Gesicherte Altlast S17: Chemische Reinigung Mirabell-Counde

Auf dem Altstandort „Chemische Reinigung Mirabell-Counde“ wurden über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten eine chemische Reinigung und eine Färberei betrieben. Als Reinigungsmittel kamen Tetrachlorethen und untergeordnet auch Trichlorethen zum Einsatz. Vor allem in der gesättigten Zone sind noch erhebliche Verunreinigungen durch CKW vorhanden, die im Bereich des Schadensherdes zu anhaltend hohen Belastungen des Grundwassers führen.

Seit dem Jahr 2013 werden auf dem Standort mehrere Sanierungsbrunnen durchgehend betrieben. Durch den Betrieb der hydraulischen Maßnahmen werden die Schadstoffe wirksam an einer weiteren Ausbreitung im Grundwasserabstrom gehindert. Bei Aufrechterhaltung der hydraulischen Maßnahmen ist mit keiner neuerlichen Ausbreitung der Schadstoffe zu rechnen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Salzburg,
Salzburg,
Liefering II,
173/2, 173/4
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: chemische Reinigung
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 330 m²
Volumen Altlast (m³): 2.000 m³
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.07.2018
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.07.2018
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 01.12.2020
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen (pump & treat (GW-Sanierung), Sperrbrunnen (GW-Sicherung)),
Räumung (Teilräumung)

BESCHRIEBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort „Chemische Reinigung Mirabell-Counde“ befindet sich im nordwestlichen Teil des Salzburger Stadtgebietes und umfasst eine Fläche von etwa 2.500 m².

Vermutlich bereits in der Zeit vor 1950 wurde auf dem Standort eine Wäscherei und Textilfärberei betrieben. Im Zeitraum von 1953 bis 2009 wurde auf dem Standort eine chemische Reinigung betrieben. Als Reinigungsmittel kamen Tetrachlorethen und anfänglich auch Trichlorethen zum Einsatz. Am Standort wurde Kleidung von zahlreichen Annahmestellen zentral gereinigt. Es wurden mehrere (bis zu 4) Reinigungsmaschinen mit einem Gesamtladegewicht von bis zu 150 kg parallel betrieben. Die Reinigungsmaschinen wurden bis etwa 1990 im sog. offenen System betrieben. Die Lagerung von Reinigungsmitteln erfolgte zumindest ab den 1980er Jahren in einem Raum im nördlichen Teil des Gebäudekomplexes. Die Abluft wurde zumindest ab den 1980er Jahren mittels Aktivkohlefilter gereinigt und über Dach ausgeblasen. Die CKW-haltigen Abfälle wurden zumindest zeitweise im Freien gelagert. Im Jahre 1987 wurde eine Kontaktwasseraufbereitungsanlage installiert.

Die Betriebsgebäude wurden im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut und in nördlicher Richtung erweitert. Die Textilfärberei wurde vermutlich nur bis Ende der 1970er Jahre betrieben. Nähere Informationen zum Färbereiprozess am Standort liegen nicht vor. Die Einrichtungen zum Reinigen und Färben waren im zentralen und nördlichen Teil des Gebäudekomplexes untergebracht. Im nordwestlichen Gebäudeteil (bis ca. 1953 ein Holzschuppen, in dem ursprünglich die Färberei untergebracht war) befanden sich Garagen, ein Tankraum, nach 1992 Anlieferungs- und Sortierräumlichkeiten bzw. Textilpressen und Bügeleinrichtungen, sowie Sozialräume und Büros. Die südlichen und südöstlichen Gebäudeteile wurden für Bügelarbeiten, den Wäschereibetrieb, als Auslieferungslager sowie Verkaufs- und Büroraum verwendet. Der südwestliche Gebäudeteil wurde von Anfang an als Wohnhaus genutzt.

Die betrieblichen Abwässer (Kühlwasser, Waschwässer, möglicherweise auch Kontaktwasser) wurden vermutlich bis 1989 im nordöstlichen Standortbereich in einer 3-Kammer-Kläranlage (18 m³) mit Sand- oder Schlackenfilter gesammelt und anschließend versickert. Die Versickerung fand einerseits unmittelbar neben der Kläranlage in einer Sickergrube sowie in Sickerschächten im nordwestlichen Standortbereich statt. Die betriebliche Abwassermenge lag vermutlich im Bereich von 5-12 m³/d. Im Jahr 1984 wurde mehrmals eine CKW-Belastung des Abwassers von bis zu 5.800 µg/l gemessen.

