Altlast ST12: Putzerei Pammer

Der Altstandort „Putzerei Pammer“ liegt in der Stadt Fehring. Zwischen 1970 und ca. 1994 wurde am Altstandort eine Putzerei betrieben. Im Bereich des Altstandortes ist eine starke Verunreinigung des Untergrundes mit CKW vorhanden. Die erheblichen Verunreinigungen des Untergrundes umfassen eine Fläche von rund 40 m².

Auch das Grundwasser ist im Bereich des Altstandortes stark mit CKW verunreinigt. Die Schadstofffahne ist mindestens 125 m lang. Ausgehend von den Untergrundverunreinigungen ist auch weiterhin mit einem Schadstoffeintrag in das Grundwasser zu rechnen. Der Altstandort „Putzerei Pammer“ stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird vorgeschlagen, den Altstandort in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Südoststeiermark,
Fehring,
Fehring,
976
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: chemische Reinigung
Fläche Altlast (m²): 42 m²
Volumen Altlast (m³): 150 m³
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 16.09.1993
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.07.2018
Priorität: 3
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.07.2018

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altlast

Der Altstandort befindet sich in der Stadt Fehring, etwa 150 m südlich des Hauptplatzes.

Beim Altstandort handelt es sich um eine ehemalige chemische Reinigung, die im Zeitraum von 1970 bis ca. 1994 in Betrieb war. Die Fläche des Gebäudes, in dem die Putzerei untergebracht war, kann mit ca. 100 m² angegeben werden.

Aus dem Jahr 1985 ist bekannt, dass in dem Gebäude ein Geschäftsraum, eine Schneiderei, ein Bügelraum, ein Abstellraum, ein Kesselraum sowie Sanitäranlagen untergebracht waren. Am Altstandort gab es eine Reinigungsmaschine, eine Aktivkohleanlage, einen Kompressor und einen Dampfkessel sowie eine Bügelpresse und eine Bügelmaschine. 

Bei der Begehung des Altstandortes wurde an der nördlichen Aussenwand des Putzereigebäudes ein Auslass entdeckt, der mit der Reinigungsmaschine in Verbindung stand. Es handelt sich wahrscheinlich um die Kondensatableitung.

Die Reinigungsmaschine wurde ohne eine Auffangwanne betrieben. Als Reinigungsmittel wurde Tetrachlorethen verwendet. Im Jahr 1986 wurde die Lagerung von Tetrachlorethen in einem Behälter mit Tropftasse und Überdachung für 8 Kanister zu je 10 Liter Tetrachlorethen genehmigt. Die Lagerung für die Behälter erfolgte rund 20 m nordöstlich des Gebäudes der Putzerei. Aus dem Jahr 1986 ist bekannt, dass wöchentlich rund 5 Liter Tetrachlorethen angefallen sind, die bis zur Entsorgung im Behälter zwischengelagert wurden.

Aus dem Jahr 1979 ist ein betrieblicher Störfall bekannt, bei dem es zu einem Austritt von Tetra-Chlorethen in den Untergrund und in das Grundwasser kam. Damit im Zusammenhang wurde der Hausbrunnen (BR 25) am Altstandort bis zum Verschwinden der geruchlich wahrnehmbaren Verunreinigungen abgepumpt.

Bei einer behördlichen Überprüfung im Jänner 1994 wurde festgestellt, dass im Bereich des Kugelhahnes der Leitung zum Lösungsmitteltank Tetrachlorethen bzw. stark tetrachlorethenhältiges Wasser austropft. Die Anlage war zu diesem Zeitpunkt schon einige Zeit undicht. Der Boden war im Bereich der undichten Stelle feucht, sodass ein Eintrag in den Untergrund sehr wahrscheinlich war.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort liegt am südlichen Rand des Raabtales, auf einem von Süden nach Norden ins Raabtal abfallenden Höhenrücken, der auch an seinen Rändern nach Osten und Westen leicht abfällt. Der Altstandort liegt auf etwa 280 m ü. A.

Im Bereich des Altstandortes folgen unter den bis zu 2,5 m mächtigen Anschüttungen feinsandige und tonige Schluffe bis zu einer Tiefe von 6 bis 8 m. In diese Sedimente können ein oder mehrere sehr geringmächtige, sandige bzw. kiesige Zwischenschichten eingeschaltet sein, die nach längeren Niederschlägen gespanntes Schichtwasser führen können. Darunter folgen schluffige Feinsande, die gespanntes Grundwasser führen. Die grundwasserführenden Sedimente sind im Bereich des Altstandortes durchschnittlich 40 cm mächtig. Darunter folgen schluffige Tone, die den Grundwasserstauer darstellen.

