Altlast N6: Aluminiumschlackendeponie

Bei der Altlast N 6 „Aluminiumschlackendeponie“ handelt es sich um eine ehemalige Kiesabbaugrube, in die von 1974 bis etwa 1990 ohne Basisabdichtung rund 580.000 m³ Abfälle abgelagert wurden; davon rund 380.000 m³ Aluminiumkrätzestäube mit hohen Gehalten an Aluminium und leicht löslichen Salzen. Ausgehend von der Ablagerung findet ein Eintrag von Ammonium und leicht löslichen Salzen in das Grundwasser statt.

Die eingetragenen Ammoniumfrachten sind als sehr groß zu beurteilen. Mittelfristig ist nicht mit einer wesentlichen Verringerung dieser Frachten zu rechnen. Die Altlast liegt in einem Wasserschongebiet, der vorhandene Trinkwasserbrunnen liegt in ca. 2,5 km Entfernung und ist durch die Verunreinigungen im Bereich der Altablagerung nicht gefährdet. Die Altablagerung stellt eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Die Altlast wurde im Jahr 1991 in die Prioritätenklasse 2 eingestuft. Entsprechend der Bewertung der aktuellen Untersuchungsergebnisse schlägt das Umweltbundesamt keine Änderung der Einstufung der Altlast N6 „Aluminiumschlackendeponie“ vor.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wiener Neustadt,
Wiener Neustadt,
Wiener Neustadt,
3188/1, 3189, 3190
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Betriebsdeponie
Art der Ablagerungen: Industrie-/Gewerbemüll,
gefährliche Abfälle,
Bauschutt
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 46.000 m²
Volumen Altlast (m³): 580.000 m³
Schadstoff(e) Anorganische Schadstoffe (Ammonium, Chlorid)
Metalle (Aluminium)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 19.02.1991
Datum der Prioritätenfestlegung: 28.06.1991
Priorität: 2
Status Maßnahme: in Durchführung
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (vollständige Räumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 23.07.2013

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altlast N 6 "Aluminiumschlackendeponie" ist eine ehemalige Kiesabbaugrube im Südwesten von Wiener Neustadt, die von 1974 bis etwa 1990 mit Abfällen aufgefüllt wurde. Die Deponie ist durchschnittlich etwa 13 m tief und weist bei einer Fläche von ca. 44.000 m² inklusive der Deckschichte ein Volumen von rund 580.000 m³ auf. Abgelagert wurden Abfälle der Holz- und Textilindustrie (1974-1983) sowie Bauschutt und ab ca. 1978 mechanisch aufbereitete Aluminiumkrätze ("Aluminiumschlacken"). Teilweise wurden auch Kunststoffabfälle (Folien, Gummiteile) sowie sehr untergeordnet auch Glas- und Metallabfälle abgelagert. Über den Abfällen befindet sich eine Oberflächenabdeckung incl. Rekultivierungsschicht.

Insgesamt wurden etwa 380.000 m³ Aluminiumkrätzeabfälle, 60.000 m³ Holzspäne und 41.000 m³ sonstige Abfälle abgelagert. Das restliche Volumen von etwa 100.000 m³ nehmen die Deckschichte sowie Zwischenabdeckungen ein, die im Wesentlichen aus Kiesen bestehen. In den tiefsten Deponiebereichen, in denen die Deponiesohle zwischen 273 m ü. A. und 269 m ü. A. liegt, wurden größtenteils keine Aluminiumkrätzeabfälle sondern Holzspäne und sonstige Abfälle abgelagert.

Deponieeinrichtungen zum Schutz des Grundwassers sind nicht vorhanden. Die Ablagerungen, auch der Aluminiumkrätze, erfolgten direkt auf den durchlässigen Untergrund.

