Sanierte Altlast O69: Deponie Freistadt

Die Deponie Freistadt befindet sich am Südrand der Stadtgemeinde Freistadt. Eine Geländemulde mit einer Fläche von ca. 15.000 m2 wurde zwischen 1960 und 1978 mit ca. 35.000 m3 Hausmüll, Industrie- und Gewerbemüll, Bauschutt sowie Aushubmaterial verfüllt. Im Deponiekörper kam es durch den Abbau von organischer Substanz zu einer stellenweise intensiven Deponiegasproduktion.

Aufgrund der Bebauung im Bereich der Altablagerung war ein Eindringen von Deponiegas in unterirdische Objekte oder Räume grundsätzlich möglich. Im Grundwasser wurde nur eine lokal begrenzte Beeinflussung der Grundwasserqualität festgestellt.

Im Zeitraum von September 2008 bis Mai 2009 wurde ein Großteil der Ablagerungen entfernt. Die verbliebenen Ablagerungen im westlichen und nordwestlichen Bereich wurden zum Teil unter den bestehenden Bebauungen mittels Hochdruckvermörtelung verfestigt oder aufgrund der vorgefundenen Qualität unbehandelt belassen. Durch Grundwasser- und Feststoffuntersuchungen wurde nachgewiesen, dass nach Beendigung der Sanierungsmaßnahmen keine erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt mehr vorhanden sind und auch zukünftig nicht zu erwarten sind. Die Altablagerung Deponie Freistadt ist daher als saniert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Freistadt,
Freistadt,
Freistadt,
252/1, 252/3, 253, 262, 263/2, 263/3, 282/3
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll,
Bauschutt
Fläche Altlast (m²): 17.000 m²
Volumen Altlast (m³): 50.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.06.2005
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.06.2005
Priorität: 3
Datum Ausweisung dekontaminiert: 15.04.2011
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (Teilräumung),
In‐situ‐Immobilisierung

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Beschreibung der Altablagerung

Die Altablagerung „Deponie Freistadt“ befindet sich am Südrand der Stadt Freistadt, ca. 1,5 km vom Stadtzentrum entfernt.

In einer nach Osten hin abfallenden, ehemaligen Geländemulde wurden im Zeitraum zwischen 1960 und 1978 Hausmüll, Industrie- und Gewerbemüll, Bauschutt und Aushubmaterial abgelagert. Die Altablagerung wird im Westen von der Prager Straße, im Norden und Süden von Gewerbegebieten und im Osten von einer Wohnsiedlung begrenzt.

Die Fläche der Deponie beträgt rund 15.000 m², die maximale Tiefe der Ablagerung ca. 10 m unter Geländeoberkante. Die Mächtigkeit der abgelagerten Abfälle wurde mit maximal 5 m festgestellt. Darüber befinden sich Abdeckschichten aus sandigem, kiesigem Material mit unterschiedlicher Mächtigkeit, die im Norden der Altablagerung bis zu 4,5 m erreichen und gegen Süden und Osten hin nur noch aus 0,1 – 0,2 m Mutterboden bestehen. Das Volumen der hausmüllrelevanten Ablagerungen ohne die Abdeckschicht beträgt somit ca. 35.000 m³. Das Volumen der Abdeckschicht beträgt ca. 15.000 m³. An der Basis der Deponie existieren keine technischen Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers. Die Deponiesohle befand sich stellenweise im Grundwasser- bzw. Grundwasserschwankungsbereich.

Untergrundverhältnisse

Der Untergrund wird aus wenig klüftigem Freistädter Granit aufgebaut, welcher durch eine mehrere Meter mächtige Verwitterungsschicht (lehmige Sande – Flinz) überlagert wird.

