Gesicherte Altlast ST10: Halde Donawitz

Die Altablagerung „Halde Donawitz“ wurde seit über 100 Jahren als Deponie für hütteneigene Abfälle genutzt. Insgesamt wurde eine Abfallmenge von rund 20 Mio. m³ auf 120 ha ohne entsprechende technische Maßnahmen abgelagert. Deponiert wurden u.a. Restschlacken, Hüttensande, eisenhaltige Stäube, Hütten- und Bauschutt sowie in­dus­trielle Abfälle. Durch die hoch organisch und anorganisch belasteten Sickerwässer kam es zu einem erheblichen Schadstoffeintrag und einer Verunreinigung des Grundwassers.

Zur Sicherung der Altablagerung wurden 1990 bis 1998 Maßnahmen zur Oberflächenabdichtung sowie zur geordneten Quell- und Sickerwasserfassung und -behand­lung gesetzt. Die Ergebnisse der Beweissicherung zeigen eine deutliche Reduktion der Belastungen des Grundwassers und bestätigen die Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen. Die Altablagerung ist als gesichert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Leoben,
Leoben,
Donawitz,
592, 593, 622, 635/1, 808
Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Leoben,
Leoben,
Judendorf,
302/4, 304, 316, 371, 674
Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Leoben,
Leoben,
Waasen,
275/1, 330, 333, 366/3, 368/1, 368/3, 373, 388, 396, 399, 402, 403, 420/1, 422/2
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Industrie-/Gewerbemüll
Fläche Altlast (m²): 650.000 m²
Volumen Altlast (m³): 20.000.000 m³
Schadstoff(e)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 21.12.1992
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.04.1993
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 15.04.2011
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Abdeckungen (Oberflächenabdichtung),
Räumung,
Vertikale Dichtelemente
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 17.06.1998

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Beschreibung der Altablagerung

Die Halde Donawitz befindet sich in der Obersteiermark, ca. 60 km in nordwestlicher Richtung von Graz entfernt. Rund 1 km nordöstlich des Stahlwerkes Donawitz bzw. nordnordwestlich des Zentrum der Stadt Leoben wurde in den Hangbereichen des Bärnerkogels die Halde Donawitz angelegt. Die gesamte Halde erstreckt sich unmittelbar nord-östlich des Werksbereich der voestalpine Stahl Donawitz über eine Länge von ca. 2,5 km bis nördlich der Ortschaft Kittenwald.

Insgesamt besteht die Halde Donawitz aus 7 Einzelhalden. Im Süd-Westen gelegen befindet sich die Bärnerkogelhalde, welche die nördlich davon gelegene Halde Sandsturz halb umschließt. Östlich schließt sich die Ehrenheimhalde an. An die Ehrenheimhalde angrenzend ist die "Untere Silbergraben Halde" situiert, welche in Richtung Nordwesten in die "Obere Silbergraben Halde" übergeht. Südlich dieser liegt die Münzenberghalde, auf der im Rahmen der Sicherung die "Deponie Neu" errichtet wurde.

Die Altablagerung "Donawitz Halde" wird seit über 100 Jahren als Deponie für hütteneigene Abfallstoffe betrieben. Die Art und die Zusammensetzung aller aus dem Werksbereich stammenden Abfälle sind heute nicht mehr rekonstruierbar. Seit Bestand des Werkes Donawitz wurden geschätzte 20 Millionen m³ Abfälle auf einer Grundfläche von ca. 120 ha abgelagert. Die maximale Schütthöhe der Halden betragen bis 100 m. Deponiert wurden Restschlacken, Hüttensande, eisenhaltige Stäube, Hüttenschutt und Bauschutt. Die Ablagerung von Abfällen mit erhöhtem Schadstoffpotenzial aus verschiedenen Produktionsbereichen ist für frühere Jahrzehnte nicht auszuschließen. Die Ablagerungen erfolgten ohne Sohlabdichtungsmaßnahmen teilweise im Bereich aufgelassener Bergbautätigkeit (z.B. Steinbrüche), teilweise auf das natürliche Gelände.

Beschreibung der Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung "Halde Donawitz" liegt in einer inneralpinen Tallage südlich des Alpenhauptkammes (Oberes Murtal) auf einer Höhe von rund 700 m. Im Bereich der Halde stehen kleinräumig stark variierende, paläozoische und tertiäre Schichtfolgen an. Als wasserführende Schichten bzw. Kluftgrundwasserleiter treten vor allem Sandsteine und Konglomerate in Erscheinung. Die auftretenden päläozoischen Phylitte und Schiefer sowie die tertiären Tonschiefer und Mergelfolgen sind als Wasser­stauer anzusprechen. Dementsprechend sind die meisten Quellaustritte an den oberflächigen Grenzbereichen zwischen den paläozoischen Schichten und dem überlagernden tertiären Hauptkonglomerat feststellbar.

