Sanierte Altlast N33: Werft Korneuburg

Auf einer etwa 20 ha großen Fläche westlich des Stadtgebietes von Korneuburg wurde in den Jahren 1845 bis 1994 eine Werft betrieben. Entsprechend den zahlreichen, unterschiedlichen Anlagen wurde eine Vielzahl umweltgefährdender Stoffe verwendet und gelagert.

Am Standort wurden Untergrundbelastungen mit Metallen, Mineralöl, leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (LHKW) und aromatischen Kohlenwasserstoffen (BTEX) sowie zum Teil mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) festgestellt. Im Grundwasser wurden Verunreinigungen mit Mineralölkohlenwasserstoffen und Phenolen sowie punktuelle Einträge von LHKW nachgewiesen.

Im Zeitraum von Juni 2003 bis Juli 2005 erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten, die den Abbruch von Gebäuden, Bodenluftabsaugung, den Aushub von kontaminiertem Untergrund und die Wiederverfüllung mit entsprechendem Material umfassten. Der Sanierungserfolg wurde durch chemische Analysen an der Sohle der ausgehobenen Bereiche sowie durch Bodenluftuntersuchungen bestätigt. Mittels Grundwasseruntersuchungen wurde nachgewiesen, dass von der sanierten Altlast keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Grundwasser mehr ausgehen.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Korneuburg,
Korneuburg,
Korneuburg,
533/17, 533/49, 533/57, 533/62, 533/63, 533/64, 533/65, 533/66, 533/67, 533/68, 533/69, 533/70, 533/71, 533/72, 533/73, 533/74, 533/75, 533/76, 533/77, 533/78, 533/79, 915/1, 916/1, 916/2, 917, 1264/1, 1264/2, 1334/2, 1334/4, 1334/5, 1334/6, .768, .769
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Hafenanlage
Fläche Altlast (m²): 190.000 m²
Schadstoff(e) Mineralölkohlenwasserstoffe (aliphatische Kohlenwasserstoffe, Schmierstoffe/Hydrauliköle)
Metalle (Blei, Chrom)
Organische Lösungsmittel (aromatische Kohlenwasserstoffe, leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 06.07.1999
Datum der Prioritätenfestlegung: 02.02.2000
Priorität: 3
Datum Ausweisung dekontaminiert: 15.10.2009
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Pneumatische Maßnahmen (Bodenluftabsaugung),
Räumung (Teilräumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.03.2000

BESCHREIBUNG DER ALTLAST

Die Werft Korneuburg befindet sich westlich des Stadtgebietes von Korneuburg zwischen der Autobahn A22 bzw. der Schiffswerftstraße im Nordosten und der Donau im Südwesten. Am Werkstandort wurde von ca. 1845 bis 1994 eine Werft betrieben. Die Fläche des Altstandortes beträgt rund 20 ha.

Am Altstandort befanden sich u.a. folgende Anlagen:

  • Slipanlagen nördlich und südlich des Werfthafens,
  • große Schiffbauhalle incl. Anbau,
  • Bauschlosserei, Schmiede,
  • Werkzeugmacherei, Spenglerei, Schmiede,
  • Tischlerei, Lackierbox, Schlosserei,
  • Lackierung, Entfettung,
  • mehrere Farblager,
  • mehrere Lagerplätze, Zentralmagazin,
  • Polyesterbau.

In den verschiedenen Betriebsteilen der Werft wurden u.a. organische Lösungs- bzw. Entfettungsmittel, Mineralöle sowie diverse Farbanstriche und Lacke eingesetzt.

In weiten Teilen der "Werft Korneuburg" existieren künstliche Ablagerungen (Bauschutt, Schlacke, Sande bis Kiese).

Im NE-Teil des Werftgeländes existiert eine Betriebsdeponie. Hier wurden rund 25.000 m³ hausmüllähnlicher Gewerbemüll (z.B. Metallschrott, ausgehärtete Polyesterharze, Glas, Kunststoffreste, Schlacken, Fässer, Textilien) abgelagert. Die Mächtigkeit der Ablagerung beträgt bis zu ca. 4 m. Die Ablagerung erfolgte ohne technische Maßnahmen zum Grundwasserschutz.

Der Altstandort wird teilweise gewerblich genutzt. In der großen Schiffbauhalle werden Kühlschränke gelagert. In der unmittelbaren Umgebung des Altstandortes gibt es keine Grundwassernutzungen. Ca. 2 km östlich der Werft existiert ein Grundwasserschongebiet.