Untergrundverhältnisse

Die Altlast liegt innerhalb der Mitterndorfer Senke im Bereich quartärer Kies- und Sandablagerungen, die im Bereich der Deponie Schluff- und Sandanteile unterschiedlichen Ausmaßes aufweisen. Diese Lockersedimente reichen bis in ca. 40 m Tiefe und werden von einer Wechsellagerung aus bis zu 20 m mächtigen Schichten von klüftigem Konglomerat mit bis zu mehreren Metern mächtigen Kies- und Sandlagen unterlagert. Dieses Schichtpaket reicht bis in eine Tiefe von zumindest 100 m.

Die Grundwasserströmung ist im Bereich der Altlast nach Nordosten gerichtet. Die hydraulische Durchlässigkeit wurde mit 3,5 x 10-3 m/s ermittelt. Das hydraulische Gefälle beträgt rund 1,5 ‰. Für die obersten 10 m Grundwassermächtigkeit ergibt sich eine spezifische hydraulische Fracht von rund 5 m³ pro Tag und Querschnittsmeter. Ausgehend von einer Ablagerungsbreite quer zur Grundwasserfließrichtung von maximal 350 m ergibt sich ein Grundwasserdurchsatz von etwa 1.600 m³ pro Tag. Die lokal anfallende Sickerwassermenge kann mit aufgerundet 20 m³ pro Tag abgeschätzt werden, dies entspricht etwa 20 % des Niederschlags. Die Verdünnung von Sickerwasser im Grundwasser ist groß (ca. 1:80).

Zwischen Oktober 2006 und Mai 2010 schwankte der Grundwasserspiegel im Bereich der Altablagerung etwa zwischen 264,5 m ü. A. und 270 m ü. A.

Etwa 500 m nordwestlich der Altablagerung befindet sich eine Grundwassermessstelle des Hydrographischen Dienstes, für die eine langjährige Messreihe verfügbar ist. Da diese Messstelle („315812“) in etwa auf der Isohypse der Messstelle S0 im Anstrom der Altablagerung liegt, lässt sich auch der langjährige Verlauf des Grundwasserspiegels im Bereich der Deponie rekonstruieren (Anmerkung: Im Bereich der tiefsten Stellen der Deponie liegt der Grundwasserspiegel im Allgemeinen etwa 0,5 m niedriger als im Anstrom, der von der hydrographischen Messstelle repräsentiert wird).

Seit Anfang der 1970er-Jahre waren demnach im Bereich der Deponie Schwankungen des Grundwasserspiegels zwischen rund 260 m ü. A. und 270 m ü. A. zu beobachten. Der Höchststand der letzten 38 Jahre wurde in den Jahren 1997 und 1998 sowie in den Jahren 2009 und 2010 erreicht. Alle anderen jährlichen Grundwassermaxima lagen in diesem Zeitraum zwischen 263 m ü. A. und 269 m ü. A. In nebenstehender Abbildung ist auch das Niveau der tiefsten Bereiche des Deponiekörpers eingetragen (rund 269,5 m ü. A.). Das mittlere Niveau der Deponiesohle befindet sich zum Vergleich zwischen 273 m ü. A und 274 m ü. A

Schutzgüter und Nutzungen

Das Areal der Altlast wird zurzeit nicht genutzt. Östlich an die Altlast anschließend befinden sich Kiesabbauflächen, ansonsten wird die Altlast von bewaldeten Grundstücken umgeben.

Die nächstgelegenen Wohnhäuser befinden sich in ca. 500 m Entfernung. Die Siedlungsgebiete von Weikersdorf und Wiener Neustadt sind ca. 2 km entfernt. In Abstromrichtung verläuft in etwa 400 m Entfernung zur Altlast die Südautobahn mit der Abfahrt „Wiener Neustadt West“.

Die Altlast liegt im Grundwasserschongebiet des Wasserwerkes West der Stadt Wiener Neustadt, das ca. 2,5 km in Richtung NNE entfernt ist. Das Wasserwerk Ost liegt ca. 7 km in nordöstlicher Richtung entfernt. Weitere Grundwassernutzungen im näheren Abstrom der Altlast sind nicht vorhanden.

