigen CKW-Konzentrationen in der gleichen Größenordnung wie in den vorangegangen Jahren, eine Schadstoffreduktion in der wasserungesättigten Bodenzone konnte nicht festgestellt werden. Anhand der Ergebnisse der beiden durchgeführten Bodenluftabsaugversuche (max. 9.700 mg/m³) ergab sich eine Bestätigung für die massiven Belastungen die bereits bei den Beprobungen der stationären Bodenluftmesssonden festgestellt wurden. Auf Grund der hohen Belastungen und der hohen Schadstoffnachlieferung, die jeweils über die gesamte Versuchsdauer zu beobachten war, muss davon ausgegangen werden, dass während des Betriebes der chemischen Reinigung eine äußerst große Menge an CKW bzw. Tetrachlorethen in den Untergrund gelangt ist. Trichlorethen und cis-1,2-Dichlorethen können beim Abbau von Tetrachlorethen entstehen. Die erhöhten Messwerte für diese Einzelsubstanzen lassen darauf schließen, dass auch am Standort „Putzerei Hlatky“ in geringem Umfang ein natürlicher Abbau von Tetrachlorethen stattfindet. Der Bereich mit erheblichen Untergrundverunreinigungen kann mit einer Fläche von rund 600 m² und einer Kubatur von 6.000 bis 10.000 m³ abgeschätzt werden.

Die im Jahr 2009 durchgeführten Raumluftmessungen in den Räumen der ehemaligen Putzerei zeigen Hinweise auf Spuren von Tetrachlorethen in der Raumluft der heute als Lager- und Geschäftsräume genutzten Innenräume. Bei diesen Messungen wurde der Grenzwert der maximalen Arbeitsplatzkonzentration für Tetrachlorethen um mehrere Größenordnungen unterschritten.  Mögliche Wirkungen auf die Gesundheit von Menschen können daher ausgeschlossen werden.

An den Grundwasserproben von vier Grundwassersonden im Nahbereich des Altstandortes konnten CKW (Tetrachlorethen sowie in Spuren Trichlorethen, 1.1 Dichlorethen und Vinylchlorid) nachgewiesen werden. Die Konzentrationen an Tetrachlorethen lagen im Bereich von maximal 10 µg/l. Ein erhöhter Schadstoffeintrag konnte im Vergleich der älteren (1998) mit den neueren (2009) Untersuchungsergebnissen nicht festgestellt werden. Die Belastungen im Grundwasser sind unverändert. Die vorliegenden Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung sind ein Hinweis darauf, dass  in relativ geringem und gleichbleibendem Ausmaß ein Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser erfolgt. Auf Grund der geologischen Gegebenheiten am Standort und insbesondere der großen Mächtigkeit der wasserungesättigten Bodenzone kann es zu einer entsprechenden Verzögerung des Schadstoffeintrages in das Grundwasser kommen. Die Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung von 1998 bis 2009 zeigten jedoch bis dato keine Veränderungen. Auf Grund der Verteilung der Schadstoffe am Schadensherd sowie der geologischen und hydrogeologischen Gegebenheiten am Standort ist auch mittel- bis langfristig keine weitreichende Ausbreitung einer Schadstofffahne zu erwarten.

Zusammenfassend ergibt sich aus den vorliegenden Unterlagen und Untersuchungsergebnissen, dass im Bereich des Altstandortes „Putzerei Hlatky“ massive Belastungen der wasserungesättigten Bodenzone mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffe (CKW), vor allem Tetrachlorethen, gegeben sind, die auch eine kleinräumige Verunreinigung des Grundwassers verursachen. Der Altstandort „Putzerei Hlatky“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: sehr groß

Im Bereich des Altstandortes wurden seit den 50-iger Jahren des 20. Jahrhunderts Tetrachlorethen als Reinigungsmittel eingesetzt. Der Untergrund ist bis in eine Tiefe von über 9 m mit CKW (hauptsächlich Tetrachlorethen, untergeordnet Abbauprodukte) verunreinigt. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse kann angenommen werden, dass die Verunreinigung in Teilbereichen auch deutlich tiefer reicht. Tetrachlorethen weist aufgrund seiner stofflichen Eigenschaften eine sehr hohe Stoffgefährlichkeit auf. Insgesamt kann der erheblich verunreinigte Untergrund im Bereich des Altstandortes grob mit rund 6.000 bis 10.000 m³ abgeschätzt werden. Insgesamt ergibt sich für den maßgeblichen Parameter Tetrachlorethen ein sehr großes Schadstoffpotenzial.

Ausbreitung der Schadstoffe: lokal

Die Länge der Schadstofffahne im Grundwasser kann größenordnungsmäßig mit <100 m abgeschätzt werden. Die mit dem Grundwasser transportierte Fracht an gelösten Schadstoffen ist als gering zu bewerten. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten am Standort und insbesondere der großen Mächtigkeit der wasserungesättigten Bodenzone ist eine Prognose der zukünftigen Entwicklung mit großen Unsicherheiten behaftet. Derzeit wird davon ausgegangen, dass es mittel- bis langfristig zu keinem größeren Schadstoffeintrag ins Grundwasser kommt.

Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar

Das Grundwasser im Stadtzenttrum von Judenburg weist eine mittlere Ergiebigkeit auf. Im Nahbereich des Altstandortes sind vermutlich aufgrund des hohen Flurabstandes (mind. 50 m) keine Nutzungen des Grundwassers vorhanden oder geplant. Es sind auch zukünftig keine höherwertigen Grundwassernutzungen im direkten Abstrom zu erwarten.

Vorschlag Prioritätenklasse:  3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt die Einstufung in die Prioritätenklasse 3 vor.

 

 Datum der Texterstellung:    Mai 2011