Sanierte Altlast S15: Schießplatz Glanegg

Am Altstandort „Schießplatz Glanegg“, der seit dem 19. Jahrhundert militärisch genutzt wird und eine Fläche von ca. 58.000 m² umfasst, betreibt das Österreichische Bundesheer einen Schießplatz. Auf einer Fläche von in Summe rund 27.000 m² lag verteilt auf mehrere „Hot-Spots“ eine erhebliche Kontamination des Bodens und des Untergrundes durch Blei und Antimon vor. Die Kontaminationen umfassten ein Volumen von rund 20.000 m³.

Im Jahr 2016 wurde eine Dekontamination des Bodens und des Untergrundes mittels Aushub durchgeführt. Durch die
Sanierungsmaßnahmen wurden die Boden- und Untergrundkontaminationen weitgehend beseitigt. In Teilbereichen verblieben Restkontaminationen. Im Grundwasser sind nach Durchführung der Sanierungsmaßnahmen keine Auswirkungen durch Sickerwasser aus dem Bereich der Altlast mehr erkennbar.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Salzburg-Umgebung,
Grödig,
Glanegg,
457/1, 459/1, 462/1, 463/2, 470/3, 492/1, 492/2
Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Salzburg-Umgebung,
Grödig,
Grödig,
436/2
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: nicht zuzuordnen
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 27.000 m²
Volumen Altlast (m³): 20.000 m³
Schadstoff(e) Metalle (Antimon, Blei)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.07.2016
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.07.2016
Priorität: 2
Datum Ausweisung dekontaminiert: 01.09.2019
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (vollständige Räumung)

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Beschreibung des Altstandortes

Der Altstandort „Schießplatz Glanegg“ liegt südöstlich der Ortschaft Glanegg und erstreckt sich von der Glanegger Straße in Richtung Süden bis an den Fuß des Untersberg-Massivs. Der Standort ist etwa 60 m bis 120 m breit und 450 m lang und umfasst eine Fläche von rund 58.000 m². Auf dem Standort, der seit dem 19. Jahrhundert militärisch genutzt wird, betreibt das Österreichische Bundesheer einen Schießplatz, auf dem mit Pistolen, Gewehren und Maschinengewehren auf mehreren Schießständen geschossen wird. Zur Anwendung kommt militärische Munition, deren Geschosse u. a. Blei und Antimon, das zur Härtung von Blei dient, enthalten. Die einzelnen Schießstände wurden jeweils in Schussrichtung von sogenannten Kugelfangdämmen abgeschlossen. Im Süden stellte der ansteigende Hang des Untersberg-Massivs eine natürliche Barriere für die Geschosse dar.

Die im Bereich der Kugelfangdämme anfallenden Oberflächenwässer werden zumindest seit den 2000er-Jahren mittels Drainagen gesammelt und über Sickerschächte in den Untergrund eingeleitet. Seit vor einigen Jahren erhöhte Blei- und Antimongehalte in den zu versickernden Wässern nachgewiesen wurden, werden die Wässer nunmehr vor der Versickerung über einen Adsorptionskörper aus granuliertem Eisenhydroxid geleitet. Die Sickerschächte wurden zudem mit Aktivkohlefiltermatten versehen.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort liegt in einem ebenen Gelände auf einer Seehöhe von rund 440 m ü. A. Im Untergrund stehen quartäre Kies- und Sandablagerungen an, die von kalkalpinem Festgestein unterlagert werden. Am Fuße des Untersberg-Massivs befindet sich die Oberkante des Festgesteins in etwa 35 m Tiefe, gegen Nordosten hin taucht sie ab und wird ihrerseits von Seetonsedimenten überlagert.

In den quartären Kiesen und Sanden ist ein ergiebiger Grundwasserstrom ausgebildet, der im Abstrom des Altstandortes genutzt wird (Brunnenfeld „Glanegg“). Der mittlere Grundwasserflurabstand beträgt rund 4 m bis 5 m. Im langjährigen Verlauf können Grundwasserspiegelschwankungen von bis zu 4 m auftreten. Die Grundwasserströmungsrichtung verläuft generell von Westen nach Osten. Das Strömungsbild im Abstrom des Altstandorts ist von den Entnahmebrunnen des Brunnenfelds „Glanegg“ beeinflusst. Die hydraulische Durchlässigkeit des Aquifers kann mit rund 1E-02 m/s bis 1E-03 m/s abgeschätzt werden. Das mittlere hydraulische Gefälle beträgt rund 5 ‰.