 

UNTERSUCHUNGEN

Im Bereich der Altablagerung wurden in den Zeiträumen von 1988 bis 1990 und von 2007 bis 2010 folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Bodenluftuntersuchungen

  • Trockenkernbohrungen sowie Entnahme und Untersuchungen von Ablagerungsproben

  • Errichtung von stationären Bodenluftmessstellen

  • Durchführung von Deponiegasabsaugversuchen

  • Errichtung von Grundwassermessstellen sowie Entnahme und Untersuchung von Grundwasserproben

  • Durchführung von Pumpversuchen an Grundwassermessstellen

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei der Altlast N 6 „Aluminiumschlackendeponie“ handelt es sich um eine ehemalige Kiesabbaugrube im Südwesten von Wiener Neustadt, die von 1974 bis etwa 1990 mit Abfällen verfüllt wurde. Die Deponie ist durchschnittlich etwa 13 m tief und weist bei einer Fläche von ca. 44.000 m² inklusive der Deckschichte ein Volumen von rund 580.000 m³ auf. Abgelagert wurden Abfälle der Holz- und Textilindustrie (1974-1983) sowie Bauschutt und ab 1978 mechanisch aufbereitete Aluminiumkrätze („Aluminiumschlacken“). Die Ablagerung verfügt über keine Basisabdichtung.

Insgesamt wurden etwa 380.000 m³ Aluminiumkrätzen, 60.000 m³ Holzspäne und 41.000 m³ an sonstigen Abfällen abgelagert. Die im Wesentlichen aus Kiesen bestehenden Deck- und Zwischenabdeckschichten weisen in Summe ein Volumen von etwa 100.000 m³ auf.

Das Areal der Altlast wird zurzeit nicht genutzt. Östlich an die Altlast anschließend befinden sich Kiesabbauflächen, ansonsten wird die Altlast von bewaldeten Grundstücken umgeben.

Die nächstgelegenen Wohnhäuser befinden sich in ca. 500 m Entfernung. Die Siedlungsgebiete von Weikersdorf und Wiener Neustadt sind ca. 2 km entfernt.

Die Altlast liegt im Grundwasserschongebiet des Wasserwerks West der Stadt Wiener Neustadt, das ca. 2,5 km in Richtung NNE entfernt ist. Das Wasserwerk Ost liegt ca. 7 km in nordöstlicher Richtung. In Abstromrichtung verläuft in etwa 400 m Entfernung zur Altlast die Südautobahn mit der Abfahrt „Wiener Neustadt West“.

Die Altlast liegt innerhalb der Mitterndorfer Senke im Bereich quartärer Kies- und Sandablagerungen. Diese Lockersedimente reichen bis in ca. 40 m Tiefe und werden von einer Wechsellagerung aus bis zu 20 m mächtigen Schichten von klüftigem Konglomerat mit bis zu mehreren Metern mächtigen Kies- und Sandlagen unterlagert. Dieses Schichtpaket reicht bis in eine Tiefe von zumindest 100 m.

Die Grundwasserströmung ist im Bereich der Altlast nach Nordosten gerichtet. Der Grundwasserdurchfluss in den obersten zehn Metern des Grundwasserkörpers wurde mit etwa 1.600 m³ pro Tag ermittelt. Die lokal anfallende Sickerwassermenge kann mit aufgerundet 20 m³ pro Tag abgeschätzt werden, dies entspricht etwa 20 % des Niederschlags. Die Verdünnung von Sickerwasser im Grundwasser ist groß (ca. 1:80).