Der Grundwasserleiter ist im Bereich des Altstandortes sehr inhomogen und gering ergiebig. Aufgrund der im Bereich und im Umfeld des Altstandortes hergestellten Untergrundaufschlüsse ist davon auszugehen, dass im Bereich des Altstandortes kein einheitlich durchgehender Grundwasserleiter vorhanden ist, sondern dass das Grundwasser in mehreren, mehr oder weniger kommunizierenden Teilströmen abfließt. Die großräumige Grundwasserströmung ist von Süden nach Norden gerichtet. Die Druckhöhe des aufgespiegelten Grundwassers liegt im Bereich des Altstandortes durchschnittlich auf 275 ü.A. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters kann mit etwa 10‑ 5 m/s und das Grundwasserspiegelgefälle mit durchschnittlich 12 % angegeben werden. Ca. 30 m bis 40 m im Abstrom des Altstandortes beträgt das Grundwasserspiegelgefälle etwa 2 bis 4 %. Während der Grundwasseruntersuchungen wurden im Bereich des Altstandortes Schwankungen der Druckhöhe des aufgespiegelten Grundwassers von 1,6 m festgestellt. Der Grundwasserzu- und abfluss im Bereich des Altstandortes kann als sehr gering (< 5 m³/d) abgeschätzt werden. In größeren Tiefen treten artesische Grundwässer auf.

Schutzgüter und Nutzungen

Das Gebäude, in dem sich die Putzerei befand, wird derzeit nicht bzw. teilweise als Lagerraum genutzt. Nördlich des Gebäudes befinden sich ein asphaltierter Hof und anschließend ein Wohnhaus. Westlich verläuft eine Straße und östlich sowie südlich des Altstandortes befindet sich ein Garten bzw. eine Wiese.  

Der Altstandort befindet sich im Schongebiet der Wasserversorgungsanlage Fehring. Die in 550 m bis 1.000 m Entfernung befindlichen Brunnen sind etwa 100 m tief und beziehen ihr Wasser aus einem artesischen Grundwasservorkommen. Im Bereich und im Umfeld des Altstandortes befinden sich Haubrunnen, die das oberflächennahe Grundwasser bzw. Schichtwasser erfassen, das zum Teil für Nutzwasserzwecke verwendet wird.

UNTERSUCHUNGEN

Im Bereich des Altstandortes wurden im Zeitraum von August 1991 bis September 2004 folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben aus bestehenden Brunnen
  • Orientierende Bodenluftuntersuchungen  

Im Bereich des Altstandortes wurden im Zeitraum von 2011 bis 2014 folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • orientierende Bodenluftuntersuchungen
  • Untergrundaufschlüsse sowie Entnahme von Bodenluft-, Feststoff- und Grundwasserproben
  • Errichtung einer Grundwassermessstelle sowie Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben aus Brunnen und der neu errichteten Grundwassermessstelle

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Am Altstandort „Putzerei Pammer“ wurde im Zeitraum von 1970 bis 1994 eine Putzerei betrieben. Als Reinigungsmittel wurde Tetrachlorethen eingesetzt. Aus dem Jahr 1979 ist ein betrieblicher Störfall bekannt, bei dem es zu einem Austritt von Tetrachlorethen in den Untergrund und in das Grundwasser gekommen ist. Weiters ist davon auszugehen, dass es durch undichte Leitungen zur Versickerung von Tetrachlorethen kam.

Bei den Bodenluft- und Feststoffuntersuchungen wurden im Bereich der Reinigungsmaschine und der Aktivkohleanlage sowie im Bereich des Kanals westlich des Altstandortes Verunreinigungen des Untergrundes mit Tetrachlorethen festgestellt. Deutlich erhöhte Tetrachlorethenkonzentrationen wurden auch im Bereich der Kondensatableitung an der nördlichen Außenwand des Putzereigebäudes gemessen.  

Insgesamt zeigen die Bodenluft- und Feststoffuntersuchungen, dass im Bereich des Altstandortes nahe der Reinigungsmaschine und im Bereich des Kanals der ungesättigte Untergrund auf einer Fläche von rund 40 m² stark mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen bzw. Tetrachlorethen verunreinigt ist.  