Bei Annahme einer mittleren hydraulischen Durchlässigkeit von 5E-03 m/s, eines mittleren Gefälles von 5 ‰ und einer mittleren Grundwassermächtigkeit von rund 40 m kann die spezifische hydraulische Fracht im Abstrom des Altstandortes mit rund 90 m³ pro Tag und Querschnittsmeter abgeschätzt werden. Bei einer Abstrombreite im Bereich des Altstandortes von rund 450 m lässt sich daraus ein Grundwasserdurchfluss von etwa 40.000 m³ pro Tag abschätzen.

Die Grundwasserneubildung auf dem Standort kann gemäß „Arbeitshilfe zur Abschätzung von Sickerwasserbelastungen an kontaminierten Standorten“ mit rund 500 mm pro Jahr (entspricht etwa 40 % des Jahresniederschlages von rund 1.200 mm oder 40 m³ pro Tag) abgeschätzt werden. Bei Annahme einer kontaminationsrelevanten Grundwassermächtigkeit von 5 m beträgt das Verdünnungspotential durch das Grundwasser rund 100:1.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort „Schießplatz Glanegg“ wird nach wie vor als Schießplatz genutzt. Dementsprechend ist eine Grasvegetation vorherrschend. Umgeben wird der Standort überwiegend von bewaldeten Flächen, im Nordosten grenzt ein landwirtschaftlich genutzter Bereich an. Im Norden des Altstandortes sowie nordwestlich an ihn angrenzend befinden sich vom Bundesheer genutzte Gebäude. Ansonsten ist das gesamte Gelände unbebaut und unversiegelt.

Der gesamte Altstandort liegt im Schutzgebiet (Schutzzone II) und im Grundwasseranstrom des Brunnenfeldes „Glanegg“, das der Trinkwasserversorgung der Stadt Salzburg dient. Durch sechs Pumpwerke werden hier in Summe maximal 820 l/s Grundwasser gefördert. Der zum Altstandort nächstgelegene Brunnen befindet sich in einer Entfernung von etwa 120 m, der am weitesten entfernte liegt etwa 300 m östlich des Altstandorts. In einem Umkreis von 500 m befinden sich vier weitere Grundwasserentnahmen (zwei Hausbrunnen nördlich der A 10 und zwei Nutzwasserbrunnen), die alle grundwasserseitwärts zum Altstandort liegen.

Der im Untersberg-Massiv entspringende Rosittenbach fließt rund 200 m nördlich des Altstandorts Richtung Nordosten.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Der Altstandort „Schießplatz Glanegg“ liegt südöstlich der Ortschaft Glanegg und erstreckt sich in Richtung Süden bis an den Fuß des Untersberg-Massivs. Der Standort umfasst eine Fläche von rund 58.000 m² und wird seit dem 19. Jahrhundert als militärischer Schießplatz genutzt.

Im Untergrund des Altstandorts stehen mindestens 35 m mächtige quartäre Kies- und Sandablagerungen an, die von kalkalpinem Festgestein bzw. Seeton unterlagert werden. In den quartären Kiesen und Sanden ist ein ergiebiger, nach Osten gerichteter Grundwasserstrom ausgebildet. Der gesamte Altstandort liegt im Schutzgebiet und im Grundwasseranstrom des Brunnenfeldes „Glanegg“, das der Trinkwasserversorgung der Stadt Salzburg dient. Durch sechs Pumpwerke werden hier in Summe maximal 820 l/s Grundwasser gefördert. Der zum Altstandort nächstgelegene Brunnen befindet sich in einer Entfernung von rund 120 m, der am weitesten entfernte liegt etwa 300 m westlich des Altstandorts. Der mittlere Grundwasserflurabstand beträgt rund 4 m bis 5 m. Die hydraulische Durchlässigkeit des Aquifers kann mit rund 1E-02 m/s bis 1E-03 m/s abgeschätzt werden. Das mittlere hydraulische Gefälle beträgt rund 5 ‰. Entsprechend der Ergiebigkeit des Grundwasserstroms ist ein sehr hohes Verdünnungspotential in Hinblick auf einen Sickerwassereintrag gegeben.