Der Grundwasserspiegel im Bereich der Altablagerung unterliegt Schwankungen von mehr als 10 m (von unter 258 m ü. A. bis über 270 m ü. A.). Die Deponiesohle liegt großteils auf einer Seehöhe von etwa 274 m ü. A. Die tiefsten Stellen der Deponie im östlichen Bereich der Altlablagerung reichen bis zu 5 m tiefer auf eine Seehöhe von ca. 269 m ü. A. Der Großteil der Deponiesohle liegt zumindest 5 m über den durchschnittlichen jährlichen Grundwasserhochständen. Im Zeitraum von 1973 bis 2010 erreichte der Grundwasserstand dreimal (1997, 1998 und 2009/2010) die Deponiesohle auf einer geringen Fläche, wodurch jeweils rund 0,5 % des Deponievolumens eingestaut waren. Im Falle eines 100-jährlichen Hochwasserereignisses würden maximal 30.000 m³ oder etwa 5 % des Deponievolumens eingestaut werden. Der Großteil der Deponiesohle läge in diesem Fall etwa 1 m über dem Grundwasserspiegel.

Untersuchungen an Proben der abgelagerten Aluminiumkrätze ergaben einen Aluminiumgehalt von 20 % bis 30 %, wobei der Anteil metallischen Aluminiums etwa 10 % beträgt, der Rest setzt sich aus Aluminiumoxid (Al2O3), Aluminiumcarbid (Al4C3), Aluminiumnitrid (AlN) und Aluminiumchloriden (AlCl3) zusammen. Entsprechend dem sekundärmetallurgischen Verfahren, aus dem die Aluminiumkrätzen stammen, enthalten sie unterschiedlich hohe Mengen an Salzschlacken. Dabei handelt es sich um leichtlösliche Salze, hauptsächlich Natrium- und Kaliumchlorid, untergeordnet auch Calciumfluorid. Weiters sind teilweise hohe Schwermetallgehalte (z. B. Blei (Median: 940  mg/kg; Kupfer (Median: 5.700 mg/kg und Zink (Median: 4.500 mg/kg)) nachzuweisen, die ein bis zwei Größenordnungen über den entsprechenden Prüfwerten der ÖNORM S 2088-1 liegen. Durch Eluatuntersuchungen konnte eine vergleichsweise geringe Mobilisierbarkeit dieser Schwermetalle nachgewiesen werden. Lediglich Kupfer war in den Eluaten z. T. in erhöhtem Ausmaß nachzuweisen (Maximum: 50 mg/kg; Median: 3 mg/kg; Prüf- bzw. Maßnahmenschwellenwert nach ÖNORM S 2088-1: 1 mg/kg bzw. 10 mg/kg). Entsprechend dem hohen Gehalt an leicht löslichen Salzen im Ausgangsmaterial finden sich in den Eluaten hohe Natrium-, Kalium-, Chlorid- und Fluoridkonzentrationen.

Entsprechend der Menge und der stofflichen Eigenschaften der abgelagerten Abfälle sowie der hohen Mobilisierbarkeit von Stickstoffverbindungen und leicht löslichen Salzen ist das Schadstoffpotenzial der Altablagerung insgesamt als hoch zu bewerten.

Bodenluftmessungen im unmittelbaren Umfeld der Altablagerung ergaben Belastungen durch Methan, Kohlendioxid, Ammoniak und Wasserstoffgas. Phosphin konnte nicht nachgewiesen werden. Die maximalen Methangehalte von 8 Vol.‑% lagen deutlich unter dem Orientierungswert der ÖNORM S 2088-3 für unbebaute Gebiete (20 Vol.-%); die Kohlendioxidgehalte bis auf einzelne Messwerte ebenfalls (Max.: > 8 Vol.-%; Median: 0,8 Vol.-%; Orientierungswert: 5 Vol.‑%). Der mittlere Ammoniakgehalt lag bei rund 0,08 Vol.-% (Max.: 0,09 Vol.-%), der mittlere Wasserstoffgehalt bei rund 3,6 Vol.-% (Max: 18 Vol.-%). Bei achtstündigen Bodenluftabsaugversuchen an ausgewählten Messstellen ergaben sich Kohlendioxidkonzentrationen von < 3 Vol.-% und Methankonzentrationen von < 1 Vol.-%. Ammoniak war mit Ausnahme vereinzelt kurzfristig auftretender Spitzen von < 10 ppm an keiner Messstelle nachweisbar (zum Vergleich: der MAK-Wert für Ammoniak beträgt 20 ppm). Die Wasserstoffkonzentration bewegte sich im Bereich von < 3 Vol.-%, meist lag sie unter 0,5 Vol.-%.