Im östlichen Bereich des Standorts wurde bis etwa 1984 Heizöl zur Dampferzeugung verwendet, danach Flüssiggas. Für die Zentralheizung wurde ab Ende der 1970er Jahre ebenfalls Heizöl eingesetzt. Die genaue Lage des/der Heizöltanks ist nicht bekannt, es ist jedoch zu vermuten, dass die Aufstellung des/der Tanks oberirdisch erfolgte (Tankraum und/oder Nahbereich Kesselhaus).

Die betrieblich genutzten Gebäudeteile waren nicht unterkellert. Der Gebäudebestand wurde im Jahre 2011 abgerissen.

Untergrundverhältnisse

Das Gelände der Altlast befindet sich auf ca. 415 m ü. A. und ist weitgehend eben. Unter einer Ablagerungsschicht und/oder Deckschicht aus Auesanden, die bis max. 1,5 m unter GOK reichen, folgen bis ca. 4,5 m Tiefe sandige Mittel- bis Grobkiese, in die Feinsand- und Schluff-Linsen mit Mächtigkeit im Zentimeter- bis Dezimeterbereich sowie lokal Torflinsen eingeschaltet sind. Darunter erfolgt der Übergang zu feinsandig-schluffigen Sedimenten („Salzburger Seeton“).

Der Flurabstand zum Grundwasser beträgt etwa 2 m, die Grundwassermächtigkeit somit etwa 2,5 m. Die generelle Grundwasserströmungsrichtung erfolgt nach Nordnordost. Kleinräumig sind aufgrund von ehemaligen Bachläufen und einer Terrassenkante östlich des Standorts Verschwenkungen in nordwestlicher Richtung möglich. Der Durchlässigkeitsbeiwert kf des Grundwasserleiters wird im Bereich von 5×10-4 m/s abgeschätzt. Das Grundwassergefälle beträgt schätzungsweise 0,6 %. Die spezifische hydraulische Fracht kann daher mit rund 0,6 m³/d pro Querschnittsmeter abgeschätzt werden.

Der Altlastbereich ist unversiegelt, der übrige Teil des Altstandorts ist mittlerweile wieder bebaut. Das Gelände wurde im Zuge dieser Baumaßnahmen um 1-2 m aufgehöht.

Schutzgüter und Nutzungen

Die Altlast liegt derzeit brach bzw. werden aktuell Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Auf den angrenzenden Bereichen des Altstandortes wurden ab Sommer 2017 Wohnhäuser mit Tiefgarage errichtet. Die umliegenden Flächen werden überwiegend zu Wohn- und Gewerbezwecken genutzt. Die Nutzung des Standorts (vor Fertigstellung der Wohnhäuser) und der Umgebung im Jahr 2018 geht aus dem Luftbild in Abbildung 3 hervor.

Der Standort liegt im Grundwasserkörper „Unteres Salzachtal“ (GK 100006) und befindet sich in keinem Grundwasserschutz- oder Grundwasserschongebiet.

Im südwestlichen Standortbereich befindet sich ein ehemaliger Nutzwasserbrunnen, der im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen zur Grundwasserversickerung genutzt wurde. Im Umfeld des Standortes in Entfernungen von 300-500 m befinden sich mehrere Nutzwasserbrunnen (meist zum Betrieb von Wärmepumpen). Trinkwassernutzungen befinden sich etwa 400 m östlich des Standortes sowie 400-500 m südwestlich des Standortes.

Etwa 250 Meter nordwestlich des Altstandortes fließt die Saalach in nordöstlicher Richtung.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Auf dem Altstandort „Chemische Reinigung Mirabell-Counde“ wurde über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren eine chemische Reinigung betrieben. Als Reinigungsmittel kamen Tetrachlor-ethen und untergeordnet auch Trichlorethen zum Einsatz. Über den ebenfalls mehrere Jahrzehnte währenden Färbereibetrieb liegen keine Informationen vor.

