Altlast N84: Deponie B 9 Beim Weißen Kreuz

Eine etwa 80.000 m² große ehemalige Kiesgrube wurde von 1965 bis 1979 mit rund 1.200.000 m³ Hausmüll und hausmüllähnliche Abfälle mit teilweise sehr hohen Anteilen an Kunststofffolien, geschredderte Autoreifen und Papier verfüllt. Die Ablagerung weist ein hohes Deponiegasbildungspotenzial und aufgrund des großen Volumens insgesamt eine große Schadstoffmenge auf. Die aktuelle Deponiegasbildung ist hoch.

Aufgrund der Nutzungssituation ergeben sich durch das Deponiegas keine unmittelbaren Gefahren. Durch Sickerwasser aus dem Ablagerungsbereich kommt es zu einem Schadstoffeintrag in das Grundwasser. Die Schadstoffausbreitung im Grundwasser ist begrenzt. Die Altablagerung stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Es wird eine Einstufung in Prioritätenklasse 3 vorgeschlagen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Bruck an der Leitha,
Schwechat,
Mannswörth,
687/1, 690/2, 691/1, 691/2
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 84.000 m²
Volumen Altlast (m³): 1.200.000 m³
Schadstoff(e) Deponiegas (Methan, Kohlendioxid)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.02.2019
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.02.2019
Priorität: 3
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Beobachtung

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung „Deponie B 9 Beim Weißen Kreuz“ befindet sich unmittelbar südlich der Bundesstraße B 9 gegenüber dem Standort der Borealis Polyolefine GmbH. Bei der Altablagerung handelt es sich um die Verfüllung einer ehemaligen Schottergrube. Auf einer Fläche von ca. 80.000 m² wurden von 1965 bis 1979 Hausmüll und hausmüllähnliche Abfälle mit teilweise sehr hohen Anteilen an Kunststofffolien, geschredderten Autoreifen und Papier verfüllt. Im nord-östlichen Bereich wurden überwiegend Bauschutt sowie Bodenaushubmaterial abgelagert. Die Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt im Mittel etwa 15 m. Die maximale Ablagerungsmächtigkeit wurde mit 21,5 m festgestellt. Das Ablagerungsvolumen kann mit rund 1.200.000 m³ abgeschätzt werden. Die ehemalige Grube wurde ohne technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers verfüllt. Die Sohle der Altablagerung liegt größtenteils über dem Grundwasser, im nordöstlichen Bereich reichen die Ablagerungen bis in das Grundwasser.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung befindet sich aus geologischer Sicht auf der „Schwechater Scholle“, im Randbereich zur südlich anschließenden „Rauchenwarther Platte“. Die Altablagerung liegt innerhalb der so genannten Flughafenterrasse, einer Donau begleitenden Hochterrasse, deren Gelände etwa 15 bis 20 m über der rezenten Donautalniederung liegt. Die mittlere Geländehöhe kann am Nordrand der Altablagerung mit ca. 168 m.ü.A. angenommen werden und steigt Richtung Süden bis auf 178 m.ü.A. an.

Der Grundwasserleiter wird aus quartären Terrassenschottern der Donau sowie aus pannonen Schottern (sandige Kiese, kiesige Sande), die teilweise Konglomeratschichten aufweisen gebildet. Unterlagert werden die Schotter von tertiären Sanden, Schluffen und Tonen, die den Grundwasserstauer bilden und in einer Tiefe zwischen 25 und 28 m unter GOK anstehen. Im westlichen Bereich der Altablagerung befindet sich in einer Tiefe von etwa 10 bis 15 m eine gering durchlässige Schicht, über der sich ein gering mächtiger Sickerwasserhorizont ausgebildet hat.

Im Süden der Altablagerung liegt der Flurabstand des Grundwassers bei 27 m, im Norden bei ca. 17 m. Der Durchlässigkeitsbeiwert liegt im Bereich von ca. 2*10-3 m/s (Norden) bis ca. 4*10-4 m/s (Süden). Die Grundwasserfließrichtung weist von Süden nach Norden. Das Grundwasserspiegelgefälle liegt bei etwa 5 ‰.

Die Menge des im Bereich der Altablagerung versickernden Niederschlags kann grob mit 25 m3/d abgeschätzt werden. Eine Abschätzung des Grundwasserdurchflusses im Bereich der Altablagerung ist aufgrund der sehr heterogenen hydrogeologischen Standortverhältnissen nicht möglich. Es ist davon auszugehen, dass versickerndes Niederschlagswasser im Grundwasser nur in einem geringen Ausmaß verdünnt wird.

Schutzgüter und Nutzungen

Das gesamte Gelände wird aktuell landwirtschaftlich zum Anbau von Getreide oder Feldfrüchten genutzt. Im Norden grenzt die Altablagerung unmittelbar an die Bundesstraße B 9 an. In der
näheren Umgebung befinden sich mehrere Altablagerungen. Am nördlichen Grundstücksrand verlaufen Versorgungsleitungen der OMV.

Die Altablagerung liegt im Anstrombereich eines wasserwirtschaftlich bedeutenden Grundwasservorkommens und eines ca. 1,5 bis 2,5 km entfernten Grundwasserschutzgebiets mit Trinkwasserentnahmestellen. 1 km nordöstlich der Altablagerung fließt die Schwechat.

