Gesicherte Altlast N69: Stolllack

Auf dem Altstandort „Stolllack“ werden seit den 1950-iger Jahren Lacke produziert und dabei unterschiedlichste organische Lösungsmittel eingesetzt bzw. gelagert. Im Bereich des Altstandortes ist in zwei Bereichen („Hot Spots“) der wasserungesättigte und der wassergesättigte Untergrund erheblich durch aromatische und chlorierte Kohlenwasserstoffe kontaminiert. Ausgehend von den Untergrundverunreinigungen war eine Ausbreitung der Schadstoffe im Grundwasser festzustellen.

Die Ausbreitung beschränkte sich jedoch auf die unmittelbare Umgebung der Hot Spots bzw. dem nahen Grundwasserabstrom des Altstandortes. Aufgrund der lokalen Grundwasserverhältnisse waren die im Grundwasser transportierten Schadstofffrachten gering und es war auch langfristig mit keiner weitergehenden Ausbreitung der Schadstoffe zu rechnen. Seit August 2017 finden Sicherungsmaßnahmen statt, die hydraulische Maßnahmen umfassen. Durch die Errichtung einer Grundwasserdrainage und dem Betrieb eines Förderbrunnens konnte die Schadstoffausbreitung im Abstrom deutlich reduziert werden.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Mödling,
Guntramsdorf,
Guntramsdorf,
171/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Farben- und Lackindustrie
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 3.300 m²
Volumen Altlast (m³): 11.000 m³
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe, aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.11.2012
Datum der Prioritätenfestlegung: 01.11.2012
Priorität: 3
Datum Ausweisung gesichert: 15.12.2022
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Hydraulische Maßnahmen (Sperrbrunnen (GW-Sicherung))

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Auf dem Altstandort „Stolllack“ wurde im Zeitraum von etwa 1850 bis 1910 ein Ziegelwerk betrieben. Auf dem derzeitigen Betriebsgelände befand sich auch eine Lehmgrube für das Ziegelrohmaterial, die später geflutet wurde („Ziegelteich“). 

Nach dem 1. Weltkrieg wurden auf dem Standort petroleumbetriebene Heiz- und Kochgeräte hergestellt („Kronprinz Werke“). Auf dem Betriebsgelände befand sich auch eine Abfüllstation zur Abgabe von Petroleum in Kleingebinden (Kannen). Im Jahr 1945 wurde das Werk bombardiert und schwer beschädigt. 

 

 

Seit dem Jahr 1957 werden auf dem Altstandort Lacke produziert („Peter Stoll Lackfabrik Guntramsdorf“, später „Stolllack AG“ sowie im Anschluss daran mehrere lackproduzierende Nachfolgeunternehmen). Bis Anfang der 1960-iger Jahre wurden zu diesem Zweck auf dem Standort mehrere Gebäude und Produktionsanlagen errichtet. Eine nächste Betriebserweiterungswelle erfolgte im Zeitraum von 1967 bis 1975. In diesem Zuge wurde auch von 1969 bis 1972 der noch vorhandene „Ziegelteich“ mit „Wandschotter“ verfüllt und im Jahr 1975 mit dem „Objekt 23“ bebaut.

Seit 1983 werden die Fäkal- und Chemieabwässer des Standortes getrennt erfasst. Erstere werden der Kläranlage Guntramsdorf zugeführt, letztere gesammelt und entsorgt. Die Oberflächen- und Kühlwässer werden in den Wiener Neustädter Kanal eingeleitet. Seit 1984 existiert auf dem Standort eine Lösemittelrückgewinnungsanlage. Die verbleibenden Lackschlämme werden seit diesem Zeitpunkt über die Sonderabfallverbrennungsanlage in Simmering entsorgt.

Ab dem Jahr 1989 wurde der Tankwagenabfüllplatz (östlich Objekt 13) und andere Lagerflächen ertüchtigt sowie die zum Teil noch vorhandenen einwandigen durch zweiwandige Tanks ersetzt.