Bedeutende Quellaustritte befinden sich vor allem im östlichen Teil sowohl hangaufwärts als auch hangabwärts der Halde. Da die Halde in weiten Bereichen auf Phylliten, Tonschiefern bzw. Mergelfolgen geschüttet wurde, sickerten die hangaufwärts auftretenden Quellen und Oberflächengewässer in die Halde ein und traten hangabwärts als Folgequellen wieder aus. Für diese oberflächennahen Grundwässer sind die Mur bzw. der Vordernberger Bach als Vorfluter anzusehen. Über tieferliegende Grundwässer und mögliche Verbindungen zu den oberflächennahen Grundwässern liegen keine Angaben vor.

Beschreibung der Schutzgüter und Nutzungen

Im Bereich der Halden lagen bereits in der Römerzeit Siedlungen vor. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Region zum Mittelpunkt der steirischen Schwerindustrie.

Mehrere Quellen hangaufwärts bzw. östlich der Halde werden zur Trinkwasserversorgung der Siedlungen Ehrenheim, Münzenberg und Kittenwald genutzt. Diese Quellen können aufgrund ihrer Lage nicht durch die Halde Donawitz beeinflusst werden. Im Mittelbereich der Halde, im Graben der sogenannten Sautratte, befindet sich, zwischen zwei Schüttbereichen der Halde, eine Quelle der Stadtgemeinde Leoben.

In unmittelbarer Umgebung der Halde befinden sich forstlich genutzte Flächen. Die nächsten Siedlungen liegen etwa 400 m südöstlich der Halde.

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Die „Halde Donawitz“ wurde seit über 100 Jahren als Deponie für hütteneigene Abfälle genutzt. Insgesamt wurde eine Abfallmenge von rund 20 Mio. m³ auf 120 ha ohne entsprechende technische Maßnahmen zur Erfassung und Ableitung von Oberflächenwäsern oder Sickerwässern abgelagert. Deponiert wurden u.a. Restschlacken, Hüttensande, eisenhaltige Stäube, Hütten- und Bauschutt sowie industrielle Abfälle. Durch den Zufluss von Oberflächenwässern aus Quellen oberhalb der Halde sowie durch das im Bereich der Halde unmittelbar anfallende Niederschlagswasser kam es zu einer hohen Mobilisierung von Schadstoffen und sehr großen Schadstofffrachten. Die anfallenden Sickerwässer traten teilweise in einigen Bereichen am Fuß der Halde aus. Außerdem bestanden hangabwärts der Halde einige Quellen, über die das oberflächennahe Grundwasser entwässerte.

Bei der Untersuchung dieser Quellen wurde eine massive Beeinträchtigung der Quellwässer festgestellt. Die stark erhöhte Gesamtmineralisation zeigte eine massive anorganische Belastung. Das Wasser einiger Quellen war beispielsweise aufgrund der festgestellten Sulfatgehalte (max. 2.800 mg/l) als betonaggressiv zu bezeichnen. Stark erhöhte Konzentrationen waren generell auch bei den Parametern Ammonium, Nitrit und Chemischen Sauerstoffbedarf (CSB) zu beobachten. Die entsprechenden Prüfwerte der ÖNORM 2088‑1  wurden bei mehreren Quellen um deutlich mehr als das Zehnfache überschritten.

Die bei den ersten Untersuchungen (1989) der hangabwärts der Halde gelegenen Quellen festgestellten erhöhten Schwermetallgehalte stellten an jeweils 6 Quellen Überschreitungen der Maßnahmenschwellenwerte der ÖNORM 2088‑1 dar. Die Maßnahmen-Schwellenwerte für Chrom (50 µg/l) und der Grenzwert für Blei (10 µg/l) wurden jeweils an 4 Quellen überschritten. Leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) konnten an 3 Quellen in Konzentrationen über dem Maßnahmen-Schwellenwert (30 µg/l) beobachtet werden.

Die zum Teil stark erhöhten Gehalte bei den genannten Schadstoffen (Schwermetalle, leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe) bestätigen die Vermutung, dass auf der Halde Donawitz zum Teil auch Abfälle mit sehr stark erhöhtem Schadstoff- und Reaktionspotenzial (wie z.B. lösungsmittelhaltige Abfälle, Filterstäube) abgelagert worden sind.

Insgesamt zeigten die  Unterlagen und Untersuchungsergebnisse, dass eine zum Teil massive Verunreinigung des oberflächennahen Hanggrundwassers gegeben war.

BEURTEILUNG DER SICHERUNGSMAßNAHMEN

Ziel der Sicherungsmaßnahmen war es, die Entstehung von Sickerwasser und die Mobilisierung von Schadstoffen so weit zu vermindern, dass der Schadstoffeintrag in Oberflächengewässer und Grundwasser deutlich reduziert und standortspezifisch tolerierbar ist.