Untergrundverhältnisse

In weiten Teilen des ehemaligen Werftgeländes existieren künstliche Ablagerungen die im Wesentlichen aus Bauschutt, Schlacken, Sanden und Kiesen bestehen.

Der Untergrund im Bereich des Altstandortes ist wie folgt aufgebaut:

  • großteils künstliche Ablagerungen (bis zu ca. 4 m mächtig),
  • Wechsellagerung aus quartären Sanden, Kiesen und Schluffen bis zu 9 m unter Gelände,
  • quartäre Kiese bis zu 16 m unter Gelände,
  • ab ca. 11 bis 16 m unter Gelände: Sande, Tone und Schluffe (Tertiär).

Die quartären Sedimente bilden den ersten Grundwasserleiter. Der Flurabstand des Grundwassers beträgt ca. 3 bis 5 m. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters beträgt ca. 10-2 bis 10-4 m/s. Entsprechend den Einflüssen des Donauwasserstandes kann das Grundwasserspiegelgefälle mit rund 0,2 bis 0,4 % abgeschätzt werden, der hydraulische Durchfluss im Bereich des Altstandortes schwankt daher etwa zwischen 350 bis 700 m³/d.

Die lokale Grundwasserströmung ist im Bereich der Werft nach Süden zum Werfthafen gerichtet. Bei hohen Wasserständen der Donau wird der Grundwasserkörper durch Oberflächenwasser gespeist. Dann ist eine Umkehr der Grundwasserströmungsrichtung festzustellen. Der Altstandort befindet sich im Überschwemmungsgebiet der Donau.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort wurde vor den Sanierungsmaßnahmen teilweise gewerblich genutzt. In der großen Schiffbauhalle wurden Kühlschränke gelagert. Nach der Sanierung wird der Altstandort gewerblich genutzt, unter anderem für kulturelle Veranstaltungen.

In der unmittelbaren Umgebung des Altstandortes gibt es keine Grundwassernutzungen. Etwa 2 km östlich der Werft existiert ein Grundwasserschongebiet.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Am Altstandort wurde von ca. 1845 bis 1994 auf einer Fläche von rund 20 ha eine Werft betrieben. In den verschiedenen Betriebsanlagen der Werft wurden u. a. organische Lösungs- bzw. Entfettungsmittel, Mineralöle und diverse Farbanstriche und Lacke eingesetzt.

Zur Beurteilung der Bodenluftanalysenergebnisse erfolgt ein Vergleich der Analysenwerte mit Orientierungswerten der ÖNORM S 2088-1. In der folgenden Tabelle ist die Anzahl der Proben, die als gering bzw. nicht belastet, belastet und stark belastet einzustufen ist, angegeben.

 

Zuordnung der Bodenluftanalysenergebnisse in Bewertungsklassen

Parameter g. b. b. st. b.
Summe LHKW 207 7 3
Summe BTX 210 4 2
Summe KW (C2-C10) 215 1 0

 

g. b. gering bzw. nicht belastet (< Prüfwert)

b. belastet (Prüfwert bis Maßnahmenschwellenwert

st. b. stark belastet (> Maßnahmenschwellenwert)

 

Die Tabelle zeigt, daß insgesamt 17 Proben durch leichtflüchtige halogenierte, aromatische bzw. aliphatische Kohlenwasserstoffe als belastet bzw. stark belastet einzustufen sind. Entsprechend der Verteilung der Entnahmestellen dieser Proben liegen am Altstandort punktuelle Verunreinigungen durch flüchtige organische Schadstoffe der wasserungesättigten Bodenzone vor.

Zur Beurteilung der durchgeführten Gesamtgehalts- und Eluatuntersuchungen erfolgt ein Vergleich der Analysenwerte mit Orientierungswerten. In der nächsten Tabelle erfolgt eine Einteilung der Proben in Bewertungsklassen.