Die Klüfte im Granit bzw. dessen Verwitterungsschicht (Flinz) bilden den Grundwasserleiter. Die Grundwasserströmung verläuft nach Osten zum ca. 100 m entfernten Vorfluter (Feldaist) hin. Aufgrund der Dichtheit des Flinzes und der geringen Klüftigkeit des Granits ergibt sich eine geringe Durchlässigkeit des Grundwasserleiters (kf-Werte < 10-5 m/s). Der Flurabstand beträgt ca. 3 m östlich der Altablagerung, bis ca. 4 m westlich der Altablagerung. Der Grundwasserkörper ist im Bereich der Altablagerungen ca. 6 - 8 m mächtig. Das Grundwasserspiegelgefälle nimmt nach Osten hin zu und ist generell sehr hoch (5 - 10 %). Der spezifische Grundwasserdurchfluss kann mit ca. 0,2 m3/d abgeschätzt werden. Ausgehend von der Breite des von der „Deponie Freistadt“ betroffenen Grundwasserstroms von ca. 100 m ergibt sich ein Grundwasserdurchfluss in einer Größenordnung von 20 m3/d.

Stellenweise liegt die Altablagerung im Grundwasser- bzw. Grundwasserschwankungsbereich. Im Bereich des Deponiefußes im Osten der Altablagerung existiert eine Sickerwasserdrainage, die an die öffentliche Kanalisation angeschlossen ist. Diese Drainage fasste offensichtlich das am Tiefpunkt im Bereich des ehemaligen Grabens gesammelte Sickerwasser. Ca. 50 bis 100 m östlich der Altablagerung befindet sich die Austufe zur Feldaist hin.

Schutzgüter und Nutzungen

Der westliche Bereich der Altablagerung ist bebaut und wird als Gewerbegebiet genutzt. Das Gewerbegebiet weist eine durchgehende Asphaltdecke auf, die in einem Parkplatzbereich von Versickerungsmulden bzw. einem Sickerschacht unterbrochen ist. Der ca. 9.000 m² große östliche Bereich wurde landwirtschaftlich genutzt (Wiese).

Im Bereich der im Osten anschließenden Wohnsiedlung existieren Nutzwasserbrunnen. Diese Siedlung ist an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen. Die Feldaist fließt ca. 100 m östlich der Altlablagerung.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Im Zuge der ergänzenden Untersuchungen gem. §13 ALSAG wurde nahezu im gesamten Ablagerungsbereich Deponiegas festgestellt. Hohe Deponiegaskonzentrationen wurden vor allem im zentralen Bereich, aber auch stellenweise an den Ablagerungsrändern nachgewiesen. Aufgrund des Alters der Ablagerungen und des relativ geringen Volumens der Abfälle mit organischem Anteil war grundsätzlich nur mehr mit einer geringen Deponiegasproduktion zu rechnen. Aufgrund der Messergebnisse war jedoch bereichsweise die Deponiegasproduktion noch nachhaltig. Eine Ausbreitung von Deponiegas in unterirdische Objekte (Schächte, Garage) wurde nicht festgestellt. Aufgrund der Bebauung im Bereich der Altablagerung war ein Eindringen von Deponiegas in unterirdische Objekte oder Räume grundsätzlich möglich.

Bei den Untergrundaufschlüssen wurden unterhalb der Abdeckschicht Hausmüll, Sperrmüll und Bauschutt angetroffen. Die Untersuchung von Ablagerungsproben ergab stellenweise ein erhöhtes Schadstoffpotenzial durch Kohlenwasserstoffe. Insgesamt ist das Schadstoffpotenzial der Ablagerungen hinsichtlich der Gefährdung des Grundwassers als vergleichsweise gering zu bewerten. Aufgrund der Eluatuntersuchungen war auch mit einem eher gering belasteten Sickerwasser zu rechnen.

Die Ablagerungen erfolgten auf den natürlichen Untergrund. In manchen Bereichen lagen die Ablagerungen im Grundwasser. Ein Eintrag von Schadstoffen in das Grundwasser war daher grundsätzlich leicht möglich. Eine am Deponiefuß in den Abwasserkanal einmündende Sickerwasserdrainage fasste vermutlich das am Tiefpunkt im Bereich des ehemaligen Grabens gesammelte Sickerwasser der Deponie. Der genaue Einzugsbereich der Sickerwasserdrainage war nicht bekannt.