Die Durchführung der Sicherungsmaßnahmen wurde im Jahr 1990 begonnen. Der Großteil aller Maßnahmen wurde im Zeitraum von 1992 bis 2000 durchgeführt und abgeschlossen. Seit dem Jahr 1998 stellt die Behandlung der erfassten kontaminierten Sickerwässer den Schwerpunkt der laufenden Betriebsmaßnahmen zur Sicherung der Altablagerung dar.

Insgesamt wurden auf dem Gelände der Altablagerung "Halde Donawitz" folgende Sicherungsmaßnahmen ausgeführt:

  • Errichtung eines neuen Deponieabschnittes
  • Abdichtung und Rekultivierung abgeschlossener Haldenteile
  • Oberflächenwasserableitung
  • Sickerwassersammlung und -ableitung
  • Errichtung u. Betrieb des Sickerwasserbehandlungs- und -förderungssystems
  • Beweissicherungsmaßnahmen

Um die Wirksamkeit der Sicherungsmaßnahmen zu gewährleisten werden laufend betriebliche Maßnahmen in Form der Wartung der Oberflächenentwässerung, der Sickerwassersammlung und -behandlung durchgeführt. Zur Kontrolle der Wirkung der Maßnahmen wird die Grundwasser­beweissicherung fortgeführt.

Zusammenfassende Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen

Durch die Fassung der oberhalb der Halden gelegenen Quellen sowie die Abdeckung und Rekultivierung der Haldenoberfläche wird die Neubildung von Sickerwasser deutlich reduziert. Durch die Fassung von unterhalb der Halden austretenden Quellen wird ein unkontrolliertes Austreten von Schadstoffen mit dem Sickerwasser  verhindert bzw. reduziert.

Insgesamt zeigen die Messergebnisse, dass die Sicherungsmaßnahmen wirksam sind. Insbesondere die Reduktion der Schadstoffkonzentrationen in den Hangwassermessstellen zwischen den Jahren 1988 und 1998 weist auf einen verminderten Schadstoffaustrag aus der Halde hin. Die ab 2003 gleichbleibenden Stoffkonzentrationen im Grundwassser zeigen aber auch, dass sich der Zustrom von Haldenwässern ins Grundwasser auf einem verringerten Niveau eingestellt hat und auf diesem Niveau verweilen wird. Dass mit einer anhaltenden, kontinuierlichen Nachlieferung aus der Halde von Salzen über einen längeren Zeitraum zu rechnen ist, bestätigte auch der anhaltende Trend der Mineralsalzfrachten im direkt gefassten Sickerwasser.  

Die Schadstoffkonzentrationen im Hangwasser im Abstrom der Halde liegen zum Teil noch in deutlicher Größenordnung vor. Teilweise werden die Prüf- bzw. Maßnahmenschwellenwerte der ÖNORM S 2088-1 überschritten. Insbesondere die Parameter Sulfat, Natrium, Chlorid und Magnesium liegen noch in hohen Konzentrationen mit deutlichen Prüfwerteüberschreitungen vor. Ein Austrag von Schwermetallen oberhalb der Maßnamenschwellen war nur noch sehr punktuell und temporär zu beobachten.

Beim Parameter AOX wurden wiederholt in allen Grundwassermessstellen erhöhte Konzentrationen gemessen. Aufgrund des Analyseverfahrens können jedoch in Zusammenhang mit den bestehenden hohen Chloridbelastungen Querempfindlichkeiten nicht ausgeschlossen werden.

Zusammenfassend ergibt sich, dass der Eintrag von belasteten Wässern in das Grundwasser durch die Sicherungsmaßnahme um eine Größenordnung von rund 65 % reduziert wurde. Dementsprechend konnte auch ein Rückgang der Verunreinigungen im Hangwasser, insbesondere bezogen auf haldentypischer Mineralsalze und Aluminium, um rund 50 % beobachtet werden. Eine weitere Verminderung der Mobilisierung und des Eintrages von Schadstoffen in das Grundwasser  ist auch mittel- bis langfristig nicht zu erwarten, so dass die  bestehenden Verunreinigungen des Hangwassers noch über die nächsten Jahrzehnte anhalten werden. Dass standortspezifische Ziel der Maßnahmen, die Entstehung von Sickerwasser und die Mobilisierung von Schadstoffen sowie das Ausmaß der Verunreinigungen so weit zu vermindern, dass der Schadstoffeintrag in Oberflächengewässer und Grundwasser deutlich reduziert und standortspezifisch tolerierbar ist, wurde im Rahmen des technisch machbaren bei wirtschaftlich vertretbarem Aufwand erreicht. Die Altlast ist als gesichert zu bewerten.

Texterstellung:    Juli 2010