Die hergestellten Beschichtungsstoffe (Lacke) bestehen in der Regel aus den folgenden Komponenten:

      • Bindemittel: Kunstharze wie z. B. Acrylharze, Polyester, o. ä.
      • Pigmente: unlösliche anorganische (z. B. Blei-, Titan-, Eisen- oder Chromverbindungen) oder organische pulverförmige Feststoffe
      • Füllstoffe: z. B. Kaolin, Schwerspat, Calciumcarbonat, Aluminium- und Magnesiumsilikate
      • Lösemittel: z. B. aromatische, aliphatische und chlorierte Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Ketone, Ether
      • Zusatzstoffe: Trockenstoffe (Metallsalze, Salze synthetischer Säuren), Fungizide und Bakterizide (v.a. bei Dispersionsfarben), Verlaufmittel (z. B. Silikone) etc.

Die Lackproduktion ist grundsätzlich ein reiner Misch- und Dispergierprozess oben aufgelisteter Komponenten. Beim ersten Schritt des Produktionsprozesses, dem „Ansetzen und Vordispergieren des Mahlgutes“, wird ein Teil des Bindemittels mit Lösemittel und anderen Zusatzstoffen vermischt und die pulverförmigen Komponenten, wie Pigmente und Füllstoffe zugefügt. Durch schnelllaufende „Dissolver“ werden die Pigmentagglomerate zerschlagen und die Pigmente und Füllstoffe mit der Bindemittellösung benetzt. Bei der anschließenden „Hauptdispergierung“ wird mit kontinuierlich arbeitenden Rührwerksmühlen auf die notwendige Feinheit dispergiert. Auf dem Altstandort wurden ab ca. 1980 die dazu verwendeten offenen Systeme sukzessive durch geschlossene ersetzt. Im letzten Schritt werden schließlich beim „Komplettieren“ die restlichen Komponenten, wie Bindemittel, Lösemittel und Hilfsstoffe zugemischt und damit Farbton, Viskosität und ggf. andere Eigenschaften eingestellt.

Um die Jahrtausendwende wurden auf dem Standort etwa 15.000 t Lacke produziert und dabei rund 4.000 t Lösemittel (Aliphaten, Aromaten, Alkohole, Ester und Ketone), rund 3.000 t Pigmente, 6.000 t Bindemittel und etwa 400 t Zusatzstoffe eingesetzt.

Aus diversen Aufzeichnungen sind folgende außergewöhnliche, potentiell kontaminationsrelevante Ereignisse bekannt:

  • 1964: Explosion auf dem Werksgelände
  • 1977/1978: insgesamt 3 Großbrände (Labor, Nitrowoll-Lager, Produktion)
  • 1987: Großbrand im Nitrowoll-Lager
  • 1988: Kresolaustritt über die Firmenkanalisation in den Wiener Neustädter Kanal
  • 1988: Brand im Leerembalagen-Lager

Untergrundverhältnisse

Im Bereich des Altstandortes wurde eine 0,3 m bis 6 m, im Mittel 2,2 m mächtige Anschüttung aus schluffig-sandigem Kies erkundet, die zum Teil mit Ziegelbruch und Holzresten vermischt ist. Die unterhalb der Anschüttung angetroffenen Sande und Schluffe weisen eine Mächtigkeit von 0,7 m bis 2,7 m auf. Diese Sedimente bilden den Grundwasserleiter, wobei zum Teil auch die Anschüttungen grundwasserführend sind. Im Liegenden dieser Abfolge, die bis in eine Tiefe von maximal 5,7 m unter GOK reicht, steht der relative Grundwasserstauer in Form von tertiärem Tegel an.

Der Flurabstand des angetroffenen Grundwasser beträgt etwa 0,5 m bis 2,8 m. Der Grundwasserstauer liegt bei ca. 2,0 m bis 5,7 m unter Gelände. Die Grundwassermächtigkeit beträgt zwischen 1,9 m und 5,5 m.

Die Grundwasserströmungsrichtung verläuft generell im sehr feinkörnigen Porengrundwasserleiter im nördlichen Bereich des Altstandortes von West nach Ost, im südlichen Bereich von Südwest nach Nordost. Dies ist mit dem starken Hangwasserzutritt im Südwesten zu erklären (das Objekt 22 im Süden des Standortes liegt um ca. 10 m höher als das restliche Betriebsgelände). Entsprechend den vorliegenden morphologischen Verhältnissen weist auch der Grundwasserstauer ein starkes Gefälle von Südwest nach Nordost auf.