Im Grundwasser wurde eine deutliche Beeinflussung der Grundwasserqualität festgestellt. Durch Sickerwässer aus den Ablagerungen wurden im unmittelbaren Grundwasserabstrom deutlich reduzierende Verhältnisse verursacht. Das Grundwasser wies bereits im Grundwasserzustrombereich eine auffallend hohe Mineralisation (Natrium, Chlorid) auf, die vermutlich auf Straßenabwässer zurückzuführen war. Im Grundwasserabstrom der Altablagerungen waren einzelne Wasserinhaltsstoffe deutlich erhöht (insbesonders Ammonium, Kalium). Erhöhte Schadstoffkonzentrationen (z.B. Kohlenwasserstoffe oder Metalle) wurden im Grundwasser nicht festgestellt.

Die deutliche Veränderung der Grundwasserqualität im Bereich der Altablagerung ergab sich vor allem durch den geringen Grundwasserdurchfluss. Trotz der vergleichsweise geringen Stofffracht, die mit dem Sickerwasser in das Grundwasser gelangte, kam es aufgrund der geringen Verdünnung zu den deutlichen Belastungen im unmittelbaren Grundwasserabstrombereich. Die festgestellte Beeinflussung im Grundwasser nahm mit der Entfernung von der Altablagerung rasch ab. Ein weiterreichender Einfluss auf das Grundwasser wurde nicht festgestellt und war auch nicht für die Zukunft zu erwarten. Im Grundwasserabstrombereich befinden sich Wohnhäuser, die an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen sind. Die im unmittelbaren Abstrombereich vorhandenen Nutzwasserbrunnen können für Trinkwasserzwecke jedenfalls nicht verwendet werden.

Zusammenfassend ergab sich, dass von der Altablagerung aufgrund der nachhaltigen Deponiegasproduktion und der vorhandenen Bebauung eine erhebliche Gefahr für die Umwelt ausgeht. Für das Grundwasser stellten die Ablagerungen keine erhebliche Gefahr dar.

 

SANIERUNGSMASSNAHMEN

Sanierungsziele

Vor der Durchführung der Sanierungsmaßnahmen wurden keine Sanierungsziele festgelegt. In Hinblick auf die geplante Sanierungsmethode wurden Sanierungszielwerte für die am Standort verbleibenden Ablagerungen bzw. den Untergrund festgelegt. Sanierungszielwerte für Deponiegas und Grundwasser wurden keine festgelegt.

Ausgehend von der Gefährdungsabschätzung ist das primäre Sanierungsziel die weitgehende Reduktion der Deponiegasproduktion, sodass keine erhebliche Gefahr mehr für die Umwelt ausgeht.

Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen

Im Zeitraum von September 2008 bis Mai 2009 wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Vorerkundungen,
  • Baustelleneinrichtung sowie Vorarbeiten,
  • Aushub und Entsorgung der Ablagerungen,
  • Immobilisierung der verbliebenen Ablagerungen,
  • Wiederverfüllung bis 2 m über HGW.

Zwischen September 2008 und Mai 2009 wurde ein Großteil der Ablagerungen entfernt. Die unterhalb der Gebäude befindlichen Ablagerungen wurden belassen und teilweise mittels Hochdruckvermörtelungsverfahren verfestigt. Im westlichen Bereich der Altlast wurden die Aushubarbeiten und die Verfestigungen in jenen Bereichen vorgenommen in denen hausmüllartige Ablagerungen vorgefunden wurden. Im nordwestlichen Teil der Altlast wurde durch Erkundungsbohrungen im Vorfeld der Sanierung eine ca. 2 m mächtige Bauschuttschicht unter einer Überdeckung von ca. 4 m angetroffen. Aufgrund der vorgefundenen Qualität des abgelagerten Materials (ohne Hausmüll- oder Gewerbemüllkomponenten) waren keine Sanierungsmaßnahmen erforderlich.