 

Einteilung von Proben der Gesamtgehalts- und Eluatuntersuchungen in Bewertungsklassen

 

Parameter Eluat  Probenanzahl g.b. Eluat Probenanzahl b. Eluat Probenanzahl st.b.
pH-Wert 250 7 0
el. Leitfähigkeit 257 0 0
CSB 240 9 8
Ammonium 253 3 0
AOX 95 6 -
Phenolindex 21 0 0
Summe PAK 60 4 2
Summe KW 68 - 2
Arsen 105 - 0
Blei 93 12 0
Cadmium 105 - 0
Chrom ges. 105 0 0
Kupfer 105 - 0
Nickel 105 - 0
Zink 105 - 0
Quecksilber 26 0 0

 

 

Parameter

Gesamtgehalt Probenanzahl g. b. Gesamtgehalt Probenanzahl b. Gesamtgehalt Probenanzahl st. b.
Summe PAK 66 0 0
Summe KW 237 11 9
Arsen 231 42 4
Blei 79 124 74
Cadmium 270 6 1
Chrom ges. 218 56 3
Kupfer 98 61 18
Nickel 237 39 1
Zink 79 69 29
Quecksilber 26 0 0

Die Tabelle zeigt, daß bei den Gesamtgehalten einige Proben beim Parameter Summe KW und zahlreiche Proben bei den Schwermetallen als stark belastet einzustufen sind. Bei den Schwermetallen sind Überschreitungen der jeweiligen Maßnahmenschwellenwerte vor allem bei den Parametern Blei, Zink und Kupfer feststellbar. Die maximal gemessenen Werte bei den Parametern Summe KW bzw. Blei stellen eine 55 bzw. 38-fache Überschreitung der jeweiligen Maßnahmenschwellenwerte dar.

Aufgrund der festgestellte Gesamtgehalte für den Parameter Summe KW sind am Altstandort punktuell starke Belastungen vorhanden. Bei den Schwermetallen wurden am Festland Maßnahmenschwellenwerte vor allem bei der Betriebsdeponie, der Slipanlage und den östlich bzw. südöstlich angrenzenden Bereichen sowie bei der Tischlerei, Lackierbox und Schlosserei einschließlich der nordwestlich bzw. nordöstlich anschließenden Bereiche überschritten. Im Bereich der Insel waren bei den Schwermetallen Überschreitungen von Maßnahmenschwellenwerten bei der Slipanlage, im SE-Teil des Anbaues zur Schiffbauhalle sowie am Südteil der Insel festzustellen. Die Ergebnisse zeigen auch, daß weitere punktuelle Schwermetallkontaminationen (z.B. NW des Werfthafens, E des Eisenlagerplatzes, NE des Zentralmagazines) am gesamten Areal der Werft möglich sind.

Im Eluat können stark belastete und belastete Proben bei den Parametern CSB sowie vereinzelt bei den Parametern Summe PAK und Summe KW festgestellt werden. Einige Proben sind außerdem bei den Parametern el. Leitfähigkeit, Ammonium, AOX und Blei als belastet einzustufen.

An einer Probenahmestelle unmittelbar NW der großen Schiffbauhalle wurden stark erhöhte FCKW-Gehalte in der Bodenluft, CSB, Ammonium, Summe KW und AOX-Werte im Gesamtgehalt bzw. Eluat gemessen. Da in dieser Halle zur Zeit Kühlschränke gelagert werden, kann diese punktuelle Belastung der wasserungesättigten Bodenzone nicht eindeutig der Werft zugeordnet werden.

Erhöhte AOX-Meßwerte wurden an Proben aus den Bereichen des Farblagers unmittelbar W der Betriebsdeponie und dem Polyesterbau festgestellt.

Zusammenfassend zeigen die Gesamtgehalts- und Eluatuntersuchungen, daß zum Teil massive Kontaminationen des Untergrundes mit Schwermetallen und lokal auch mit Kohlenwasserstoffen bestehen. Diese Belastungen können flächenhafte diffuse Einträge von Schadstoffen in das Grundwasser bewirken und lokal auch Verunreinigungen verursachen.

Zur Beurteilung der Grundwasseranalysen erfolgt ein Vergleich der Analysenergebnisse mit Hintergrundwerten. Als Hintergrundwerte werden Analysenergebnisse von Wasserproben aus der im Westen des Altstandortes gelegenen Meßstelle S3 herangezogen. In der folgenden Tabelle werden für Parameter, bei denen zumindest zeitweise erhöhte Meßwerte im Vergleich zum Hintergrund festgestellt werden können, die betroffenen Grundwassersonden angeführt.