In den Jahren 2010 bis 2015 fanden mehrere Untersuchungskampagnen auf dem Altstandort statt, um die Metallbelastungen des Bodens zu analysieren. Entsprechend der Nutzung als Schießplatz erwies sich das Areal großflächig mit Blei und Antimon belastet. Die höchsten Belastungen waren in den Kugelfangdämmen und im südlichen Hangbereich, der als natürliche Barriere für die Geschosse fungiert, nachzuweisen. Dort traten durchwegs Bleikonzentrationen > 1.000 mg/kg und Antimonkonzentrationen um 100 mg/kg auf. In diesen Bereichen war auch eine vergleichsweise hohe Schadstoffmobilisierbarkeit gegeben. Die Konzentrationen im wässrigen Eluat lagen bei Blei und Antimon zwischen 1 mg/kg und über 6 mg/kg. Entsprechend der erhöhten Mobilisierbarkeit war im südlichen Hangbereich eine Tiefenverlagerung von Blei und Antimon, teilweise bis in den untersten beprobten Bereich (90 cm) zu beobachten. Im Gegensatz dazu waren die Bereiche außerhalb der Schießstände deutlich geringer mit Blei und Antimon belastet und durch eine vergleichsweise geringe Mobilisierbarkeit der beiden relevanten Schadstoffe gekennzeichnet. Dementsprechend war die Schadstoffbelastung in diesen Bereichen auf die oberste Bodenschicht beschränkt.

Die erheblich mit Blei oder Antimon belasteten Bodenbereiche umfassten in Summe eine Fläche von rund 27.000 m² sowie ein Volumen von etwa 20.000 m³.

Aufgrund der Nutzung des Altstandorts als Schießplatz war eine erhöhte Schadstoffaufnahme durch Menschen nicht anzunehmen.

In den Jahren 2014 und 2015 wurden auf dem Altstandort sowohl das Grundwasser im An- und Abstrom als auch Wässer aus Sickerschächten beprobt und analysiert. Die Sickerwässer, die den Oberflächenabfluss aus dem Bereich hoch kontaminierter Dämme darstellen, waren durchwegs hoch mit Antimon und teilweise auch hoch mit Blei belastet. Die Analyse des Grundwassers im Abstrom des Altstandorts ergab mit Ausnahme der Ergebnisse einer Messstelle keine Auffälligkeiten. In dieser Messstelle, die etwa 60 m vom Altstandort entfernt ist und den südlichen Abstrom repräsentiert, lagen die nachgewiesenen Antimonkonzentrationen im Bereich des Prüfwerts von 0,003 mg/l. Im Brunnenfeld „Glanegg“ konnte keine Beeinflussung des Grundwassers durch die Verunreinigungen des Untergrunds festgestellt werden.

Zusammenfassend ließ sich feststellen, dass auf dem Altstandort „Schießplatz Glanegg“, verteilt auf mehrere „Hot-Spots“, auf einer Fläche von in Summe rund 27.000 m² eine erhebliche Kontamination des Bodens durch Blei und Antimon vorlag. Die Kontaminationen reichten bis maximal einen Meter tief und umfassten ein Volumen von rund 20.000 m³. Die festgestellte Tiefenverlagerung von Blei und Antimon im Untergrund und die Ergebnisse von Sicker- und Grundwasseruntersuchungen belegten, dass unter den gegebenen Standortbedingungen Mobilisierungsprozesse stattfanden, die temporär eine lokale Beeinflussung des Grundwassers bedingen. Diese war entsprechend den hydrogeochemischen Eigenschaften der beiden relevanten Schadstoffe auf Antimon beschränkt. Aufgrund der Schadstoffeigenschaften und des hohen Grundwasserdurchsatzes war weder ein erhöhter Schadstoffeintrag in das Grundwasser noch eine weiterreichende Schadstoffausbreitung im Grundwasser zu erwarten. Insgesamt stellten die erheblich kontaminierten Bereiche des Altstandorts eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