Die hydraulische Durchlässigkeit (kf-Wert aus Kurzpumpversuchen) weist große Unterschiede zwischen den einzelnen Messstellen auf und bewegt sich zwischen 2E-06 m/s bis 5E-05 m/s. Das hydraulische Gefälle beträgt generell rund 0,9 % bis 1,4 %. Bei Annahme einer mittleren hydraulischen Durchlässigkeit von 1E-05 m/s, eines mittleren Gefälles von 1,2 % und einer mittleren Grundwassermächtigkeit von 4 m konnte die spezifische hydraulische Fracht im Abstrom des Altstandortes mit rund 0,04 m³ pro Tag und Querschnittsmeter abgeschätzt werden. Bei einer Abstrombreite von rund 300 m konnte ein Grundwasserdurchfluss von etwa 10 m³ pro Tag ableitet werden.

Die Grundwasserneubildung ist aufgrund des hohen Versiegelungsgrades im zentralen Bereich des Altstandortes sehr gering.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Flurabstand des angetroffenen Grundwasserbeträgt etwa 0,5 m bis 2,8 m. Der Grundwasserstauer liegt bei ca. 2,0 m bis 5,7 m unter Gelände. Die Grundwassermächtigkeit beträgt zwischen 1,9 m und 5,5 m.

Der Altstandort „Stolllack“ befindet sich am Nordwestrand von Guntramsdorf zwischen der Mödlinger Straße und daran anschließend einer Bahntrasse (Lokalbahn Wien-Baden) im Osten und der Wiener Neudorfer Straße (B17) im Westen.

Der gesamte Altstandort wird industriell genutzt und ist großteils bebaut bzw. versiegelt. Größere zusammenhängende Grünflächen befinden sich hauptsächlich im westlichen und südöstlichen Randbereich des Altstandortes sowie im Böschungsbereich nördlich des Objektes 22. Im zentralen Bereich des Altstandortes beträgt der Versiegelungs- bzw. Bebauungsgrad > 90 % der Fläche, die unbefestigten Areale beschränken sich hier auf schmale Grünstreifen, die v. a. die Objekte 9, 16 und 20 umgeben.

Der Bereich nordöstlich des Altstandortes wird jenseits der Mödlinger Straße und der Bahntrasse landwirtschaftlich genutzt, ebenso die im Südwesten an den Altstandort jenseits der B17 heranreichenden Flächen. Im östlichsten Bereich grenzt der Altstandort direkt an den Wiener Neustädter Kanal. Die übrigen, den Altstandort umgebenden Flächen werden als Wohn- bzw. Gewerbegebiete genutzt.

Im östlichen Bereich des Altstandortes nahe dem Wiener Neustädter Kanal befindet sich ein betriebseigener Nutzwasserbrunnen („Brunnen Stolllack“), der jedoch nicht mehr in Betrieb ist. Weitere Nutzwasserbrunnen im Grundwasserabstrom des Altstandortes befinden sich rund 70 m östlich (Brunnen Br.2; jenseits des Wiener Neustädter Kanals), 500 m nordöstlich (Brunnen BR7 sowie ein weiterer Brunnen im Bereich des Sportplatzes), 600 m südöstlich und 1000 m östlich von diesem. In der näheren Umgebung des Altstandortes befinden sich keine Trinkwasserversorgungsanlagen.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Auf dem Altstandort „Stolllack“ wurde im Zeitraum von etwa 1850 bis 1910 ein Ziegelwerk und nach dem 1. Weltkrieg ein Werk zur Produktion petroleumbetriebener Heiz- und Kochgeräte betrieben. Im Jahr 1945 wurde das Werk bombardiert und schwer beschädigt.

Ab dem Jahr 1957 wurden auf dem Altstandort Lacke produziert („Peter Stoll Lackfabrik Guntramsdorf“, später „Stolllack AG“ sowie im Anschluss daran mehrere lackproduzierende Nachfolgeunternehmen). Auf dem etwa 6 ha großen Betriebsgelände befinden sich zahlreiche Produktionsanlagen und Lagerbereiche für diverse Ausgangs- und Fertigprodukte sowie für Produktionshilfsmittel.

Im Bereich des Altstandortes befindet sich unter einer im Mittel 2,2 m mächtigen Anschüttung aus schluffig-sandigem Kies, ein sandig-schluffiger Porengrundwasserleiter. Zum Teil sind auch die Anschüttungen grundwasserführend. In einer Tiefe zwischen 2 m und 5,7 m unter GOK steht der relative Grundwasserstauer in Form von tertiärem Tegel an.