Im Grundwasser wurden im Bereich der Untergrundverunreinigungen und dessen Abstrom Verunreinigungen mit CKW festgestellt. Die CKW-Konzentrationen im Grundwasser sind teilweise sehr hoch. Die massivsten Belastungen des Grundwassers wurden im Bereich der Kondensatableitung an der nördlichen Außenwand des Putzereigebäudes gemessen. Vorwiegend wurde Tetrachlorethen gemessen, an einigen Stellen waren auch Trichlorethen bzw. cis-1,2-Dichlorethen teilweise in hohen Konzentrationen feststellbar. Zusätzlich wurde im unmittelbaren Abstrom der Kondensatableitung auch Vinylchlorid in erhöhten Konzentrationen gemessen. Die stellenweise hohen CKW-Konzentrationen sind auf den geringen Grundwasserdurchfluss im Bereich des Altstandortes zurückzuführen. Bei Pumpversuchen konnten keine erheblichen CKW-Frachten erzielt werden. Entsprechend dem Nachweis von teilweise hohen Trichlorethen- und cis 1,2-Dichlorethenkonzentrationen findet ein Abbau von Tetrachlorethen im Grundwasser statt.

In Brunnen im Abstrom des Altstandortes bis zu einer Entfernung von mindestens 125 m sind Belastungen des Grundwassers durch Tetrachlorethen vorhanden. Unter Berücksichtigung eines anderen CKW-Schadens, der sich in der Nähe des Altstandortes befindet, sind diese CKW-Verunreinigungen in den Brunnen im Abstrom zumindest teilweise auf die Verunreinigungen im Bereich des Altstandortes „Putzerei Pammer“ zurückzuführen. Die Länge der Schadstofffahne kann daher mit zumindest 125 m abgeschätzt werden.    

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass im Bereich des Altstandortes lokal eine starke Verunreinigung des Untergrundes mit CKW vorhanden ist. Auch das Grundwasser ist im Bereich des Altstandortes stark mit CKW verunreinigt. Ausgehend von den Untergrundverunreinigungen ist auch weiterhin mit einem Schadstoffeintrag in das Grundwasser zu rechnen. Die CKW-Verunreinigungen im Bereich des Altstandortes „Putzerei Pammer“ stellen eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: groß

Am Altstandort „Putzerei Pammer“ ist der Untergrund mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen verunreinigt. Der erheblich verunreinigte Untergrundbereich weist eine Fläche von rund 40 m² auf. Das Volumen des erheblich verunreinigten Untergrundbereiches kann mit etwa 150 m³ abgeschätzt werden. Der maßgebliche Schadstoff ist Tetrachlorethen, der aufgrund seiner stofflichen Eigenschaften ein sehr hohes Gefährdungspotenzial für das Grundwasser aufweist. Entsprechend dem Ausmaß und der Intensität der Kontamination und der Schadstoffeigenschaften ist das Schadstoffpotential insgesamt als groß zu bewerten.

Schadstoffausbreitung: begrenzt

Die Schadstofffahne im Grundwasser ist mindestens 125 m lang und die Schadstoffkonzentrationen sind hoch. Trotz der hohen Schadstoffkonzentrationen sind die Schadstofffrachten mit < 5 g/d aufgrund des geringen Grundwasserdurchflusses gering. Entsprechend dem Ausmaß der Untergrundverunreinigungen, den Schadstoffeigenschaften und den Grundwasserströmungsverhältnissen ist mittelfristig mit keiner wesentlichen Änderung der Schadstoffausbreitung zu rechnen. Die Schadstoffausbreitung ist insgesamt als begrenzt zu beurteilen. 

Schutzgut: nutzbar

Das Grundwasser im Bereich des Altstandortes ist nur gering ergiebig. Im Abstrom des Altstandortes gibt es mehrere Brunnen, die teilweise zur Nutzwasserversorgung verwendet werden. Zukünftig ist mit keinen höherwertigen Grundwassernutzungen im Abstrom des Altstandortes zu rechnen.

Prioritätenklasse – Vorschlag: 3

Entsprechend der Beurteilung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsab-schätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt die Einstufung des Altstandortes „Putzerei Pammer“ in die Prioritätenklasse 3 vor.

Texterstellung:    Dezember 2016