Altlast O70: Trilager Lederfabrik

Im Bereich des sogenannten „Trilagers“ der ehemaligen „Rohrbacher Lederfabrik“ besteht eine Verunreinigung des Untergrundes durch leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe. Der kontaminierte Bereich kann mit mehr als 500 m² abgeschätzt werden.

Im Abstrom des Altstandortes ist eine hohe Belastung des Grundwassers mit Trichlorethen, Tetrachlorethen sowie den Abbauprodukten cis-1,2-Dichlorethen und Vinylchlorid feststellbar. Im Bereich des lokalen Grundwassergeringleiters ist eine mindestens 300 m lange Schadstofffahne zu beobachten. Es wird vorgeschlagen, das „Trilager Lederfabrik“ in Prioritätenklasse 2 einzustufen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Rohrbach,
Rohrbach-Berg,
Rohrbach,
47/2, 3424, 3426
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Lösungsmittellager
Fläche Altlast (m²): 350 m²
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.03.2006
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.03.2006
Priorität: 2
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Dekontamination
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.03.2006

BESCHREIBUNG DES ALTSTANDORTES

Der Altstandort „Trilager Lederfabrik“ befindet sich im Stadtgebiet von Rohrbach unmittelbar südlich des Pöschl-Teiches. Es handelt sich um einen ca. 500 m² großen Teil des Betriebsgeländes der ehemaligen „Rohrbacher Lederfabrik“, in dem früher eine Elektrowerkstatt, die auch zu Lagerungszwecken genutzt wurde, bestanden hat.

Die „Rohrbacher Lederfabrik“ war von ca. 1852 bis 1993 in Betrieb. Die Gerberei wurde dabei bis 1982 betrieben. Die Gerbung erfolgte überwiegend unter Verwendung pflanzlicher Gerbextrakte (vegetabile Gerbung). Tri- und Tetrachlorethen fanden als Lösungs-, Reinigungs- und Entfettungsmittel Verwendung.

Beschreibung der Untergrundverhältnisse

Das Gelände des Altstandortes befindet sich auf einem nach Norden ansteigenden Hang auf einer Höhe zwischen ca. 605 und 607 m ü. A. Das umgebende Gelände ist der Lage im oberösterreichischen Mühlviertel entsprechend hügelig. Der Untergrund im Bereich des Altstandortes besteht aus klüftigem Grobgneis, welcher von einer bis zu mehreren Metern mächtigen Verwitterungsschichte (Sande, teilweise schluffig bzw. kiesig, teilweise hoher Glimmeranteil) überlagert wird.

Der Grobgneis stellt einen Kluftgrundwasserleiter dar. Das Grundwasser im Bereich des Altstandortes ist zum Teil gespannt. Die Fließverhältnisse des Grundwassers sind kleinräumig differenziert, zeigen lokale Änderungen der Strömungsrichtung, die generell der ursprünglichen Geländemorphologie folgen und werden durch die Ausrichtung der Klüfte im Gneis beeinflusst. Aus den nördlichen Hangbereichen ist ein Zufluss von Grundwasser in den Bereich des Altstandortes gegeben. Einer unterhalb des Altstandortes ausgebildeten Geländemulde folgend schwenkt die Grundwasserfließrichtung in weiterer Folge generell in Richtung Südwesten. Der Flurabstand des Grundwassers beträgt rund 2 bis 4 m.

Beschreibung der Schutzgüter und Nutzungen

Im Bereich des „Trilagers Lederfabrik“ wurden die ehemaligen Betriebsgebäude der ehemaligen Lederfabrik bis auf das Trafogebäude entfernt. Unmittelbar südlich anschließend wurde eine Wohnhausanlage mit Geschäftslokalen sowie einer Tiefgarage neu errichtet. Westlich, südlich und östlich an den Altstandort angrenzend befinden sich Wohngebiete. Unmittelbar nördlich des Altstandortes befindet sich der Pöschl-Teich und eine öffentliche Parkanlage.

Im Gebiet westlich bis südlich des Altstandortes befinden sich einzelne Brunnen. Drei Brunnen werden seit dem Jahr 1995 auf Grund einer Verunreinigung des Grundwassers mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW – insbesondere Tri- und Tetrachlorethen) als Sperrbrunnen genutzt können jedoch auf Grund ihres Ausbaus und der relativ geringen Ergiebigkeit des Grundwasservorkommens nicht kontinuierlich bepumpt werden.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Am Altstandort „Trilager Lederfabrik“ befand sich die Elektrowerkstatt der ehemaligen „Rohrbacher Lederfabrik“. Im Frühjahr 1997 wurden beim Abbruch der Elektrowerkstatt CKW-Kontaminationen des Untergrundes festgestellt. In weiterer Folge wurde in einem Bereich von etwa 12 x 6 m ein Bodenaushub durchgeführt.