Der Flurabstand des angetroffenen Grundwassers beträgt etwa 0,5 m bis 2,8 m. Die Grundwassermächtigkeit beträgt zwischen 1,9 m und 5,5 m. Die Grundwasserströmungsrichtung verlief im nördlichen Bereich des Altstandortes von West nach Ost, im südlichen Bereich von Südwest  nach Nordost. Die hydraulische Durchlässigkeit bewegt sich zwischen 2E-06 m/s bis 5E-05 m/s. Der Grundwasserdurchfluss im Abstrom des Altstandortes konnte mit etwa 10 m³ pro Tag abgeschätzt werden.

Im weiteren Grundwasserabstrom des Altstandortes (1 km) befinden sich keine Trinkwassernutzungen.

In den Jahren 2009 bis 2011 wurden auf dem Altstandort Trockenkernbohrungen abgeteuft und aus diesen Bodenluft-, Grundwasser- und Feststoffproben entnommen und analysiert. Weiters wurden Grundwassermessstellen errichtet und aus diesen sowie bereits bestehenden Messstellen und Brunnen an vier Terminen Grundwasserproben entnommen und analysiert.

Die Untersuchungen des Untergrundes ergaben für den Großteil des Altstandortes eine vergleichsweise geringe Schadstoffbelastung, hauptsächlich durch Mineralölkohlenwasserstoffe mit unterschiedlichen Siedebereichen. In folgenden beiden Bereichen wurden jedoch hohe bis sehr hohe Belastungen nachgewiesen:

  • „Tanklager“: Objekt 13, Tankwagenabfüllplatz und umgebende Bereiche sowie Teile der Objekte 10 und 7
  • „Objekt 12“: südliche Hälfte des Objekts 12 sowie umgebende Bereiche

Diese beiden Bereiche („Hot Spots“) sind durch hohe bis sehr hohe Belastungen des Untergrundes (Feststoff und Bodenluft) in der gesättigten und ungesättigten Zone und des lokalen Grundwassers durch aromatische und chlorierte Kohlenwasserstoffe sowie durch Mineralölkohlenwasserstoffe gekennzeichnet.

Im Feststoff waren hohe Belastungen durch niedersiedende Mineralölkohlenwasserstoffe, hohe bis sehr hohe Belastungen durch aromatische Kohlenwasserstoffe und durch chlorierte Kohlenwasserstoffe festzustellen. Hohe Konzentrationen in der Bodenluft ergaben sich in den beiden Bereichen vor allem hinsichtlich aromatischer Kohlenwasserstoffe. Bei den aus den Bohrungen entnommenen Grundwasserproben waren sehr hohe Belastungen durch Mineralölkohlenwasserstoffe, aromatische Kohlenwasserstoffe und chlorierte Kohlenwasserstoffe festzustellen.

Die Größe der hoch belasteten Untergrundvolumina in den beiden Bereichen konnte grob wie folgt abgeschätzt werden:
•    „Tanklager“: 6.000 m³
•    „Objekt 12“: 5.000 m³

Die weiterführenden Grundwasseruntersuchungen an den neu errichteten und bestehenden Messstellen sowie die durchgeführten Pumpversuche ergaben auch im näheren Umfeld (< 20 m) der beiden hoch belasteten Bereiche eine hohe bis sehr hohe Belastung des Grundwassers mit aromatischen Kohlenwasserstoffen. Im Bereich des Objekts 12 wurden im Zuge eines Pumpversuchs sehr hohe BTEX-Konzentrationen erreicht. Im Bereich „Tanklager“ war zudem eine hohe Belastung durch chlorierte Kohlenwasserstoffe, insbesondere durch Vinylchlorid festzustellen.

Im Abstrom des Altstandortes zeigten sich mit einer Ausnahme keine Beeinträchtigungen des Grundwassers. Die Ausnahme betrifft eine Abstrommessstelle, an der durchwegs sehr hohe Belastungen durch chlorierte Kohlenwasserstoffe, hauptsächlich durch das Abbauprodukt cis-1,2- Dichlorethen, nachgewiesen werden konnte. Eine grobe Abschätzung der in diesem Bereich (Abstrombreite: 50 m) im Grundwasser transportierten Menge an chlorierten Kohlenwasserstoffen ergab aufgrund des geringen Grundwasserdargebots eine vergleichsweise geringe Fracht von maximal 1 g pro Tag.

Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass auf dem Altstandort aufgeteilt auf zwei „Hot Spots“ eine erhebliche Kontamination des ungesättigten und gesättigten Untergrundes mit aromatischen und chlorierten Kohlenwasserstoffen gegeben war. Ausgehend von diesen Kontaminationen war auch das Grundwasser in der unmittelbaren Umgebung der „Hot Spots“ (< 20 m) stark durch diese beiden Schadstoffgruppen belastet. Eine weitergehende Schadstoffausbreitung aromatischer Kohlenwasserstoffe konnte nicht festgestellt werden. Hinsichtlich chlorierter Kohlenwasserstoffe konnte zum Teil eine Schadstoffausbreitung bis in den Abstrom des Altstandortes (< 100 m) nachgewiesen werden. Aufgrund des sehr gering ergiebigen Grundwasserleiters waren die transportierten Schadstofffrachten aber als gering einzustufen. Aufgrund der im Untergrund vorhandenen Schadstoffmengen und der Eigenschaften der Schadstoffe sowie aufgrund der Grundwasserverhältnisse konnte davon ausgegangen werden, dass sich langfristig sowohl die Schadstofffrachten im Grundwasser als auch die weitere Ausbreitung der Schadstoffe betreffend keine wesentlichen Veränderungen ergeben werden.

 

SICHERUNGSMAßNAHMEN

Am Altstandort wurden seit August 2017 folgende Sicherungsmaßnahmen durchgeführt:

  • Errichtung einer Spundwand als Dichtwand zwischen der Grundwasserdrainage und dem Wiener Neustädter Kanal
  • Errichtung einer Grundwasserdrainage mit 5 Putzschächten und 1 Förderbrunnen
  • Errichtung einer Grundwasserreinigungsanlage mit 2 Wasseraktivkohlefiltern
  • Errichtung von 2 Grundwassermessstellen
  • Kontrolluntersuchungen

Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen und der Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen

Mit der Inbetriebnahme der hydraulischen Maßnahmen im Grundwasserabstrom wurden die lokalen Strömungsverhältnisse des Grundwassers verändert bzw. eine dauerhafte Veränderung der Strömungsrichtung erzielt. Das von den Kontaminationsbereichen (Hotspots) abströmende verunreinigte Grundwasser wird durch die Grundwasserdrainage erfasst.

Nach der Inbetriebnahme der Grundwasserdrainage und des Förderbrunnens konnte eine deutliche Reduktion der Konzentrationen an leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen im Abstrom der Altlast beobachtet werden. Generell liegen seit Oktober 2018 die CKW- Konzentrationen im Abstrom der Altlast dauerhaft unter dem Sanierungszielwert von 18 µg/l. Im Jänner 2021 konnte eine signifikante Zunahme der CKW-Konzentrationen im Abstrom der Grundwasserdrainage auf das Niveau vor der Inbetriebnahme der hydraulischen Maßnahmen festgestellt werden, was auf eine abnehmende Förderrate der Pumpe im Förderbrunnen zurückzuführen war. Nach Wiederherstellung des ordnungsgemäßen Pumpenbetriebes sanken die Konzentrationen wieder deutlich unter den Sanierungszielwert.

Im Zustrom zur Grundwasserdrainage wurden lokal erhöhte CKW-Konzentrationen gemessen, wobei ein deutlicher Jahresgang, mit den höchsten CKW-Konzentrationen im Sommer und den geringsten Konzentrationen im Frühjahr, zu beobachten ist. Generell konnte ein abnehmender Trend der CKW-Konzentrationen festgestellt werden. Die CKW-Konzentrationen liegen derzeit im Bereich bzw. über dem Sanierungszielwert von 18 µg/l.

Seit Beginn der hydraulischen Maßnahmen bis zum Ende des Jahres 2021 wurden über den Förderbrunnen rund 48.000 m³ Grundwasser abgepumpt. Bei einer durchschnittlichen CKW- Konzentration von 19 µg/l wurden durch die hydraulischen Maßnahmen seit November 2017 rund 900 g leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe entfernt.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass bei einem ordnungsgemäßen Betrieb der hydraulischen Maßnahmen die Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasserabstrom minimiert wird und eine wirksame Sicherung erzielt wird.
 

 

Datum der Texterstellung:    Mai 2022