In der Vergangenheit kam es vermutlich durch Handhabungsverluste im Betrieb der chemischen Reinigung sowie durch die Versickerung von CKW-haltigen Abwässern zu einer Verunreinigung des Untergrunds mit Tetrachlorethen. Trichlorethen und cis-Dichlorethen lagen untergeordnet vor und waren vermutlich im Wesentlichen mikrobielle Abbauprodukte des Tetrachlorethen. Die CKW-Verunreinigungen lagen gemäß den Untersuchungen von Bodenluft- und Feststoffproben sowohl in der ungesättigten als auch in der gesättigten Zone vor und reichten lokal bis in Tiefen von zumindest 5-6 m. Der Bereich erheblicher CKW-Verunreinigungen (Schadensherd) mit Bodenluftkonzentrationen deutlich über 10 mg/m³ und/oder CKW-Gesamtgehalten von >1 mg/kg lag im zentralen und nordöstlichen Teil des Standortes, in dem sich die Chemisch-Reinigungsanlagen und die Kläranlage befunden hatten. Der Schadensherd umfasste eine Fläche von etwa 350 m² und ein Volumen von <2.000 m³. Die CKW-Belastungen in den übrigen Standortbereichen waren insgesamt gering.

Im Bereich des Schadensherdes waren im Zeitraum von 2007 bis 2016 auf einer Fläche von rd. 250 m² Aushubmaßnahmen im Umfang von insgesamt rd. 1.100 Tonnen bis maximal 4 m Tiefe durchgeführt worden. Der Aushubbereich umfasste somit – in lateraler und vertikaler Hinsicht – nur einen Teil des erheblich CKW-belasteten Bereiches. Entsprechend den Ergebnissen von Kontrolluntersuchungen an Feststoffproben lagen an der Grubensohle weiterhin erhebliche CKW-Verunreinigungen vor. Aufgrund der teilweise stark erhöhten CKW-Gesamtgehalte (>30 mg/kg TS) war davon auszugehen, dass zumindest lokal CKW-Phasenkörper vorliegen. Eine systematische und detaillierte Abgrenzung der CKW-Verunreinigung bzw. des Schadensherdes war insbesondere in vertikaler Richtung nicht erfolgt. Aufgrund des Schadensbildes, der stofflichen Eigenschaften der CKW und der Untergrundverhältnisse war anzunehmen, dass die CKW als Phasenkörper bis zum Stauer, der bereits ab ca. 4,5 m Tiefe als feinkörniger Boden bzw. „Salzburger Seeton“ ansteht, abgesunken sind, sich lateral entlang des Stauerreliefs ausgebreitet haben und zumindest lokal in den Stauer eingedrungen sind.  

Ausgehend von Schadensherd hatte sich im Grundwasser eine Schadstofffahne mit einer Länge von vermutlich größer 100 m ausgebildet. Die mittlere CKW-Fracht im aus Sanierungsbrunnen abgepumpten Grundwasser lag zwischen Mai 2015 und September 2016 bei 190 g/d und war als sehr groß einzustufen.

Das generelle Redox-Milieu des Aquifers war gemäß langjährigen Untersuchungen an einem Nutzwasserbrunnen vermutlich indifferent bis schwach oxidierend. Das Auftreten von Trichlorethen und cis-Dichlorethen in Boden und Grundwasser im Bereich des Altstandortes wies auf mikrobiellen CKW-Abbau unter lokal reduzierenden Milieubedingungen hin, z.B. in den feinkörnigen Sedimenten des Grundwasserstauers. Die Vorbelastung des Grundwassers durch CKW war mit Konzentrationen deutlich unter dem Prüfwert der ÖNORM S 2088-1 gering.

Zusammenfassend war festzustellen, dass auf dem Altstandort vor allem in der gesättigten Zone noch erhebliche Verunreinigungen durch CKW vorhanden sind, die im Bereich des Schadensherdes zu anhaltend hohen Belastungen des Grundwassers führen.

 

SICHERUNGSMAßNAHMEN

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Im Mai 2011 wurden Grundwassersanierungsmaßnahmen gestartet („Pump & Treat“). Das aus den Messstellen KB3 und P2 geförderte Grundwasser wurde über Nassaktivkohle gereinigt und im Nutzwasserbrunnen (NWB) im Südwesten des Altstandortes versickert.

Im Frühjahr 2013 wurden 3 weitere Messstellen errichtet und als Sanierungsbrunnen genutzt (KB11, KB12, KB13; Ausbau nicht bekannt, Tiefe vermutlich 6 m). Aus den 3 neuen Messstellen sowie der Messstelle KB3 wurde fortan Grundwasser mit einem Gesamtförderstrom von etwa 20-21 m³/h gepumpt, in einer zweistufigen Stripp-Anlage mit nachgeschaltetem Aktivkohlefilter gereinigt und im Nutzwasserbrunnen versickert.