Auf Grund der Ergebnisse von Bodenluftuntersuchungen bzw. der Untersuchung von Wasserproben aus Rammkernsondierungen im Jahr 1999 hat sich der Nachweis ergeben, dass im Bereich der ehemaligen Elektrowerkstatt der „Rohrbacher Lederfabrik“ weiterhin eine erhebliche Verunreinigung des Untergrundes durch CKW gegeben ist. An den Wasserproben zeigten sich im Vergleich mit den Maßnahmenschwellenwerten der ÖNORM S 2088-1 für Grundwasser (Summe CKW: 30 µg/l; Summe aus Tri- und Tetrachlorethen: 10 µg/l) vor allem für cis-1,2-Dichlorethen (max. 3.200 µg/l) aber zum Teil auch für Trichlorethen (max. 130 µg/l) stark erhöhte Messwerte. Auf Grund der bisher vorliegenden Erkundungsergebnisse und Berichte kann die Größenordnung des kontaminierten Bereiches mit rund 500 m² abgeschätzt werden.

Das Grundwasser steht in geringer Tiefe (2 – 4 m) an. Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen im Zeitraum von 1998 bis 2003 zeigen, dass es durch den Altstandort zu einem Eintrag von CKW bzw. insbesondere Trichlor- und Tetrachlorethen ins Grundwasser kommt.

Auf Grund der geringen Ergiebigkeit des lokalen Kluftgrundwasservorkommens sind zum Teil äußerst hohe CKW-Belastungen bis zu maximal 3.120 µg/l gegeben. Als Hauptschadstoffe sind Trichlorethen (max. 2.900 µg/l) und Tetrachlorethen (660 µg/l) vorhanden. Insbesondere die Ergebnisse eines Pumpversuches zeigten, dass auch bei den Abbauprodukten cis-1,2-Dichlorethen (max. 254 µg/l) und Vinylchlorid (max. 164 µg/l) zum Teil sehr stark erhöhte Gehalte gegeben sind. Im Bereich der Brunnen 1 und 2 ist eine Überlagerung mit einer zweiten CKW-Schadstofffahne aus dem Bereich der „Putzerei Gruber“ gegeben.

Auf Grund der Ergebnisse der begleitenden Grundwasserbeweissicherung während des Pumpversuches an der Sonde GW4 kann ausgeschlossen werden, dass das Grundwasser im westlichen Bereich der Altlast „Rohrbacher Lederfabrik“ auch durch die „Putzerei Gruber“ beeinflusst wird.

Darüber hinaus bestätigen die Ergebnisse des Pumpversuches an der Sonde GW4 gemeinsam mit den Ergebnissen zur Beweissicherung des Betriebes von drei Sperrbrunnen, dass die CKW-Fracht im Abstrom des „Trilager Lederfabrik“ mehr als 25 g/d beträgt und damit etwa um den Faktor 5 bis 10 größer ist als die CKW-Fracht im Abstrom der „Putzerei Gruber“ (< 5 g/d).

Im Ortszentrum von Rohrbach ist trotz des Betriebes von drei Sperrbrunnen eine zumindest 300 m lange Schadstofffahne zu beobachten. Auf Grund der dargestellten Abschätzung der CKW-Frachten sowie des Anteils unterschiedlicher CKW-Einzelsubstanzen an der im Bereich des Brunnens 1 sowie der Sonde GW5 gegebenen Belastungen kann davon ausgegangen werden, dass die CKW-Belastungen im weiteren Abstrom fast ausschließlich bzw. zu deutlich mehr als 90 % durch das „Trilager Lederfabrik“ verursacht werden.

Zusammenfassend zeigen die bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse daher, dass im Bereich des Altstandortes „Trilager Lederfabrik“ eine Verunreinigung des Untergrundes mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) bzw. vor allem mit Trichlorethen aber auch Tetrachlorethen gegeben ist. Ausgehend von dieser Kontamination des Untergrundes ist eine mehr als 300 m lange Schadstofffahne im Grundwasser ausgebildet.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: hoch

Auf einer Fläche von ca. 500 m² ist eine Verunreinigung des Untergrundes mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW), vor allem mit Trichlorethen und Tetrachlorethen, gegeben. CKW‘s ist auf Grund der stofflichen Eigenschaften grundsätzlich ein sehr hohes Gefährdungspotenzial für das Grundwasser zuzuordnen. Der kontaminierte Bereich ist zwar relativ klein, aber auf Grund der Intensität der Untergrundverunreinigung ist der Schadstoffaustrag hoch. Dementsprechend ist das Schadstoffpotenzial insgesamt als hoch zu bewerten.

Ausbreitung der Schadstoffe: ausgedehnt

Auf Grund der zum Teil äußerst hohen Schadstoffmobilisierung ist trotz der geringen Ergiebigkeit des Grundwassers eine große Schadstofffracht gegeben. Durch den Betrieb der bestehenden Sperrbrunnen wird die Schadstoffahne nur zum Teil erfasst. Die Ausbreitung der vom Altstandort „Trilager Lederfabrik“ ausgehenden Schadstofffahne kann aktuell mit mindestens 300 m abgeschätzt werden. Den vorliegenden Untersuchungsergebnissen entsprechend ist auch mittel- bis langfristig mit keiner Veränderung der mobilisierten Schadstofffracht zu rechnen.

Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar

Im Grundwasserabstrom des Altstandortes befinden sich keine genutzten Brunnen. Das Grundwasservorkommen ist gering ergiebig, so dass die Nutzbarkeit quantitativ eingeschränkt ist

Vorschlag Prioritätenklasse: 2

Entsprechend der Bewertung der vor­hand­enen Untersuchungsergebnisse, der Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt die Einstufung des Altstandortes "Trilager Lederfabrik" in die Prioritätenklasse 2 vor

 

Datum der Texterstellung: März 2005