Das Gasbildungspotenzial der Altablagerung ist aufgrund der Stoffeigenschaften der abgelagerten Aluminiumkrätze grundsätzlich sehr hoch. Unter den vorhandenen Standortbedingungen ist die Nachbildungsrate und die Migrationsweite der in der Deponie gebildeten Gasgemische als gering einzustufen. Aufgrund der derzeitigen Nutzung des Deponiegeländes und seines Umfeldes ist entsprechend der Beurteilung der Bodenluftuntersuchungsergebnisse keine erhebliche Gefahr für das Schutzgut Luft vorhanden.

Grundwasseruntersuchungen belegen eine deutliche Beeinträchtigung des Grundwassers durch die Altablagerung. Zum Teil sind sehr hohe Gehalte an Ammonium, Nitrat, Alkalimetallen und Chlorid sowie ein sehr niedriger Sauerstoffgehalt im Grundwasserabstrom festzustellen. Die höchsten Belastungen traten im nördlichen und nordöstlichen Abstrom auf. Ende 2008 und Anfang 2009 war an diesen Messstellen bei den meisten relevanten Parametern verglichen mit dem ursprünglichen Niveau eine Konzentrationserhöhung bis um den Faktor 10 festzustellen. Im Anschluss fielen die Konzentrationen wieder auf das ursprüngliche Niveau. Ende 2009 und Anfang 2010 war erneut ein starker Anstieg, teilweise bis um den Faktor 100, gefolgt von einem neuerlichen starken Konzentrationsabfall zu beobachten.

Die hohen Nitratkonzentrationen – bei gleichzeitig sehr hohen Ammonium- und sehr geringen Sauerstoffgehalten – weisen auf Nitrifikationsprozesse im Grundwasser unterhalb der Deponie hin. Weiterführende Nitrifikationsprozesse, die zu einer signifikanten Abnahme der Ammoniumgehalte im weiteren Abstrom führen würden, sind durch die geringen Gehalte an gelöstem Sauerstoff stark eingeschränkt (an der 150 m entfernten Messstelle S4 liegt der Sauerstoffgehalt durchwegs unter 0,5 mg/l).

Die Fluoridkonzentrationen lagen an den Abstrommessstellen nur bei sehr hohen Grundwasserständen in der Größenordnung des Maßnahmenschwellwerts, ansonsten fast durchwegs unterhalb der Nachweisgrenze.

Im Jahr 1989, d. h. während bzw. kurz nach Beendigung der Ablagerungstätigkeit, waren im Abstrom an allen Messstellen deutlich erhöhte Aluminiumgehalte > 0,1 mg/l festzustellen. Diese erhöhten Aluminiumgehalte waren im Zuge der Untersuchungen in den Jahren 2007 bis 2010 nicht mehr nachweisbar.

Im Abstrom der Ablagerung konnten nur sehr selten, wiederum als Folge sehr hoher Grundwasserstände (Einstau der tiefsten Bereiche) erhöhte Schwermetallkonzentrationen beobachtet werden (Blei vereinzelt in der Größenordnung des Prüfwerts der ÖNORM S 2088-1; Nickel vereinzelt in der Größenordnung des Maßnahmenschwellenwerts der ÖNORM S 2088-1; Kupfer mehrmals im Bereich des Prüfwerts und einmalig an einer Messstelle im Bereich des Maßnahmenschwellenwerts).