Im Frühjahr 2014 wurden im weiteren Abstrom zwei neue Grundwassermessstellen errichtet und als Sanierungsbrunnen genutzt (KB14, KB15). Aus den insgesamt 6 Sanierungsbrunnen wurde fortan Grundwasser mit einem Gesamtförderstrom von 26-28 m³/h gepumpt.

Im Zuge von Aushubmaßnahmen im Schadensherd wurden im Jahr 2015 die Grundwassermessstelle KB4 entfernt und ein neuer Sanierungsbrunnen SBR1 errichtet. Die Teufe des Brunnens liegt ca. 3,5 m unter GOK. Aus dem Brunnen SBR1 wurde ab Mai 2015 Grundwasser mit einem Förderstrom von etwa 2-3,5 l/s gepumpt. Zeitweise wurde der Förderstrom in SBR1 auf bis zu 6 l/s bzw. rd. 22 m³/h erhöht. Die Absenkung des Grundwasserspiegels betrug dabei in SBR1 rd. 90 cm.

Seither wird aus den Sanierungsbrunnen Grundwasser im Ausmaß von insgesamt etwa 20-40 m³/h abgepumpt und in der Aufbereitungsanlage gereinigt.

Die Versickerung des gereinigten Grundwassers erfolgt vermutlich seit Ende Mai 2016 in einem Versickerungsfeld im östlichen Randbereich des Standorts.

Die Sanierungsbrunnen KB14 und KB11 wurden im Zuge von Bauvorhaben im Frühjahr 2015 bzw. Frühjahr 2018 zerstört.

Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen

Seit dem Jahr 2013 werden auf dem Standort mehrere Sanierungsbrunnen durchgehend betrieben. Die mittlere CKW-Fracht im aus dem Schadensherd abgepumpten Grundwasser lag zwischen April 2015 und März 2016 bei rd. 190 g/d und sank auf rd. 50 g/d zwischen Februar 2019 und Jänner 2020. Die CKW-Fracht ist als groß einzustufen. Die trotz erfolgter Aushubmaßnahmen und der vergleichsweise großen Grundwasser-Entnahmemengen von rd. 21 m³/h bzw. rd. 6 l/s anhaltend große CKW-Fracht im Förderstrom weist auf einen weiterhin vorhandenen Schadensherd mit hoher Quellstärke in der gesättigten Zone bzw. im Stauer hin.

Die bisher mit den hydraulischen Maßnahmen aus dem Grundwasser ausgetragene CKW-Menge wird mit 200-250 kg geschätzt.

Durch den Betrieb der Sanierungsbrunnen am Standort wird die CKW-Belastung des Grundwassers im direkten und weiteren Abstrom insgesamt deutlich reduziert. Bei den meisten Grundwassermessstellen im Abstrom wird der Sanierungszielwert für CKW bzw. Tetrachlorethen (10 µg/l für STCE+PCE) seit etwa 2 Jahren unterschritten. Lediglich bei der Messstelle P10 im direkten Abstrom liegt die STCE+PCE in den letzten 12 Monaten mit max. 25 µg/l und einem Jahresmittelwert von 12 µg/l noch über dem Sanierungszielwert.

Auch der Prüfwert der ÖNORM S 2088-1 für STCE+PCE (6 µg/l) wird im Jahresmittel mittlerweile bei allen abstromigen Messstellen, ausgenommen P10, unterschritten. Die Ausdehnung der Schadstofffahne hat sich daher seit dem Jahr 2016 deutlich reduziert und ist auf den Nahbereich der Altlast beschränkt. Die mit dem Grundwasser abströmende CKW-Fracht ist gering.    

Zusammenfassend ergibt sich, dass im Bereich der Altlast weiterhin eine erhebliche CKW-Verunreinigung des Untergrunds vorhanden ist. Durch den Betrieb der hydraulischen Maßnahmen werden die Schadstoffe wirksam an einer weiteren Ausbreitung im Grundwasserabstrom gehindert. Bei Aufrechterhaltung der hydraulischen Maßnahmen ist mit keiner neuerlichen Ausbreitung der Schadstoffe zu rechnen.

 

 

Datum der Texterstellung: Mai 2020