 

Grundwassermeßstellen bei denen zumindest zeitweise erhöhte Meßwerte im Vergleich zum Hintergrund gemessen wurden

Summe KW S1, S2, S4, S5, S8, S10, S11, S17
1,1,1-Trichlorethan S6, S8, S9, S10, S11
Trichlorethen S10
Toluol S4, S10
Phenolindex S1, S2, S4, S5, S6, S7, S8, S10
KMnO4-Verbrauch S10, S11, S12, S13, S14
AOX S4, S8, S10
Blei S5
Kupfer S7

Die erhöhten Meßwerte bei der GW-Meßstelle 10 bei den Parametern Trichlorethen, Toluol, AOX, Summe KW und KMnO4-Verbrauch stehen im Zusammenhang mit den beim Farblager festgestellten Kontaminationen des Untergrundes durch Kohlenwasserstoffe (Bodenluft bzw. Feststoffuntersuchungen). Die erhöhten AOX-Meßwerte von Grundwasserproben aus der Meßstelle S4 können mit den festgestellten Belastungen des wasserungesättigten Bodens im Bereich des Polyesterbaues und die erhöhten Werte des Parameters KMnO4-Verbrauch bei den Meßstellen S11 bis S14 mit der Betriebsdeponie in Zusammenhang gebracht werden.

Die in den übrigen Meßstellen festgestellte Veränderung der Grundwasserqualität kann nicht eindeutig bestimmten Betriebsanlagen oder Bodenverunreinigungen zugeordnet werden, weist aber auf einen zeitweisen, flächenhaften Schadstoffeintrag im Bereich des Altstandortes hin.

Zur Beurteilung der Grundwasserqualität erfolgt ein Vergleich der Analysenergebnisse mit Orientierungswerten der ÖNORM S 2088-1. Maßnahmenschwellenwerte wurden jeweils an einem Beprobungstermin bei den Parametern Summe KW (S4) und Phenolindex (S2, S5 und S7) überschritten. Außerdem sind Prüfwertüberschreitungen an zwei Terminen bei den Parametern Summe KW (S8) und KMnO4-Verbrauch(S10 bis S14) und an einem Termin beim Parameter Phenolindex (S1, S4, S6, S8, S10) festzustellen.

Zusammenfassend zeigen die Untersuchungsergebnisse, daß im Bereich des Altstandortes "Werft Korneuburg"

  • in mehreren Bereichen großflächige Verunreinigungen des Untergrundes insbesondere der obersten Bodenschichten mit Schwermetallen gegeben sind,
  • einige lokale Kontaminationen durch Schwermetalle bzw. auch durch organische Schadstoffe bestehen und
  • an mehreren Stellen Einträge insbesondere von organischen Schadstoffen in das Grundwasser zu beobachten sind,
  • eine weiterreichende Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser über den Werkstandort hinaus nicht zu erwarten ist.

 

SANIERUNGSMAßNAHMEN

Im Zeitraum von Juni 2003 bis Juli 2005 wurden folgende Sanierungsmaßnahmen durchgeführt:

  • Bodenluftabsaugung im Bereich des ehemaligen Farblagers
  • Abbruch von auf dem Areal befindlichen Gebäuden
  • Aushub des kontaminierten Untergrundes (zum Teil innerhalb von Gebäuden)
  • Vor Ort Sortierung bzw. Zwischenlagerung des sortierten Materials auf dem Areal
  • Entsorgung der kontaminierten Materialien
  • Wiederverfüllung der ausgehobenen Teile des Areals zur Geländeregulierung

In der nebenstehenden Abbildung sind die Bereiche der ehemaligen Betriebsanlagen mit den Aushubbereichen dargestellt sowie die Lage der für die Kontrolluntersuchungen zur Verfügung stehenden Grundwassermessstellen eingetragen.

Beurteilung des Sanierungserfolges

Durch die Sanierungsmaßnahmen wurden verunreinigte Untergrundbereiche im Bereich der Werft Korneuburg weitestgehend entfernt, eventuell vorhandene Restbelastungen sind maximal kleinräumig noch vorhanden. Im Grundwasser ist noch eine geringfügige Beeinflussung durch die ehemaligen Kontaminationen nachweisbar, die Grundwasserqualität zeigt jedoch leicht steigende Tendenz. Auf Grund der geringen Schadstofffrachten und der hydrogeologischen Gegebenheiten am Standort sind keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Grundwasser vorhanden und auch zukünftig nicht zu erwarten.

Zusammenfassend ergibt sich daher, dass am Standort der ehemaligen Werft Korneuburg keine erheblichen Gefahren für das Schutzgut Grundwasser mehr vorhanden sind und die Altlast als saniert zu bewerten ist.

 

Datum der Texterstellung:    Februar 2009