Die Grundwasserbelastung durch Chlorid, Natrium, Kalium und Ammonium korreliert zeitlich verzögert mit dem Grundwasserstand. Jeweils zwei bis vier Monate vor den starken Konzentrationsanstiegen im Grundwasser (Jahreswechsel 2008/2009 bzw. 2009/2010) waren Anstiege des Grundwasserspiegels auf eine Höhe von 269 m ü. A. oder höher festzustellen.

Bei diesen sehr hohen Grundwasserständen (≥ 269 m ü. A.) sind vermutlich  hauptsächlich Diffusionsprozesse maßgeblich für den Schadstoffeintrag an leicht löslichen Salzen zu sein. Sofern Deponiebereiche eingestaut werden (≥ 270 m ü. A.), erlangen auch direkte Lösungsprozesse im Grundwasser hohe Bedeutung für das Emissionsgeschehen. Ausschließlich in diesen Fällen kann es auch zu einer geringfügigen Mobilisierung von Aluminium und Schwermetallen kommen. Der Einfluss von Diffusionsprozessen auf das Belastungsbild des Grundwassers sinkt aber mit sinkendem Grundwasserspiegel. Bei normalen Grundwasserständen, die zeitlich mit der „Basisbelastung“ des Grundwassers korrelieren, dürften hauptsächlich konvektive Transportprozesse, d.h. primär Versickerung von Niederschlag in Randbereichen der Deponie für den Eintrag leicht löslicher Salze in das Grundwasser von Bedeutung zu sein. Im Falle von Ammonium scheinen die einfachen Diffusions- und Konvektionsprozesse durch Rücklösungsprozesse von Ammoniakgas und Nitrifikationsprozesse deutlich überlagert zu werden.

Ausgehend von den vorliegenden Grundwasseruntersuchungsergebnissen kann unter Berücksichtigung der Standortverhältnisse die Tiefe des durch Deponiesickerwasser beeinflussten Grundwasserbereiches mit maximal 10 m angenommen werden.

Nebenstehende Tabelle enthält eine grobe Abschätzung der im unmittelbaren Grundwasserabstrom transportierten maximalen und mittleren Schadstofffrachten sowie der Schadstofffrachten, die sich aus der von der Deponie ausgehenden „Basisbelastung bei normalen Grundwasserständen“ unter den bisher angenommenen Randbedingungen (Durchlässigkeit, Mächtigkeit der Grundwasserbelastung) ergeben. Demnach beträgt die mittlere Ammoniumfracht im Abstrom rund 20 kg pro Tag, die maximale rund 300 kg pro Tag. Diese Frachten sind jedenfalls als sehr groß zu bewerten. Die sich bei „Basisbelastung“ (7 mg/l Ammonium) ergebende Fracht von rund 11 kg pro Tag ist als groß zu bewerten. Die Chloridfrachten belaufen sich auf rund 60 kg bis 600 kg pro Tag und die Alkalimetallfrachten auf rund 50 kg bis 300 kg pro Tag. Diese Frachten sind als erheblich zu bewerten.

Die Länge der Schadstofffahne wurde bisher nicht ermittelt. Entsprechend den noch hohen Konzentrationen im Grundwasserabstrom (in ca. 150 m Entfernung) ist mit einer  Ammoniumfahne im Grundwasser mit bis zu 500 m, mit erhöhten Chlorid- und Alkalimetallkonzentrationen möglicherweise auch noch weiter entfernt, zu rechnen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die von der Altlast ausgehenden Chlorid- und Alkalimetallbelastungen von der Salzbelastung in Zusammenhang mit der 400 m nordöstlich der Altlast verlaufenden Südautobahn überlagert werden. Die ca. 2,5 km entfernten Brunnen des Wasserwerks Wiener Neustadt West sind nicht von der Schadstofffahne betroffen. Auf Grund des Alters und der Entwicklung der Grundwasserverunreinigung seit dem Jahr 1989 kann eine mittel- oder langfristige Gefährdung dieses Wasserwerks ausgeschlossen werden.