 

SANIERUNGSMAßNAHMEN

Beschreibung der Maßnahmen

Vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen wurden zur Beurteilung des Untergrundes in Hinblick auf eine Entsorgung von Aushubmaterial in einem Raster von 20 x 20 m Schürfe mit einer Tiefe von ca. 1 m hergestellt, Feststoffproben aus 3 Tiefenstufen entnommen (eine Probe je 0,3 m) und einer Analyse zugeführt. Erwartungsgemäß wurden in den oberflächennahen Proben die höchsten Konzentrationen festgestellt. Im südlichen Bereich des Altstandortes lagen im Gesamtgehalt Bleikonzentrationen von bis zu rund 16.000 mg/kg vor, im nördlichen Bereich bis zu rund 28.000 mg/kg. Die Antimonkonzentrationen wiesen Maximalkonzentrationen von rund 12 mg/kg im Süden und 2 mg/kg im Norden des Altstandortes auf.

Im Zuge der Sanierung wurde im Zeitraum von Februar bis September 2016 kontaminierter Boden bzw. Untergrund über das gesamte Schießplatzareal abgetragen und die Aushubflächen wiederverfüllt und rekultiviert. Von der Wiederverfüllung ausgenommen war der Hangbereich im Süden des Altstandortes. Die Aushubtiefen lagen zwischen 0,1 und 4,5 m, wobei die maximalen Tiefen im südlichen Hangbereich vorlagen. Zeitgleich wurden bauliche Maßnahmen getroffen, um eine neuerliche Kontamination des Bodens durch Schwermetalle zu verhindern. Dazu wurden die als Kugelfangeinrichtungen dienenden Erdwälle und die bestehenden Sickerwassersysteme durch dem Stand der Technik entsprechende Kugelfangeinrichtungen ersetzt. Bei den Sanierungsmaßnahmen wurden insgesamt 97.811 Tonnen kontaminiertes Material ausgehoben und entsorgt.

 

BEURTEILUNG DER MAßNAHMEN

Im Bereich des Altstandortes erfolgte eine Sanierung durch Aushubmaßnahmen. In Summe wurden 97.811 Tonnen kontaminiertes Material entfernt. In Teilbereichen konnte kein vollständiger Aushub vorgenommen werden, da zur Vermeidung einer Mobilisierung von Schadstoffen der Aushub nicht bis in den Grundwasserbereich erfolgte. Im Bereich eines Gebäudes und eines schützenswerten Baumbestandes erfolgte ebenfalls kein Aushub. Es ist davon auszugehen, dass in diesen Teilbereichen kontaminierter Untergrund vorhanden ist. Das Volumen der nicht ausgehobenen kontaminierten Bereiche beträgt max. 3.000 m³. Die im Untergrund verbliebene Schadstoffmenge wird als gering abgeschätzt.

Bei den jüngsten Grundwasseruntersuchungen konnten keine auffälligen Schadstoffkonzentrationen festgestellt werden. Die Konzentrationen der maßgeblichen Parameter Blei und Antimon lagen durchwegs unterhalb der Bestimmungsgrenze. Es kann dennoch nicht ausgeschlossen werden, dass bei Anstieg des Grundwasserspiegels temporär erhöhte Antimonkonzentrationen im Abstrom des Altstandortes festgestellt werden. Aufgrund der fast vollständigen Entfernung der Kontaminationen ist zukünftig mit keinen Schadstoffkonzentrationen im Grundwasser über den Prüfwerten zu rechnen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch die Sanierungsmaßnahmen die Boden- bzw. Untergrundkontaminationen weitgehend beseitigt wurden. In Teilbereichen verblieben Restkontaminationen in geringem Ausmaß. Im Grundwasser sind nach Durchführung der Sanierungsmaßnahmen keine Auswirkungen durch Sickerwasser aus dem Bereich der Altlast mehr erkennbar.

 

Datum der Texterstellung: Dezember 2018