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GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altablagerung „Deponie B 9 Beim Weißen Kreuz“ handelt es sich um die Verfüllung einer ehemaligen Schottergrube. Auf einer Fläche von ca. 80.000 m² wurden von 1965 bis 1979 Hausmüll und hausmüllähnliche Abfälle mit teilweise sehr hohen Anteilen an Kunststofffolien, geschredderte Autoreifen und Papier sowie Bodenaushubmaterial und Baurestmassen ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz und ohne Deponiegaserfassung verfüllt. Die Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt im Mittel etwa 15 m und maximal im nordöstlichen Ab-lagerungsbereich 21,5 m, das Ablagerungsvolumen kann mit rund 1.200.000 m³ abgeschätzt werden. Entsprechend der augenscheinlichen Beurteilung der Ablagerungen kann der Hausmüllanteil insgesamt auf über 40 % bzw. rund 500.000 m³ abgeschätzt werden.

Bei den Deponiegasmessungen wurden großflächig hohe Deponiegaskonzentrationen festgestellt. Die Ausdehnung der Ablagerungen mit hohem Deponiegasbildungspotenzial wird mit rund 43.000 m2 und einer Kubatur von rund 390.000 m3 abgeschätzt. Die reaktivsten Bereiche befinden sich im zentralen Teil der Altablagerung. Im nordöstlichen Teil der Altablagerung wurden hauptsächlich Bodenaushub und Baurestmassen abgelagert. Entsprechend wurden in diesem Bereich vergleichsweise geringe Deponiegaskonzentrationen festgestellt. Die Untersuchung der Ablagerungen auf leichtflüchtige Schadstoffe ergaben lokal erhöhte Konzentrationen bei den Parametern BTEX und aliphatische Kohlenwasserstoffe. Da im Bereich der Altablagerung derzeit keine Bebauung vorhanden ist, ergeben sich keine erheblichen Gefahren durch die Ausbreitung von Deponiegas.

In den Ablagerungen wurden häufig erhöhte Kohlenwasserstoff und PAK-Gehalte festgestellt. Teilweise wurden erhöhte Metallgehalte festgestellt (Blei, Cadmium, Kupfer, Chrom, Nickel und Zink). Obwohl in der Altablagerung keine größeren Ablagerungsmengen mit hohen Schadstoffkonzentrationen festgestellt wurden, weist die Altablagerung aufgrund des großen Volumens insgesamt eine große Schadstoffmenge auf.

Im westlichen Bereich der Altablagerung befindet sich in ca. 10 bis 15 m Tiefe eine gering durchlässige Schicht, über der sich ein sehr gering ergiebiger Sickerwasserhorizont ausgebildet hat, der entsprechend dem Gefälle der Schicht nach Westen entwässert. Dieses Wasser entsteht durch Versickerung von Niederschlagswasser im Ablagerungsbereich und weist daher eine Qualität ähnlich einem Sickerwasser aus Hausmülldeponien auf. Die Mineralisierung ist sehr hoch, das Wasser ist sauerstofffrei. Die Konzentrationen für Ammonium, Bor, BTEX und PAK sind hoch.

Im Grundwasserleiter (unterhalb des Sickerwasserhorizontes) ist nur ein geringer Einfluss durch Sickerwasser aus dem Ablagerungsbereich erkennbar. Im westlichen Abstrom sind die
Konzentrationen für Ammonium und einzelne Metalle teilweise erhöht, im östlichen Abstrom ist kaum eine Veränderung der Grundwasserqualität feststellbar.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Altablagerung ein großes Deponiegasbildungspotenzial aufweist. Aufgrund der Nutzungssituation ergeben sich durch das Deponiegas keine unmittelbaren Gefahren. Entsprechend dem großen Ablagerungsvolumen weist die Altablagerung eine große Schadstoffmenge auf. Durch Sickerwasser aus dem Ablagerungsbereich kommt es zu einem Schadstoffeintrag in das Grundwasser. Die Altablagerung stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar.

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: groß

Die Altablagerung hat ein Volumen von rund 1.200.000 m³, der Hausmüllanteil liegt über 40 %. Hausmüllablagerungen weisen grundsätzlich eine begrenzte Stoffgefährlichkeit auf. Unter Berücksichtigung des großen Volumens der Hausmüllablagerungen ergibt sich ein großes Schadstoffpotenzial.

Ausbreitung der Schadstoffe: lokal

Sickerwasser aus der Hausmüllablagerung verunreinigt das Grundwasser. Es ist anzunehmen, dass die Beeinflussung der Grundwasserqualität nicht über 100 m im Abstrom reicht. Aufgrund des geringen Grundwasserdurchflusses ist davon auszugehen, dass die Stofffrachten im Grundwasser gering sind. Aufgrund der Größe der Altablagerung ist mittelfristig mit keiner Änderung der Sickerwasseremissionen zu rechnen. Die Schadstoffausbreitung ist als lokal zu beurteilen.

Bedeutung des Schutzgutes: nutzbar

Der von der Altablagerung beeinträchtigte Grundwasserhorizont weist im Bereich der Altablagerung eine geringe Ergiebigkeit auf und ist erst ab dem Abstrombereich quantitativ nutzbar. Es kann weitgehend ausgeschlossen werden, dass das ergiebige Grundwasservorkommen im Donautal in einer Entfernung von wenigen hundert Metern durch die Altablagerung beeinträchtigt wird. Grundwassernutzungen sind von den Grundwasserverunreinigungen nicht betroffen.

Vorschlag Prioritätenklasse: 3

Entsprechend der Bewertung der vorhandenen Untersuchungsergebnisse, der voranstehenden Gefährdungsabschätzung und den im Altlastensanierungsgesetz § 14 festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt vor, die Altablagerung „Deponie B 9 Beim Weißen Kreuz“ in die Prioritätenklasse 3 einzustufen.

 

Datum der Texterstellung: Mai 2018