Die Tetrachlorethenbelastung des Grundwassers ist bereits im Anstrom der Deponie vorhanden und somit nicht auf diese zurückzuführen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Altablagerung entsprechend ihrer Menge und Zusammensetzung ein hohes Schadstoffpotential und ein sehr großes Reaktionspotenzial aufweist. Aufgrund der derzeitigen Nutzung des Deponiegeländes und seines Umfeldes stellen die Gasbelastungen im Untergrund keine erhebliche Gefahr für das Schutzgut Luft dar. Die in das Grundwasser eingetragenen Ammoniumfrachten sind sehr groß und verursachen eine massive Grundwasserbeeinträchtigung. Die Schadstoffausbreitung im Grundwasser ist weitreichend. Kurz- und mittelfristig ist aufgrund der Emissionscharakteristik derartiger Ablagerungen nicht mit einer Abnahme der ins Grundwasser eingetragenen Frachten zu rechnen. Die Altablagerung stellt eine erhebliche Gefahr für das Grundwasser dar.

 

PRIORITÄTENKLASSIFIZIERUNG

Maßgebliches Schutzgut für die Bewertung des Ausmaßes der Umweltgefährdung ist das Grundwasser. Die maßgeblichen Kriterien für die Prioritätenklassifizierung können wie folgt zusammengefasst werden:

Schadstoffpotenzial: hoch

Auf einer Fläche von rund 44.000 m² wurden etwa 380.000 m³ Aluminiumkrätze in Form feinkörniger Stäube mit hohen Gehalten an Aluminium, leicht löslichen Salzen und teilweise auch Schwermetallen abgelagert. Diese Abfälle unterliegen ihren stofflichen Eigenschaften entsprechend unter den gegebenen Bedingungen Reaktionen, die mit Ammonium und leicht löslichen Salzen belastete Sickerwässer zur Folge haben, während Aluminium und Schwermetalle aus der Abfallmatrix nur in sehr geringem Ausmaß mobilisierbar sind. Aufgrund des großen Ablagerungsvolumens und der mobilisierbaren Stoffe ist das Schadstoffpotenzial der Altablagerung insgesamt als hoch zu bewerten.

Schadstoffausbreitung: weitreichend

Ausgehend von der Altablagerung ist im Grundwasserabstrom eine Belastung durch Ammonium, Nitrat, Alkalimetalle und Chlorid festzustellen. Die abschätzbaren mittleren Ammoniumfrachten sind als sehr groß zu beurteilen, die Frachten der anderen maßgeblichen Stoffe (Chlorid etc.) als erheblich. Die Ammoniumbelastungen reichen vermutlich bis maximal 500 m in den Grundwasserabstrom. Die Schadstofffahne ist daher als lang zu klassifizieren. Kurz- und mittelfristig ist nicht mit einer Abnahme der ins Grundwasser eingetragenen Frachten zu rechnen, so dass auch keine Veränderung der Schadstofffahne zu erwarten ist. Entsprechend der sehr großen Ammoniumfracht im Grundwasser und der langen Schadstofffahne ist die Schadstoffausbreitung insgesamt als weitreichend zu bewerten.

Schutzgut: gut nutzbar

Die Altablagerung befindet sich in einem Grundwasserkörper mit großem Dargebot und im Wasserschongebiet des Wasserwerks West der Stadt Wiener Neustadt, das in ca. 2,5 km Entfernung im Grundwasserabstrom liegt. Eine Gefährdung dieses Wasserwerks durch die Altablagerung ist auszuschließen.

Prioritätenklasse – Vorschlag: 2

Die Altlast wurde im Jahr 1991 in die Prioritätenklasse 2 eingestuft. Entsprechend der Bewertung der aktuellen Untersuchungsergebnisse, der aktualisierten Gefährdungsabschätzung und den im § 14 Altlastensanierungsgesetz festgelegten Kriterien schlägt das Umweltbundesamt keine Änderung der Einstufung der Altlast N6 „Aluminiumschlackendeponie“ vor.

 

Datum der Texterstellung:     Oktober 2010