Im Zuge der Aushubarbeiten wurde festgestellt, dass die Altlast im nordöstlichen Bereich eine größere Ausdehnung hatte als bisher angenommen. In diesem Bereich wurden zusätzlich ca. 7.000 m3 Ablagerungen angetroffen. Das abgelagerte Gesamtvolumen stieg somit von ca. 27.000 m3 auf ca. 35.000 m3.

Zu Beginn der Räumungstätigkeiten wurde zunächst der Humus abgehoben und seitlich gelagert. Ebenso wurde die nach Beendigung der Deponierung aufgebrachte Überdeckung abgetragen und für die Wiederverfüllung seitlich gelagert.

Die Räumung der Ablagerungen erfolgte rasterförmig. Entsprechend dem Räumungsfortschritt war die Teilverfüllung von Rasterfeldern möglich, nachdem an der Räumungssohle die Erreichung der Sanierungszielwerte nachgewiesen werden konnten.

Während der Räumung wurde bei den bestehenden Gebäuden Böschungen abgegraben und mit Spritzbeton gesichert. Von dort aus wurden wiederholt, systematische Verpressungen kleiner Injektionschargen aus gehärteter Zement- oder Dämmsuspension vorgenommen. Dadurch wurde das unter den betroffenen Gebäuden verbleibende Ablagerungsmaterial teilweise verfestigt. So wurde um diese Gebäude eine Verfestigungszone geschaffen und die Ablagerungen konnten bis an den Rand dieser Zone abgetragen werden.

Insgesamt wurden bei den Sanierungsmaßnahmen rund 55.000 t Material geräumt und entsprechend entsorgt.

Die freigegebene Ablagerungssohle wurde bis 2 m über HGW wiederverfüllt. Zur Wiederverfüllung gelangten das Überdeckungsmaterial und Bodenaushubmaterial aus dem Stadtgebiet Freistadt. Im nördlichen Bereich der Altlast wurde aufgrund des Höhenunterschiedes von 4 bis 6 m eine massive Trockensteinschlichtung zu Absicherung des Niveauunterschiedes errichtet.

Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen und der Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen

Entsprechend der Gefährdungsabschätzung waren Sanierungsmaßnahmen zur Beseitigung der Gefahr durch Deponiegas erforderlich. Durch die großflächige Entfernung der Ablagerungen und die Verfestigung hausmüllartiger Ablagerungen wurde das Schadstoff- und Deponiegasbildungspotenzial deutlich reduziert. Eine Quantifizierung der erreichten Reduktion der Deponiegasbildung ist aufgrund fehlender Deponiegasmessungen nicht möglich.

Nach Durchführung der Sanierungsmaßnahmen hat sich auch die Grundwasserqualität im Abstrom verbessert. Es wurden zwar zeitweise erhöhte Konzentrationen für einzelne Untersuchungsparameter gemessen, insgesamt nehmen aber die Konzentrationen tendenziell ab. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Grundwasserqualität bereits im Anstrom des Sanierungsbereiches anthropogen beeinflusst ist. Dieser Einfluss ist vermutlich auf versickernde Straßenabwässer zurückzuführen. Entsprechend dem geringen Grundwasserdurchfluss sind die Stofffrachten im Grundwasser generell gering.

Zusammenfassend ergibt sich, dass die Ablagerungen mit erhöhtem Deponiegasbildungspotenzial entfernt oder verfestigt wurden, wodurch das Deponiegasbildungspotenzial insgesamt deutlich reduziert wurde. Ausgehend von der aktuellen Bebauung ist davon auszugehen, dass die noch vorhandenen Deponiegasbelastungen im Untergrund keine erhebliche Gefahr für die Umwelt darstellen. Die Altlast ist daher als saniert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung: Juli 2010